Kapitel 16
PoV Roki
"VERDAMMT, DU HAST ES DOCH VERSPROCHEN, UN!"
Deidara...
Fassungslos starre ich den jungen Mann direkt vor mir an und bringe kein einziges Wort heraus.
Doch mein Entsetzen ruht nicht darauf, dass er mich grob nach oben gezogen oder die Stimme erhoben hat.
Nicht einmal auf den Tränen, die dem Blonden über die Wangen laufen.
Ich bin schockiert, entsetzt, erschrocken...
Und Schuld daran ist einzig und allein der Ausdruck seiner strahlend blauen Augen.
Die selbe Verzweiflung wie vor 3 Jahren spiegelt sich in ihnen wieder.
Die selbe Hilflosigkeit.
Die selbe Sorge.
Und ein Gedanke schafft es sich über alle anderen hinweg zu setzen.
Er liebt mich noch immer.
Nach drei langen Jahren.
Jetzt in diesem Augenblick scheint es nicht zu zählen, wie lange wir getrennt waren.
Jetzt sind wir hier.
Er und ich.
Meine Hand auf seiner, mit der er meinen Kragen noch immer festhält.
Sein Gesicht vor meinem, keine zehn Zentimeter davon entfernt.
Sein Blick, der den meinen trifft und diese ganzen Emotionen in sich trägt.
Er und ich.
Langsam strecke ich meine andere Hand nach vorn und lege sie Deidara behutsam an die Wange. Vorsichtig streiche ich mit dem Daumen ein paar Tränen fort und in seine blauen Augen tritt nun ein sehnsüchtiger, verletzlicher Ausdruck, den ich lange nicht gesehen habe und eigentlich auch nie wieder sehen wollte.
Er liebt mich und ich liebe ihn...
Deidara vermisst mich und am liebsten hätte ich irgendetwas gesagt, um ihm zu beweisen was ich empfinde.
Doch kein Wort kommt mir über die Lippen. Ich wage es nicht etwas zu sagen. Zu viel Angst habe ich davor, diesen Moment zu zerstören.
Unseren Moment...
Die Welt um uns herum scheint wie in Zeitlupe weiter zu existieren als ich mich nach vorne lehne und mich seinem Gesicht nähere.
Seinen Lippen...
Ich will ihn küssen, ihn berühren.
Ich will ihn bei mir haben und ihn nie wieder gehen lassen.
Ich will noch einmal seinen Namen rufen und ihn auch den meinen sagen hören.
Ich will mit ihm in die Sterne sehen und seinen Worten lauschen, wenn er von seiner Kunst erzählt.
Ich will ihn halten, wenn er fällt und ihn trösten, wenn er traurig ist.
Ich will mit ihm lachen über die großen und kleinen Probleme der Welt.
Ich will neben ihm einschlafen und am nächsten Tag neben ihm wieder aufwachen.
Ich will Deidara.
Immer näher komme ich seinem Gesicht bevor ich endlich meine Lippen auf seine lege.
Wie habe ich das vermisst...
Das Kribbeln in meinem Körper und die Wärme auf meinen Lippen. Den Geschmack in meinem Mund als ich gierig meine Zunge in seine Mundhöhle wandern lasse und das wohlige Seufzen des Blonden, als er zögernd meinen Kuss erwidert.
Wie habe ich das Gefühl seiner Hand vermisst, dessen Finger sich in mein Haar krallen und näher an sich ziehen.
Wie sehr habe ich das Gefühl vermisst nicht atmen zu können, das Rauschen des Blutes in meinen Ohren und den schnellen Herzschlag in meiner Brust. Wie vermisst habe ich das heiße Verlangen in meinem Inneren und das Gefühl meines Körpers, der sich beinahe schon schmerzlich nach der Berührung des Blonden sehnt.
Er und ich...
Dieser Augenblick: Er gehört allein uns.
Doch viel zu schnell ist dieser Moment vorbei und wir lösen uns wieder voneinander. Mein Herz rast wild in meiner Brust und ich atme schwer. Auch Deidara's Atem geht flach und eine dezente Röte liegt auf seinen Wangen. Mit großen blauen Augen sieht er mich an, löst langsam und zitternd seine Hand von meinem Kragen bevor er einen Schritt zurück stolpert.
PoV Deidara
Was war das?
Zitternd trete ich noch einen Schritt zurück und versuche zu begreifen, was hier gerade geschehen ist.
Er hat mich geküsst.
Als wäre nichts passiert.
Als wären drei Jahre nicht mehr wie drei Minuten gewesen.
Als hätte ich ihn nicht verletzt und zurückgelassen.
Noch immer fühle ich das Kribbeln auf meinen Lippen und habe den Geschmack des Schwarzhaarigen auf meiner Zunge.
Noch immer schlägt mein Herz viel zu schnell und ich fühle mich viel zu sehr zu ihm hingezogen. Mein Körper sehnt sich nach seiner Berührung, mein Herz nach seiner Liebe.
Als wäre nicht passiert.
Aber das stimmt nicht.
Drei Jahre sind eine lange Zeit. Wie kann es sein, dass er noch immer so eine Wirkung auf mich hat? Wie kann es sein, dass ich noch immer so eingenommen von ihm bin?
"Deidara..."
Roki streckt erneut seine Hand nach mir aus. In seinen blassblauen Augen kann ich einen weichen Ausdruck erkennen, eine geheime Sehnsucht obwohl ich nur allzu gut weiß, was er fühlt.
Nein, das darf er nicht...
