13. Kapitel
Scheiße! war ihr erster Gedanke. Sie fluchte nicht oft, auch nicht in Gedanken, doch sie fand, dass es in dieser Situation angebracht war. Lea merkte sofort, dass das nicht Kia war, die sie festhielt, sie wusste auch nicht genau woher sie das wusste, es war einfach klar.
Kia! schickte sie los, doch sie bekam keine Antwort. Wieder einmal funktionierte es nicht, wenn sie Kia brauchte, sie musste sich irgendwie alleine helfen. Sie konzentrierte sich und ihr fiel auf, dass der Angreifer sein Messer ein wenig von ihrer Kehle entfernt hatte. Das war schon einmal gut.
Doch als der Unbekannte zu sprechen anfing, sackte ihr Herz nach unten. Ihr Angreifer war Viko! "Du gehst jetzt nach draußen und fesselst Indira.", sagte er mit ruhiger bestimmter Stimme. Lea konnte es nicht fassen. Als Erstes musste sich noch einmal sagen, dass es hier keine Freunde über die Teams hinaus gab, und dass das alles nur ein Spiel war. Dann galten ihre Gedanken plötzlich Kia. Sie hatte mit Viko gekämpft. Was war mit ihr passiert? Lea musste ihr helfen. Kia?, rief sie verzweifelt in Gedanken, doch wieder bekam sie keine Antwort. Um sich nicht verrückt zu machen, dachte Lea immer wieder an Dr Nephesus Worte, dass die Verbindung schon schwach war, weil ihr Amulett keine Form besaß.
"Los!", sagte Viko mit kalter Stimme, doch Lea hatte nicht die Absicht ihm zu gehorchen.
Es gibt keine Freunde, nur Verbündete, sagte sie sich, während sie das tat, was für verzweifelte Momente reserviert war. Sie rammte Viko ihr Knie in die empfindlichsten Teile des männlichen Körpers. Er stöhnte auf.
"Entschuldigung!", sagte Lea, "Aber du hast ja auch keine Rücksicht auf mich genommen. Indira! du kannst reinkommen, wenn du willst."
Indira schlüpfte unter den Felsüberhang und bestaunte Leas Werk. "Was hast du mit dem angestellt?"
"Naja, ich habe bestimmte Stellen getroffen. Aber jetzt müssen wir Kia finden, ich kann sie nicht erreichen."
"Das müssen wir natürlich auch machen, aber zuerst fesseln wir Viko", antwortete Indira, nicht ohne Genugtuung.
Nachdem Viko gefesselt war, machten sie sich auf die Suche nach Kia.
Wieder der Ruf nach ihr.
Kia. Antworte mir! Wo bist du? Jetzt wurde Lea langsam ein wenig verzweifelt. Wäre Indira nicht auch in der Höhle gewesen, würde Lea wahrscheinlich komplett durchdrehen.
"Sie antwortet nicht!" Lea warf verzweifelt die Arme in die Luft. "Was ist, wenn ihr was passiert ist? Viko könnte sonst was mit ihr angestellt haben! Glaubst du, er hat sie ermordet? Wenn sie noch lebt warum antwortet sie mir dann nicht?"
"Hey, alles gut.", sagte Indira beruhigend. Aber Lea war gerade nicht in Stimmung sich zu beruhigen. In ihrer Angst malte sie sich die schlimmsten Szenarien aus und lies dabei die Tatsache außer Acht, dass das nur eine Übung war. Sie war immer noch neu hier und hatte die Information, dass sie hierher gehörte noch immer nicht richtig verarbeitet. Sie hatte es immer weiter aufgeschoben und jetzt entlud es sich. Es war nicht nur die Verzweiflung und Angst um Kia, sondern auch die Verzweiflung, dass sie ihr Fabilis immer noch nicht wusste, die Verzweiflung zu versagen und die Verzweiflung über den Tod ihrer Eltern. Eigentlich alle Verzweiflung die sie gerade von irgendwoher aufbringen konnte.
