25. Sommerpause ⛱ [ 5 ]
Hey ihr Lieben, weiter geht die Fahrt! Nur damit es nicht zu unübersichtlich ist: Wir starten hier mit der letzten Szene des Kapitels aber diesmal aus Clements Sicht.
Ich hatte überlegt das Kapitel zu teilen, aber es gehört für mich einfach zusammen🙈
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Clement
Ich lag auf der Liege am Pool und starrte in den Himmel. Die kühle Brise strich sanft über meine Haut doch konnte sie nicht die Schwere vertreiben die sich in mir ausbreitete.
Vor wenigen Tagen hätte ich nicht gedacht, dass ich so glücklich sein könnte, so unbeschwert. Aber jetzt, in dieser Stille, spürte ich, wie all die alten Ängste zurückkrochen.
Die Geräusche von nebenan waren nicht zu überhören. Max und Arthur. Ihre Stimmen, ihre Nähe. Das Glück, das sie miteinander teilten war in jeder Silbe zu hören. Es sollte mich nicht stören doch es tat es.
Natürlich freute ich mich für meine Freunde und zu gleicher Zeit ließ es mich spüren wie alleine ich war.
Als ob das Glück das ich die letzten Tage gespürt hatte nur eine Illusion gewesen war.
*Warum fühle ich mich so?* fragte ich mich als ich die Augen schloss und versuchte den Geräuschen zu entkommen. Aber sie waren überall. Erinnerungen, Ängste all das wovon ich dachte es hinter mir gelassen zu haben.
Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte meinen Kopf leicht und da war er. David. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, aber ich konnte die Sorge in seinen Augen erkennen.
*Er hat die beiden auch gehört* dachte ich und fühlte eine seltsame Mischung aus Trost und Scham.
„Hey, Clem." flüsterte er schließlich. „Lass uns spazieren gehen. Ich kann auch nicht schlafen."
Für einen Moment wollte ich ablehnen.. mich einfach in der Dunkelheit verstecken und meine Gedanken schweifen lassen. Aber irgendetwas in Davids Stimme hielt mich zurück. Ein Hauch von Dringlichkeit.. ein Bedürfnis.. nicht allein zu sein. Ich nickte schließlich langsam. „Klar, warum nicht?"
Die Kühle der Nacht beruhigte meine Gedanken ein wenig, aber die Stille zwischen uns war drückend.
Er brach das Schweigen mit einer Anekdote über Mick und den Esel. Ich konnte nicht anders, als zu lächeln als die Erinnerung mich traf. Doch jedes Lachen brachte auch den Schmerz mit sich.. die Angst, dass dieses Glück nicht von Dauer sein könnte.
Wir erzählten uns noch mehr Geschichten von den letzten Tagen. Sie halfen die Schwere zu vertreiben, aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Gedanken immer wieder in die Dunkelheit zurückfielen.
Als wir schließlich die Stadt hinter uns ließen und auf einer Wiese ankamen blieb David plötzlich stehen und ließ sich ins Gras fallen. Ich zögerte kurz bevor ich mich neben ihn legte. Der Himmel war so klar und die Sterne so hell. Sie erinnerten mich daran wie klein unsere Sorgen im Vergleich zur Weite des Universums waren und doch konnte ich mich nicht davon lösen.
„Clem, was beschäftigt dich?" brach David schließlich die Stille. Ich spürte seinen Blick auf mir, spürte das ehrliche Interesse in seiner Stimme. „Du warst in den letzten Tagen so... glücklich und wieder losgelöster... aber heute Abend bist du irgendwie anders."
Ich seufzte tief und wandte den Blick von den Sternen ab und drehte mich zu ihm. Die Worte kamen schwer über meine Lippen.
Danach sah David mich an und ich konnte die Ernsthaftigkeit in seinen Augen sehen. „Warum denkst du das? Jeder verdient es, glücklich zu sein... vor allem du, nach allem, was du durchgemacht hast." und ich versuchte ihm zu erläutern wie ich fühlte.
Ich fühlte mich nicht allein. David war da und hörte mir zu und ich hatte das Gefühl er verstand mich.
Ich wollte etwas sagen, ihm meine Dankbarkeit ausdrücken, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Stattdessen legte ich mich wieder zurück ins Gras und starrte in den Nachthimmel. „Weißt du, David, ich glaube, ich bin in den letzten Tagen wirklich gewachsen... aber diese Angst... sie ist tief in mir verankert."
„Ängste sind hartnäckig," antwortete David verständnisvoll. „Aber ich glaube fest daran, dass du sie überwinden kannst. Du bist stärker, als du denkst."
Die Stille, die darauf folgte, war nicht bedrückend. Sie war voller unausgesprochener Worte, voller Verständnis. Dann stellte ich David die Frage, die mir schon länger auf der Seele brannte. „Und du, David? Was sind deine tiefsten Wünsche?"
Er zögerte und ich konnte sehen wie schwer es ihm fiel die Worte zu finden. Als er schließlich über seine Eltern sprach spürte ich den Schmerz in seiner Stimme. Ich drehte mich zu ihm, stützte meinen Kopf auf meine Hand und hörte ihm einfach zu und wollte ihm zeigen das ich da war. *Es muss so schwer für ihn sein* dachte ich als ich von seinen Sorgen und Ängsten erfuhr.
Ich konnte die Verzweiflung in seinen Augen sehen. Als er weitersprach spürte ich, wie seine Emotionen ihn überwältigten. Er erzählte mir von seinen Eltern, von den Kämpfen, die er miterlebte und ich konnte nicht anders als ihn in den Arm zu nehmen als er schließlich zusammenbrach.
Ich hielt ihn fest und fühlte seine Tränen an meiner Schulter. Ich spürte eine tiefe Verbundenheit, die ich nicht in Worte fassen konnte.
Er war so stark und doch so verletzlich.
Als er von seiner Mutter und ihrem Verhalten sprach wusste ich wirklich nicht, was ich sagen sollte. Ich konnte den Schmerz in seinen Worten spüren, die Last, die er auf seinen noch so jungen Schultern trug.
