37. Linnea
Das Haus der Evans war zweistöckig. Im obersten Stockwerk lagen die Schlafzimmer von Lily und ihrer Schwester Petunia, sowie ihrer Eltern und ein kleines Gästezimmer, direkt neben Lilys Raum. Im unteren Teil des Hauses gab es ein geräumiges Badezimmer, eine große und vor allem helle Küche, die in den Flur überging und ein sehr großes Wohnzimmer, mit Blick auf den Garten. Im Wohnzimmer saßen bereits sieben Leute, als Lily, dicht gefolgt von einem nervösen James, eintrat. Mr. Und Mrs. Evans hatten es sich auf dem großen Sofa gemütlich gemacht, auf einem etwas kleineren Modell saßen Petunia und ein bulliger Mann, mit wenig, blondem Haar und einem kümmerlichen Schnauzbart und auf Sesseln saßen eine junge Frau, die lange, schwarze Haare hatte, ein etwas älterer Heer und eine älter Dame. Sie alle taxierten Lily und James mit ihren Blicken und James fühlte sich sehr unwohl, da er nur so von Muggeln umgeben war, die allesamt Lilys Familie waren. Er wollte sich nicht vor ihnen blamieren und Lily auch nicht.
„Kommt rein, setzt euch", sagte Mrs. Evans und erhob sich, damit Lily und James sich auf das Sofa setzen konnten. Lily ersparte James die Unannehmlichkeit und setzte sich neben ihren Vater. „Alle miteinander, das ist James, Lilys Freund. James, meinen Mann und mich hast du bereits kennengelernt", sagte Mrs. Evans und lächelte freundlich. „Das ist meine älteste Tochter Petunia mit ihrem Verlobten Vernon Dursley -", sie deutete auf Petunia und den dicken Mann auf dem anderen Sofa. Vernon grunzte nur zur Begrüßung, Petunia wandte empört den Blick ab. „ – das sind die Eltern meines Mannes, also Lilys und Petunias Großeltern, Maggie und Wilfred - ", die beiden älteren Menschen nickten James freundlich zu und er erwiderte die Geste. „ – und schließlich meine Nichte, Linnea." Die schwarzhaarige Frau lächelte ehrlich und ihre Augen glänzten. Mrs. Evans schaute noch einen Moment in die Runde, dann verschwand sie in der Küche und kam mit einem Glas mit einer blutroten Flüssigkeit wieder.
„Hier, mein Lieber, den Glühwein haben wir selber gemacht." James nahm das Glas entgegen und dankte Mrs. Evans. Er warf Lily einen hilfesuchenden Blick zu, die jedoch versuchte nicht laut loszulachen. Wenigstens einer gefiel das alles hier. James nippte vorsichtig an dem Getränk. Es schmeckte fruchtig und etwas rauchig, wärmte seinen Körper und belebte seinen kalten Füße wieder. „Erzählt doch mal, Lily -" Mrs. Evans warf ihrer Tochter einen strengen Blick zu, die sofort eine neutrale Miene aufsetzte. „ – wie ist es denn passiert?" James verschluckte sich beinahe an seinem Glühwein und tauschte einen Blick mit Lily, die große Augen bekommen hatte. Die Blicke aller Verwandten lagen auf ihr und ihre Wangen nahmen sofort einen zarten Rosaton an. Sie schluckte schwer.
„Ähm – also, James und ich gehen jetzt seit sieben Jahren zusammen auf die gleiche Schule – das Internat in Schottland, für Hochbegabte, Hogwarts – und, nun eigentlich fand ich ihn immer unglaublich nervig und arrogant und selbstsüchtig und -" James räusperte sich vernehmlich und Lily wurde noch ein Stück dunkler im Gesicht. „Jedenfalls, hat er sich dann im letzten Jahr ein bisschen gebessert und dann – naja, es ist irgendwie so passiert. Ich hab mich in ihn verliebt und wir gehen jetzt seit vier Monaten miteinander." Lily sank in ihrem Sitz zusammen und ihre Augen huschten erst von ihrer Mutter zu ihrem Vater, der die Augen geschlossen hatte. Einen Moment herrschte eiserne Stille, in denen nur das Atmen zu hören war, dann lächelte Mrs. Evans. „Wie schön", waren ihre einfachen Worte, ehe sie sich wieder zu ihrer anderen Tochter wandte. „Also, Tuni, wir waren bei deinem Kleid stehen geblieben, nicht wahr?" Während Mrs. Evans und Petunia wohl über die Hochzeit redeten, hatte sich Mr. Evans zu Lily gebeugt und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie lachte leise und schüttelte den Kopf, dann warf sie James einen flüchtigen Blick zu, wobei ihre Hand zu der Kette an ihrem Hals wanderte. Dann hauchte sie ihrem Vater etwas zu, bevor sie sich an James wandte. Dieser hob eine Augenbraue in die Höhe, doch Lily lächelte nur verschwörerisch und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
Auch wenn kaum einer mit James sprach, fühlte er sich immer noch unwohl. Lily tat zwar ihr Bestes, um ihn zu beruhigen, doch man traf nicht jeden Tag die Verwandtschaft des Mädchens, welchem man nur Minuten zuvor gesagt hatte, dass man es liebt.
