Einlösung des Versprechens
Nachdem Professor McGonagalls Weihnachtsdekorationen zum Glück nicht mehr geworden war, beschloss Aja den Schulleiteraufzusuchen. Sie hatte einige wichtige Fragen an ihm und hoffte, dass er ihr weiterhelfen konnte. Vielleicht konnte er Snape sogar überzeugen ihr zu helfen, denn so ganz glauben hatte er ihr bei ihren letzten Gespräch nicht. Die Lehrerin war sich ziemlich sicher, dass er etwas witterte und verfluchte sich für ihre Unaufmerksamkeit.
Wobei sie dem grimmigen Mann helfen musste, wusste sie noch immer nicht. Alleine die Andeutung, dass es ihr nicht gefallen würde, schmeckte rau. Doch Aja beschloss sich nicht beirren zu lassen, sondern einfach stur zu sein.
Es war bereits Nachmittag und die Sonne schien sich kaum durch die dichte Wolkenschicht fortzubewegen. Doch die Stimmung im Schloss war trotzdem ausgelassen. Wobei sich Aja eingestehen musste, dass die Geister nicht ganz so unschuldig waren. Sie hatten die Gefühle der Schüler deutlich aufgeheitert und den Trübsinn verblassen lassen.
Trotz ihrer anfänglichen scheu vor den Gespenster hatten sich diese später als immer wieder liebeswürdig erwiesen. In ihrer Schulzeit war ihr das nie so aufgefallen, aber jetzt merkte sie das sehr deutlich. Mit einigen hatte sie in den letzten Tagen sehr amüsante Gespräche geführt, über die belanglosesten Sachen. Es hatte sich nicht mehr seltsam angefühlt, wie vor ein paar Wochen.
Ajas Ziel war es gerade, den Schulleiter aufzusuchen, denn sie wollte mit ihm über mindestens zwei Sachen sprechen. Beide waren ihr sehr wichtig und sie hoffte, dass ihr der weise Mann eine Antwort geben konnte.
"Albus, ich müsste einmal schnell mit dir reden, hättest du kurz Zeit?", fragte sie in den Raum, als sie diesen betrat.
Der Angesprochene saß gerade an seinem Schreibtisch und schien irgendetwas zu schreiben. Nachdem Aja eingetreten war, legte dieser die Feder und das Blatt schnell beiseite.
"Selbstverständlich habe ich Zeit für dich. Wie kann ich dir helfen?"
Wortlos holte die Lehrerin einen zusammengefalteten Zettel aus der kleinen Umhängetasche. Sie vergewisserte sich, dass es der Richtige war und reichte diesen dann Dumbledore. Der alte Mann nahm ihn entgegen und strich sich beim Lesen nachdenklich über seinen langen Bart.
"Du hast weitergeforscht?", fragte er sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
"Wenn du das nicht gewollt hast, hättest du den Auftrag nicht einer Ravenclaw geben sollen. Dem Rätsel auf die Spur zu kommen, mache ich seitdem ich klein bin."
"Na dann habe ich ja genau die richtige Person erwischt", sagte Albus.
"Severus hat zugestimmt. Ich habe ihm gefragt, ob er dir etwas Nachhilfe in der Verteidigung gegen die Todesser geben würde und er ist damit einverstanden."
Aja glaubte sich verhört zu haben.
"Du hast was gemacht? Du kannst nicht einfach mich irgendwo einteilen, nur weil du denkst, es wäre für mich das Richtige! Ich brauche von ihm keine Hilfe und falls dieser Moment kommen sollte, bin ich in der Lage es selber zu klären!"
Das Aja Snape bereits um den Zauberspruch um Hilfe gebeten hatte, verschwieg sie lieber. Wie konnte man so etwas hinter meinen Rücken beschließen? In letzter Zeit habe ich so lange daran gearbeitet um dem Zaubertranklehrer nicht bei jeder Gelegenheit zu sehen und jetzt das, dachte sie sich.
Ihr Kopf wusste, dass dies nur teilweise stimmte. Sie hatte nicht gegen ihn gearbeitet, aber auch nicht für ihn. Schnell verdrängte sie diesen Gedanken in die hinterste Ecke ihre Gewissens. Aktuell hatte sie andere Probleme als Severus Snape.
"Das habe ich nie abgestritten. Aber in deinem Stolz hätte ich bezweifelt, dass du überhaupt jemandem fragst", erwiderte Dumbledore nur.
Aja gab ihm nur ungern Recht, aber dieses Merkmal stimmte. Sie brachte sich Sachen lieber selbst bei, als auf andere angewiesen zu sein.
"Vielleicht hast du recht. Trotzdem rechtfertigt das nicht dein Handeln."
Lange sah sie dem Schulleiter an. Obwohl sie im ersten Moment noch sauer auf ihm gewesen war, verstand sie seine Absicht. Sie hatte ihm verziehen.
"Ich gehe dann wieder. Der Stapel Teste auf meinem Schreibtisch korrigiert sich bedauerlicherweise nicht von alleine. Brauchst du meine Hilfe bei noch irgendetwas", fragte sie.
Nachdem Dumbledore sich von ihr verabschiedet hatte, trat Aja den Weg zu ihrem Räumen an. Höflich begrüßte sie die Schüler, die ihr entgegen kamen.