Ich konnte nicht alles für ihn lösen, aber ich konnte ihm zuhören und für ihn da sein. Und als er schließlich seine tiefste Angst offenbarte, die Angst davor, sich nicht in ein Mädchen verlieben zu können, spürte ich, wie schwer ihm diese Worte fielen. Ich wollte ihm helfen, wollte ihm zeigen, dass es okay war so zu fühlen, wie er fühlte.
Er drückte sich enger an mich und ich spürte wie sehr er diese Worte und meine Nähe brauchte. Aber auch brauchte die Nähe zu dem Deutschen auch wenn ich zeitgleich den wirklich Grund dafür mir selbst nicht eingestand war alles an was ich denken konnte das ich am liebsten noch mehr für ihn tun wollte.
„Was aber noch mindestens genauso wichtig ist." sagte ich und strich ihm sanft eine Träne von der Wange „schäm dich niemals dafür wer du bist oder wen du liebst. Du hast das Recht dazu, zu lieben, wen du möchtest, egal ob einen Jungen oder ein Mädchen. Es gibt da kein Richtig und kein Falsch, es gibt nur die Liebe, und die macht eh, was sie will."
Ich spürte die Wärme von Davids Körper gegen meinen und die Nähe die uns beide beruhigte.
Langsam ließ sich David wieder gegen mich sinken und ich bemerkte wie er sich näher an mich kuschelte. Es fühlte sich richtig an, ihn bei mir zu haben, diese Verbindung zu spüren und irgendwie fühlte sich selbst das kleine Kribbeln in mir einfach richtig an.
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Der Weg zurück zum Ferienhaus war still aber nicht unangenehm. David und ich liefen nebeneinander während die Nacht uns sanft umhüllte. Die Sterne über uns funkelten immer noch hell und das leise Rascheln der Blätter begleitete unsere Schritte.
Es war, als ob die Welt für einen Moment in Ordnung war, als ob all die Sorgen und Ängste die uns zuvor bedrückt hatten für einen Moment in den Hintergrund getreten waren.
Ich genoss die Stille die uns umgab.
Sie war nicht bedrückend sondern eher beruhigend als würde sie uns sagen, dass Worte manchmal überflüssig sind.
Jeder Schritt brachte uns dem Ferienhaus näher und ich konnte nicht verhindern, dass ein leichtes Unbehagen in mir aufstieg. Der Gedanke wieder allein in meinem Zimmer zu sein ließ mich frösteln obwohl die Nacht mild war.
Ich wollte nicht allein sein.. nicht jetzt wo diese unerwartete Nähe zu David mir so viel Trost gespendet hatte. Aber wie sollte ich ihn fragen ob er bei mir bleiben könnte ohne dass es seltsam wirkte?
Der Gedanke ließ mich zögern und ich biss mir auf die Lippe während ich überlegte wie ich das Thema ansprechen könnte.
Doch bevor ich den Mut aufbracht, das auszusprechen was mir auf der Seele lag hielt David plötzlich inne. Er drehte sich zu mir und schenkte mir ein leichtes, verstehendes Lächeln. „Clem," sagte er leise „Wenn es für dich ok ist.. also... kann ich noch ein bisschen mit in dein Zimmer kommen? Wir müssen ja nicht gleich schlafen... also außer du bist müde oder?"
Er hatte es erkannt, ohne dass ich etwas sagen musste..
Die Erleichterung überkam mich und ich nickte dankbar, unfähig, die richtigen Worte zu finden. Wir gingen weiter und mein Herz fühlte sich plötzlich viel leichter an.
Im Zimmer angekommen setzte ich mich auf mein Bett, während David sich auf den Sessel daneben fallen ließ.
Für einen Moment herrschte wieder diese angenehme Stille zwischen uns, nur unterbrochen vom leisen Rauschen der Wellen, das durch das offene Fenster drang.
„Weißt du.." begann ich schließlich „Es gibt noch so viel was wir in diesem Urlaub erleben könnten. Was möchtest du noch machen?" Ich wollte das Thema leicht halten etwas das uns beide aufheitern würde.
David lehnte sich zurück und dachte nach. „Wir sollten unbedingt noch einen Bootsausflug machen" sagte er schließlich. „Ich habe gehört, dass man von hier aus tolle Schnorchelausflüge machen kann. Und was ist mit dir? Gibt es etwas, das du unbedingt noch erleben möchtest?"
Ich lächelte bei dem Gedanken. „Ein Bootsausflug klingt fantastisch. Vielleicht könnten wir auch noch einen Tag am Strand verbringen einfach entspannen, lesen... und vielleicht ein paar von diesen spektakulären Sonnenuntergängen genießen."
David nickte. „Das klingt nach einem guten Plan. Ich freue mich auf die nächsten Tage." Er hielt kurz inne und sah mich mit einem weichen Lächeln an. „Es ist schön, hier zu sein. Mit dir."
Seine Worte berührten mich mehr als ich erwartet hatte und ich spürte wie meine Augenlider schwerer wurden. Der Stress und die Erschöpfung der letzten Tage forderten ihren Tribut und ich konnte das Gähnen nicht unterdrücken. „Ich glaube ich bin müder als ich dachte," murmelte ich und kuschelte mich tiefer in die Kissen.
David stand auf und trat zum Bett. „Soll ich vielleicht doch besser gehen damit du schlafen kannst?"
Ich öffnete die Augen ein wenig und schüttelte den Kopf. „Nein... bleib noch ein bisschen." Ich wollte nicht, dass dieser Moment der Nähe endete.
David lächelte sanft und setzte sich neben mich auf das Bett. Er zögerte kurz und zog die Decke über mich und legte sich dann vorsichtig neben mich.. als ob er befürchtete mich zu stören.
"Darf.. kann.. also kann ich dich noch mal in den Arm nehmen?" sah ich Ihn vorsichtig an, denn nur weil wir vorhin so viel Körperkontakt hatten bedeutete das noch lange nicht das das für Ihn jetzt auch in Ordnung war.
