5. Kapitel
Wasser. Überall Wasser. Doch Lea spürte keine Angst. sie genoss die Massen die sie umfingen und tauchte unter. Die Strömung trieb sie vorwärts und Lea spürte ihre Kraft. Doch etwas störte. Die Strömung trug sie nicht mehr fließend, wie es sich für Wasser gehörte, sondern ruckelnd. Sie kam nicht mehr vom Fleck. Und jetzt störten auch noch diese Geräusche.
„Lea. Lea! Lea! Aufwachen!", drang die Stimme von Kia an ihr Ohr. „Dein Wecker hat schon viermal geklingelt und du bist immer noch nicht wach. Irgendwann konnte ich den Lärm nicht mehr ertragen und bin rübergekommen."
„Danke", murmelte Lea, immer noch benommen, „neben mir könnte eine Bombe hochgehen und ich würde es nicht bemerken. Ich schlafe sehr tief. Der Wecker war eine Notlösung, normalerweise weckt mich meine Pflegemutter Valerie, die hat ihre Techniken über Jahre verfeinert."
„Nachdem du deinen Vortrag nun beendet hast, können wir genauso gut in den Unterricht gehen. Wir haben gleich Geschichte bei Mister Liquid", erwiderte Kia spitz.
Hastig zog Lea sich um und folgte Kia in die Gänge hinein. Das Frühstück musste eben ausfallen. Als sie in die Klasse kamen, warf Kia einen kurzen Blick auf die Uhr und teilte Lea mit, dass sie noch etwa 10 min Zeit hatten bevor der Unterricht losging.
Es ärgerte Lea ein bisschen , dass Kia sie so gehetzt hatte und die Beiden nun doch warten mussten. Um die Wartezeit zu überbrücken, schaute sich Lea ein bisschen um und beobachtete die anderen Schüler. Sie entdeckte Silias und Mila, die immer noch etwas an sich hatte, das Kia stutzig werden ließ. Sie überlegte noch immer, was genau es war. Dann fiel ihr Blick auf einen Jungen mit hellblauen, stechenden Augen, tiefschwarzen Haaren und einer insgesamt sehr düsteren Aura.
„Wer ist das", flüsterte sie in Kias Richtung und nickte zu dem Jungen hin.
„Das ist Viko", murmelte die, „Werwolf"
Lea starrte den fremden Jungen an. Ein Werwolf also. Das passte. Er strahlte eine Ruhelosigkeit und eine Zähigkeit aus, wie Lea sie nie zuvor an einer Person wahrgenommen hatte. Und nun entdeckte sie auch seinen Anhänger, der sich perfekt an seinen Hals schmiegte. Er war aus Smaragd gefertigt und stellte, wenn man genau hinschaute, einen Werwolf dar, der sich in einer liegenden Position befand.
Jetzt nannte Kia auch die Namen einiger anderer: „Die da drüben ist Silina, eine Elfe. Die Seelenpartnerin von Viko." (ein schmächtiges Mädchen mit langem rotgoldenem Haar und Smaragdanhänger, lehnte an ihrem Tisch)
„Das ist ihr Gefolge: Indira und Noctus. Pegasus und Wassermann. Die Beiden sind Seelenpartner." ( Beide trugen kleine Pyritanhänger. Noctus hatte kurze, hellbraune Haare und einen herausfordernden Blick. Indira besaß honigfarbene Haare, die sie zu einem eleganten Pferdeschwanz zurückgebunden hatte.)
„Viko ist komisch und geheimnisvoll. So richtig was zu tun, hat eigentlich nur Silina mit ihm. Aber selbst bei ihr hat man nicht immer das Gefühl, dass die Beiden sich blendend verstehen. Halt dich am Besten von Silina und ihrem Gefolge fern. Sie sind ziemlich unsympathisch. Die höchste Überlebenschance hast du bei ihnen, wenn du ihre Sticheleien ignorierst oder wenn du sie ohne Silina antriffst."
Kia wollte ihr noch mehr erzählen, als Mister Liquid hereinkam, seine Sachen auf dem Lehrertisch ablegte und sich so auf den Stuhl setzte, dass sich die Lehne vor seinem Bauch befand. Er hatte hellbraune Haare, einen Anzug aus einem rauchigem Stoff und fröhliche Augen. als er den Unterricht begann, war seine Körperhaltung entspannt und fröhlich.
