¬III
-Chapter Three [Teil 1]
-Henry West
Zwei Stunden mit einem genervten Clay verbringen...Was kann es besseres geben?
Ich konnte mir eindeutig besseres vorstellen, als immer angeschwiegen zu werden, wenn ich Collins ansprach. Denn anscheinend konnte dieser es nicht ausstehen, mich in seiner Nähe zu wissen.
Heute hatten wir Beide den Kellner-Dienst bekommen, während Vince, ein zu klein geratener Spanier, in der Küche stand und dort mit den anderen Köchen den Großteil des Ladens schmiss.
Es lief alles perfekt zumindest solange, bis Grace Jackson, eine Freundin meiner Schwester, in den Laden kam und mich nach hinten in die Umkleide zog. Clay sah uns zwar verwundert nach, ließ das aber so stehen und arbeitete weiter.
»Ich hab euch zusammen gesehen.«, knurrte sie leise, während sie die Arme vor der Brust verschränkte und mich aus dunkelgrauen Augen anfunkelte. »Was meinst du?«, stellte ich mich nur doof, konnte es aber nicht lassen, sie zu mustern.
Grace traf man nie mit demselben Outfit zweimal auf. Abgesehen von ihrer Lederjacke, die sie wirklich immer trug. Ihre schwarzen Haare hatte sie offen gelassen, jedoch fiel ihr ein Teil des Ponys über das linke Auge, sodass es aussah, als habe sie nur eines. Doch ich wusste es besser, denn nur zu oft hatte sie mich aus der Scheiße gezogen, wenn ich zu ertrinken drohte.
Nur ritt ich mich immer wieder in das Ganze hinein.
»Ich hab dich und diese Idioten zusammen gesehen, Henry, mach mir nichts vor!« Okay, sie war angepisst. Würde ich aber auch sein, wenn ich ehrlich war. »Schön, und jetzt? Verbieten kannst du es mir nicht.«
»Da hast du Recht. Aber ich kann dich warnen. Ist dir bewusst, in welche Gefahr du Clay bringst, wenn du weiterhin mit ihm unterwegs bist?«
»Ja, das ist mir bewusst, Grace. Aber ich werde mich nicht von ihm fernhalten, das habe ich Toby versprochen.«
»Dann stürze ihn ins Verderben, West. Ich werde euch da nicht rausholen!« Ich seufzte leise, denn ich wusste ganz genau, dass sie es nicht tun wird. Diesmal musste ich mir da alleine raushelfen..irgendwie.
»Meinst du, Ashton würde ihm etwas antun?", fragte ich leise, hielt aber den Blick auf die Wand gegenüber gerichtet. Auch aus Angst vor ihrer Antwort. Grace konnte ihn besser einschätzen als ich, denn die Beiden waren länger miteinander befreundet, wie ich und Toby. Und wir kannten uns seit dem Kindergarten!
»Weiß ich nicht.«, erwiderte sie nur und lehnte sich an den Schrank neben mir, zog ihr Shirt wieder gerade. »Kommt drauf an, ob du ihm etwas antun willst oder nicht. Ashton hat Macht, das weißt du selbst gut genug.« Wie wahr..leider.
»Ich sollte ihm etwas antun? Klar, ich renn ja auch immer mit einem Messer rum-« Ich stockte, als Grace in meine hintere Hosentasche zu greifen und ein Klappmesser herauszuziehen. »Und was ist mit dem hier? Das hast du immer da versteckt.«
»-damit ich willkürlich Leute ersteche.«, beendete ich ungestört meinen Satz, holte mein Messer zurück und steckte es wieder in die Hosentasche. »Pfoten weg, das ist meins.«
»Ist ja gut, Tiger.«, lachte sie nur leise, aber ich verdrehte nur gereizt die Augen. »Kann ich dann weiterarbeiten? Ich hab den Job nicht zum Spaß angefangen, sondern weil ich Geld brauche.«
»Damit du deine Schulden abbezahlen kannst?«
»Auch. Aber eher, weil ich nicht vor einem leeren Kühlschrank Zuhause verhungern möchte.«
»Dann geh halt. Aber sei gewarnt, Ash wird dich nicht so leicht in Ruhe lassen, Henry!« Damit verschwand Grace aus der Tür der Umkleide, doch ein unerwarteter Gast kam durch die Tür im selben Moment herein. Oh, verdammt! Große Klasse hier...
