In letzten Tagen war es immer kälter geworden und so langsam ging es auch auf Weihnachten zu. Obwohl es gerade einmal Mitte November war, spürte man deutlich die festliche Stimmung, die sich schier auf das ganze Schloss gelegt hatte. Am Meisten machte Professor McGonagall Aufregung um das besinnliche Fest.
Die ganze Weihnachtsdekoration in das Zimmer der Hauslehrerin erinnerte Aja an ihre Mutter. Auch sie liebte das Schmücken der Wohnung über alles, allerdings nicht so in Hülle und Fülle.
Einen kurzen Moment gab sie sich der Erinnerung an ihrer Familie hin. Früher war sie oft traurig geworden, wenn sie an diese dachte, doch gerade in diesen Zeiten war sie froh solche Menschen überhaupt kennengelernt zu haben.
Sie hatten Aja begleitet und sie beschützt. Genau wie ihre Großeltern. Ein leichtes Lächeln erschien auf ihr Gesicht, als sie an diese dachte. Wie viel Spaß sie zusammen hatten.
Mit einem kleinen Ruck befreite sie sich aus diesen Erinnerungen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt an ihre Familie zu denken. Auch wenn sie in letzter Zeit nur eher selten gegen Todesser oder dunklen Lebewessen gekämpft hatte, spürte sie die Gefahr um sie herum. Die Unruhen ergriffen Schüler und Lehrkräfte zugleich. Manchmal wünschte sie sich, sie würde von all dem hier nichts mitbekommen.
Leider ging dieser Wunsch nie in Erfüllung. Stattdessen musste sie jeden Tag die niederschmetternden Nachrichten im Tagespropheten lesen und es war ihr immer wie ein Schlag ins Gesicht. Am liebsten würde Aja den Menschen helfen, die teilweise fast alles verloren hatten, doch was sollte sie tun?
Am Abend redete sie sich oft ein, dass, wenn sie hierblieb, den Meisten helfen würde, doch es fühlte sich eher wie ein Verrat an.
"Miss Lewis, ich habe Sie gesucht", sagte eine dunkle Stimme hinter ihr.
Ohne sich umzudrehen, wusste die Lehrerin, wer es war.
"Hallo Mr Snape, wie kann ich Ihnen behilflich sein?"
Der Mann trat in ihr Sichtfeld.
"Grauenhaft, oder? Das ganze Weihnachten."
Die Frau starrte an die Wand, wo eine kleine Zuckerstange hing.
"Kommt darauf an, wie man es macht. Weihnachten ist wie eine Süßigkeit, wenn man zu viel davon bekommt, wird es einem schlecht. Ich liebe das Fest, aber man kann es auch übertreiben", erklärte Aja ihm.
Sie schwang ihren Zauberstab und ließ die Zuckerstange verschwinden.
"Sie haben recht. Also, sie wollten mit mir sprechen?", fragte er sie.
Aja nickte. Ihr Verhältnis hatte sich in den letzten Wochen deutlich gebessert.
Nachdem er sie erst eine Zeit lang ignoriert hatte, war er wieder zu ihr gekommen und zusammen hatten sie einen Auftrag erledigt.
Wobei die Frau eher die Vermutung hatte, dass Dumbledore nicht so unschuldig war, wie er tat. Öfter sah sie ein kleines Lächeln auf seinen Lippen, wenn er ihnen eine Aufgabe aufbrummte.
"Ja, ich wollte wissen, ob Sie einen alten Zauberspruch kennen. Ich habe in der Bibliothek nach etwas anderem gesucht und bin dann auf das hier gestoßen. Er dient zum Besiegen uralter, grausamer Geschöpfte. Bereits vor einigen Tagen habe ich danach im Zauberministerium gesucht, doch nichts gefunden."
Lou war ihr beim Suchen nicht wirklich eine große Hilfe gewesen. Während Aja durch die ganzen Regale gestöbert hatte, hatte sich die Aurorin nur über die derzeitige Situation beschwert. Immer wenn die Lehrerin ihre Schulfreundin aufgefordert hatte zu suchen, fiel ihr eine Ausrede ein, doch die Frau war ihr keineswegs böse. Sie kannte Lou einfach zu gut.
"Können Sie mir zeigen, wo das draufsteht? Irgendwas, wo ich das den Kontext erfahre?"
"Nein, ich habe das Buch nicht mehr bei mir", log Aja.
Sie konnte ihm nicht sagen, dass das Buch in Wahrheit nur ein paar Meter weiter in der Hogwarts Bibliothek stand. Es hatte bereits gereicht, dass Hermine Granger sie gesehen hatte, als sie nach Informationen gesucht hatte.