Die schwarzhaarige Linnea war zu ihnen herüber gekommen und hatte sich auf den freien Platz neben Lily gesetzt, nachdem Mr. Evans in die Küche verschwunden war. Sie senkte die Stimme, sodass nur Lily und James sie hören konnten. „Du gehst also auch auf Hogwarts?" James warf Lily einen überraschten Blick zu, doch sie lächelte beruhigend. „Linnea ist auch eine Hexe, aber außer mir und Mum weiß es keiner." Sie nahm James Hand in ihre und drückte sie leicht. „Sie geht nicht auf Hogwarts, sondern auf eine etwas kleinere Schule, in der Nähe von Irland. Ich hab nie ganz verstanden, warum du nicht nach Hogwarts wolltest, Lin", fügte sie an ihre Cousine gewandt hinzu. Diese grinste breit. „Und mich jeden Tag mit dir herumärgern? Nein, danke." Die beiden Mädchen lachten und auch James brachte ein Lächeln zustande. „Nein, ich wollte lieber die kleinere, ruhigere Schule besuchen. Nachdem was du mir erzählt hast, gibt es bei euch ja regelmäßig Explosionen und irgendwelche Verrückten, die sich die Rumtreiber nennen." Lily warf James einen grinsenden Blick zu. „Einer ist sogar hier." Linnea sah James an, dann erhellte sich ihre Miene. „Ach, du bist der James!" Sie grinste frech. „Oh, ja, Lily hat mir viel über dich erzählt." Lily bekam große Augen und versuchte ihrer Cousine den Mund zuzuhalten.
„Haha, hör nicht auf sie, die kalte Luft dort oben hat sie ganz wuschig gemacht." James setzte ein charmantes Lächeln auf. „Du musst dich nicht schämen, Lily. Ich wette Sirius hat dir auch so einiges über mich erzählt." Diesmal war es an Lily breit zu grinsen. „Ohh, Ja, darauf kannst du deinen - " „Lily!", rief Linnea gespielt empört. Die drei begannen zu lachen und James fühlte sich nicht mehr ganz so unwohl in seiner Haut. „Okay, ich kauf euch die ganze Geschichte irgendwie nicht ab – da muss es doch einen Haken geben", sagte Linnea, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. Lily legte eine Hand an ihre Seite. „Was meinst du?"
Linnea setzte ein ernstes Gesicht auf. „Na, eure ganze Geschichte. Du kannst mir nicht sagen, du hast ihn nicht ausstehen können und dann auf einmal – Plopp – hast du dich verliebt?" Lily wurde rot im Gesicht. „Aber so war es", beharrte sie eisern, doch James wusste, dass sie log. Er hatte sie jetzt vier Monate sehr nahe bei sich gehabt, immer wenn sie log, dann erschienen kleine Fältchen auf ihrer Stirn, so wie gerade. Linnea wusste anscheinend auch, dass ihre Cousine nicht ganz die Wahrheit erzählte. „Lily, ich weiß, dass du lügst", säuselte sie verschwörerisch und ihre Hand wanderte zu Lilys Bauch. „Willst du, dass ich dich wieder kitzle, damit du die Wahrheit erzählst?" Lilys Augen wurden groß und sie wand sich außer Reichweite, jedoch stieß sie dabei gegen James. Ein breites Grinsen lag auf seinen Lippen. „Nein, James – ich warne dich – du darfst das nicht – ich verbiete - ", fing sie an, doch James hatte sie schon gepackt und seine Finger an ihren Bauch gelegt. „Du hast zehn Sekunden, Lils." Lily versuchte ihr Bestes, um James Griff zu entkommen, doch er war einfach zu stark für sie.
