Todesser und Flüche
"Ist das Ihr Ernst? Sowas können Sie nicht von mir verlangen!", rief Aja entrüstet auf.
Schon seit einer halben Stunden stritt sie sich mit Severus Snape, der scheinbar eine Sache nicht genau verstand.
"Und wieso kann ich das nicht? Professor Dumbledore hat es Ihnen doch gesagt", zischte dieser leise.
Die Frau schnalzte mit der Zunge.
"Nein, ich werde das ganz sicher nicht machen! Sie können nicht von mir erwarten, dass ich Ihnen nach all den Jahren vertraue! Wir hatten zwar nie einen Streit, aber mein Leben würde ich Ihnen ganz sicher nicht anvertrauen", sagte sie aufgebracht.
Der Schulleiter wollte, dass sie mit Snape zusammen auf eine Mission ging, die ihr durchaus das Leben kosten könnte. Der Zaubertranklehrer würde sie begleiten und sie beschützen. Allerdings war es doch eh kein großes Geheimnis, dass er ein Todesser war. Wieso sollte sie ihn vertrauen?
"Mir gefällt das genauso wenig wie Ihnen. Doch im Gegensatz zu Ihnen weiß ich, dass es nichts bringt Dumbledore versuchen zu überreden", sagte er neutral.
"Ich gehe nicht mit Ihnen!", schrie Aja fast schon aufgebracht.
Der Tag war zwar heute nicht so schlimm gewesen, wie die davor, doch Dank ihren Gespräch konnte dieser es durchaus noch werden.
"Wann verstehen Sie das endlich, Sie haben keine Wahl", zischte der Mann leise.
"Man hat immer mehr als eine Wahl."
Die Augen des Hexers verdunkelten sich und er sah sie fast schon bedrohlich an, doch innerhalb von wenigen Sekunden war der Ausdruck wieder verschwunden.
"Sie wissen nichts von dieser Welt. Haben Sie überhaupt schon ein einziges Mal gegen einen Todesser gekämpft? Oder gegen Werwölfe?", fragte er sie ironisch.
Die Frau funkelte ihn an, ehe sie antwortete:
"Woher wollen Sie das wissen? Ich habe schon einmal gegen tödliche Kreaturen gekämpft, da brauche ich sowas wie Todesser nicht", meinte sie schulterzuckend.
Snape tigerte hinter seinen Tisch hin und her.
"Also nicht. Das erklärt viel."
"Hören Sie mir eigentlich zu? Ich bin durchaus in der Lage zu kämpfen", warf sie ein.
Der Lehrer schnaubte.
"Wieso wehren Sie sich dann, die Mission auszuführen, wenn Sie doch angeblich so gut sind?"
Die Frau war nun wirklich wütend. Wie konnte man nur so fies sein. Konnte man einem nicht verübeln, dass man so dachte und ihm misstraute?
"Ganz einfach, weil sie ein verdammter Todesser sind. Denken sie wirklich, ich würde Ihnen mein Leben vertrauen?", fragte sie.
"Wenn ich Sie tot sehen will, hätte ich das schon eher getan", zischte er.
Aja überlegte, eigentlich hatte er recht. Mit allem. Sie konnte es nicht ändern, dass er mitkommen würde, aber sie konnte das Beste daraus machen.
"Ich glaube Ihnen, aber seien Sie versichert, dass ich Ihnen niemals den Rücken zudrehen werde", erklärte sie.
"Das habe ich auch nie von Ihnen verlangt", murmelte er seufzend.
Ohne noch etwas zu sagen, drehte sie Aja um. Sie wusste, dass Snape ihr folgen würde.
"Halten Sie sich an mir fest", sagte dieser.
Mittlerweile standen sie auf den Ländereien von Hogwarts. Die Frau konnte die Umrisse von Hagrids Hütte erkennen.
Abwartend sah der Hexer sie an.
