22
Erschöpft hocke ich mich auf den Boden. Die Hälfte meiner Flasche ist bereits leer und mein Hals schreit nach Wasser, doch ich bin sehr sparsam, weshalb ich mir selbst verbiete zu trinken.
Ich lehne mich an einen Baum und starre in den Himmel. Wie lange geht das ganze noch? Wie lange werde ich dieser Angst noch ausgesetzt sein? Wie lange?
Kalte Wut durchströmt mich, ich würde am liebsten aufstehen und in Richtung der Kameras schreien, was für widerliche Wesen die Kapitolaner doch sind.
Aber ich behalte mich unter Kontrolle. Mein Gesicht ist ausdruckslos, während in mir der Hass sprudelt. Ich möchte leben. Aber ich kann es nicht. Egal in welcher Form ich die Arena verlassen werde, ob als Sieger oder Toter, ich werde nicht mehr leben. Nie mehr. Nie mehr werde ich diese Bilder aus dem Kopf bekommen, nie mehr werde ich ohne Angst und Alpträume leben können. Nie mehr.
Ich hebe meinen Kopf und blicke in die Sonne, die wie eine große Laterne über mir scheint. Langsam geht sie unter und versinkt, sie versinkt irgendwo weit weg und plötzlich habe ich Angst, dass ich nie wieder die warmen, hellen Strahlen auf meiner trockenen Haut spüren werde.
Ich erhebe mich, meine Augen starren matt auf den Boden, hoffnungslos.
Es wird immer dunkler, und meine Angst wird größer. Mit jedem verschwindenden Strahlen der Sonne wird die Hoffnung kleiner. Denn jede Sekunde, jede Minute, realisiere ich, dass es nie eine Hoffnung für mich gab. Und das es auch nie Hoffnung für mich geben wird.
Für keinen von uns gibt es noch Hoffnung auf ein Leben. Auf das Leben, voller Liebe und Glück. Nein, niemand von uns wird so ein Leben je haben.
Aber für die Menschen dort draußen. Für sie gibt es Hoffnung, für sie gibt es noch eine Chance auf ein besseres Leben. Auf ein besseres Panem.
Mittlerweile ist es komplett dunkel und ich stehe immer noch an der gleichen Stelle und blicke geistesabwesend auf den Boden.
Es gibt keine Hoffnung.
Nicht für mich.
Und auch nicht für Marvel.
Und auch nicht für Katniss.
Oder Peeta. Oder Ian. Oder Clove. Oder Glimmer.
Oder alle anderen. Sie existiert nicht, die Hoffnung. Nicht für uns.
Der stechende Hunger im Magen weckt mich aus der Trance und ich stecke mir ein paar Nüsse aus der Packung in den Mund. Ich spüle sie mit einem kleinen Schluck Wasser hinunter, den ich in vollsten Zügen genieße. Wer weiß, ob ich jemals wieder etwas trinken werde...
Suchend blicke ich mich um. Wo soll ich schlafen?
Ich entschließe mich, wieder in einen dichten Busch zu klettern und dort zu schlafen. Als ich den passenden Busch entdeckt habe, liege ich kurz darauf auch schon gut versteckt unter ein paar Blättern und schließe die Augen.
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Bumm.
Ich springe auf, meine Augen sind weit aufgerissen, voller Angst.
Wer war das? Wer ist gerade gestorben?
Panisch stehe ich da.
Ein gellender, hoher Schrei erklingt, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. War das Clove? Oder Glimmer? Oder Katniss? Oder Rue?
Bumm.
Ein weiterer Kanonenschuss erklingt. Zwei Tote...
Ein etwas tieferer Schrei ertönt und ich springe leicht zurück, denn er ist nur einige Meter vor mir.
Vorsichtig luhre ich zwischen den Zweigen des Busches hindurch und entdecke in der Dunkelgrün einen Schatten an mir vorbei rennen.
Plötzlich spüre ich einen stechenden Schmerz am Finger und ich schreie auf. Was... verdammt...
Ein weiterer Stich, meine Stirn beginnt zu brennen und ich kratze verzweifelt daran.
Was ist das?
Als ich einen weiteren Stich im Nacken erhalte fange ich das Rennen an. Der Schatten neben mir läuft mit, doch ich bin so auf den schrecklichen Schmerz fokussiert, dass ich meinen Nachbar nicht beachte. Alles dreht sich und verschwimmt vor meinen Augen. Ich stolpere leicht, doch renne immer weiter. Ich weiß nicht in welche Richtung ich gerade renne, denn es geht um Leben und Tod. Was auch immer uns verfolgt...es ist gefährlich.
Die Kraft meiner Beine schwindet und ich zittere schrecklich. Ich kann nicht mehr.
Vollkommen außer Atem und hächelnd renne ich.
Plötzlich höre ich Wasser-Rauschen, so laut, dass es unmöglich real sein kann. Aber ich renne weiter, bald bin ich dort. Das Sprudeln des Wassers ist ganz nah, es müsste gleich hinter diesem Baum sein...gleich bin ich da!
Es ist still, nirgendwo ist Wasser. "Verdammt!", schreie ich, voller Frustration und Verzweiflung.
Ich habe mir das Wasser nur eingebildet, es war nicht echt.
Ich kann nicht mehr...