"Verdammt! Er muss sie ertränkt haben. Verstümmelt! Glaubst du..." Ihr wurde das Wort von einer stummen Stimme abgeschnitten.
Glaubst, dass sie vielleicht hier hinten in der Höhle sitzt und wartet bis sie befreit wird?
"Kia! Du lebst!" Lea wusste nicht ob sie die Worte ausgesprochen, in Kias Kopf geworfen oder nur gedacht hatte, aber sie zeugten von ihrer gesamten Erleichterung.
"Sie liegt hinten in der Höhle. Viko hat sie bestimmt gefesselt.", sagte sie in Indiras Richtung, war aber gleichzeitig schon auf dem halben Weg bei ihrer Seelenpartnerin. Sie löste die Fesseln mit hastigen Bewegungen und umarmte Kia, noch bevor diese aufstehen konnte. Dann riss sie ihr den Knebel aus dem Mund, der Kia am Schreien gehindert hatte.
"Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!", ächzte Lea erleichtert.
"Du hast dir Sorgen um mich gemacht?", Kia klang wirklich ein wenig überrascht. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Du sagst, dass ihr bedrängt werdet und antwortest dann nicht mehr. Und wenn man es genau betrachtet, bist du viel unerfahrener als ich."
"Jaja", meinte Lea jetzt genervt. "Moment mal! Du hast mir gerade verboten, dass ich mir Sorgen um dich machen darf?"
"Ja! Das habe ich!", rief Kia, aber das schelmische Funkeln kehrte in ihre Augen zurück. "Das ist wie bei Chips und Schokolade. Nur ich darf das haben."
"Hey! das zahle ich dir Heim, du superfreche..."
"Stopp!", unterbrach Indira die Kabbelei. "Wir haben jetzt keine Zeit herumzualbern. Wir haben einen Gefangenen, dessen Seelenpartnerin noch auf freiem Fuß ist, wir brauchen einen Plan und da ihr ja anderweitig beschäftigt wart, habe ich jetzt einfach mal eine Entscheidung getroffen. Folgendermaßen: Wir stärken uns jetzt erst einmal und dann fliegt Kia zurück zu unserer Hütte, Noctus kann sie nicht die ganze Nacht bewachen. Lea und ich bleiben hier und passen auf Viko auf und morgen früh kommt Kia zurück und wir nehmen die Hütte der Anderen ein. Dann schnappen wir uns Silina, sodass wir uns wegen Viko keine Sorgen mehr machen müssen. Okay?"
"Okay!", nickte Kia.
"Okay!", sagte nun auch Lea. "Aber apropos Viko. Er hat doch das ganze Gespräch belauscht. Was wenn Silina längst von unserem Versteck weiß und hier auftaucht?" Indira hielt den kleinen Smaragdwolf von Viko in die Höhe.
"Er hat es zwar mitbekommen, aber sagen kann er nichts mehr." Lea atmete auf, doch Kia fügte Indiras Informationen ein paar nicht so optimistische Worte bei.
"Ein Restrisiko besteht natürlich immer noch. Ihr werdet Wachen aufstellen müssen." Indira nickte bedächtig und Lea stöhnte innerlich gerade auf. Na toll! Das wird ziemlich sicher wunderbar werden. Eine halbe Nacht ohne Schlaf. Kia warf Lea einen mitfühlenden Blick zu und Lea verbarg ihre Gedanken schnell wieder.
"Dann werde ich jetzt mal losgehen, damit ich rechtzeitig vor der Dunkelheit wieder zu Hause bin." Kia warf einen ironischen Blick nach draußen, wo die Dämmerung schon vor einiger Zeit eingesetzt hatte. "Ich verwandle mich erst, wenn ich 500 Meter weg bin, ich glaube nämlich, dass ich in der Dunkelheit recht gut zu sehen bin." Indira nickte abwesend.
"Übernimmst du die erste Wache? Ich muss noch kurz etwas erledigen."
Lea sah Indira irritiert nach, wie sie in der Dunkelheit verschwand.
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