Jetzt gibt es kein zurück. Du vertraust Dumbledore? Dann akzeptiere Snape, ermutigte sie sich.
Seine Hand fühlte sich eiskalt an, wie sie es auch erwartet hatte. Als sie an ihrem Zielort gelandet waren, blickte Aja sich um. Nirgendwo war auch nur ein Funken Licht. Nur Dunkelheit schrie ihr entgegen und am liebsten wäre sie wieder umgedreht, doch sie wusste, dass sie weiter gehen musste.
Die Frau nahm ihre Hand von dem Mann. Fast gleichzeitig zauberten sie Licht herbei.
"Wo sind wir hier", flüsterte sie.
"Das ist eine alte Gruft. Hat Ihnen Dumbledore das nicht erzählt?"
Aja schüttelte den Kopf. Bis ihr einfiel, dass Snape sie ja wohl kaum sehen konnte.
"Nein", sagte sie stattdessen.
"Was verbirgt sich hier alles, was ich wissen sollte?", wollte sie wissen.
"Offiziell sollte hier nichts sein, außer ein Grab, was aber weiter hinten sein müsste", erwiderte er.
Die Frau dachte nach. Ihr behagte das alles hier nicht. Zwar fürchtete sie sich nicht, doch etwas fühlte sich hier einfach falsch an. So als dürfte sie hier gar nicht sein.
"Spüren Sie das auch? Hier ist etwas", wisperte sie unüberhörbar.
"Spielen Sie doch bitte nicht verrückt. Was soll hier unten denn sein? Niemand, der noch klar bei Verstand ist, sucht diesen Ort auf. Es steckt hier zu viel schwarze Magie drinnen", sagte er kopfschüttelnd.
Das einzige, was Aja noch beruhigte, war das Licht, dass hell aus den Zauberstäben hervorschoss. Die schwarzen Wände beunruhigten die Frau zutiefst.
Ihre Schritte hallten überall wieder und ließen sie erschaudern. Wieso hatte sie sich von Dumbledore zu dieser Mission überreden lassen? Würde sie je wieder zurückkehren.
Hör auf so etwas zu sagen, schalte sie sich.
Manchmal hasste sie diese pessimistische Seite an sich. Bei jeden kleinsten Geräusch beschleunigte sich ihr Atem.
Snape hätte am liebsten die Augen verdreht. Wieso er dem zitronenbonbonlutschenden Schulleiter bloß vertraut? Aber sich jetzt darüber aufzuregen, war mehr als nur ungünstig. Es kümmerte ihn zwar nicht, dass sie sowas wie Angst spürte, im Gegenteil, es belustigte ihn.
Nach einigen Minuten kamen sie zu einem großen, runden Loch. Es klaffte vor ihnen aus dem Boden.
"Sollen wir darunter?", fragte Aja unsicher.
Der Mann warf ihr einen typischen Snape Blick zu. Dann horchte er in nach unten, ob er irgendein Geräusch hörte, doch nichts kam ihn suspekt vor. Ohne zu zögern sprang er hinein und landete sicher auf beiden Füßen.
Die Frau konnte nicht anders, als erstaunt zu schauen. Ihr Lehrer war vielleicht doch nicht unbedingt spießig, wie sie dachte.
"Kommen Sie jetzt?", fragte seine schnarrende Stimme von unten.
Schnell verwarf sie den Gedanken wieder. Genau dieser Kommentar von ihn hatte es wieder bewiesen, wie neunmalklug er war. Sie verdrehte innerlich die Augen, ehe sie ihn hinterhersprang. So elegant wie er bekam sie es allerdings nicht hin, aber sie schaffte es immerhin nicht auf den Allerwertesten zu landen.
"Ich bin da", flüsterte sie.
"Laut meinen Berechnungen geht es da entlang", zischte er leise.
Sie nickte und folgte ihm mit einen gebürtigen Abstand. Weiter vorne schien es Licht zu geben, mehr als ihre beiden Zauberstäbe ausstrahlend.
