4. Kapitel
Obwohl Dr Nephesus ein pünktlicher Mensch war, kam Kia vor ihm an. Wie Lea herausgefunden hatte, wohnte sie im Zimmer neben Lea und war somit ihre Nachbarin. Nun saßen die beiden in Leas Zimmer (in dem ein heilloses Chaos herrschte) und unterhielten sich.
„Was bist eigentlich für ein Fabilis?", fragte Lea gerade.
„Meine Mutter war ein Einhorn und mein Vater ein Drache." Lea schnappte nach Luft. Jetzt verstand sie den Zettel an Kias Zimmertür. Und doch taten sich einige Fragen auf. „Wenn das so ist, was bist dann du?"
„Ich bin ein Feuereinhorn. Ein Einhorn mit Drachenflügeln, Feuermähne und Drachenschwanz. Also viel cooler als ein normales Einhorn, weil die nicht fliegen können. Meine Schwester ist allerdings ein Silberdrache wie mein Opa..."
„Warte, wie ist das möglich? Ihr seid doch Blutsverwandt und habt verschiedene Gestalten?", unterbrach Lea sie.
„Wenn zwei verschiedene Fabilis ein Kind bekommen, hat es entweder die Gestalt der Mutter, die Gestalt des Vaters oder ist eine Mischung so wie ich."
Aber wenn du mit einem anderen Fabilis Kinder bekommst der auch eine Mischung ist oder auch nur ein Fabelwesen. Was passiert dann?"
„Vielen Dank für die intime Frage erstmal", antwortete Kia ironisch, „Wenn zwei Misch-Fabilis Kinder bekommen, wird es entweder die Mischung des Vaters, oder die der Mutter. Wenn ein Misch-Fabilis mit einem einfachen Fabilis ein Kind bekommt, wird es sicher das Fabelwesen des normalen Fabilis tragen."
"Und was ist wenn...?", setzte Lea an, doch Dr Nephesus kam ins Zimmer und holte sie mit den Worten: „Ich wusste doch, dass du bei Kia bist", ab, um den Seelentest zu machen. Auf dem Weg schärfte er ihr ein, dass sie mit niemandem außer im über den Test reden sollte, solange er noch nicht abgeschlossen war.
Dann waren sie da.
Lea betrat den abgedunkelten Raum und fühlte sofort eine Energie die sie anzog. Sie wollte lossprinten und den Ursprung suchen. Eine derartige Ruhelosigkeit hatte sie noch nie gespürt. Dr Nephesus, der ihre Gefühle erraten zu haben schien, murmelte ihr zu: „Ich verbinde dir jetzt die Augen und führe dich zu den Steinen. Du suchst den heraus, den dich so anzieht. Dann darfst du die Augenbinde abziehen. Währenddessen darfst du nicht sprechen. Bis ich den Stein zurückgelegt habe, musst du schweigen."
„Ok", nickte Lea und eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Nacken aus, als der Schulleiter die Augenbinde hinter ihrem Kopf zuband. Er führte sie zu einem Tisch und sie wartete darauf, das die Steine vor ihr ausgebreitet wurden und sie dieses Verlangen, das nun schon eine gefühlte Ewigkeit auf ihr lastete, befriedigen konnte.
Dann kamen endlich die erlösenden Worte von Dr Nephesus: „Jetzt sind die Steine vor dir ausgebreitet. Suche dir einen von ihnen heraus."
Das tat Lea. Ihre Hände wühlten begehrlich durch die Steine, bis sie einen gefunden hatte, der sich kühl und angenehm unter ihren Fingern anfühlte und bei dem sie wusste, dass das ihr Stein war.
„Dieser hier", sagte sie und riss sich die Augenbinde vom Kopf. Sie schaute auf den Stein (ein Obsidian) hinab und war überzeugt, dass das der wunderbarste Stein war, den sie je gesehen hatte. Doch etwas fehlte. Es war zwar ihr Seelenstein, doch in ihrem inneren, wusste sie dass er nur ein Stein von vielen war, die sich alle Obsidian nennen durften. Aber sie schwor sich: Sie würde ihren endgültigen Seelenstein finden. Und dann würde sie ihn mit stolz tragen und sie und ihr Seelenpartner würden die perfekte Einheit bilden.
