31
Als ich blinzelnd meine Augen öffne, rieche ich sofort den Regen. Die warmen Tropfen landen sanft auf dem Waldboden. Es scheint schon eine ganze Weile zu regnen, da beinahe der komplette Waldboden getränkt ist. Ich atme diese Luft ein und kann zum ersten Mal seit langem wieder etwas genießen. Ich habe Regen schon immer gemocht, da bei zu starkem Regen manchmal die Kraftwerke geschlossen wurden, sodass ich frei hatte. Das waren immer die Tage, an denen ich auf der schmalen Fensterbank gesessen bin und geträumt habe. Ich habe von meinem Leben geträumt, von einem anderen, besseren Leben. Ein Leben, in dem ich etwas erreiche. Und ich wusste schon damals, dass ich dieses Leben nie leben werde, denn ich war gefangen in Distrikt 5, für immer. An diesen regnerischen Tagen, habe ich mich gefragt, ob ich es schaffen könnte wegzulaufen, raus aus Distrikt 5, raus aus Panem. In die Freiheit.
Und doch war ich zu feige es zu tun. Zu feige, mein Leben für die Freiheit zu riskieren, zu feige bei dem Versuch zu fliehen zu sterben. Nun ist es zu spät. Ich werde sterben. Hier. Gefangen in Panem.
Ein Regentropfen landet in meinem Auge, sodass ich ihn wegblinzeln muss. Ich richte mich auf und überprüfe, ob meine Vorräte noch trocken sind. Erleichtert stelle ich fest, dass der Busch, in dem ich geschlafen habe, so dicht ist, dass die Vorräte und ich kaum nass geworden sind.
Ich öffne meine Flasche, in der beinahe kein Wasser mehr ist und stelle sie geöffnet in den Regen, um sie wenigstens ein wenig zu füllen.
Dann sitze ich einfach nur da und lausche dem Regen. Den einzelnen Tropfen. Wie sie hart auf der eisernen Flasche landen und langsam ihren Weg auf den Waldboden finden.
Zusammengekauert und gut unter dem Busch versteckt warte ich. Darauf, dass etwas passiert, denn dieses Warten ist schlimm für mich. Wenn ich schon sterbe, möchte ich es jetzt. Hier und jetzt.
Ich möchte nicht mehr warten, in ständiger Angst vor dem Tod und dem Verlust...denn ich bin zu schwach dafür... nur ein sechzehn-jährigesjähriges Mädchen mit einem verblassten Traum von einem besseren Leben.
Meine Hände zittern leicht, ich weiß nicht, ob es wegen der Kälte oder wegen der Angst ist. Der Regen wird stärker, peitscht auf den Boden, ergießt sich über der Erde, als weine der Himmel. Als weine der Himmel wegen uns, unserem Schmerz.
Ich betrachte den Busch, der sich direkt neben meinem Versteck befindet. Schwarze Beeren... Nachtriegel.
Wenn man sie ist, stirbt man, ehe sie im Magen sind. Ein kurzer, schmerzloser Tod...
Ich darf gar nicht darüber nachdenken, was fällt mir eigentlich ein?! Ich bin nicht feige, ich werde weiterkämpfen...
Und dennoch, trotz meiner warnenden Fuchsstimme, dennoch fühle ich mich von den Beeren wie angezogen. So einfach und schmerzlos...
Genug! Ich darf nicht darüber nachdenken! Ich kann gewinnen, ich MUSS!
Ich wende meinen Blick von den dunklen, saftigen Beeren, die mir den Tod bringen könnten, ab und schaue hinauf in den Himmel, aus dem es immernoch in Strömen schüttet.
Dunkle Wolken bedecken ihn und verstecken die Sonne hinter sich. Ich höre Donnergrollen und langsam werde ich nervös. Ist es nicht gefährlich, bei Gewitter im Wald zu sein? Denn wenn ein Blitz einschlägt...
Die Nervosität siegt in mir und mit wackeligen Knien richte ich mich auf. Ohne zu überprüfen, ob einer der Tribute in der Nähe ist, laufe ich los. Der Regen raubt mir die Sicht, vor meinen Augen ist nichts als Wasser. Panisch werde ich schneller, mein Atem ist schwer und mein Herz schlägt dumpf in meiner Brust.
Weiter, ich muss weiter...