Am liebsten wäre Aja dorthin gerannt, denn sie verabscheute Dunkelheit zutiefst und fühlte sich einfach schutzlos.
"Bleiben Sie immer wachsam", riet ihr.
Die Frau tat wie geheißen und achtete auf jedes kleine Geräusch, was sie versehentlich produzierte. Vor ihr war eine offene Bucht. Das Wasser schwappte gegen den Felsen.
"Wieso sind wir nicht einfach hierhin geflogen", flüsterte sie.
Wortlos zeigte der Hexer nach oben. Über ihnen zog sich eine Art Schutzschild, welches es schlichtweg unmöglich machte zu landen.
"Was wollen wir?", fragte sie.
"Ich muss schnell etwas ablegen. Halten Sie solange Wache", befahl er.
Aja schluckte, nickte aber.
Wie sie sich geschworen hatte, kehrte sie ihn nicht den Rücken zu, sondern beobachtete ihn. Hinter ihr hörte sie ein Knacken. Langsam schwang sie den Zauberstab in Richtung Dunkelheit. In der Richtung sah sie die Umrisse einer Gestalt.
Doch bei einer blieb es nicht. Immer mehr kamen auf sie zu. Sie löschte das Licht aus ihren Zauberstab und rannte zu Snape.
"Ich weiß nicht, wer das ist, aber wir sind nicht alleine", flüsterte sie fast unüberhörbar.
Ihr Herz pochte immer stärker, so das es fast schmerzhaft war.
Im Mondschein sah sie, wie der Hexer sich aufrichtete. Seine Miene jedoch blieb undurchdringlich.
"Kommen Sie mit", sagte er und fasste Ajas Hand.
Seine noch immer eiskalten Hände schlossen sich um ihr warmes Handgelenk. Dann zog er sie mit sich.
"Wohin bringen Sie mich?", fragte sie atemlos.
"Würden Sie bitte den Mund halten? Ich muss mich konzentrieren und das geht mit ihrem Geschnatter nicht", fuhr er sie an.
Jetzt musste sie ihn vertrauen. Oh wie sehr Aja das hasste, wenn sie jemandem ihr Leben in die Hände legen musste. Doch sie würde sterben, wenn sie hierblieb.
Ein Blitzstrahl flog knapp an ihr vorbei. Erschrocken sprang sie zur Seite.
"Da vorne sind sie", schrie eine ihr unbekannte Stimme.
"Entschuldigung", nuschelte sie und folgte dann Snape.
Immer wieder mussten sie Flüchen, darunter auch unverzeihliche Zaubersprüche, ausweichen, was sich bei den Terrain als schwer herausstellte. Mehrere Male wäre Aja beinahe gestolpert, weil sie nichts sehen konnte, oder weil etwas im Weg stand, das sie zu spät gesehen hatte.
Schließlich fühlte sie unter ihren Schuhen etwas weiches. Ein Blick nach unten verriet ihr, dass sie die Höhle verlassen hatten und sich im Freien befanden.
Ein Fluchen hörte sie hinter sich, weshalb sie sich herumdrehte.
"Alles gut?", fragte sie Snape.
Dieser nickte, schien allerdings von einen Fluch getroffen zu sein. Aus seiner Beinwunde quoll Blut.
"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?", erkundigte sie sich schnell.
"Ja, laufen Sie zu", sagte er zischend.
Aja riss die Augen auf.
"Ich lasse Sie sicher nicht zurück! Kann man hier wieder apparieren?", fragte sie flüsternd.
Er nickte zu schwach noch irgendwas zu sagen.
Entschlossen nahm die Frau seine Hand und sofort durchzog sie die Magie. Sie fühlte sich schwerelos.
Nach einigen Sekunden standen sie wieder auf den Boden.
"Bei Merlin! Wo haben Sie uns hingebracht?", ertönte Snapes Stimme.
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