Eine große schwarze Gestalt flog mit kräftigen Flügelschlägen über die Türme eines Schlosses. Regen prasselte auf diese nieder und leuchtende Blitze erhellten den grauen Himmel. Der See, dessen Oberfläche an klaren Tagen glatt war, türmte sich mit gewaltigen Wellen auf und spülte allerlei Dreck an das Festland.
Weitere Wesen folgten und schwebten drohend über dem Schloss. Die einen hielten Sensen in den Händen, andere hatten schwarze, wabernde Energiebündel. Ihre Gesichter waren starr nach vorne gerichtet und jeder, der ihre Miene sah, erstarrte, denn kein bisschen Freundlichkeit oder Menschlichkeit war darin.
Ihre Lippen hingen zerfetzt und blutbespritzt bis zum Kinn, die Augen glühten grau und schienen jeden zu erdolchen, der sich ihnen näherte. Ihre Zähne waren schwarz und verbreiteten einen fauligen Gestank. Das einzige schöne waren ihre schwarzen Flügel, die im Gegensatz zu dem Rest ihres Körpers, fast samtig aussahen. Keine einzige Mimik konnte man ihnen ansehen.
Alles an ihnen erinnerte an den Tod in Person, noch dazu kam der schwarze Nebel, der überall um sie herum schien.
"Du hast kein Recht es uns zu verwehren, Du Narr", fauchte der Größte.
Seine Stimme war rau wie Schleifpapier, unangenehm und auch kalt. Seine Gefolgsleute hatten sich hinter ihm versammelt und feuerten ihn an, indem sie mit ihren Waffen in die Luft stießen.
Sein Verhandlungspartner war groß mit einem gräulichen Bart. Hinter seiner Halbmondbrille zeichneten sich Gutmüdigkeit und Verständnis ab. Etwas weiter hinter ihm stand ein Junge, dessen Augen weit aufgerissen waren. In seiner einen Hand hielt er einen braunen Teddybären, in den er von Zeit zu Zeit leise reinschniefte.
Eine ältere Frau hatte einen Arm um diesen gelegt und tröstete ihn. Ihre Haare waren blond und zerzaust, doch im Moment störte sie das nicht. Ihr Blick lag einzig auf dem hitzigen Gespräch, das schon seit Stunden im Gange war. Dennoch drehten sich die Verhandlungen nur im Kreis und immer wieder wurde der gleiche Punkt erwähnt.
"Wie ich schon sagte, ich bin der Schulleiter hier und ohne meine Zustimmung betritt oder verlässt niemand das Gelände", erklärte der Mann geduldig. Seine Augen schielten über die Brille hervor und musterte seinen Gesprächspartner.
"Schulleiter hin oder her! Du kannst dich nicht mit uns anlegen, wir sind dir weit überlegen. Wir sind Todesengel und wenn wir etwas wollen, dann nehmen wir es uns. Unser Herz verlangt nach ihm."
Mit seinem knochigen Finger zeigte er auf den Jungen, der sich erschrocken in das Gewand der älteren Hexe kuschelte. Diese strich ihm beruhigend über die Haare.
"Wenn ihr wirklich mir überlegen seid, dann hättet ihr schon angegriffen. Das bedeutet, ich kann mich durchaus mit euch unterhalten und euch Sachen verwehren", erklärte der Mann ruhig.
Bei diesen Worten stieß der Gegenüber ein lautes Fauchen aus. Seine Flügel zuckten und er hob sich in die Lüfte. Diese breitete er drohend über dem Schulleiter aus. Nun war er um einiges größer als der Mann.
"Wir sind im Auftrag von Ihr da. Wenn du es uns nicht gibst, wird Sie dich kommen holen."
Die Augenbrauen von dem Schulleiter hoben sich ohne sein Zutun. Er wusste, was er hier gerade riskierte, doch er musste seine Maske bewahren, bis zum richtigen Zeitpunkt und dieser war vielleicht jetzt.
Er hatte nur eine Chance. Wenn er diese vertat war es aus.
"Ich hätte einen Vorschlag, der sich für euch lohnen könnte", sagte er. Der Mann roch, dass die Anführerin bereits eingetroffen war. Er wusste auch, dass sie gerade zuhörte.
"Dies ist ein Zeitumkehrer. Mit diesem könnt ihr die Zeit zurückdrehen und ihn schnappen, wenn er noch Zuhause ist. Dann wird das hier alles", er zeigte mit der Hand hinter sich, "nie stattfinden. Wir würden niemals in einen Konflikt geraten und ihr hättet euer Opfer."
Der Zauberer hasste sich gerade selber, dass er diesen Satz gesagt hatte und hätte ihn am liebsten zurückgenommen, doch vielleicht hatte er Glück, sich dann später bei dem Jungen zu entschuldigen.
Dieser fing zu weinen an. Seinen Teddy presste er ganz fest an sich und die Schluchzer wurden immer lauter.
"Hast du wohl endlich eingesehen, dass du verloren hast?", fragte der Anführer der düsteren Truppe bösartig. Sein Lächeln, falls man das so nennen konnte, wurde breiter und man sah seine abgestorbenen Zähne.
Der Schulleiter legte den Kopf schief und nickte kurz. Es war vielleicht besser klein beizugeben.
"Woher wissen wir, dass du mich nicht austrickst?", fragte dieser den Schulleiter.
Der Zauberer meinte: "Gute Frage, aber da Sie hier ist, würde ich das nicht wagen!"
Abwehrend hob er die Hände.
Das Wesen schien sich damit zufriedenzugeben und gab das Zeichen zum Aufbruch. Gerade als er in die Nähe seiner Anführerin kam, erschien ein heller Blitz und die Schreie vermehrten sich rasant.
Der Laut war schrill. Der Junge mit dem Teddybären erzitterte und fiel aus die Knie. Fensterscheiben zersprangen und man konnte es nur mit Mühe aushalten, wenn man sich die Hände an die Ohren legte. Trotzdem gingen die Schreie durch Mark und Bein.
Als der Mann die Augen wieder öffnete und durch seine Halbmondbrille das Chaos sah, war er erleichtert. Es hatte funktioniert. Er hatte den Zeitumkehrer verwandelt, sodass er wie eine Schutzhülle wirkte, dies hatte ihn Wochen, wenn nicht sogar Monate gekostet, doch es hatte gewirkt. Sie waren durch ihre eigene Gier in der Zeit gefangen. Nur wenn jemand diese Sache rückgängig machen würde, würden sie befreit werden.
Erleichtert drehte sich der Zauberer um. Sein Blick fiel auf dem immer noch neben den weinenden Jungen. Sachte kniete er sich vor ihm hin.
"Es ist vorbei. Alles wird gut."
Das waren seine einzigen Worte, ehe er wieder aufstand, der Betreuerin zunickte und dann durch die Schülerschar in sein Büro lief.
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