Mein linkes Bein bleibt an einer Wurzel hängen, die kaum zu sehen ist, da die fast vollständig in dreckigem Regenwasser versteckt ist. Der Länge nach falle ich hin, lande hart auf der Erde. Sofort rappele ich mich auf, ich muss weiterlaufen. Weiterer Donner, ein Blitz kracht irgendwo in die Erde. Ich sehe nichts.
Die friedliche Stille des Waldes ist nun erfüllt von dem peitschenden Regen, dem ohrenbetäubenden Donnergrollen und meinen ungleichmäßigen Atemzügen.
Weiter.
Erneut schlägt ein Blitz ein, nicht weit weg von mir, und ich weiß, dass ich hier raus muss, raus aus dem Wald. Aber es gibt nur wenige Stellen in dieser Arena, die nicht Wald sind.
Auf die große Wiese beim Füllhorn kann ich nicht, da dort die Karrieros sind und auf dem Feld versteckt sich vermutlich Thresh. Ich kann nirgendwo hin...ich muss mich verstecken. Jetzt.
Ich halte mir meine Ohren zu, nicht nur wegen dem Lärm von außen, sondern wegen den vielen Stimmen in mir, in meinem Kopf, die mich anschreien, weiter und schneller zu rennen. Mein Kopf dröhnt, mein Herz setzt immer wieder aus und meine weit aufgerissenen Augen starren geschockt hin und her.
Wie konnte das passieren? Ich hätte schon loslaufen sollen, als der Regen erst begonnen hat... Wenn ich weiterhin so taktlos vorgehe, kann ich den Sieg vergessen. Ich muss mich konzentrieren, tief durchatmen, ruhig bleiben...
Ich bleibe stehen und schließe die Augen. Ich versuche die Geräusche von außen auszublenden, alles um mich herum zu vergessen.
Ich muss ruhig bleiben...
Langsam finde ich meine innere Ruhe wieder, sie legt ihre Hand beruhigend über mich und erstickt die Stimmen, in meinem Kopf, die mich aus der Ruhe gebracht haben.
Mein Atem wird wieder gleichmäßig und mein Herzschlag beruhigt sich. Meine zitternden Hände entspannen sich und ich nehme den prasselnden Regen nur von Weitem wahr.
Gut...und jetzt muss ich mich konzentrieren. Was soll ich jetzt tun?
Ich kann nicht planlos durch den Wald rennen und darauf hoffen aus dem Wald zu kommen. Ich muss taktisch vorgehen, einen genauen Plan haben.
Ich öffne meine Augen wieder, um die Lage zu überblicken. Auch wenn ich durch den starken Regen wieder etwas nervös werde, bleibe ich ruhig und schaue mich um.
Meine Kleidung ist komplett durchnässt und die feuchte Kälte kriecht an mir hoch. Ich halte die Trinkflasche, die ich, als ich losgerannt bin noch schnell gepackt habe, in der Hand, fest umklammert. Meine andere Hand schließt sich um das Messer, sodass die Knöchel weiß hervortreten. Mein Hals schmerzt noch ein wenig von der Wunde, die Clove mir zugefügt hat und ich wundere mich immernoch, wie ich in freier Natur ohne jegliche Mediziner, einen Messerstoß in den Hals überlebt habe. Die Salbe, die ich von einem Sponsor erhalten habe, ist ein wahres Wunder.
Wut flammt in mir auf.
Wieso haben die Menschen in dem Kapitol so gute Medizin, dass sie so starke, gefährliche Wunden heilen können, während wir in anderen Distrikten schon bei einer einfachen Erkältung in Lebensgefahr sind?
Wenn das Kapitol den Menschen in den Distrikten so eine Medizin schicken würden, würden sie damit so viele Menschen retten...und doch sind sie zu geizig zu teilen.
Ich versuche die Wut unter Kontrolle zu bringen und nicht loszuschreien, indem ich mir auf die Lippe beiße, so fest, dass es blutet.
Ich ignoriere das warme, rote Blut, das sich in meinem Mund ausbreitet. Ich muss eine Lösung finden.
Ich zucke zusammen, als ein Blitz einschlägt und laufe wieder los. Diesmal renne ich nicht einfach irgendwohin. Ich blicke in den Himmel und mache die Sonne ausfindig, die blass durch die dichten Wolken scheint.
Die genaue Uhrzeit weiß ich leider nicht, doch ich schätze, dass Vormittag
ist. Ich erinnere mich zurück an den ersten Tag, an dem wir zum ersten Mal in der Arena auf den Plattformen standen. Es war morgens, als die Sonne gerade erst aufgegangen war.