Die Stellen, an denen mich etwas gestochen hat sind geschwollen und brennen, alles wackelt und dreht sich. Ein verzweifelter Schrei verlässt meinen trockenen Hals. Meine Beine laufen wie taub weiter. Ich muss weiter. Ich muss. Die Person neben mir strauchelt genauso wie ich und ich spüre wie ich hart lande. Mit dem Gesicht vorraus lande ich auf dem steinigen Weg und bleibe einfach liegen. Mir fehlt die Kraft und der Wille um aufzustehen. Denn um ehrlich zu sein, ich WILL sterben. Hier und jetzt. Ich will das alles nicht mehr. Ich will keine Angst mehr haben, ich will nicht mehr Schmerz erleiden. Ich möchte....Nichts sein, Nichts. Ich möchte nur noch eine Erinnerung sein, eine Seele, die nicht mehr existiert.
"Sky?", flüstert etwas in meinem Kopf. Bin ich das? Bin ich Sky? Bald nicht mehr. Bald bin ich nichts mehr. Nichts.
"Nichts", kommt es schwach über meine Lippen. "Nichts"
"Sky?! Verdammt!"
Es ist Marvel. Erst jetzt merke ich es. Er war die Person, die die ganze Zeit neben mir gelaufen ist. Er, der Junge, den ich liebe.
Doch mein Gesicht bleibt emotionslos, denn mich kann nichts mehr erschüttern. Bald ist all das vorbei. Bald.
Ich spüre wie Marvel neben mir zu Boden sinkt, wahrscheinlich ebenfalls kraftlos.
"Bist du es, Sky?"
Ich antworte nicht. Stille und Dunkelheit.
Marvel robbt zu mir herüber, doch es ist immernoch zu dunkel, um ihn zu erkennen.
"Sky, bitte, bist du es?", fragt Marvel flehend. "Antworte doch!"
Antworten ist überflüssig. Worte sind überflüssig. Sie könnten niemals beschreiben, was ich gerade fühle. Niemals.
Ich spüre einen Finger auf meinen Lippen, er wandert über meine Nase und fährt meine Augenbrauen nach.
"Ich weiß, dass du es bist Sky", flüstert er kaum hörbar.
Kennt er mich so gut, dass er mich nur an meinen Lippen, meiner Nase und meinen Augenbrauen in kompletter Finsternis erkennt? Aber das ist egal. Jetzt ist es nicht mehr wichtig, denn gleich ist es vorbei.
Mein Körper bebt, er versucht die Tränen zu halten, die fließen wollen. Ich werde nicht weinen... Nicht jetzt.
Die Fuchsstimme in meinem Kopf ist verstummt, denn sie hat wahrscheinlich eingesehen, dass meine Klugheit nichts mehr bringt. Denn diesmal wird sie mich nicht retten.
"Sch", murmelt Marvel dicht neben mir beruhigend. "Es ist alles gut, sie sind weg"
Wer ist weg? Wer ist sie? Heißt das, ich sterbe nicht?
Ich hebe meinen Kopf leicht. Die Morgendämmerung trifft langsam ein und der Himmel ist rosafarben. Dort wäre ich gerne, im rosafarbenen Himmel. Dort, wo ich sicher bin. Sehnsucht überkommt mich, denn ich bin zu klein, um etwas zu bewirken. Zu unwichtig. Im Himmel, wäre das egal. Dort ist es nicht wichtig, ob du etwas bewirkt hast oder nicht. Dort zählt nicht mehr, ob du Talente hast oder gut aussiehst oder klug bist oder reich bist.
Schließlich blicke ich zu Marvel. Seine wunderschönen Augen ziehen mich an, in einen Strudel voller Gefühle. Sie sind so warm und schimmern hellrosa durch das Licht der aufgehenden Sonne. "Fuchs", flüstert er mit rauer Stimme. Dann lächelt er mich mit seinem besonderen Lächeln an und drückt seine Lippen auf meine. Wärme durchflutet mich und ich schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne, habe ich meine Meinung geändert.
Ich werde gewinnen. Ich muss gewinnen. Ich will noch nicht in den Himmel.
Ich lächele in den Kuss hinein. Die Fuchsstimme in meinem Kopf ist zurück. Sie wird mich leiten, bis zum Tod.
Und dann blicke ich in den Himmel hinauf und entdecke viele verschiedene Rosatöne, die den Morgen aufblühen lassen wie eine wunderschöne Rose, die zum ersten Mal ihre Blütenblätter öffnet.
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Hallöchen :)
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, ich würde mich sehr über Feedback freuen.
Wie immer, ein paar Fragen ;)
1) Lest ihr zur Zeit was? Wenn ja, was?
Ich: ja, ich lese gerade "Skythes" und "Vollendet". Beide Bücher sind von dem Autor Neil Shusterman
2) Welchen Musikstil mögt ihr am liebsten?
Ich: Pop
3) Was ist euer Lieblings-Harrypotter Charakter?
Ich: Snape 😍
4) Aus welchem Harry Potter Haus seid ihr?
Ich: Ravenclaw
5) Wie findet ihr meine Geschichte bis jetzt?
Ich: keine Ahnung 😂 ehrlich ich habe keine Ahnung, ob ich meine Geschichte gut oder schlecht finde ^^
Dann bis zum nächsten Kapitel 😋
Melody <3
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