Kapitel 7
PoV Deidara
Die Türe fällt hinter Hidan ins Schloss und regungslos bleibe ich auf dem Boden sitzen, nicht in der Lage, mich auch nur im Geringsten zu bewegen.
Mein Atem geht flach, mein Herz schlägt schnell und ich zittere am ganzen Körper während nur ein Gedanke immer und immer wieder durch meinen Kopf hallt und die Angst mich lähmt.
Er weiß es.
Hidan. Ich meine: Hidan, verdammt!
Ausgerechnet dieser sadistische, selbstsüchtige und beleidigende Kotzbrocken von einem Unsterblichen kennt mein dunkelstes Geheimnis, das ich all die Jahre über bei Akatsuki für mich behalten habe.
Gedankenverloren taste ich nach der Zigarettenschachtel und drehe sie ein paar Mal in meinen Händen hin und her, wie ich es schon so oft bei einem ganz besonderen Mann beobachtet habe.
Er weiß es.
Ich öffne langsam den Deckel und mit noch immer zitternden Fingern hole ich das gefaltete Foto heraus, welches ich dort versteckt gehalten habe.
Er weiß es.
Ich falte das Bild auseinander und sofort fällt mein Blick auf einen Jungen mit pechschwarzen, verstrubbelten Haaren. Der 17-jährige hat seinen Arm vertraut um mein 15-jähriges Ich gelegt und der Ausdruck in seinen blaugrauen Augen ist warm, fast schon liebevoll. Ein verschmitztes Grinsen ziert seine Lippen während ich auf dem Foto mit hochrotem Kopf vergebens versuche, ihn von mir zu drücken.
Ich erinnere mich gut an diesen Tag.
"So und jetzt schön lächeln."
"Leg die Kamera weg, Kurotsuchi! Das ist nicht witzig, un!"
"Sei nicht so schüchtern, Deidei! Rutscht noch ein wenig näher zusammen."
"Ich werde garantiert nicht-"
Da legt sich auch schon ein Arm um meine Schultern und Roki drückt mich eng an sich.
"Zier dich nicht so."
"Hey! Lass das, un!"
Sofort beginnt mein Gesicht heiß zu brennen, was dem Schwarzhaarigen ein amüsiertes Grinsen entlockt.
"Du bist echt süß, wenn du so rot wirst, Deidara."
"Sei still! I-ich werde gar nicht rot, un!"
"Hier kommt das Vögelchen!"
Roki...
Egal wie sehr ich damals versucht habe mich dir zu entziehen, meine Gefühle dir gegenüber zu verleugnen.
Es hätte nie funktioniert.
Du warst mein Vertrauter.
Du warst mein Ratgeber.
Was würdest du mir jetzt wohl vorschlagen? Was würdest du mir raten?
Was soll ich jetzt nur tun?
"Weinst du etwa, Deidara?"
"N-nein... Sei still, un."
Schluchzend fahre ich mir mit dem Ärmel über die Augen, während ich mich von dem Schwarzhaarigen abwende. Ein tiefes Seufzen entweicht dem Jungen neben mir und ich schlucke schwer.
"Vielleicht ein wenig...", gebe ich leise zu.
"Wieso?"
"Weil... nun ja..."
"Hat dich jemand geärgert?"
Der Tonfall des Älteren klingt fordernd und streng. Am liebsten hätte ich es wie immer gemacht. Ich hätte gelächelt und mit den Schultern gezuckt. Ich hätte gesagt, dass solche Kommentare mich als Künstler nicht stören würden und es mir egal wäre, dass man mich als 'Schwuchtel' bezeichnete. Dass sie doch reden sollen, weil es mich nicht kümmern würde, was die anderen über mich denken.
Ich hätte...
Ich würde...
Doch nicht bei Roki. Ich konnte ihn noch nie anlügen, denn er hat mich schon immer sofort durchschaut.
Schwach nicke ich als Antwort und warme Arme schließen sich um meinen Körper, während seine Stimme beruhigend an mein Ohr dringt.
"Scheiß drauf..."
Scheiß drauf, huh?
Und doch war es Roki, der am nächsten Tag zu spät zu einem Treffen der Bakuha Butai kam, weil er die Jungs verprügelt hat, die mich aufgezogen haben.
"Sie haben es nicht anders verdient..."
Das war seine einzige Erklärung, seine einzige Rechtfertigung vor dem Kage, als dieser ihn aufgrund dieses Verhaltens zu sich gerufen hat.
Das hat ihm einiges an Ärger gebracht, doch es war ihm egal.
"Scheiß drauf..."
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, hätte er das auch zu sich selbst sagen können.
Damals.
