Kapitel 1
Wie immer war es still. Nur das leise Scharben der Äste an dem Fenster hält das Mädchen im dunklen Zimmer wach. Sie starrte die Decke an und regte sich keinen Millimeter. Sie fand den Umzug für eine blöde Idee, aber ihr Vater bestand darauf. Sie hasste generell das umziehen. Das war schon das dritte Mal in diesem Jahr und es war noch nicht mal die Hälfte des Jahres herum.
Sie lebte mit ihrem Vater alleine, da ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam. Der Arzt stelle fest, dass ihre Nieren fehlten. Sie wurden perfekt entfernt, aber keiner wusste wieso und wer das gemacht hatte und weil niemand es wusste verdächtigte man ihren Vater, aber ohne Grund. Seitdem war sie mit ihrem Vater auf der Flucht.
Damals war sie fünfzehn und für alle viel zu jung um das Geschehnis zu verstehen, deswegen ließ man sie im Dunklen. Aber als ihr Vater verhaftet werden sollte erfuhr sie alles:
Ihr Vater kam ins Zimmer gestürmt. Er weckte das schlafende Mädchen und befahl ihr die wichtigsten Sachen einzupacken, denn sie mussten verschwinden. Sie tat wie gehießen und setzte sich dann wartend ins Auto. Während sie wartete zerbrach sie sich den Kopf, warum ihr Vater ihr befahl die Sachen zu packen. Doch sie fand keine Lösung, damals hatte sie nicht an den Tod ihrer Mutter gedacht. Sie hat nicht gedacht, dass alles mit ihrer Mutter zu tun hatte. Wie auch, wenn man sie im Dunkeln ließ?
Jedenfalls war ihr Vater noch im Haus mit der Polizei und das machte sie neugierig. Eigentlich sollte sie im Auto bleiben und wenn jemand kommt, der nicht nach ihrem Vater aussah - egal ob es die Polizei oder jemand anderes war -, sollte sie die Türen sofort verriegeln. Aber ihre Neugierde war zu groß, also kletterte sie aus dem Auto und umrundete es, bis sie vor einer Tür stand, die zur Küche führte. Sie machte die Tür einen Spaltbreit auf und lugte durch den Spalt.
Sie erkannte vier Schatten. Einen der Schatten gehörte ihrem Vater, ein anderer gehörte dem netten Kommissar, der ihr seine Hilfe angeboten hatte. Die anderen beiden Schatten vermutete sie, gehörten zwei Polizisten.
Sie lauschte konzentriert dem Gespräch und bemerkte nicht, dass jemand sie still und heimlich beobachtete.
>>Die Nieren ihrer Frau wurden gefunden. Sie sind halb aufgegessen. <<, sprach der Kommissar. Was? Wie? Die Nieren meiner Mutter wurden gefunden? Wie? Waren die etwa nicht in ihrem Körper? Ich verstehe jetzt gar nichts mehr. Ich dachte, Mama sie bei einem Autounfall gestorben und nicht das man ihre Nieren weggenommen hatte. Das ist einfach nur krank! Sowas von Krank! Wer macht den bitteschön sowas?!
>>Wir bitten Sie mit uns zu kommen. <<, sprach der Kommissar weiter und das Mädchen konzertierte sich wieder auf das Gespräch.
>>Wieso? <<, fragte mein Vater. Eine gute Frage.
>>Wir verhaften Sie wegen Mord an ihrer Frau und wegen Kannibalismus. <<, antwortete der Kommissar. WAS?! Mein Vater soll meine Mutter umgebracht haben und dann ihre Nieren gegessen haben?! Niemals! Er macht doch sowas nicht! Wieso sollte er sowas machen? Er ist doch mein Vater! Ich glaub die spinnen!
Etwas raschelte hinter ihr und sie drehte sich erschrocken um. Suchend nach dem Geräusch blickte sie sich um. Doch sie konnte die Ursache des Geräusches nicht finden. Also vermutete sie, dass es nur ein Ast oder sowas war. Sie drehte sich wieder zum Gespräch um. Wegen dem Geräusch hat sie nur die Hälfte des Gesprächs mitbekommen und die Erwachen sind schon bei einem anderen Thema. Bei ihr.
>>Wenn ich mitkomme, was passiert mit meiner kleinen Amy? <<, fragte mein Vater. NEIN!, hätte sie am liebsten geschrien. NEIN! Du sollst nicht gehen!