Er zögerte aber nur kurz und nickte dann. Ich kuschelte mich ohne zu zögern an ihn, spürte die Wärme seines Körpers, die mir ein Gefühl von Sicherheit gab.
Seine Arme legten sich sanft und schon fast zu vorsichtig um mich und ich konnte nicht verhindern, dass meine Augen wieder zufielen.
„Weißt du, David." murmelte ich schläfrig „Ich bin wirklich froh, dass du hier bist."
David antwortete nicht sofort, aber ich spürte wie sich seine Arme etwas fester um mich schlossen. „Ich auch, Clem. Schlaf gut."
Ich wollte noch etwas sagen doch die Müdigkeit übermannte mich und bevor ich es merkte driftete ich in einen tiefen, erholsamen Schlaf. Das Gefühl von Davids Armen um mich und die beruhigende Sicherheit seiner Nähe.
David
Ich spürte wie Clements Atem langsam gleichmäßiger wurde. Ich wusste, dass Clem eingeschlafen war und ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus.
Ich fühlte mich wohl... so wohl wie schon lange nicht mehr. Die letzten Stunden hatten mich tief berührt und die Nähe zu Clem fühlte sich so richtig an.. so selbstverständlich.
Eigentlich hatte ich wirklich vorgehabt aufzustehen und mich in mein eigenes Zimmer zurückzukehren, sobald Clem fest eingeschlafen war.
Doch die Wärme die von Clements Körper ausging und die sanfte, beruhigende Atmosphäre des Raumes machten mich selbst schläfrig.
Deshalb beschloss ich.. noch einen Moment zu warten nur um sicherzugehen... dass Clem wirklich tief schlief.
Doch dieser Moment dauerte länger als erwartet. Je länger ich dalag, desto schwerer wurden meine eigenen Augenlider.
Die Müdigkeit die sich während des Tages aufgebaut hat forderte ihren Tribut und bevor ich es richtig merkte, schloss ich meine Augen. Der sanfte Rhythmus von Clements Atem, die leise Geräuschkulisse der Nacht und die wohlige Wärme des Bettes hüllten mich ein wie eine beruhigende Decke.
Ich konnte nicht verhindern und ich wusste auch garnicht ob ich das überhaupt wollte. Es geschah wie von alleine das sich meine Gedanken vernebelten und bevor ich mich noch einmal aufrappeln konnte glitt ich auch in einen tiefen Schlaf.
Ich lag immer noch eng an Clem gekuschelt.. wir beide in einer Ruhe die nur die Nacht bringen konnte.
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Als ich am nächsten Morgen langsam erwachte brauchte ich einen Moment, um mich zu orientieren.
Die weichen Strahlen der Morgensonne fielen durch das Fenster und tauchten das Zimmer in ein warmes, goldenes Licht.
Es war ungewöhnlich ruhig und dann spürte ich es.. Clements Arme lagen fest um mich geschlungen, sein Atem strich sanft über meinen Nacken.
Für einen Augenblick hielt ich die Luft an. Es war ein merkwürdiges Gefühl und doch fühlte es sich auf seltsame Weise vertraut und sicher an.
Meine erste Reaktion war mich vorsichtig aus seinem Griff zu lösen, aber stattdessen blieb ich reglos liegen.
Ich konnte spüren, wie mein Herz schneller schlug, als mir die Nähe zwischen uns bewusst wurde.
Da war es wieder.. dieses seltsame, aber nicht unangenehme Ziehen in meiner Brust das ich schon in der Nacht gespürt hatte.. und wenn ich genauer darüber nachdachte hatte ich es auch schon ein paar mal vorher gespürt.
Es fühlte sich an wie...
Verliebtheit.
Allein der Gedanke ließ mich innerlich zurückzucken. Nein.. das konnte nicht sein... es durfte nicht sein.. nicht jetzt.. und auch nicht so...
Ich schloss die Augen und atmete tief durch.. versuchte das Chaos in meinem Kopf zu ordnen. Ich hatte das nicht kommen sehen und es verwirrte mich mehr als ich zugeben wollte.
Aber hier in diesem Moment, in den sicheren Armen von Clement, fühlte es sich richtig an.
Und genau das war das Problem... Ich wollte mich nicht auf dieses Gefühl einlassen.. wollte es nicht wahrhaben. Ich wusste, dass es keine Zukunft haben konnte..
Unser Leben war schon kompliziert genug und eine Beziehung.. gerade zwischen uns.. würde alles nur noch schwieriger machen.
Clement verdiente einen Partner der so viel mehr war als ich es je sein könnte. Einen Partner der zu ihm stand und bestimmt niemand wie ich der sich nicht in einen Mann verlieben wollte und gerade jetzt auch noch im Mittelpunkt stand aufgrund der Streitigkeiten meiner Eltern.
Aber anstatt mich dem allen sofort zu stellen erlaubte ich mir noch einen Moment länger hier zu bleiben. Nur einen Moment in dem ich die Wärme und Geborgenheit genoss die von Clem ausging. In dem ich mir gestattete diese Verliebtheit zu spüren bevor ich sie wieder tief in mir begrub.
Es war ein kleiner Akt der Selbstsabotage, denn ich wusste, dass ich mich bald wieder distanzieren musste.
Ich würde einen Weg finden müssen wieder mehr Abstand zu Clem zu halten bevor sich dieses Gefühl weiter vertiefte.
Es war besser so.
Für uns beide.
Es würde uns vor unnötigem Schmerz bewahren. Unsere Leben waren kompliziert genug – seine Ängste, meine familiären Probleme – da war kein Platz für eine Beziehung die uns nur noch mehr Sorgen bereiten würde.
Langsam löste ich mich schließlich aus seinem Griff und setzte mich leise auf die Bettkante. Ich spürte wie sich der sanfte Druck seiner Arme löste und sofort vermisste ich die Wärme. Ich blickte zurück auf Clem der noch immer tief schlief und ein wehmütiges Lächeln legte sich auf meine Lippen.