Er hätte es sich selbst raten können, sich davon überzeugen, dass ihm die Konsequenzen egal sind, weil er sich seiner Sache sicher war.
Weil er sich noch nie dafür geschämt hat, was er ist.
Anders als ich...
Für mich war es sehr schwer zu akzeptieren, dass ich nicht bin wie alle andern.
Das ist es auch heute noch.
Roki hingegen hat weder ein Geheimnis aus seiner Vorliebe für Männer gemacht, noch hat er es heraus posaunt. Er hat es akzeptiert, hat sich akzeptiert, wie er ist.
Nur ihm habe ich zu verdanken, dass ich zumindest in den Spiegel sehen kann.
Ich bin nicht stolz darauf, doch ich dulde es...
Etwas daran ändern kann ich sowieso nicht.
Ich weiß nicht wie lange ich noch auf dem kalten Steinboden sitze bevor ich mich wieder etwas gesammelt habe und endlich aufstehe. Das Foto verstaue ich wieder sicher in der sonst leeren Zigarettenschachtel und will diese wieder unter mein Kissen schieben, als mich ein Gedanke einholt.
Einen Moment lang halte ich in der Bewegung inne, als Sasori' s Stimme in meinem Kopf ertönt.
"Es ist vorbei. Er weiß es und auch du solltest es langsam einsehen. Sieh nach vorne."
Es ist vorbei, Vergangenheit.
Er weiß das. Natürlich tut er das, doch wieso war er dann dort?
Roki...
War unser Treffen wirklich nur ein Zufall?
Stunden später sitze ich im Dunkeln allein in der Küche.
Ich kann nicht schlafen. Zu viel geht mir im Kopf herum und lässt mir keine Ruhe.
Es ist zum Kotzen.
Normalerweise vertreibe ich mir in solchen Momenten die Zeit mit meiner Kunst, doch selbst dazu fehlt mir momentan die Lust, was mehr als selten ist.
Roki, Sasori, Hidan...
Definitiv zu viele Leute belagern meine Gedanken, bereiten mir Kopfschmerzen und seufzend lege ich den Kopf auf die kühle Tischplatte.
Ich bin müde...
Und trotzdem werden die Stimmen lauter, sobald ich die Augen schließe und versuche etwas Ruhe zu bekommen. An Schlaf ist so überhaupt nicht zu denken.
Vor allem eine gewisse Person bereitet mir mehr Kopfzerbrechen als die anderen.
Hidan.
Er weiß es, kennt mein Geheimnis.
Und jetzt?
Was wird er tun?
Erzählt er es den anderen Akatsuki?
Ich hoffe nicht.
Ich bin nicht bereit dafür, dass es jemand erfährt. Nicht umsonst habe ich mir so viel Mühe gegeben, meine sexuelle Orientierung für mich zu behalten.
Doch was soll ich tun?
Wie kann ich ihn davon abhalten, mich zu outen?
Mir bleibt wohl kaum eine andere Wahl als ab zu warten.
Ich könnte ihn natürlich einfach darauf ansprechen aber-
Nein.
Sofort verdränge ich diese Idee wieder.
Ich fürchte mich vor ihm.
Ich fürchte mich vor seiner Art, mit anderen um zu gehen...
Er ist ein Kotzbrocken.
Ein sadistischer, selbstsüchtiger und beleidigender Kotzbrocken von einem Jashinisten...
Einer, der nicht zögert jemanden fertig zu machen, wenn sich ihm die Gelegenheit bietet...
Einer, der jemanden tritt, der bereits am Boden liegt...
PoV Roki
Schwer atmend lehne ich mich mit dem Rücken an einen Baum, schließe die Augen.
Ich bin schon ewig unterwegs und langsam verlassen mich meine Kräfte.
In diese Richtung ist der Vogel geflogen...
Doch niemand garantiert mir, dass Deidara auch wirklich hier entlang ist. Außerdem ist dieser verdammte Vogel verflucht schnell. Schneller, als ich ihn in Erinnerung habe.
Es wird mich Tage kosten, den Blonden einzuholen.
Tage, Wochen, Monate...
Egal wie lange es dauert, ich werde Deidara finden.
Und wenn es so weit ist, werde ich bereit sein.
Bereit, ihm ein letztes Mal entgegen zu treten.
Ihm ein letztes Mal in die Augen zu sehen und zum letzten Mal seine Stimme zu hören.
Dann werde ich bereit sein, mit der Vergangenheit ab zu schließen...
Ein für alle Mal.
Ich ignoriere den stechenden Schmerz in meiner Brust, der sich bei diesem Gedanken bemerkbar macht, und setze meinen Weg fort.
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