Sie spürte, dass etwas Warmes auf ihrer Wange herunter lief. Tränen. Sie weinte wegen dem Gedanken, ohne ihre Eltern erwachsen zu werden. Das wollte sie auf keinen Fall zulassen.
Gerade wollte sie rein stürmen und Nein! brüllen. Zum einen weiß sie, dass ihr Vater sie anbrüllt, weil sie seine Anweisungen nicht gefolgt hat. Aber zum anderen weiß sie, wenn sie es nicht macht, verliert sie ihre Eltern endgültig.
Sie machte sich bereit, aber verharrte in ihrer Position als sie die Antwort des Kommissars hörte.
>>Sie wird zu ihrer Tante gebracht und bleibt da bis sie volljährig ist. <<, sprach der Kommissar geduldig.
>>Sie meinen doch nicht etwa Mathilde. <<, sagte mein Vater geschockt. Bei ihrem Namen gefror Amy's Blut wortwörtlich! Ein Bild von ihrer Tante stieg in ihr auf.
Sie schaute sie lächelnd an, sodass man ihre vergilbten Zähne sieht. Ihre schwarzen Haare waren zu einem großen Dutt hochgebunden. Ihr kleines Gesicht wird fasst von ihrer Brille verdeckt und sie trägt einen grünen Rock mit einem grünen Blazer, darunter eine leicht grünlich schimmernde Bluse. Hinter ihr konnte ich ihre Villa sehen, die im Schatten des Waldes stand. Einfach nur creepy!!!
Sie atmete ein paarmal tief durch. Sie kann doch nicht bei Tante Mathilda ihre restliche Kindheit verbringen. Dieser Meinung war auch ihr Vater, denn er versuchte diesen Vorschlag den Polizisten auszureden. Doch es gelang ihm nicht.
>>Wir können sie nicht in ein Waisenhaus schicken, solange noch jemand von ihrer Familie lebt. Und Miss Underwood ist die einzigste lebende Verwandte. <<, erklärte der Kommissar ihrem Vater ihre zukünftige Lage. Er hatte recht. Papa war Einzelkind und Mama hatte nur Tante Mathilda als Schwester. Amy's Großeltern sind beide Seiten tot. Super!
Ihr Vater wollte das nicht einsehen und kam immer näher zur Tür. Sie erschrak fasst und machte einen Schritt zurück um schnell ins Auto zugelangen, da sie nicht wollte, dass ihr Vater sie beim Lauschen erwischt.
Als sie dem Schritt nach hinten machte stieß sie gegen etwas oder eher gegen jemanden. Kurz zuckte sie zusammen bevor sie sich umdrehte und ihren Blick in ewiger Schwärze verlor. Vor ihr stand ein Junge etwa so um ihr Alter - eher etwas älter. Er hatte eine blaue Maske auf und dort wo eigentlich seine Augen sein sollten kam etwas Schwarzes raus. Sie rätselte was es sein könnte, aber kam auf keine Lösung. Sie konnte sich auch nicht erklären, warum etwas Schwarzes aus seinen Augen kommt. Er hatte einen schwarzen Hoodie an und eine schwarze Hose und er hielt etwas in der Hand.
Sie schauten sich eine Weile an bevor der Junge die erste Bewegung machte. Er hob seinen Arm und umfasste ihr Gesicht. Aus Panik schuckte sie ihn weg und er stieß gegen einen Werkzeugkasten. Es klirrte und die Stimmen im Haus verstummten. Sie wusste sofort was sie machen musste.
Sie hechtete zum Auto. Doch der Junge bekam sie zufassen und etwas Scharfes schnitt in ihre Haut. Einen Blick nach unten zu ihrer Hüfte und sie wusste was das scharfe war. Ein Skalpell. Der Junge drückte ein Skalpell in ihre Haut, sodass das Blut nur so floss. Es bahnte sich über seine Hand einen Weg zum Boden. Zum Glück kann ich Blut sehen., dachte sie. Und zum Glück kann ich viel Schmerz aushalten, denn der Schnitt tat höllisch weh.
Sie griff nach seiner Hand und versuchte ihm das Skalpell aus der Hand zu reisen, dabei schnitt sie sich. Es war ihr aber egal, denn sie wollte nur weg von dem Jungen, sie wollte ins Auto, in Sicherheit.
Sie schaffte es irgendwie, dass der Junge das Skalpell los ließ, aber er umklammerte sie immer noch. Die Panik stieg immer weiter nach oben. Bis sie schließlich die Oberhand gewann. Sie schrie um Hilfe. Doch der Junge drückte ihr den Mund zu bevor irgendein Ton rauskam und zerrte sie in Richtung Wald, der sich hinter ihrem Haus befand.
