6. Kapitel
„Was?" Lea starrte Mister Liquid entsetzt an. Die ganze Stunde hatte sie eine Gänsehaut gehabt und sich immer wieder sagen müssen, dass dieser Mann bereits tot war und keinen Schaden mehr anrichten konnte.
„es ist wahr", murmelte Mister Liquid erschöpft, „die Regierung in Sivik konnte nichts dagegen tun."
Endlich schaltete sich Leas Gehirn wieder ein und sie fragte: „Warum erzählen sie mir das? Und wenn sie es schon einem Schüler erzählen, warum dann nicht einem erfahrenen Kämpfer wie Kia oder Silina?"
„Weil", hauchte ihr Geschichtslehrer, „es nur dich von den Schülern her angeht. Ich bin ein Dschinn, ein Flaschengeist. Ich kann in eine Flasche hineingehen und aus einer anderen wieder herauskommen. So habe ich schon viele Gespräche belauscht, die mich nichts angingen. So habe ich auch von dem Ausbruch von Lunik erfahren. Und ich meine es geht nur dich etwas an, weil er beide Eltern von dir umgebracht hat."
Lea starrte den Lehrer fassungslos an. Jetzt wusste sie, dass ihre Angst gegenüber Lunik Fokiv berechtigt war. Denn dieser Mann. Skrupellos. Hinterhältig. Gemein. Hatte ihre Eltern umgebracht. Ihre Kindheit zerstört. Und so viel Schmerz hinterlassen.
Nachdem sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, fragte sie: „Sie kannten meine Eltern? Was waren sie für Fabilis? Habe ich Geschwister? Und was zum Teufel ist überhaupt mein Nachname?!?"
„Ja ich kannte deine Eltern", begann Mister Liquid leise, „Sie waren auch in der Armee von Sivik. Sie haben Luniks Taten aufgedeckt und sich als Erste in die Schlacht gestürzt. Dein Vater war mein Seelenpartner Lea. Ein Teil meiner Selbst ist mit ihm gestorben und wird für immer verloren sein. Deine Mutter hielt ihre Fabelwesen geheim. Vielleicht hätte ich es noch erfahren, aber dafür ist es nun zu spät. Dein Vater war ein Lindwurm. Übrigens Lindwürmer sind gar nicht diese riesigen Schlangendrachen. Sie sind klein. Nur etwas größer als ein Salamander. Aber dafür können sie fliegen und sind hochgiftig. Du hast einen Bruder, aber ich habe keine Ahnung ob er noch lebt oder schon tot ist. er müsste jetzt etwas 19 sein. Dein Vater hieß Filuran mit Nachnamen, also gehe ich davon aus, dass du auch so heißt."
„Danke", flüsterte Lea. Sie wusste jetzt viel mehr über ihre Eltern und deren Vergangenheit und sie konnte Mister Liquid noch viel mehr fragen.
„So. dann schreibe ich dir jetzt eine Entschuldigung für die erste Hälfte der nächsten Stunde und dann machst du dich auf den Weg. wir sehen uns noch in Alte Sprachen und Mythologie!"
In Geografie bei Dr Nephesus, dachte sie über das nach, was ihr Mister Liquid erzählt hatte und wurde so mehrere Male unvorbereitet drangenommen.
Endlich war Mittagspause und Lea traf sich mit Kia und Mila draußen im Schulhof,(eine riesige Fläche mit Wald, Fluss und großer Wiese) nachdem sie sich Essen aus der Küche geholt hatten. In der Schule gab es keine Kantine, da die meisten Schüler zu unterschiedlichen Zeiten aßen. man konnte sich sein Essen mit nach draußen nehmen oder in der Küche, wo es allerdings nur zwei Tische à la 3 Plätze gab. Lea und Kia hatten sich unter einen einsamen Baum, nahe des Flusses gesetzt, als Lea zu ihnen stieß und sich auf eine Wurzel fallen ließ.
„Uff", stöhnte sie.
„Was?", fragte Mila, „hat es was mit dem Gespräch bei Mister Liquid zu tun?"
„Ja", stöhnte Lea . All die Erregungen die sie Während des Gesprächs verspürt hatte, krochen langsam wieder in ihr hoch und sie konnte nicht anders, sie begann hemmungslos zu weinen. Der Kummer, die Wut und selbst das kleine Bisschen Hoffnung entluden sich mit einem Mal. Sie war normalerweise nicht nah am Wasser gebaut: Als sie sich das Bein gebrochen hatte, weil sie von dem riesigem Klettergerüst der Schule gefallen war, hatte sie keine einzige Träne vergossen. Selbst als ihre einzige Freundin weggezogen war und sie allein zurückgelassen hatte, hatte sie es sich verkneifen können. Doch das war zu viel!
„Hey", murmelte Kia, „ist doch alles gut. willst du ein Stück von meiner Schokolade. In irgendeinem Wisch stand mal, dass Schokolade Glücksgefühle auslöst."
Kia war es eindeutig nicht gewöhnt zu trösten. Unter Tränen begann Lea zu lachen und umarmte Kia einmal ganz fest.
„Danke", flüsterte sie ihr in die dunkelroten Haare, die ein wenig verbrannt rochen.
Kia erwiderte ihre Umarmung ein wenig verdattert. dann lächelte sie und warf Mila einen triumphierenden Blick zu: „Siehst du! Ich werde später mal Profi-Trösterin." Diese Aussage war Mila nicht einmal eine Antwort wert, sie schüttelte nur den Kopf und fuhr fort, ihr Essen zu essen.
„Aber was war eigentlich los, weswegen du geweint hast?", fragte sie stattdessen.
„Mister Liquid hat mir erzählt, dass er meine Eltern gekannt hat. Und", ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals, „dass ich einen Bruder habe."
Mila legte ihr wie selbstverständlich einen Arm um die Schultern und umarmte sie.
„Er hat mir gesagt, was für Fabilis, meine Eltern und mein Bruder waren.", fuhr sie leise fort.
„Ich dachte deswegen bist du hergekommen?", sagte Kia. Sie schien zu spüren wie sehr das alles Lea zu Herzen ging, denn dieses Mal folgte keine "witzige" Bemerkung.
„Ja, schon...", meine Lea, „aber ich habe sie mir nie so richtig vorgestellt und jetzt wird mir so richtig bewusst, was ich alles nicht erleben darf. Und was es auch für andere Menschen für Schmerz bedeutet hat."
„Aber Lea", Sagte Mila sanft, „denk doch Mal daran was du gewonnen hast, nicht nur was du verloren hast. durch dieses Gespräch. Denk doch daran daran, was du gewonnen hast. Du hast Mister Liquid gefunden. Er kannte deine Eltern und mit jedem Wissen, das du dir über deine Eltern aneignest gehen sie nicht verloren, sie bleiben in deinem Herzen erhalten."
Milas Worte hatten den beginnenden Riss, in ihrem Inneren ein wenig geschlossen. Er würde für immer dort bleiben, aber wenn sie die Erinnerung an ihre Eltern bewahrte, würde er vielleicht nicht so tief sein.
Den Rest der Mittagspause unterhielten sich die drei Mädchen über Eltern im Allgemeinen, Leas altes Leben und das Leben in Lievy.
In der Stunde Alte Sprachen strengte sie sich ebenso wie in der darauffolgenden Stunde Mythologie an, obwohl sie in Alte Sprachen keinen Schimmer hatte um was es überhaupt ging.
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