„Es ist besser so." flüsterte ich mir selbst zu als ich mich schließlich erhob. „Für uns beide."
Doch obwohl ich mir das immer wieder sagte konnte ich den leisen Schmerz in meiner Brust nicht ganz verdrängen als ich mich leise aus dem Zimmer schlich um mich in die Realität zurückzuholen.
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Max
Der Tag begann wie jeder andere auf Mykonos.
Doch für mich war heute kein gewöhnlicher Tag... denn genau das Gegenteil war der Fall.
Noch vor Micks Abreise hatte ihm erzählt wie ich den Antrag geplant hatte und er half mir bei dem letzen Feinschliff.
Heute würde der Tag der Tage werden!
Die sanfte Brise die durch die Fenster strömte schien heute Morgen eine besondere Bedeutung zu haben und das warme Sonnenlicht das durch die weißen Vorhänge fiel fühlte sich wie ein Vorbote an.
Mein Herz pochte in meiner Brust als ich in der Villa umherging und versuchte mich abzulenken, doch meine Gedanken kehrten immer wieder zu dem zurück was ich heute vorhatte.
Arthur war wie immer voller Energie, als er aus dem Bad kam und sein Lächeln so strahlend wie die Sonne, die über das azurblaue Meer schien.
Ich konnte nicht anders, als ihn für einen Moment einfach anzusehen, seine positive Ausstrahlung in mich aufzunehmen.
Er hatte keine Ahnung was ich für heute Abend geplant hatte und das machte es nur noch spannender.
„Was für ein schöner Tag!" rief Arthur während er zu mir hinüberkam und mich auf die Wange küsste.
Ich erwiderte sein Lächeln auch wenn es mir schwerfiel meine Aufregung zu verbergen.
Das war wirklich nicht einfach, denn Arthur konnte mich oft lesen wie ein offenes Buch, aber heute musste ich es schaffen ohne das der Jüngere meinen Plan erahnen konnte.
„Ja, es wird bestimmt ein toller Tag," antwortete ich und fühlte wie mein Herz einen Sprung machte.
Er hatte keine Ahnung, was auf ihn zukam.
Als wir uns zum Frühstück mit David und Clement setzten spürte ich wie die Nervosität in mir wuchs. Meine Hände zitterten leicht, als ich mein RedBull trank und ich fragte mich, ob die anderen es bemerkten.
Clem und David wirkten irgendwie verstrahlt.. als wäre Sie weit weg obwohl Sie hier mit uns am Tisch saßen.
Auch Arthur war wie immer, so in seinen Geschichten und Plänen vertieft, dass er nichts ahnte. Und genau das wollte ich. Es sollte eine Überraschung sein, eine, die er niemals vergessen würde.
„Was haltet ihr davon heute Nachmittag oder Abend noch mal auf den Markt zu gehen?" fragte Clem plötzlich und ich spürte wie mein Herz vor Aufregung einen Schlag aussetzte.
Der Markt? Nein, das würde meine Pläne durchkreuzen.
„Klingt gut," antwortete Arthur sofort begeistert, doch bevor ich in Panik verfallen konnte, fand ich meine Stimme wieder.
Denn das Arthur mit ging bot sich perfekt an, denn dann konnte ich noch einfacher die Kleinigkeiten vorbereiten die ich geplant hatte.
„Ich denke, ich bleibe heute in der Villa," sagte ich so beiläufig wie möglich und hoffte, dass meine Nervosität nicht durchschimmerte. „Vielleicht könnt ihr drei alleine gehen. Ich fand den Markt letztes mal etwas langweilig, aber ihr könnt natürlich gern gehen."
Arthur warf mir einen fragenden Blick zu und ich konnte sehen, dass er kurz überlegen wollte, ob er bleiben sollte.
Aus diesem Grund legte ich meine Hand auf seine. "Bringst du mir was schönes mit?" versuchte ich Ihn direkt von seinem Gedanken abzulenken.
Ich hatte Erfolg und Arthurs Lächeln strahlte mich schon wieder an.
Auch Clement nickte bereits, zufrieden mit der Idee, und David schloss sich ihm an.
„Klar, kein Problem," sagte Arthur schließlich, mit einem Hauch von Neugier in seiner Stimme. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, griff ich nach seiner Hand und sah ihm tief in die Augen.
„Aber, Schat." begann ich und fühlte wie meine Stimme ein wenig zitterte. „Können wir den Abend heute für uns beide freihalten? Ich möchte den Abend nur mit dir verbringen."
In seinen Augen sah ich sofort das aufrichtige, warme Lächeln das mein Herz immer wieder aufs Neue erobert hatte. Er drückte meine Hand und nickte ohne zu zögern. „Natürlich, Maxie. Der Abend gehört nur uns."
Er hatte keine Ahnung, was diese Worte für mich bedeuteten, denn er konnte es ja nicht wissen.
Eine Flut von Emotionen brandete in mir auf – Liebe, Aufregung, aber auch eine Prise Angst. Ich hatte den Antrag bis ins kleinste Detail geplant, jede Sekunde durchdacht, aber nichts konnte mich auf den überwältigenden Moment vorbereiten, der bevorstand. Die Aussicht, dass wir nach diesem Abend verlobt sein könnten, ließ mir das Herz bis zum Hals schlagen.
Als die Zeit kam, und die anderen sich auf den Weg zum Markt machten blieb ich zurück und sah Arthur nach wie er mit seiner typischen Leichtigkeit neben David und Clement verschwand.
Sobald sie außer Sichtweite waren, ließ ich meine Fassade fallen und atmete tief durch.
Ich begann ganz entspannt mit den Vorbereitungen., denn Arthur und Shoppen.. das konnte Stunden wenn nicht Tage dauern und ich musste keine Sorge haben das die Drei bereits in 2 Stunden zurück waren.
Ich öffnete noch ein RedBull und verband mein Handy mit der Musikbox und lies meine Lieblingsmusik durch die Villa trällern.. auch das trug zu meiner Beruhigung der Nerven bei.