„Da wir letzte Stunde mit der Geschichte der Menschen fertig geworden sind, können wir uns dieses Mal mit der Geschichte der Fabilis befassen. Wir lassen jetzt einfach das ganze langweilige Zeug aus, das werdet ihr nächstes Jahr lernen und fangen mit Lunik Fokiv an." Die ganze Klasse hielt die Luft an und starrte den Geschichtslehrer an. Nach einigen Sekunden des Schweigens plapperten plötzlich alle durcheinander. Nur Viko beteiligte sich nicht daran. Doch das fiel nur Lea auf.
Auf die Frage wer denn schon etwas über Lunik wisse, schossen mehrere Hände in die Höhe: der von Silina, der von dem Mädchen namens Indira und der Arm von Mila. Mister Liquid nahm Indira dran, die erklärte: „Lunik Fokiv kann sich in eine Hydra verwandeln, also ein Wesen mit mehreren Köpfen, dem für jeden Kopf den man ihm abschneidet zwei Neue nachwachsen. Sein Seelenpartner starb bei einem tragischen Unfall und sein Sohn wird vermisst. Er wollte aus den Schuppen der Hüterdrachen einen Talisman schmelzen. Es ist nämlich so: wenn man von jedem Hüterdrachen eine Schuppe nimmt und diese unter den Atem des Drachen von Sivik hält, erhält man die unbeschreibliche Macht aller Drachen. Der Träger des Talismans wäre also weise, fröhlich, ruhig und gelassen in gefährlichen Situationen, besäße Ausdauer, Stärke und unerschöpfliche Energie. Zusammen mit dem Atem des Sivik- Drachens wäre man also unbesiegbar. Lunik Fokiv aber scheiterte an dem Lievy-Drachen, der so weise war zu fliehen. Sivik schickte eine Abordnung ihrer Armee und fasste Lunik. Die Schuppen, die er schon gesammelt hatte, wurden verbrannt. Lunik Fokiv sitzt immer noch im Gefängnis von Sivik."
„Genau Indira!", sagte Mister Liquid, "Und jetzt möchte ich, dass ihr alle mal darüber nachdenkt, was passieren würde, wenn ein einzelner Mensch so viel Macht besäße."
Sie diskutierten eine Weile und kamen zu dem Schluss, dass das Regierungssystem das jretzt gerade über die Fabilis herrschte (Sieben Fabilis, alle einzeln vom Volk gewählt, diskutierten über neue Gesetzte, Verbote, usw.), viel besser war, als jeder Diktator.
Dann erhob Mister Liquid wieder die Stimme: „Ich war dabei als es passierte. Er hatte eine große Anhängerschaft um sich geschart und wartete auf die Armee. Es war ein Gemetzel! Seine Anhänger hatten die Order bis in den Tod zu kämpfen, wenn es sein musste. Wir suchten ihn überall im Schlachtgetümmel, doch wir fanden ihn nicht. Als es vorbei war - Alle seine Untertanen waren tot oder festgenommen - entdeckten wir ihn. Er stand auf einer Anhöhe und nicht ein einziger Blutfleck benetzte seine Kleidung. Er hatte nicht mitgekämpft. Er hatte zugeschaut wie seine Untergeben starben und sich nicht einmal die Mühe gemacht, um sie zu trauern. Dann rief er uns eine Verabschiedung zu und verschwand hinter der Hügelkuppe. Zum Glück konnten wir ihm einen Hinterhalt stellen und ihn festnehmen."
Schockiert saß die Klasse da. Nach einer Weile brach Mister Liquid das Schweigen und sagte, dass sein Unterricht beendet sei. Die Klasse stand auf und ging hinaus. Lea folgte ihnen, bis Mister Liquid sie zurückrief.
Er versicherte sich, dass alle anderen nach draußen gegangen waren bevor er leise und eindringlich auf Lea einflüsterte: „Lea. Pass auf! Lunik Fokiv ist nicht tot. Er lebt. Und zwar nicht mehr im Gefängnis. Er ist ausgebrochen."
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