Ich verenge die Augen und denke angestrengt nach. Wo stand die Sonne, als ich auf der Plattform stand? Ich weiß noch, dass die Sonne mich geblendet hat und ich einen Blick auf den See hatte. Links von mir lag das Getreidefeld, in dem sich Thresh höchstwahrscheinlich versteckt.
In meinem Kopf arbeitet alles. Fakten werden zusammengezählt und ausgewertet. Das Gewitter und die Kälte habe ich bereits vergessen.
Die Sonne stand damals im Osten, da sie gerade erst aufgegangen war. Das heißt, dass östlich der großen Wiese der See liegt. Demnach liegt das Getreidefeld im Norden, weil er damals links von mir lag. Als alle Tribute losgelaufen sind, bin ich nach rechts, in den Wald gelaufen. Da vor mir der Osten lag, liegt der Wald somit im Süden. Da ich aber nicht genau weiß, wo ich im Wald bin, muss ich jetzt sehr aufmerksam sein.
Ich blicke erneut in Richtung der schwachen Sonne und entdecke sie schließlich zwischen den dichten Bäumen. Sie scheint sehr niedrig, da noch Vormittag ist, also steht sie ungefähr im Osten. Ich muss in den Norden der Arena, da sich im kompletten Süden der Wald ausstreckt.
Ich drehe mich um neunzig Grad nach links von der Sonne weg. Dort ist Norden. Ich muss dort lang.
Auch wenn ich mir sehr unsicher bin, da ich alles nur sehr ungenau herausfinden konnte, laufe ich zielstrebig los. Ich habe keine Wahl. Ich muss einen Unterschlupf finden, denn hier ist es nicht sicher.
Wie aufs Stichwort kracht ein dicker Buchenast auf den Boden und landet hart auf dem mathschigen Boden. Der Regen klatscht mir ins Gesicht, ich sehe nichts.
Ich versuche immer etwa neunzig Grad links Richtung Sonne zu laufen, doch schon nach wenigen Minuten ist die Sonne hinter den dunklen Wolken versteckt, sodass ich mich nun auf meine Berechnungen verlassen muss.
Meine Kleidung klebt nass an meinem Körper und diese plötzliche Kälte krabbelt an mir hoch. Ich spüre etwas hartes auf mir landen, immer wieder.
Panik kommt in mir hoch.
Hagel!
Dicke, harte Hagelkörner schlagen prasselnd auf mich nieder, ich habe meinen Kopf nach unten gebeugt, damit der Hagel mich nicht im Gesicht trifft.
Die erst kleinen Hagelkörner werden größer, bald blicke ich nur noch auf den Boden, vollkommen orientierungslos.
Der stromende Regen, gemischt mit Hagel, prasselt hinab. Um mich herum brechen Äste ab und die Bäume schwenken gefährlich umher, als würden sie jede Sekunde fallen.
Mein Herz schlägt laut und viel zu schnell in meiner Brust, denn die Angst, die ich vorhin besiegt habe, ist zurück.
Aber sie lähmt mich nicht, sie bringt mich dazu weiterzurennen.
Auch wenn ich eigentlich nichts zu verlieren habe, denn ich habe niemanden mehr. Der Tod wäre die einfachste Option. Einfach nur sterben, möchte ich, befreit von der Angst und der Sehnsucht nach den Menschen, die ich für immer verloren habe.
Nicht aufgeben! Ich darf auf keinen Fall aufgeben! Nicht jetzt, nicht wenn ich schon so weit gekommen bin. Sonst ist mein Vater umsonst gestorben...
Und ich weiß, dass ich nicht aufgeben werde. Nicht weil ich stark oder mutig bin, nein. Ich gebe nicht auf, weil ich feige bin. Und mich fürchte. Vor dem Tod. Vor dem Schmerz. Vor der Reue.
Das möchte ich nicht. Ich möchte nicht so sterben. Nicht erschlagen von einem Baum oder getroffen von einem Blitz.
Meine schwachen Beine rennen weiter, irgendwohin, wahrscheinlich längst nicht mehr in die richtige Richtung, nach Norden.
Es kommt mir so unreal vor, als wäre das ein schlimmer Alptraum, aus dem ich nicht erwachen kann.
Meine Brust hebt und senkt sich do schnell, dass es wehtut und ich bleibe stehen. Ich bekomme keine Luft und habe Seitenstechen wie noch nie. Keuchend schnappe ich nach Luft und kurz darauf schwappt der Regen in meine Lunge, sodass ich husten muss. Ein massives Hagelkorn schlägt auf meine Schläfe. Einen Moment schwanke ich desorientiert und blicke mich verwirrt um, doch kurz darauf habe ich mich wieder gefasst.
