Kap 30
Zuhause angekommen, nahm ich Jin sofort mit ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir. Es musste niemand wissen, was war.
Ich setzte ihn auf dem Toilettendeckel ab und sah mir sein Gesicht an. Danach wollte ich sein Shirt anheben, doch er schlug meine Hand weg.
„W-was macht du da?!", fragte er schockiert, woraufhin ich die Augen hätte verdrehen können, aber er war wahrscheinlich wirklich eingeschüchtert, weswegen ich mir ein Lächeln der Freundlichkeit aufzwang.
„Keine Sorge. Ich will nur sehen, wie schlimm es ist.", sagte ich ruhig und damit ließ er mich machen. Vorsichtig zog ich sein Shirt hoch und bekam seinen Oberkörper zu sehen, welcher nur ein paar blaue Flecken trug.
Erleichtert atmete ich auf. „Nicht allzu schlimm. Da kann ich zwar nicht helfen, aber dann musst du dich halt ein wenig ausruhen."
Ich zog sein Shirt wieder runter, damit er sich nicht weiter unwohl vor mir fühlen musste, wobei das wahrscheinlich sowieso der Fall war, und betrachtete sein Gesicht.
Er hatte eine aufgeplatzte Lippe, welche besser mit ein wenig Wasser versorgt werden sollte. Ich nahm also einen Lappen aus dem Schrank, hielt ihn unter das warme Wasser und säuberte die Stelle an seinem Mund. Jin sah dabei die ganze Zeit verlegen zu Boden. Ihm war es wohl wirklich sehr unangenehm, denn auch seine Wangen färbten sich rot, so dass ich dachte er würde gleich umfallen oder so.
„So. Fertig.", sagte ich leise, ließ den Lappen ins Waschbecken fallen und setzte mich Jin gegenüber auf den Rand der Badewanne.
Eine Weile herrschte Schweigen und ich konnte sehen, dass Jin unbedingt weg wollte oder auch wissen wollte, was er hier machte, aber er fragte nicht, weswegen ich dann das Wort ergriff.
„Machen die das immer mit dir?", fragte ich vorsichtig an.
Langsam seufzte er aus und drehte seinen Kopf dann zu mir, bevor er traurig nickte. Ich presste meine Lippen zusammen und schloss die Augen. So ein Dreck!
„Warum hilfst du mir?", hörte ich leise von ihm.
Ich sah zu ihm auf. Sollte ich es ihm wirklich sagen? Es war ein Geheimnis. Niemand sollte es wissen, aber am Ende könnte ich es sowieso richten und meinen er hätte unrecht oder ich würde mich einfach mit ihm anfreunden und die Clique verlassen.
„Ich bin schwul."
Bei diesen Worten aus meinen Mund, wobei ich das so gelassen sagte, als wäre es nichts, weiteten sich seine Augen und sofort saß er aufrecht.
„D-du...aber...oh mein Gott - du bist schwul?", fragte er ungläubig und aufgeregt zu gleich nach.
Ich lachte leise. „Ja, bin ich." Dann änderte sich mein Gesichtsausdruck und ich sah ihn mitfühlend an. „Entschuldige, dass ich nicht früher eingegriffen habe."
„Nein, schon gut. Sie hätten dich sonst auch fertig gemacht.", sagte er sofort, weswegen mir ein Schmunzeln über die Lippen kam.
„Omo, das ist ja nicht zu fassen! Dann bin ich ja nicht mehr der Einzige, der sich vor der ganzen Schule geoutet hat! Wow, das is-"
„Du darfst es niemanden erzählen!", sagte ich bestimmt und sah ihn eindringlich an.
Jin blickte auf einmal wieder verwirrt und verletzt. „Warum?"
Ich seufzte kurz. Ich wollte ihn ja nicht verletzen, aber das war meine Entscheidung und die durfte mir niemand nehmen!
„Hör mal", fing ich an und er lauschte gebannt meinen Worten, „Ich hab schon einiges einstecken müssen in der Vergangenheit, eben weil ich mich geoutet habe. Das wird sich jetzt nicht wiederholen, nur weil ich es dir gesagt habe. Ich hatte früher schon Freunde, die es nicht gut aufgenommen haben und das hat mich wirklich verletzt. Ich hab dir das jetzt auch nur erzählt, weil ich weiß wie scheiße sich Mobbing wegen seiner Sexualität anfühlt und auch damit du immer zu mir kommen und mit mir reden kannst, falls etwas ist, klar? Es ist nichts gegen dich, sondern hat einfach was mit meiner Einstellung jetzt zu tun. Wenn du es also für dich behalten könntest?"
Abwartend sah ich den Braunhaarigen vor mir an, der erst einmal meine Worte verdaute. Irgendwann war es dann endlich so weit und er nickte.
„Okay, ich verrate es niemanden.", sagte er dann.
Ich nickte. „Danke."
(~•~)
Okay, das sollte eig jetzt der ‚Schock'-Moment gewesen sein, auch wenn einige wahrscheinlich einfach nur dachten: pff, wusste ich!
😝
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