Den Garten verwandelte ich in einen Ort der Romantik – Kerzen, ein paar dieser wunderschönen Bougainvillea, unser Lieblingswein, und die Playlist mit den Songs, die uns schon durch so viele gemeinsame Momente getragen hatten, hatte ich bereits zuhause auf meinem Handy vorbereitet.
Alles hatte ich auf der Wiese im Garten schön hergerichtet und die dicken Sitzkissen platziert.
Der Plan war Simpel, ein romantisches Picknick wenn wir fertig gegessen hatten einfach etwas den Sternenhimmel betrachten und zum Schluss hatten ich einen dieser Ballons besorgt den man mit seinen Wunsch in die Luft steigen lassen konnte.
Der Plan war perfekt Arthur würde den Luftballon steigen lassen und ich würde hinter ihm auf die Knie gehen.
Er würde sich umdrehen und dann würde ich meine perfekt Auswendig gelernten Antrag vortragen mit der Hoffnung Arthur würde ja sagen.
Jeder Schritt und jede meiner Bewegung war von Nervosität durchtränkt, aber auch von tiefer Freude. Es war ein Balanceakt zwischen Vorfreude und der Angst, ob alles so perfekt werden würde, wie ich es mir vorgestellt hatte, den Arthur verdiente den perfekten Antrag.
Als die Zeit langsam verstrich und der Abend näher rückte konnte ich meine Aufregung kaum noch zügeln.
Mit Clement wollte ich heute morgen eigentlich besprochen haben, dass wir den Garten heute Abend nur für uns nutzen wollten, aber ich hatte es versäumt.
Ich hoffte einfach das wenn ich Ihn später fragen würde es kein Problem darstellen würde, aber so schätzte ich weder Ihn noch David ein.
Immer wieder ging ich die geplante Rede in meinem Kopf durch und versuchte die Worte zu finden, die all das ausdrücken konnten was Arthur für mich bedeutete.
Doch am Ende wusste ich, dass keine Worte wirklich ausreichen würden. Es war das Gefühl das zählte – die Liebe die ich für ihn empfand und die Vision unserer gemeinsamen Zukunft.
Als ich schließlich fertig war, warf ich einen letzten Blick auf den vorbereiteten Garten. Alles war perfekt. Jetzt musste ich nur noch auf ihn warten bis er schließlich von seinem Trip mit unseren Freunden zurück kam.
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David
Wir schlenderten über den alten Markt von Mykonos, die Sonne stand noch hoch am Himmel, und die warmen Farben der Stände, die Geräusche der Händler und das Lachen der Menschen mischten sich zu einer beinahe surrealen Szenerie.
Arthur ging voraus wie immer gut gelaunt während Clement und ich ein wenig langsamer hinterherliefen.
Ich spürte die Anspannung in mir, eine Mischung aus Freude und Unsicherheit, die mich seit dem Morgen nicht losließ.
Immer wieder versuchte ich den Gedanken an Clement aus meinem Kopf zu verbannen – diese aufkeimende Verliebtheit.. die ich um jeden Preis ignorieren wollte.
Doch jedes Mal wenn sich unsere Schultern leicht berührten oder er unbewusst in meiner Nähe blieb zog mich etwas tiefer hinein. Mein Herz klopfte schneller und ich konnte es nicht aufhalten.
Wir blieben an einem Stand stehen an dem traditionelle Handwerkskunst verkauft wurde und Clem beugte sich zu mir um mir ein Armband zu zeigen. „Siehst du das? Das würde perfekt zu dir passen."
Seine Stimme war warm end fast ein bisschen verspielt und ich erwischte mich dabei wie ich kurz seinen Arm streifte als ich mich vorbeugte um das Armband genauer anzusehen.
„Vielleicht..." murmelte ich und zog meine Hand schnell zurück um den Moment nicht zu sehr in die Länge zu ziehen. Aber der kurze Kontakt reichte aus um meine Gedanken wieder in Aufruhr zu bringen.
Der Markt war voller Leben und doch schien es als würden Clement und ich uns in einer eigenen kleinen Welt bewegen.
Es waren nur Kleinigkeiten – ein zufälliges Aufeinandertreffen unserer Blicke, ein kurzes Lächeln, das er mir zuwarf. Doch in diesen kleinen Momenten schien die Distanz zwischen uns fast zu verschwinden.
Gegen Ende des Tages entschieden wir uns ein Eis zu holen. Wir setzten uns mit Blick auf das funkelnde Meer auf eine Mauer und genossen den Moment.
Arthur war damit beschäftigt Fotos zu machen während ich Clement aus den Augenwinkeln beobachtete. Seine Konzentration beim Essen brachte mich zum Schmunzeln.
Wieder flatterten meine Gefühle auf und ich versuchte erneut sie zu verdrängen. Es war ein ständiger Kampf.. dieser Drang mich ihm zu öffnen und die Vernunft die mir sagte, dass es keine Zukunft für uns geben könnte.
Plötzlich stand Arthur auf und riss mich so aus meinen Gedanken. „Ich hole noch ein kleines Geschenk für Max. Bin gleich zurück!" Er lächelte uns zu, drehte sich um und ließ uns allein.
Ich fühlte sofort wie die Spannung zwischen Clement und mir stieg und die Stille war auf einmal so spürbar. Wir sahen beide aufs Meer hinaus und der Himmel färbte sich langsam in ein tiefes Orange.
„Weißt du." begann Clement schließlich „manchmal wünschte ich mir ich könnte einfach so leben wie jeder andere.. ohne diesen Druck, ohne die ständige Aufmerksamkeit."
Ich nickte langsam. „Ja, es wäre so viel einfacher. Einfach nur... normal sein." Ich seufzte und blickte zu ihm. „Kein Medienrummel, keine Verpflichtungen... einfach das tun, was man will."
Clem sah mich an.. seine Augen tief und ernst. „Es gibt so vieles, was man tun könnte..." Er ließ den Satz unvollendet und legte nach kurzen Zögern vorsichtig seine Hand auf meine.