„Zehn – Neun – Acht – Sieben - " Lily wand sich in James Armen, gab jedoch schließlich resigniert seufzend auf. „Schön, ihr habt gewonnen. Und jetzt lass mich runter, James." Er drückte ihr lächeln einen Kuss auf die Schläfe und setzte Lily wieder auf der Couch ab. Sie fuhr sich mit den Fingern kurz durch die Haare, dann seufzte noch einmal und warf ihrer Cousine einen bösen Blick zu. Diese lächelte jedoch nur triphierend und zwinkerte ihr zu. „Also, wenn du es so genau wissen möchtest – es war nicht erst dieses Jahr, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Irgendwo habe ich James wohl schon immer gemocht, aber seine kindliche und arrogante Art hat jegliche Sympathie immer in den Schatten gestellt, die ich je für ihn empfunden hatte." Ein sanftes Lächeln erschien auf ihren roten Lippen. „Nun, letztes Jahr – da ist was passiert und er hat sich verändert. Er ist ruhiger geworden, ernster, aber hatte trotzdem noch seinen Charme, mit denen er alle betört hatte. Er hat aufgehört mich alle fünf Minuten nach einem Date zu fragen, sondern nur ein einziges Mal, am Ende des Jahres, aber das auch ohne eine Antwort abzuwarten." Lily lächelte James an und nahm dann seine Hand. Ihre Finger strichen über seinen Handrücken. „Und dieses Jahr habe ich – mit der Hilfe von zwei Freundinnen – die Initiative ergriffen und ihn gefragt."
Linneas triumphierendes Lächeln war einem sanften gewichen und ihre Augen begannen wieder zu strahlen, als sie sah, wie die beiden einen verliebten Blick tauschten. „Und seit wann weiß du es?", fragte sie leise, an James gewandt. Er lachte leise auf und zog Lily in seine Arme. „Seit ich dieses wunderbare Geschöpf das erste Mal gesehen habe." Lily küsste ihn und für einen kurzen Moment vergaßen sie, wo sie waren. Seine Hände vergruben sich in ihrem Haar und ihre legten sich auf seine Brust, während Linnea schweigend neben ihnen saß. Erst ein lautes Räuspern von ihrer Seite ließ die beiden wieder auseinanderfahren. „Tut mir Leid, Linn", sagte Lily lachend und löste sich von James. Die schwarzhaarige stand auf. „Mach dir keine Gedanken um mich, Lily. Genieß dein Glück." Sie zwinkerte. „War nett dich kennengelernt zu haben, James." „Fand ich ebenfalls." Sie verharrte noch eine Sekunde, dann wandte sie sich um und ging zu Petunia und Mrs. Evans, die gerade mit Vernon sprachen. Der Verlobte von Lilys Schwester sah bei näherem Betrachten mächtig wie ein menschliches Walross aus, nur dass der Schnurrbart zu kümmerlich war.
„Es tut mir Leid, wegen meiner Familie. Sie ist etwas – speziell beschreibt es glaub ich ganz gut." Lily setzte einen entschuldigenden Gesichtsausdruck auf, doch James machte eine wegwerfende Handbewegung. Sein Blick glitt zu Mr. Evans, der mit Lilys Großeltern sprach und dabei breit lächelte. James verspürte einen kleinen Stich, als er Lilys Familie betrachtete, die glücklich zusammen war. „Hey, alles okay?" Lilys Hand wanderte an seine Wange und er wandte ihr sein Gesicht zu. „Alles bestens." James beugte sich herab und legte seine Stirn an ihre. „Ich finde deine Familie wirklich toll. Sie sind nett, liebevoll und alle scheinen sich gern zu haben. Du solltest froh sein, sie zu haben. Sogar Petunia." Er schloss die Augen und genoss den Moment der Zweisamkeit. „Du hast auch so eine Familie, James. Sirius, Remus, Peter, Marlene und Ellie sind deine Familie. Und ich auch", fügte sie hinzu, während ihre Hand seine suchte. „Ich bin für dich da."
James betrachtete Lily für einen Moment, wie ihre Wangen im Schein der Kerzen glühten, ihre glänzenden Augen, das dunkelrote Haar, welches in langen Wellen über ihre Schultern fiel und die Kette, die an ihrem Ausschnitt hing. Ihm wurde klar, welch ein Glück er mit Lily hatte. Dass sie ihn so liebte, wie er sie und dass sie sich auch ohne Wort verstanden. „Ich liebe dich, Lily." Ihre Lippen formten sich zu einem sanften Lächeln, doch bevor sie sich zu ihm beugen konnte, hatte Mrs. Evans die Stimme erhoben.
„So, wer möchte Braten?"
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