
6. Ein letztes Mal nach Hogwarts
"Potter!" Lily Evans Stimme klang so vertraut, als sie James erreichte. Kaum das er und Sirius die Absperrung betreten hatten, war ihnen das rothaarige Mädchen bereits entgegengekommen. Sie trug bereits ihre Hogwartsuniform und hatte sich auch gewissenhaft ihr Abzeichen angemacht. Ihre Haare hatte sie zu einem einfachen Pferdeschwanz gebunden und aus ihren grünen Augen sprühte förmlich die Energie.
"Potter, da bist du ja endlich." Lily blieb vor ihnen stehen und James konnte nicht umhin, als sein bezauberndstes Lächeln aufzusetzen. "Evans, hast du mich vermisst?" Lily erdolchte ihn mit ihrem Blick. "Das hättest du gerne. Nein, ich warte nur schon auf dich, weil ich die Arbeit als Schulsprecher, so ungerne ich es sage, nicht alleine machen will und deine Hilfe brauche. Also, wenn du so freundlich wärst und mitkommen würdest." Lily drehte sich auf dem Absatz und marschierte ein paar Meter, bevor sie sich umdrehte. "Brauchst du eine schriftliche Einladung? Komm jetzt!"
Sirius, der von Lily komplett ignoriert wurde, gab James einen Stoß und dieser stolperte dann auch endlich los. Lily führte ihn bis nach vorne des Hogwartsexpresses. Ein besonders großes Abteil war für die beiden Schulsprecher vorbereitet worden und obwohl die Situation mehr als schlecht dafür war, stellte sich James schon vor, wie er alleine mit Lily dort sitzen würde. Die reale Lily Evans holte ihn aus seinem Tagtraum indem sie vor seinem Gesicht mit dem Finger schnipste.
„Konzentrier dich bitte einmal in deinem Leben. Du kannst deinen Koffer hierlassen, der wird dann in - unsere - Wohnung gebracht." Daran hatte James bisher noch garnicht gedacht. Es war üblich, dass die Schulsprecher in separaten Räumen schliefen, die einer kleinen Wohnung glichen. Er würde also das ganze Jahr lang mit Lily Evans zusammen wohnen. Er musste sich stark zusammen reißen, um nicht zu grinsen. „Während der Zugfahrt sollen wir mit den Vertrauensschülern reden und dann den Plan für die Kontrollgänge besprechen. Sobald wir in Hogwarts sind, sollen wir zum Schulleiter, der wird uns dann das Passwort für die Zimmer geben und die Namen und weiteren Pflichten, die wir haben. Ich bitte dich, Potter, zieh ja keine Scheiße ab. Ich nehme diesen Posten sehr ernst, was du tust, ist mir eigentlich egal. Aber wehe du behinderst meine Arbeit. Verstanden?" Lily Evans die sich in Rage geredet hatte, war doch immer wieder etwas ganz besonderes.
„Sicher, Evans. Ich mach meine Pflicht und komm dir nicht in Quere." Lily sah zwar nicht aus, als würde sie ihm unbedingt Glauben schenken, aber sie beließ es bei einem einfachen Nicken.
Ein lautes Pfeifen ertönte und wenige Momente später setzte sich der Zug in Bewegung. Es war ein tolles Gefühl, wieder auf dem Weg nach Hogwarts zu sein. Die Vertrauensschüler der einzelnen Häuser kamen einer nach dem anderen vorsichtig in das Abteil der beiden Schulsprecher. Die Hufflepuff-Vertrauensschüler waren die ersten. Sie stellten sich mit den Namen Daniel Johnson und Amelia Bones vor. Sophie Adams und Samuel Williams waren aus Ravenclaw und waren beide eher ruhig. Die Gryffindor-Schüler kamen als nächstes an. Manchmal war das Schicksal schon lustig, fand James, als Remus in Begleitung von Ellie durch die Tür trat, die verlegen grinste.