Ich spürte wie mein Herz einen Schlag aussetzte. Seine Berührung war sanft, fast unsicher aber sie reichte aus um alle Mauern in mir für einen Moment einstürzen zu lassen.
Ich wollte mich zurückziehen.. wollte ihm sagen, dass das nicht geht. Doch stattdessen verschränkte ich meine Finger mit seinen als hätte mein Körper längst entschieden was ich selbst nicht aussprechen konnte.
Die Wärme seiner Hand beruhigte mich auf eine seltsame Weise, aber gleichzeitig machte sie mir auch Angst.
Die Sonne begann langsam hinter dem Horizont zu verschwinden und in der Dämmerung schienen wir alles um uns herum zu vergessen.
Ich blickte in seine Augen.. verlor mich regelrecht darin und plötzlich war alles ganz einfach. Unsere Gesichter kamen sich immer näher und bevor ich richtig darüber nachdenken konnte spürte ich seine Lippen auf meinen.
Es war ein Kuss, der mich für einen kurzen Moment auf Wolke sieben beförderte. Ich fühlte die Zärtlichkeit darin.. die Nähe die ich mir so sehr gewünscht, aber immer wieder unterdrückt hatte.
Doch kaum hatte sich der Moment entfaltet überrollten mich meine Ängste. Die Realität holte mich ein... die Zweifel.. die Unsicherheit.
Was wenn ich ihm nicht geben konnte was er brauchte? Was wenn ich ihn enttäuschte? Die Verantwortung die ich plötzlich spürte schnürte mir die Kehle zu. Er verdiente jemanden der stark genug war, ihm all die Liebe und Zeit zu schenken die er brauchte und verdiente. Jemanden der in der Lage war die Erwartungen zu erfüllen. Und ich... war das nicht...
Panisch löste ich mich von ihm.. stand abrupt auf und ohne ein Wort zu sagen begann ich wegzulaufen. Mein Herz raste und ich konnte die Tränen in meinen Augen kaum zurückhalten. Die Gefühle in mir tobten und ich wusste, dass ich mich in diesem Moment selbst verriet.
Clement
Der Moment als Davids Lippen meine berührten fühlte sich an wie ein Traum. Alles um uns herum verblasste. Der sanfte Wind vom Meer, die Geräusche des Marktes, das Lachen und die Stimmen der Menschen – all das verschwand in der Ferne.
In diesem Augenblick gab es nur ihn und mich. Ein Feuerwerk aus Gefühlen explodierte in meinem Inneren und ich konnte es kaum fassen. So viele Gefühle schienen jetzt in einem einzigen Augenblick von Davids Berührung freigesetzt zu werden.
Nie hätte ich gedacht, dass es so intensiv so überwältigend sein würde den Deutschen zu küssen. Sein Kuss fühlte sich so richtig an und für einige Sekunden war ich mir sicher dass es ihm genauso ging. Doch dann bemerkte ich, wie sich sein Ausdruck veränderte.
Sein Gesicht, das gerade noch von einer sanften Freude erfüllt war wurde plötzlich von Verzweiflung gezeichnet. Es war als ob ein Schatten über ihn fiel und bevor ich richtig reagieren konnte löste er sich von mir. Der warme, vertraute Kontakt verschwand und ich fühlte mich, als wäre ich aus dem Himmel direkt in den Abgrund gestürzt.
„David..." flüsterte ich doch meine Stimme war kaum mehr als ein leiser Hauch. Er stand auf, hastig, panisch, und ehe ich realisieren konnte was geschah rannte er weg.
Weg von mir.
Ich wollte ihm hinterher.. wirklich..doch es war als wäre ich wie gelähmt. Meine Beine schienen mir nicht mehr zu gehorchen, mein Kopf war leer und mein Herz raste.
Warum? Warum war er so plötzlich fort? Was hatte ich falsch gemacht?
Die Sekunden zogen sich wie Stunden während ich starr vor Schock auf der Mauer sitzen blieb unfähig mich zu rühren. Mein Blick war auf die Stelle gerichtet an der er verschwunden war als würde ich ihn mit meinem Willen zurückholen können.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Es war Arthur, der gerade zurückgekommen war. „Clement? Hey... was ist passiert?" Seine Stimme war leise, sanft, aber ich konnte die Besorgnis darin hören.
Er brauchte nicht lange um zu erkennen, dass etwas nicht stimmte. „Wo ist David?" fragte er als er sich neben mich setzte.
Ich konnte ihm nicht sofort antworten. Mein Hals war wie zugeschnürt, und es war schwer, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
Arthur schien das sofort zu spüren. Ohne eine Antwort abzuwarten zog er mich in eine Umarmung. Und das war der Moment in dem meine Fassade brach. Die Tränen die ich so verzweifelt zurückzuhalten versucht hatte liefen nun unaufhaltsam über meine Wangen. Ich lehnte meinen Kopf gegen Arthurs Schulter und ließ es einfach geschehen.
„Ich... ich glaube.. Nein ich bin weiß ich bin verliebt in ihn." brachte ich zwischen den Schluchzern heraus. „Aber er... er ist einfach weggelaufen."
Arthur streichelte mir beruhigend über den Rücken während ich mich weiter bei ihm ausweinte. Er war in solchen Momenten immer da immer die ruhige, verständnisvolle Stütze. „Hey, es ist okay. Du musst nicht alles alleine tragen. Wir finden ihn und ihr klärt das, keine Sorge."
Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, hob ich den Kopf und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. Die Sonne war inzwischen fast verschwunden und ich merkte wie spät es schon geworden war.
„Wir müssen ihn suchen," sagte ich immer noch mit zitternder Stimme. „Er kennt sich hier nicht aus... und..." Mein Blick fiel auf Davids Handy das immer noch auf der Mauer lag. Er hatte es in der Eile vergessen.