Doch die Seitenstechen hören einfach nicht auf und ich bekomme immernoch nur schwer Luft. Ich drehe mich ein wenig, um die Lage zu begutachten und im selben Moment fällt mir mein Fehler auf.
Oh Gott! Wieso habe ich mich jetzt gedreht. Davor gab es ja noch eine kleine Chance, dass ich in die richtige Richtung laufe, doch jetzt, wo ich mich gedreht habe, habe ich keine Ahnung mehr, wohin ich laufen muss!
Verzweifelt suche ich nach der Sonne, um erneut die Himmelsrichtungen herauszufinden, doch die sie ist hinter dichten, dunklen Wolken versteckt, die mir meine letzte Hoffnung rauben.
Ich könnte heulen.
Wahrscheinlich tue ich das schon und bemerke es einfach wegen dem Schock noch nicht. Vorsichtig fasse ich mir unter das Auge, doch das Nasse dort kann genauso gut der Regen sein.
Jetzt bleibt mir nichts anderes mehr übrig als zu rennen. Irgendwohin.
Ich kann nur hoffen, dass ich in die richtige Richtung laufe, die mich aus dem Weg führt, wobei ich mich frage, was ich mache, falls ich einen Weg auf die Wiese finde. Dort sind die Karrieros und töten mich augenblicklich.
Und wenn ich Glück habe und sie dort nicht sind, ist es trotzdem nicht der ideale Ort, weil ich dort vom Blitz getroffen werden könnte.
Aber ich muss raus hier, das steht fest. Der Wind ist zu stark, er weht hier Bäume um und reißt Äste hinab, es ist zu gefährlich, hier zu bleiben.
Verdammt! Wieso bin ich nicht gleich losgerannt, als ich aufgewacht bin, als der Regen noch nicht stark war. Vielleicht hätte ich es aus dem Wald geschafft, bevor das Gewitter begonnen hat... . Und ich intelligentes Mädchen habe natürlich erstmal vor mich hin geträumt und dann die Vorräte ganz entspannt überprüft, anstatt loszulaufen. Wirklich sehr sehr klug, Sky!
Egal. Es ist jetzt schon geschehen, also kann ich es nicht mehr ändern...
Ein monströser Ast landet nur einen Meter vor mir, sodass ich abrupt bremse. Ich schlittere über den nassen Boden und rutsche aus. Um nicht auf dem Ast zu landen, versuche ich panisch über ihn hinwegzuspringen und lande ungeschickt in der nassen Erde.
Meine Hände, die schützend vor meinem Kopf sind, knicken weg, sodass ich mit dem Kopf vorraus im Waldboden stecke. Der Regen prasselt unaufhörlich weiter, als würde er kein Ende nehmen, doch die Hagelkörner sind definitiv kleiner als zuvor, was mir neue Hoffnung gibt.
Ich würde weiterrennen... doch meine Füße sind so schwach, ich habe furchtbare Seitenstechen. Als wäre das noch nicht genug, braust ein eiskalter Wind durch die Luft, der meinen durchnässten Körper vor Kälte zittern lässt. Mein Atem ist nur schnappend und ich höre mein Herz laut und unregelmäßig in meiner Brust schlagen.
Bumm.
Bumm. Bumm. Bumm.
Bumm.
Weiter. Ich muss weiter. Jetzt sofort.
Meine Hände ziehen mich voller Anstrengung hoch, es ist so verdammt schwer. Liegen bleiben ist so viel einfacher. Gemütlich auf dem weichen Boden Waldboden liegen und dem Regen lauschen. Und einfach nur darauf warten, dass ein fallender Baum es beendet. Mein Leben. Die Angst.
Es ist so einfach...
Genug Todesfantasien! Ich muss weiter laufen!
Ächzend ziehe ich mich hoch, so langsam, dass ich, wenn jetzt ein Baum auf mich fallen würde, verloren wäre.
Mir schmerzt alles und meine Kleidung klebt nass an meinem durchfrorenen Körper, der sich nach Wärme sehnt. Auch wenn in meinem Rucksack nicht besonders viele Dinge sind, erscheint er mir so schwer, dass ich ihn am liebsten einfach liegen lassen würde.
Aber ich brauche das wenige Essen darin und auch das Wasser ist lebensnotwendig...falls ich das überlebe.