„Wieso hast du nicht gesagt, dass du Vertrauensschülerin bist?", fragte James das Mädchen mit den Zöpfen, als sie sich ihm gegenüber hinsetzte. „Das ich es vergessen habe, kaufst du mir wohl nicht ab, oder?", fragte sie grinsend. James schüttelte den Kopf. „Nein, eher nicht."
„Es war mir ehrlich gesagt peinlich. Ich weiß auch nicht, warum Dumbledore ausgerechnet mich zum Vertrauensschüler gemacht hat. Es gibt doch Leute, die die Regeln besser beachten als ich."
„Naja, Evans ist ja schon Schulsprecherin geworden. Vielleicht fand Dumbledore, dass sie einen schlechten Einfluss auf dich hatte.", überlegte James. „Das hab ich gehört, Potter!" Lily blickte ihn wütend an, aber James konnte sich einfach nicht einschüchtern lassen.
Die Slytherin-Vertrauensschüler kamen als letztes an und fanden das dann auch noch ganz toll. Lysa Nott pöbelte Ellie sofort an, weil sie angeblich auf ihrem Platz sitzen würde und Alex Rosier grinste dämlich vor sich hin.
„Ruhe jetzt mal!" Lily versuchte sich durchzusetzen, aber die beiden Slytherin-Schüler stritten sich gerade lautstark mit den beiden aus Ravenclaw. „Das Schlammblut will was sagen, hört, hört.", höhnte Nott und James musste sich zusammenreißen ihr nicht einfach eine runter zu hauen. Lily überhörte den Kommentar und sprach einfach ruhig weiter.
„Wir sollen bitte alle durch die Wagons gehen und nach Regelbrüchen Ausschau halten. Wir dürfen zwar noch keine Punkte abziehen aber wir sollen und merken, wer bereits aufgefallen ist. Desweiteren - " Weiter kam Lily nicht, denn Lysa Nott rief dazwischen. „Warum sollte ich tun, was eine Gryffindor und noch dazu ein Schlammblut sagt?" „Hey!" Ellie und James waren beide aufgesprungen und funkelten die unbeeindruckte Slytherin an.
Lily war jedoch die Ruhe in Person und holte einfach einen kleinen Schreibblock hervor. „Lysa Nott, Beleidigung und kein Respekt gegenüber höher gestellten Personen. Professor Dumbledore wird sicher eine bessere Vertrauensschülerin finden. Sollen wir dann weiter machen?" Nott blickte Lily einen Moment lang tödlich an, dann schnaubte sie und wandte den Kopf ab.
„Desweiteren sollen wir dafür sorgen, den Lehrern zu helfen wo es geht. Das heißt, Regelverstöße bestrafen und durch die Gänge patrouillieren. Jemand außerhalb der Betten muss sofort einem Lehrer gemeldet werden. Sollten wir jedoch erfahren, dass einer von euch - " Ihr Blick ruhte dabei besonders auf den beiden Slytherins. „- seine Position ausnutzt und Freunde oder Hausmitglieder ungeschoren davonkommen lässt, werden eurem Haus nicht nur Punkte abgezogen, ihr verliert auch eurer Amt und werdet das restliche Jahr nachstitzen. Haben wir uns verstanden?"
Selbst James war etwas eingeschüchtert und nickte mit den anderen. Lily teilte daraufhin die Patrouillienpläne aus. Nott und Rosier verschwanden dann sofort, die Hufflepuffs entschuldigten sich höflich und nach einem kurzen Plausch verschwanden auch die aus Ravenclaw. Damit blieben James und seine Gryffindorkollegen im Abteil zurück.
„Ich hoffe doch, Dumbledore findet bessere als diese Lysa. So etwas unsymphatisches. Die ist ja fast schlimmer als Bellatrix.", beschwerte sich Ellie. Lily seufzte und setzte sich neben ihre Freundin. „So wie ich Dumbledore kenne, waren das die einzigen Slytherin, die für diesen Posten geeignet waren."