Schließlich öffnete sie die Tür zu ihren Privatgemächern. Wie bereits schon Dumbledore erzählt, türmten sich auf ihrem Schreibtisch Bögen von Papier. Bevor Aja mit dem Korrigieren anfing, schrieb sie in ihrem Tagesplaner ihre Aufgaben für morgen. Zum Glück hatte sie morgen nicht allzu viele Aufgaben, sodass sie einige Verpflichtungen von Donnerstag bereits eintragen konnte.
Danach setzte sie sich an dem Papierstapeln dran. Ihre Feder schrieb mit kratzendem Geräuschen über die Seiten. Rot färbten sich die Bögen, je länger Aja verbesserte. Es wurden größtenteils immer wieder die gleichen Fehler gemacht, was ihr sehr nahe ging. Bedeutete das, dass sie unverständlich unterrichtete? Kamen die Schüler bei ihrem Unterricht nicht mit? Oder lehrte sie zu unverständlich?
Ich werde mich bemühen, den Unterricht ansprechender für alle Schüler zu gestalten, nahm sie sich in Gedanken vor.
Sie wusste, dass Zauberkunst nicht unbedingt für alle etwas war, doch vielleicht konnte man ihn trotzdem so gestalten, dass er nicht langweilig war.
Als sie fertig war, lehnte sie sich zurück und atmete laut aus. Der ganze Tag war einfach nur stressig gewesen.
So wie alle Tage hier, fügte ihr Kopf hinzu.
Nur ungern gab Aja ihm recht.
Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufschrecken. Ein schneller Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es noch nicht einmal Abend war. Schnell machte sie ihre Haare zurecht und strich ihren Umhang glatt.
Danach ging sie zu der Tür und öffnete diese. Vor ihr stand niemand geringeres als Snape.
"Hallo Mr. Snape! Wie kann ich Ihnen helfen?"
Innerlich hoffte die Frau, dass er ihr die Verwunderung nicht ansah. Sie war mehr als nur überrascht ihn hier zu sehen.
"Ich habe etwas über den Zauberspruch gefunden und habe mich daran erinnert, dass Sie mir noch einen Gefallen schulden", sagte er ohne eine Regung.
"Kommen Sie doch rein. Kann ich Ihnen was zu trinken anbieten?"
Aja wollte nicht, dass wirklich jeder auf dem Gang hörte, was sie besprachen.
"Nein, ich benötige nichts", lehnte er ab und setzte sich in einem dunkelblauen Sessel
Die Frau nickte und nahm ihm gegenüber Platz auf der Couch.
"Also, was brauchen Sie von mir?"
Für einige Sekunden starrte Snape sie nur an, ehe er zum Sprechen ansetzte:
"Folgendes, ich müsste einen Gegenstand finden, den ich aber nicht ohne deine Hilfe bekommen kann", begann er.
"Warte, du willst schon wieder nach einer wertlosen Sachen suchen? Sind dieses Mal auch Todesser dabei?", fragte Aja fast schon wütend.
Als sie bemerkte, dass sie gerade immer lauter geworden war, biss sie sich auf die Unterlippe.
"Tut mir leid, dass ich sie angeschrien habe. Stressiger Tag."
Der Tränkemeister sah sie an.
"Was Sie nicht sagen. Dieses Mal werden keine Todesser da sein, da wette ich mit meinem Leben drauf. Was dem 'wertlosen' Gegenstand betrifft, handelt es sich um etwas, was Ihnen auch von Vorteil sein könnte."
Die Frau dachte nach.
"Sie wollen mir nicht sagen, was es genau ist, oder?"
Snape neigte den Kopf zu einem Nicken.
"Schon verstanden. Aber wenn es dort keine Todesser gibt, wieso brauchen Sie mich dann?"
"Ich brauche nicht Sie, sondern ihren Kopf. Manche Sachen sind selbst für mich zu schwierig", gestand er.
Wow, der große Severus Snape gesteht sich etwas ein, dachte Aja sich, verkniff sich aber den Kommentar.
Stattdessen fragte sie:
"Wann brechen wir auf?"
Der Lehrer schaute nach draußen.
"Na, am Besten jetzt."
Entgeistert blickte Aja ihn an. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein. Es gab gleich Essen und sie war am verhungern. Durch das Korrigieren hatte sie ihren Imbiss verpasst, den sie normalerweise Nachmittags zu sich nahm.
"Das nächste Mal wäre es schön, wenn sie mir es eher Ankündigen könnten."
Auch wenn Aja versuchte ihre Stimme wütend klingen zu lassen, schaffte sie es nicht. Sie konnte ihm einfach nicht länger als ein paar Sekunden böse sein.
"Geben Sie mir fünf Minuten, dann bin ich wieder bei Ihnen", antwortete sie erneut.
Ohne auf irgendeine Erlaubnis zu warten, zog sie sich in ihr Schlafzimmer zurück. Dort befreite sie sich von ihrem Umhang und ihren sonstigen Kleidungsstücken, mit dem sie unterrichtete.
Aus ihrem Schrank kramte sie eine schwarze, eng anliegende Hose und ein einfaches lang Arm T-Shirt heraus. In der Muggelwelt gelebt zu haben, hatte schon Vorteile.
Dazu streifte sie sich ein Paar Wanderschuhe über, da sie keine Ahnung hatte, wie die Umgebung dort war.
Auch ihre Haare band sie sich zu einem Zopf zusammen.
"So, ich bin fertig", verkündete sie an Snape gerichtet.
Dieser zog nur die eine Augenbraue nach oben.
"Das waren sechs Minuten, keine fünf."
"Witzig und jetzt kommen Sie. Ich möchte das so schnell wie möglich hinter mir haben."
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