Zurück im Zimmer entdeckte sie Kia, wie sie zusammen mit einem anderen Mädchen mehrere Regale an die Wand schraubte. Dann sah sie sich um und sah, dass die Beiden ihr Zimmer schon grundlegend umgeräumt hatten. Mehrere Poster hingen an der Wand, was das Höhlenzimmer viel heimeliger machte. Die einzigen Möbel, die ursprünglich in diesem Raum gestanden hatten, waren ein Schrank und ein Bett gewesen. Nun hing neben den Regalen und den Postern und einem Stundenplan, eine Lampe an der Decke. Außerdem stand in ihrem Zimmer jetzt auch noch eine Couch und ein Schreibtisch.
„Das ist ja unglaublich!", rief Lea.
„Der Stundenplan war Milas Idee", sagte Kia sofort und drehte sich zu Lea um.
„Ich meine nicht den Stundenplan. Das war ein Freudenausruf."
„Ach so. Dann war es meine Idee", behauptete Kia großspurig.
„Mein Schwesterchen meint, ihr seid ganz gut befreundet", meldete sich nun zum ersten Mal Mila zu Wort. Kia drehte sich um und nickte überheblich bis Mila hinzufügte: „Wie hälst du das nur mit ihr aus?"
Kias Lächeln sackte in sich zusammen.
Nun da Lea Zeit hatte Mila anzusehen - silberne Augen, hellblonde Haare (ganz anders als Kia), fließende silberne Kleider - fiel ihr auf, das irgendetwas anders war, an Mila. Das Problem war nur, dass sie keine Ahnung hatte was.
Doch das würde sie erst einmal nicht herausfinden, denn weder Kia noch Mila verloren ein Wort darüber.
„Soll ich dir meinen Seelenpartner vorstellen?", fragte Mila und Kia rief: „Super! Ich will mir ein neues Comic von ihm ausleihen."
„Und was ist mit den 18 Comics die in deinem Zimmer liegen. Musst du die nicht noch zurückgeben?"
„Äh... Naja..." Kia wand sich. Das schien ein schwieriges Thema zu sein. Lea beschloss, Kia sobald nichts von ihren Sachen auszuleihen. Zumindest nicht von den Wichtigeren.
Mila und Kia hatten Lea erklärt, dass Milas Seelenpartner Silias hieß und relativ schüchtern war. Auf dem Weg zu seinem Zimmer hatte sie außerdem erfahren, dass Mila ziemlich genau zehn Monate älter war als Kia und deshalb gerade noch so in ihrer Klassenstufe gelandet war. Weitere Information die sie aus den Beiden herausbekommen hatte waren, dass mit Lea jetzt acht Schüler in ihrer Stufe auf die Lievy-school gingen und dass neben Dr Nephesus noch drei weitere Lehrer unterrichteten. Da gab es Madame Sakura (Phönix), Mister Liquid (Flaschengeist / Dschinn) und Herrn Filo (Vampir).
Schließlich standen sie vor einer Zimmertür, an der ein einfaches Schild hing: Fremde sind Freunde, die man nur noch nicht kennengelernt hat. das war ohne Zweifel ein schöner Spruch, doch ein etwas kleinerer, handgeschriebener Zettel darunter störte. In schwungvollen Buchstaben stand darauf: Doch bevor du diese Freunde anerkennst, solltest du sie dir genau anschauen.
„Sehr vertrauenswürdig", murmelte Lea in Kias Richtung. Die zuckte nur mit den Schultern und flüsterte zurück: „Er ist halt vorsichtig!"
Als Kia klopfte, hielt Lea den Atem an und überlegte, wie das wohl zwischen Mila und diesem Silias war. wie es war eine Einheit zu bilden und sich ohne Worte verständigen zu können. Sie erwartete fast, das jetzt ein Außeridischer die Tür öffnen würde.
Doch stattdessen stand ein kleiner blonder Junge mit Brille vor ihnen. Er trug eine zerknitterte Ausführung, der Schuluniform: hellblaues T-Shirt mit einem Drachen auf der rechten Seite der Brust, dunkelblaue Jeans und nicht zu vergessen: das Amulett der Seelenpartner (seins war aus Saphir und stellte ein Tier undefinierbarer Herkunft dar).
Als er Mila sah, erhellte sich sein Gesicht und er bat sie hinein in sein Zimmer.
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