Remus hatte sich abgewandt und schaute aus dem Fenster. Sanfte Hügel glitten an ihnen vorüber und in der Ferne glitzerte ein See. Die schottische Landschaft wurde von einer strahlenden Sonne beschienen und keine Wolke zierte den Himmel. James musste es irgendwie schaffen, dass Remus sich nicht nur für seine Bücher sondern auch mal für andere Menschen interessiert. Dass er und Ellie jetzt beide Vertrauensschüler waren, kam wie gerufen. Sie würden also sogar gezwungen sein, Zeit miteinander zu verbringen.
„Wir sollten jetzt wahrscheinlich durch die Waggons laufen. Oder, Evans?" James lächelte sie an. Lily warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Ja, ja das sollten wir, Potter. Du gehst mit Ellie in Richtung der Slytherins und ich werde mit Remus die Ravenclaws und Hufflepuffs übernehmen."
Wie Lily es gesagt hatte, liefen James und Ellie genau auf die Slytherins zu. Es war nicht anders zu erwarten gewesen, dass die beiden Vertrauensschüler lachend in einem Abteil saßen und gar nicht daran dachten, ihre Pflicht zu erfüllen. „Einfach ignorieren. Wir werden sehen wer zuletzt lacht.", sagte Ellie und ging mit gehobener Nase weiter. Gleich im nächsten Abteil durften sie sich zwei Slytherin-Viertklässler notieren die mit einer fangzähnigen Frisbee herumwarfen. Den Protest der beiden ignorierend gingen sie weiter, ermahnten hier und da ein paar Regelbrecher und notierten sich weitere Schüler. Als die Sonne sich langsam dem Horizont entgegenneigte, kehrten sowohl Ellie als auch James zurück in ihre Abteile. Das Schulsprecherabteil war leer und James nutzte die Chance um sich umzuziehen, während Lily nicht da war. Die Tür ging klackernd auf und herein kam eine genervt aussehende Lily Evans.
„James! Warum bist du schon wieder zurück? Gibt es nicht noch mehr Slytherins die was anstellen?" James war für einen Moment so verwirrt, dass ihm gar nicht auffiel, dass Lily ihn nicht Potter genannt hatte. „Was - was ist passiert, Evans?", fragte er vorsichtig, da er eine wütende Lily nur allzu gut kannte. Sie hatte ihm in der dritten Klasse eine saftige Ohrfeige gegeben, weil er sie mit dem Vornamen angesprochen hatte, als sie gerade einen sehr schwierigen Test geschrieben hatten. Diesen Fehler würde er bestimmt nicht noch einmal begehen. Seine Wange hatte eine Woche lang nicht aufgehört weh zu tun und den blauen Fleck konnte man noch Monate später sehen.
„Die Erstklässler sind passiert. Sie haben einen kompletten Gang versperrt, weil sie den Wagen der Süßigkeitenhexe fast überrannt haben. Wenn die noch irgendwas anstellen, schwöre ich, dann - " Lily wurde jäh von einem Knall unterbrochen und wutentbrannt drehte sie sich um. Auf dem Gang hatte irgendjemand eine Stinkbombe geworfen, jedenfalls erkannte James an dem dichten, grünen Rauch eine der billigen Sorte. „Na warte!" Ehe James Lily davon abhalten konnte, war sie mit gezücktem Zauberstab und mit einem Kopfblasenzauber gegen den stinkenden Rauch nach draußen gestürmt. Mit ihrem Zauberstab sog sie den Inhalt der Stinkbombe ein und sorgte gleichzeitig dafür, dass es nicht nach faulen Eiern stank. James konnte nicht umhin, dieses Mädchen zu bewundern. Sie mochte zwar gerade auf hundertachtzig sein und würde wahrscheinlich einen Hippogreif dazu bringen, ihr die Zeitung zu bringen, aber Lily Evans war wirklich toll.
Ehe James überhaupt daran denken konnte ihr vielleicht nachzugehen um zu helfen, kam sie auch schon wieder, riss sich den Zauber vom Kopf und atmete einmal tief ein und aus. „Wie gesagt. Erstklässler."