Die ehemalige Ravenclaw war sich dessen bewusst, dass Miss Granger etwas witterte. Nicht nur weil sie damals in der Bibliothek war, sondern auch weil sie neu hier war. Gerade Gryffindors und Slytherins liebten es Lehrer zu testen, die gerade erst hier aufgekreuzt waren. Die ersten Monaten waren mit ziemlich viel Stress und Strafen verbunden, weil Schüler ihr widersprochen hatten oder anderen Unfug getrieben hatten.
Wenn Aja etwas gar nicht haben konnte, dann waren es Unruhen, egal in welcher Form, egal von wem. Es störte sie, wenn jemand mit ihr über belanglose Sachen wie "Setzen Sie bitte hin", diskutierte. Konnten manche Menschen nicht einfach die Befehle kommentarlos befolgen, die man ihnen gab? War das wirklich so schwer.
"Das ist bedauerlich. Sind es denn spezielle Wesen?"
Aja dachte nach, wie sie diese am Besten beschreiben konnte.
"Sie sind nachtaktiv und lieben es ihre Opfer zu quälen. Ihre größte Schwachstelle ist, laut den Berichten, ihre Königin. Wenn sie stirbt, gerät der ganze Haufen durcheinander und es kann keine Ordnung hergestellt werden, bis eine Neue gewählt wurde. Diese wird durch ein wichtiges Ereignis ausgewählt. Ziel des Events ist es, so schnell wie nur möglich neue Dinge zu präsentieren, wie man die Gefangennahme der Opfer verbessern kann. Doch nicht nur darin sollte sie gut sein, sondern auch in den restlichen Aufgaben, die wenigsten von diesen sind allerdings überliefert. Den Namen von den Geschöpfte habe ich allerdings vergessen", meinte sie frustriert.
In ihren Inneren hoffte sie, dass Snape ihr diese Lügen abkaufte. Die Informationen, die sie ihm gerade erzählt hatte, stimmten, doch die gespielte Frustration nicht. Nichts auf dem Gesicht ihres Gegenübers verriet etwas von ihren Befürchtungen.
Eine Weile lang sagte niemand ein Wort. Der Zaubertranklehrer schien in Gedanken versunken zu sein und Aja dachte ebenfalls nach.
"Ich glaube, ich könnte Ihnen helfen. Würden Sie mir eine Woche Zeit geben?"
Ein dankbares Lächeln erschien auf dem Gesicht der Hexe.
"Natürlich. Kann ich Ihnen bei irgendwas behilflich sein?"
"Das können Sie tatsächlich. Ich soll eine wichtige Aufgabe erledigen, doch befürchte ich, dass mir dabei das nötige Feingefühl fehlt", erklärte er ihr.
Aja nickte verstehend.
"Klar, um was geht es denn?"
Ein leicht boshaftes Lächeln erschien auf Snapes Gesicht.
"Wenn Sie sich die Informationen abholen, werde ich es Ihnen sagen. Auch ein Ravenclaw sollte lernen ihren Wissendurst zu stillen, bis es soweit ist."
"Sagen Sie mir wenigstens in welche Richtung der Auftrag geht", forderte diese.
"Also gut, ich werde Ihnen eine Sache sagen: Es wird Ihnen nicht gefallen", erwiderte er und drehte sich um. Seine Schritte hallten den Gang entlang.
Aja dachte erneut nach. Was konnte der geheimnisvolle Auftrag oder Aufgabe sein, die er erledigen musste?
Welches Spiel spielte er mit ihr? Vor allem, was war sein Ziel? Ihre Gedanken kreisten um diese Worte, als sie die große Halle betrat.
"Ah, schön dich auch einmal wieder zu sehen. Hast du Lust mit mir zusammen ein bisschen Weihnachtsdekoration aufzuhängen?"
Die Hexe sah auf. Vor ihr stand Minerva mit einem kleinen bunt angemalten Socke in der Hand, den sie hin und her schwank.
"Wie weihnachtlich willst du es hier denn noch haben?", fragte Aja endlich.
Diese Frage spuckte ihr schon in Kopf herum, seitdem die Gryffindor Hauslehrerin angefangen hatte, diese Dinge überall hinzuhängen. Manche Sachen sahen echt niedlich aus, doch am frühen Morgen vor ihrer Tür zu gehen und dort eine riesen Wichtel zu sehen, war eher nicht so witzig gewesen.
"Mal schauen, wie lange der Vorrat reicht", meinte die Angesprochene mit einem schulterzuckend.
Aja verkniff sich einen Kommentar.
"Also gut, wo kommt das hier hin?", fragte sie und hielt eine gelbe Glasschneeflocke hoch.
"Die kommt nach draußen, wo sie unbedingt jeder sehen muss."
Die Zauberkunstlehrerin sah die Schneeflocke an, als wäre es irgendwas schreckliches.
"Es sieht grauenhaft aus", flüsterte sie leise, sodass es niemand hörte.
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