"Nein.", murmle ich und Roki zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen.
"Ich... ich kann das nicht, un.", erkläre ich mit zitternder Stimme und bringe noch einen Schritt zwischen uns.
Abstand...
Ich brauche Abstand, sonst kann ich nicht klar denken.
Er darf nicht so nah bei mir sein.
Er darf mich nicht so ansehen.
Er darf mich nicht noch einmal berühren, nicht noch einmal so küssen.
Kein einziges Mal, denn sonst laufe ich Gefahr, mich komplett in ihm zu verlieren.
"Was redest du denn da? Deidara, komm mit mir.", bittet er, doch ich schüttle den Kopf, weiche weiter zurück.
"Hör mir zu. Wir kriegen das hin mit Oonoki. Komm mit nach Hause, Dei. Ich verspreche dir, es wird alles gut."
Nein...
Ich kann nicht...
Er darf nicht...
"Deidara... Bitte."
Roki geht einen Schritt auf mich zu, doch ich hebe abwehrend die Hände.
"Lass mich in Ruhe, un."
"Deidara, ich-"
"Ich meine es ernst! Fass mich nicht an, un!"
Einen Moment ist es still und Roki sieht mich erschrocken an. Meine Worte scheinen ihn verletzt zu haben.
Schon wieder.
Ihn so zu sehen bricht mir das Herz, doch ich kann das einfach nicht...
Ich kann nicht zulassen, dass Roki hier weiter herum steht und sein Leben gefährdet. Dass er mich noch immer liebt und an mir festhält.
Ich kann nicht zulassen, dass er so von seinen Gefühlen beeinflusst wird.
Ich kann nicht zulassen, dass er immer wieder verletzt wird.
Der Schwarzhaarige öffnet den Mund um etwas zu sagen.
"Deidara... Du weißt, was ich empfinde. Ich li-"
"Ich will das nicht hören, un!", unterbreche ich ihn scharf.
Ich ertrage das nicht.
Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.
Ich liebe ihn.
Nach all den Jahren haben sich meine Gefühle nicht geändert.
Doch das macht mir Angst.
Wie ist es möglich, dass er mir noch immer mit nur einem Blick den Atem raubt?
Wie kann er mit einer Berührung ein Feuer in mir entfachen und ein Verlangen wecken, das ich mir nicht erklären kann?
Wie kann er mein Herz zum Rasen bringen, allein mit der Art und Weise, wie er meinen Namen sagt?
"Verschwinde! Komm nie wieder hier her, Roki. Nie wieder hörst du, un?"
Ich kann ihn nicht mehr an sehen...
Nicht mit diesem Schmerz in den Augen, dieser Enttäuschung in seinem Blick.
Mein Herz sticht in meiner Brust und ich drehe mich um, laufe davon.
Wie vor drei Jahren...
Roki war schon immer der Einzige, den ich wollte. Ihn zu lieben war schon immer viel zu einfach gewesen.
Denn er ist einfach ein guter Mensch mit einem großen Herz und bei ihm hat es mir plötzlich nicht mehr so viel ausgemacht, dass ich auf Männer stehe.
Doch es wird Zeit weiter zu gehen...
Für ihn und mich.
Er muss nach vorne sehen!
War das alles nur ein Traum? Ein schöner Traum?
Die Zeit, die wir miteinander verbracht haben? Ich wollte alles für ihn tun, alles für ihn sein...
Und noch immer scheint genau das der Fall zu sein, denn trotz allem was passiert ist, liebt er mich.
Wir wollten immer für einander da sein. Wir haben es uns versprochen.
Er hat mich immer beschützt...
Vor jedem Kritiker, vor mir selbst.
Jetzt liegt es an mir, ihn zu beschützen.
Er riskiert seine Existenz, begeht Hochverrat, wenn er mich nicht tötet. Ich kann nicht zulassen, dass er alles opfert.
Es tut weh...
Wieso tut es so weh?
Schnell renne ich durch den Wald und mit jedem Schritt entferne ich mich weiter von Roki.
Er hat mir damals gezeigt was es heißt zu leben, doch heute fühlt es sich an, als würde ich sterben. Heiße Tränen laufen mir über die Wangen und fest beiße ich die Zähne zusammen, fahre mir mit dem Ärmel über die Augen.
Verdammt!
Wieso hören die Tränen nicht auf zu fließen!?
Das Hauptquartier ist direkt vor mir und ich trete ein. Eilig laufe ich weiter durch die Gänge und als plötzlich jemand vor mich tritt, bleibe ich schlitternd stehen, um nicht in ihn hinein zu rennen.
Lilafarbene Augen sehen mich verwirrt an.
Hidan...
Der hat mir gerade noch gefehlt.
Bevor er ein Wort sagen kann dränge ich mich an ihm vorbei und stürme weiter durch das Quartier. In meinem Zimmer angekommen knalle ich laut die Türe hinter mir zu bevor ich mich gegen das Holz lehne und an diesem kraftlos zu Boden sinke.
Ich kann nicht mehr...
Zitternd schlinge ich die Arme um meine Beine, lege meinen Kopf auf meine Knie und lasse den Tränen freien Lauf.
Es hat ohnehin keinen Sinn sie zurückhalten zu wollen.
Ich habe den einzigen Menschen verletzt, der mir je etwas bedeutet hat.
Den ich je wirklich geliebt habe.
Schon wieder.
Ich habe ihn verloren...
Endgültig...
Doch es ist besser so. Besser für ihn.
Und doch tötet es mich.
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