James war schlau genug den Mund zu halten. Die restliche Zugfahrt verbrachte er damit Lily zuzuhören, die ihm einige ihrer Pläne erzählte. Sie wollte ebenfalls die Patrouillien gemischt halten, war sich aber sicher, dass niemand mit den Slytherins zusammen sein wollte, weshalb sie das ausgelassen hatte. Sie würde jedoch Professor Dumbledore bitten, dass sie sich noch einige freiwillige Helfer holen dürfte, die ihr bei einigen Projekten unter die Arme greifen würde. Welche Projekte genau, wollte sie nicht sagen. Nur dass er sich schon mal darauf freuen konnte.
„Du wirst dieses Jahr kein Quidditch mehr spielen, richtig?", fragte Lily, als der Zug langsamer wurde und sie in den Bahnhof von Hogsmeade einfuhren. „Nein. Warum fragst du?" Lily wandte den Blick ab. „Nur so. Du hast ja jetzt andere Pflichten.", murmelte sie und ging voraus in den Gang. James folgte ihr kopfschüttelnd. Aus ihr wurde er einfach nicht schlau. Quietschend und mit einer extra Ladung Dampf kam der Hogwartsexpress zum stehen. Lily war die erste, die auf den Bahnsteig ging und James war ihr dicht auf den Fersen. Eine altbekannte Stimme begrüßte sie. „Hallo Lily, James. Schulsprecher wie ich gehört hab. Glückwunsch."
Hagrid war ein riesiger Mann. Sein schwarzes Haar und der dichte Bart verdeckten den Großteil seines Gesichtes, aber man konnte wie immer die freundlichen Augen sehen. „Hallo Hagrid." „Professor Dumbledore hat für euch 'ne extra Kutsche bringen lassen. Is' gleich die erste. Er erwartet euch bei sich im Büro, das Passwort ist Phönixasche. Viel Glück. Erstkässler, Erstklässler zu mir." Hagrid hatte sich abgewandt und schwang nun seine kleine Laterne damit die Erstklässler auf ihn aufmerksam wurden. Lily und James folgten dem Trampelpfad hinauf, bis sie die ersten pferdelosen Kutschen sehen konnten. Die erste Kutsche war etwas kleiner als die anderen, wurde aber ebenfalls von niemandem gefahren. Mit klopfendem Herzen bestieg er nach Lily den Innenraum und kaum dass er die Tür hinter sich zu geschlagen hatte, ruckelte das Gefährt auch schon los.
Der Mond schien hell und nach der ersten Biegung konnten sie bereits die Silhouette von Hogwarts sehen. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Endlich war er wieder zu Hause. Die Kutsche hielt vor dem großen Eichentor und mit einem Guten Abend gingen die beiden an Professor McGonnagal vorbei, die auf die Erstklässler wartete. Dumbledores Büro lag im siebten Stock und die Treppen von Hogwarts waren nicht gerade wenige. Schwer atmend kamen sie dann schließlich oben an und befanden sich vor einem Wasserspeier in der Wand.
„Phönixasche." Die Statue erwachte zum Leben und verschwand seitlich in der Wand um den Weg auf eine schmale Wendeltreppe frei zu geben. Am oberen Ende wartete eine schöne Holztür mit einem Greifentürknauf. Lily blickte James an, bevor sie klopfte.
„Herein!"
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Ja, ich lebe noch :D Tut mir wirklich Leid dass es so lange gedauert hat, aber so ist das bei Nebenprojekten nun mal. Andere haben immer Vorrang. Jetzt ist ja endlich ein neues Kapitel da und wir sind auch endlich wieder in Hogwarts angekommen :D Lily und James sind beide Schulsprecher und müssen nun einige Zeit miteinander verbringen. Streitigkeiten sind doch da schon vorprogrammiert. Lasst mir doch eure Meinung in den Kommentaren da :D
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