Arthur nickte und griff nach seinem eigenen Handy. „Ich rufe Max an. Er soll Bescheid wissen, dass es später wird." Er wählte schnell die Nummer und ich hörte, wie er mit Max sprach. „Hey, es gibt ein kleines Problem. David ist weggelaufen, und wir müssen ihn suchen. Kannst du bitte in der Villa bleiben? Falls er doch zurückkommt, rufst du uns an, okay?"
Seine Stirn legte sich kurz in Falten als er auf die Antwort am anderen Ende lauschte. „Alles gut bei dir? Du klingst irgendwie..." Arthur zögerte schüttelte dann aber leicht den Kopf. „Okay, wir melden uns später. Bis dann."
Er steckte das Telefon weg und sah mich an. „Max klang irgendwie... seltsam. Aber ich denke, er macht sich nur Sorgen um David."
Ich nickte aber mein Magen verkrampfte sich nur noch mehr. Die Sorgen um David ließen mich kaum klar denken.
Arthur legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Keine Panik. Wir werden ihn finden. Mykonos ist nicht so groß und er kann nicht weit sein."
Zusammen machten wir uns auf den Weg um die engen Gassen und den Markt abzusuchen. Die Stände schlossen allmählich und die Menschenmenge wurde weniger, aber es gab noch genug Ecken in denen sich jemand verstecken konnte. Mein Blick wanderte ständig umher, aber nirgendwo war eine Spur von David.
Mit jeder Minute die verstrich wuchs die Angst in mir. Viele Gedanken drehten sich immer wieder in meinem Kopf, während Arthur und ich die Stadt weiter durchsuchten, uns in den kleinen Straßen und an den beleuchteten Plätzen umschauten.
Als Arthur und ich nach gefühlt endlosen Minuten des Suchens schließlich um die Ecke biegen, sehe ich David. Er sitzt auf einer Bank die Hände in den Schoß gelegt der Blick nach unten gerichtet.
Mein Herz schlägt schneller und eine Mischung aus Erleichterung und Angst durchströmt mich. Endlich haben wir ihn gefunden, aber gleichzeitig weiß ich nicht wie ich das Gespräch beginnen soll. Was, wenn alles, was wir haben, jetzt zerbricht?
Arthur bleibt stehen und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Ich lasse euch allein. Ihr müsst das klären" sagt er leise bevor er sich umdreht und den Weg zurückgeht den wir gekommen sind.
Langsam nähere ich mich David, unsicher was ich sagen soll. Jedes Wort, das mir in den Sinn kommt scheint unzureichend. Aber ich muss etwas sagen – irgendetwas.
„David..." beginne ich vorsichtig und setze mich neben ihn auf die Bank. Er hebt den Kopf leicht sieht mich kurz an bevor sein Blick wieder zu Boden wandert. Die Spannung in der Luft ist greifbar und ich weiß, dass ich den ersten Schritt machen muss.
„Ich verstehe.. wenn.. wenn du nichts für mich fühlst oder ich dir mit dem Kuss zu Nahe getreten bin." sage ich mit einem schweren Herzen. „Es ist okay wenn du denkst, dass ich nicht gut genug bin. Ich weiß, ich habe meine Ängste, meine Unsicherheiten... Ich zweifle oft an mir selbst und das macht es dir vielleicht schwer mehr für mich zu empfinden."
David dreht sich zu mir um und sein verwunderter Blick trifft mich völlig unerwartet. „Was redest du da, Clem?" fragt er.
Seine Augen suchen meinen Blick und ich kann die Verwirrung darin erkennen. „Du bist so ein wunderbarer Mensch. Äußerlich und... und charakterlich. Das Problem bin doch ich. Meine Eltern, der Druck, der ganze Mist, der mit meinem Leben zusammenhängt. Ich bin derjenige, der dich nicht verdient hat."
Ich starre ihn an und bin für einen Moment völlig sprachlos. Das, was ich geglaubt hatte kehrt sich plötzlich um und es fühlt sich an als würde mein Herz mit einem Mal leichter. Aber gleichzeitig schmerzt es zu sehen wie hart David mit sich selbst ins Gericht geht. „David" sage ich sanft, „Das stimmt nicht. Du bist nicht das Problem. Niemand ist perfekt, aber... ich habe mich in dich verliebt so wie du bist. Mit allem, was dazugehört."
David schaut mich lange an, seine Augen glitzern in der Dämmerung des Sonnenuntergangs. Er zögert, als ob er meine Worte erst verarbeiten müsste, als ob er nicht glauben könnte, was er hört.
Ich rutsche langsam etwas näher zu ihm und lege meine Hand vorsichtig auf seine. „Gib uns eine Chance. Ich weiß es wird nicht einfach. Aber die Liebe... sie ist es wert, dafür zu kämpfen. Immer."
David sieht auf unsere verschränkten Hände hinab. Ich spüre seine Unsicherheit, die Angst, die ihn umgibt. Die Zweifel, die er in sich trägt sind wie ein schwerer Mantel den er kaum ablegen kann. Doch ich lasse ihn nicht los.
„Clem.." beginnt er leise und hebt den Kopf um mich wieder anzusehen. Seine Augen sind voller Zerrissenheit, aber auch voller Zuneigung. „Ich... ich wollte wirklich ignorieren, was ich für dich empfinde... Ich dachte.. naja es wäre einfacher dich auf Abstand zu halten. Aber jetzt..."
Seine Stimme bricht kurz ab und er atmet tief ein. „Jetzt weiß ich, dass ich das nicht kann. Ich kann nicht so tun, als wäre da nichts. Ich bin zu stark in dich verliebt."
Mein Herz macht einen Sprung als ich diese Worte höre. Es fühlt sich an, als ob all die Unsicherheit, all der Schmerz, den wir beide gespürt haben, sich in diesem Moment auflöst.
„David..." flüstere ich und ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ohne zu zögern lege ich meine Stirn an seine schließe die Augen und genieße den Augenblick, bevor wir uns in einem sanften Kuss verlieren.
Der Kuss ist anders als der erste. Sanfter, zögerlicher, aber voller Emotionen die wir beide nicht mehr unterdrücken können. Es ist der Kuss, der uns sagt, dass es okay ist, zu fühlen, zu lieben, zu hoffen.