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-Chapter Three [Teil 2]
-Clay Collins
Henry ist schon zu lange weg... Normalerweise würde ich mir keine Sorgen um jemanden machen -außer vielleicht um Toby-, aber bei Henry beschlich mich dann doch ein unwohles Gefühl, dem ich auf den Grund gehen wollte. Also verließ ich meinen Posten zwischen dem Raum der Besucher und der Durchreiche für das Essen, um den gleichen Weg zu gehen, den das Mädchen Henry mitgeschleift hat.
In den Umkleiden? Jeder normale Mensch hätte jetzt an das Eine gedacht, doch West kam mir nicht wie ein Player rüber, also schlich ich weiter. Meine Vermutung wurde bestätigt, als ich laute Stimmen aus dem Raum hörte. Kein Stöhnen, sondern ein Streit. Henry stritt sich mit jemandem? Dabei war er doch vorhin so friedvoll gewesen...
Kaum merklich den Kopf schüttelnd, legte ich ein Ohr an das Holz der Tür, um etwas vom Gespräch mitzubekommen. Jaja, Mami sagte immer, belauschen sei unhöflich, aber -ganz ehrlich- ihr würdet das doch jetzt auch machen. Oder nicht?
»Ist dir bewusst, in welche Gefahr du Clay bringst, wenn du weiterhin mit ihm unterwegs bist?«
Die Beiden redeten über mich..großartig. Wir kannten uns nicht einmal einen Tag und schon solle ich in Gefahr schweben? Danke, nein! Ich würde gerne noch ungestört meine Dreißiger erreichen und nicht davor vom Tod abgeholt werden, weil ›meine Zeit reif ist‹. Was bin ich? Eine Tomate? Musste man jetzt schon reif sein, um zu sterben?
Tolle Vorstellung.
»Du stürzt ihn ins Verderben, West-«
Mehr bekam ich nicht mehr mit, da die Stimmen in dem Rauschen unterging, das gerade in meinen Ohren herrschte. Ich musste echt in Schwierigkeiten stecken, wenn das Mädchen Henry schon beim Nachnamen nannte...aber in was steckte der Junge drin?
»-Ashton hat Macht.«
Ashton? Darunter stellte ich mir eher einen Streber mit Harry Potter-Brille und Schulbüchern vor, als einen brutalen Schläger, womöglich auch noch mit Narben.
Wo bin ich hier nur gelandet? Wen hat Toby mir da nur vor die Nase gestellt?
Tausende von Fragen und doch gab es keine logische Erklärung darauf. Als das Mädchen aus dem Raum kam, erschrak ich merklich und das Rauschen wurde lauter. Hoffentlich hatte sie mich nicht bemerkt. Zu meinem Glück warf sie mir nur einen irritierten, aber auch leicht giftigen Blick zu, während sie sich an mir vorbei drückte und ich nun den freien Blick auf Henry hatte.
Dieser sah mich so schockiert an, als habe ich ihn gerade beim betrügen erwischt. Ich wollte schon den Mund aufmachen, um eigentlich zu sagen, dass unser Schicht bald zu Ende war, doch er kam mir zuvor. Mit etwas, was ich nicht gerechnet hätte.
»Ich weiß, was du willst.« Ach ja? Was wollte ich denn? Auf jeden Fall nicht weiter mit dir arbeiten, das stand fest, aber ich wüsste nichts, wo sie mich annehmen würden. Zumindest nicht einfach so.
»Ich wollt dir sagen, dass wir in zehn Minuten Schluss haben. Und ich würde gerne wissen, wer dieses Mädchen war.«
»Grace Jackson.«
»Grace wer?«
»Grace Jackson.«, wiederholte Henry langsam genervt, doch das war mir Recht egal. »Eine Freundin meiner Schwester.« Kaum merklich nickte ich, ging an ihm vorbei zu meinem Spind und holte meinen Rucksack raus.
»Und wer ist Ashton?«
Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Henry sich anspannte, weshalb ich auch nicht mit einer Antwort rechnete. Also zog ich mir die Schürze aus, auf der ganz groß der Name des Restaurants gedruckt war, mitsamt dem Logo. ›CLAY COLLINS‹ stand oben rechts, mit weißem Faden auf den schwarzen Stoff genäht.
Als würde jemand meinen Namen wissen wollen... Höchstens zum Beschweren, wenn mir Mal wieder ›versehentlich‹ die Hand ausrutschte und ich einem arroganten Herren Kaffee auf dem Schoß, statt in der Tasse servierte. Verdient.
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~1.210 Wörter
~29. September 2018
~17:50 Uhr
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