Mit schweren Schritten gehe ich, zum Rennen bin ich zu schwach. Um mich herum fallen Äste, ich laufe an einem umgefallenen Baum vorbei, doch ich nehme nichts davon wirklich wahr.
Ich bin so furchtbar müde, die Müdigkeit ist so schlagartig gekommen, ich kann mich ihr einfach nicht widersetzen. So schwer...
Endlos erscheint mir der Regen, er wird nicht schwächer, dafür der Wind umso stärker. Selbst die dicksten und stärksten Bäume wiegen verdächtig im Wind, als würden sich bald umfallen.
Überall nur Regen. Und Bäume. Und Büsche. Seit Tagen sehe ich nur noch den Wald und diese Aussicht treibt mich in den Wahnsinn.
Ich. Kann. Nicht. Mehr.
Doch, ich kann.
Nein. Diesmal nicht, diesmal bin ich zu schwach dafür. Ich bin doch nur ein sechzehn-jähriges Mädchen...
Donnergrollen erklingt bedrohlich in der Ferne und irgendwo schlägt ein Blitz ein. Ich habe so furchtbare Angst.
Ich schmecke etwas Salziges, wahrscheinlich meine Tränen.
Der Hagel hat bereits aufgehört, doch es scheint nicht, als würde der Regen in Kürze stoppen. Ich werde das hier nicht überleben...
Ein gewaltiger Schlag auf meiner linken Schulter zwingt mich auf den Boden und ich schreie geschockt auf. Schmerz flammt in meiner Schulter auf und ich spüre etwas Warmes an ihr heruntersickern. Im strömenden Regen, kann ich mit zusammengekniffenen Augen einen dicken Ast erkennen, der wohl auf meiner Schulter gelandet ist. Tränen fließen aus meinen verquollenen Augen und ich blicke fassungslos auf den Boden.
Wie können sie mir so etwas antun?!
Wie können sie IRGENDJEMANDEM so etwas antun?! Das ist so unmenschlich! So herzlos! So...
Ich schluchze auf, die Tränen hören einfach nicht auf. Mir kommt die Welt so unglaublich ungerecht vor und ich hasse alles. Den Regen. Das Kapitol. Die Arena. Den Schmerz. Die Angst. Mein GANZES VERDAMMTES LEBEN!
Die nächsten Minuten bin ich nicht mehr ich selbst. Oder vielleicht bin ich auch ich selbst und alles andere war nur meine Fassade. Jetzt sieht man, wer ich wirklich bin. Wer ich bin, wenn ich Angst habe, wütend bin, hasserfüllt, verletzt und hoffnungslos.
Ich weine schluchzend, schreie in den Wald, flehe um Gnade. Der Schmerz in meiner Schulter lässt nicht zu, dass ich aufrecht sitze, weshalb ich schief in der nassen Erde liege. Ich schreie voller Hass in den Himmel, rufe nach Hilfe und Erlösung, doch mir antwortet niemand außer der Stille und das Prasseln des unaufhörlichen Regens.
"Hört auf! Was seid ihr für unmenschliche Kreaturen ohne Herz?!"
Meine Stimme bricht, denn mein Hals schmerzt von dem Laufen. Ich kann nur noch flüstern und weinen und flehen. Mein Leben ist ausgelebt, das war mir die ganze Zeit klar. Aber nicht so.
Ich wollte nicht voller Angst sterben, das Donnergrollen sollte nicht der letzte Klang in meinem Leben sein, und doch ist es so weit gekommen.
Verloren in Angst liege ich nun da, meine Augen fassungslos und tränenüberströmt in den Himmel gerichtet. Was ist nur aus mir geworden? Wieso bin ich so verwundbar und zerstört?
Das Rauschen des Windes und des Regens ist das letzte, was ich höre, als ein unglaublicher Schmerz meine rechte Hand trifft. Ich kann nicht mal mehr vor Schmerz schreien, so schwach bin ich, doch innerlich zerreißt mich dieser brennende Schmerz und das Gefühl tausender brechender Knochen.
Ich wage es nicht zu versuchen, meine Hand zu heben, da ich Angst vor der Erkenntnis habe, dass ich mir alle Finger gebrochen habe.
Pochend schlägt der Schmerz, er hört nicht auf, setzt sich in meinem Körper fest und ich spüre nichts außer diesem furchtbaren Schmerz.
Und plötzlich ist da nichts mehr.
Kein Schmerz.
Keine Angst.
Nichts.
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