Verzweifelt versuchte sie sich aus seinem Griff zu entkommen, aber je mehr sie rumzappelte desto stärker wurde der Griff und desto mehr tat ihr die Wunde an ihrer Hüfte weh.
Sie kamen Stück für Stück dem Wald näher und die Verzweiflung stieg auf und kämpfte gegen die Angst. Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Sie konnte nicht schreien, da der Junge ihr den Mund zuhielt. Sie konnte sich nicht aus dem Griff befreien und sie kamen dem Wald immer näher und somit auch ihrem Tod. Es ist vorbei... Alles ist vorbei...
Mit jedem Schritt sank ihre Hoffnung. Mit jedem Schritt stieg ihre Verzweiflung. Mit jedem Schritt machte sich die Angst in ihr noch breiter. Es ist vorbei, dachte sie abermals als er sie hinter einem Busch zerrte.
Er ging immer tiefer in den Wald bis man nicht mehr die Häuser und die Straße sehen konnte. Dann drückte er sie auf den Boden und er setzte sich auf sie drauf. Man könnte ein Lächeln unter seiner Maske erkennen.
Der Junge beugte sich vor und hatte wieder ein Skalpell in der Hand. Moment! Wo kommt das bitte her? Liegt das nicht eigentlich in der Garage oder hatte er noch eins?
Je näher er kam desto mehr Angst bekam sie.
Wieder berührte er ihr Gesicht. Seine Hände fühlten sich kalt an.
>>An das schöne Gesicht werde ich mich nicht mehr erinnern, aber an deine Nieren bestimmt. <<, sprach der Junge zum ersten Mal. Seine Stimme klang kalt und ohne Gefühle. Die Stimme ließ ihr Blut noch mehr gefrieren und ein Schauder lief ihr über ihren Rücken. Hat er gerade Nieren gesagt... Oh Mein Gott! Hat er etwa die Nieren meiner Mutter gegessen? Ist er der Kannibale? Dann werden die Polizisten den Falschen verhaften! Mein Vater ist unschuldig!
Sie brachte kein Wort zu Stande und der Junge fing an zu lachen. Er setzte vorsichtig das Skalpell an meine Wunde an und wollte die Wunde weiter aufschneiden, als er mitten beim Aufschneiden innehielt. Man konnte ein Schuss hören und jemand kam näher.
Der Junge lauschte bis jemand den Namen des Mädchens rief.
>>Amy! <<, brüllte eine männliche Stimme. Es war ihr Vater. Hoffnung stieg in ihr auf.
Der Junge beugte sich noch mal über Amy und zog das Skalpell aus ihren Bauch. Ein Schmerz zuckte durch ihren Körper.
>>Wir sehen uns noch, Amy. <<, waren seine letzten Worte bevor er verschwand. Kurz darauf tauchte ihr Vater auf. Man konnte die Erleichterung in sein Gesicht sehen.
Sofort nahm er sie in seine Arme und verharrte eine Weile so. Immer wieder sagte er, dass er froh sei sie gefunden zu haben. Dass er so froh sei.
Nach einer Weile - gefühlt eine Stunde - ließ er Amy wieder los und hob sie hoch. Dann brachte er sie zurück zum Haus.
Als beide am Haus ankamen, waren die Polizeiwagen weck. Vielleicht suchen sie nach uns, überlegte sich Amy. Ihr Vater machte die Tür zum Beifahrersitz auf und setzte Amy sanft auf den Sitz dann ging er schnell um den Wagen. Verharrte kurz und schaute Richtung Wald. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich und Amy folgte seinem Blick um zu wissen wieso. Dann sah sie ihn wieder. Der Junge mit der blauen Maske stand am Waldrand und beobachtete sie.
Angst stieg in ihr auf und sie zuckte zusammen als ihr Vater die Tür zuschlug und den Motor starrtete. Amy schaute aber immer noch auf den Jungen. Er hob seine Hand und... Winkt er? Oder träume ich das nur?, überlegte sich Amy.
Sie schaute ihn immer noch an bis sie auch ihre Hand automatisch hob und zurück winkte. Sofort tauchte die Hand ihres Vaters auf, der ihre Hand runter drückte, während er losfuhr. Das einzigste was er noch sagte war, er sei ein Kannibale und Kannibalen winkt man nicht. Ich weiß Vater! Ich weiß wer er ist...
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