Als wir uns langsam voneinander lösen bleibt David für einen Moment still, bevor er leise fragt. „Clement Novalak, würdest du mich zu meinem nächsten Rennwochenende begleiten? Es ist mit meinem Vater, und...und ich würde es schön finden wenn du dabei wärst."
Ich sehe ihn überrascht an, doch mein Lächeln wird nur breiter. „Natürlich komme ich mit dir", antworte ich ohne auch nur einen Moment zu zögern. „Ich wäre überall an deiner Seite, David."
Er atmet tief durch und ich sehe wie sich die Spannung in seinem Körper langsam löst. In seinen Augen liegt ein Ausdruck von Erleichterung und für den Moment scheinen all unsere Sorgen verschwunden.
Arthur
Es war spät als wir uns endlich auf den Rückweg zum Ferienhaus machten.
Clement und David gingen ein paar Schritte voraus und ich konnte sehen, wie glücklich sie beide waren. Es erfüllte mich mit Freude zu sehen, dass sie einander hatten. Sie hatten es beide verdient, glücklich zu sein, und die letzten Tage hatten gezeigt, dass sie einander guttaten.
Aber tief in mir wuchs die Vorfreude bald wieder bei Max zu sein. Der Gedanke an ihn brachte mein Herz immer wieder zum Hüpfen.
Der Abend hatte sich in die Länge gezogen, aber ich freute mich darauf ihn wiederzusehen und den Rest der Nacht mit ihm zu verbringen. In meinem Kopf spielte ich schon aus wie wir in unsere Decken gekuschelt daliegen und einfach die Zweisamkeit genießen würden.
Als wir das Haus erreichten trennte ich mich von Clement und David die sich gleich Richtung Schlafzimmer begaben.
Ich trat in das Wohnzimmer, aber Max war nirgendwo zu sehen. Etwas verwirrt ging ich hinaus in den Garten – und was ich dort fand, verschlug mir den Atem. Überall waren Kerzen und Lichter, liebevoll drapierte Decken und Kissen, ein kleiner Picknickkorb und zwei Gläser standen bereit. Es war perfekt, wie in einem romantischen Film.
Doch das Gefühl der Freude wich schnell einem Stich ins Herz. Die Kerzen waren abgebrannt und nur ein Glas genutzt.
Max hatte all das hier für uns vorbereitet – und ich hatte es ruiniert. Wir waren zu spät. Ich war zu spät. Tränen stiegen mir in die Augen, als ich realisierte, dass Max den ganzen Abend auf mich gewartet hatte. Und während ich meinen Freunden geholfen hatte, hatte er hier gesessen, alleine, wahrscheinlich enttäuscht und verletzt.
*Wie konnte ich das nur kaputt machen?* dachte ich während ich mich langsam zu der Decke auf dem Boden setzte. Ich hatte das Gefühl, ihm etwas so Wichtiges genommen zu haben, ohne es zu wollen. Es tat weh daran zu denken wie viel Mühe er sich gegeben hatte und wie ich ihn im Stich gelassen hatte.
Ich bemerkte, dass Clement und David einen kurzen Blick auf den Garten warfen. Sie schienen etwas zu verstehen was mir entgangen war, doch sie sagten nichts. Sie wünschten mir eine gute Nacht und gingen ins Haus während ich noch lange dort saß umgeben von all den Lichtern und Kerzen die Max für uns aufgestellt hatte.
*Morgen* dachte ich *Morgen werde ich nur mit ihm verbringen. Keine Freunde, keine Ablenkungen – nur wir zwei.* Ich musste es wieder gutmachen und ihm zeigen, wie viel er mir bedeutete. Der Gedanke ließ mich etwas ruhiger werden, auch wenn das Gefühl der Enttäuschung schwer auf mir lag.
Nach einer Weile stand ich auf und ging ins Haus. Max war nicht in unserem Bett.
Er war nirgends zu finden..
Ein merkwürdiges Gefühl beschlich mich..
Ich suchte weiter und fand ihn schließlich in dem Schlafzimmer das Mick vorher bewohnt hatte.. tief in eine Decke gehüllt.
Der Anblick stach mir erneut ins Herz..
Er war verletzt.
Warum sonst sollte er hier schlafen?
Ich ging zurück in unser Schlafzimmer, nahm unsere Kuscheldecken und legte mich zu ihm. Es würde sich falsch anfühlen die Nacht nicht bei ihm zu verbringen. Max schien im Halbschlaf zu sein, denn als ich mich an ihn schmiegte zog er mich instinktiv näher zu sich. Ich spürte seinen Herzschlag und dieser beruhigte mich.
„Warum schläfst du hier?" flüsterte ich leise.
Er murmelte etwas, dass er sich nicht gut fühlte und mich nicht anstecken wollte. Doch ich wusste sofort, dass es nicht die Wahrheit war. Max war nicht krank. Er war traurig, vielleicht verletzt. Und es war meine Schuld.
Doch statt weiter nachzubohren, kuschelte ich mich nur noch enger an ihn. Ich versuchte ihm so viel Liebe und Zuneigung wie möglich zu zeigen auch wenn Worte gerade nicht ausreichten. Ich konnte spüren, wie er sich ein wenig entspannte, als er meinen Körper an seinem fühlte.
Es tat mir so leid, dass ich nicht rechtzeitig hier gewesen war, um mit ihm diesen romantischen Abend zu genießen. Aber ich würde es wiedergutmachen – und morgen würde alles besser werden.
Mit diesem Gedanken schloss ich die Augen, drückte mich noch enger an Max und hoffte, dass er mir verzeihen würde.
FORTSETZUNG FOLGT..
So das war der vorletzte Teil dieser kleinen Sommerpausen Geschichte und ich hoffe sehr das es euch gefallen hat ❤️
Haben wir eigentlich schon darüber gesprochen das RACEWEEK ist? ❣️
Vielen Dank für eure Views, Votes und Kommentare🤍
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