Ein Tropfen Erinnerung
Am nächsten Morgen wachte Aja mit einem schmerzendem Rücken auf. Ihr Tag gestern war hart gewesen und die Nacht unruhig. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre wieder eingeschlafen, doch ihr strenger Tagesplan erlaubte es ihr nicht.
In wenigen Stunden musste sie gefrühstückt, den Rest ihres Zimmer in Ordnung gebracht und einen Rundgang durch Schloss gemacht haben. Sie rieb sich die Augen und schaute auf dem Wecker neben ihrem Bett. Die roten Ziffern zeigten ihr unmissverständlich, dass es 7:25 war. Von draußen kam schon allerlei Lärm ins Zimmer. Nun war es endgültig besiegelt, Aja würde nicht mehr länger schlafen können.
Sie schlug die Decke zurück um aufzustehen. Kaum stand sie, begann sie zu frösteln. Es war hier drinnen einfach nur sehr kalt. Die Frau griff nach ihren Zauberstab und zauberte sich einen Kamin ins Zimmer, den sie auch gleich auf muggelweise anzündete.
Nachdem das Feuer munter prasselte, beschloss sie erstmal hier etwas aufzuräumen, damit sie dann gegen halb neun zum Frühstück aufkreuzen konnte. Doch alleine schon der Begriff "aufräumen" gestaltete sich als sehr schwer. Zwar hatte sie gestern bereits angefangen, doch gefühlt hatte sie nichts geschafft.
Aus ihrem Mund kam ein genervter Seufzer. Ich fange einfach im Flur an und arbeite mich dann Stück für Stück vor, ermutigte sie sich. Zuerst befreite sie die Wand von Spinnenweben, Schimmel und den klischeehaften Bildern. Danach reparierte sie das Holz im ersten Abschnitt, ehe sie dann die Kartons und alten Möbel zur Seite zauberte.
Einige Zeit lang kämpfte sie mit der schrägen Wand, bis sie schließlich auch mit dieser fertig wurde. Sie strich sie erschöpft mit der einen Hand über die Stirn. So langsam konnte sich der Flur sehen lassen. Fehlte dann nur noch die Einrichtung, doch die würde sie erst nachdem Frühstück machen.
Erneut warf sie an diesem Morgen einen Blick auf die Uhr. Es war 8:34 Uhr. Da bereits in ihrem Zimmer etwas Ordnung herrschte, zog sie sich dort um.
Aus ihrem Koffer zauberte sie sich eine schwarze Bluse mit gelb - rosa Blumen und Hose zog sich eine blaue Hose an. Sie war gerade um die Knöchel sehr weit und ließ ihr selber viel Freiraum.
In ihr braunes Haar steckte sie sich eine kleine Blume. Sie war einfach der Pflanzentyp. Als Schuhe zog sie nur ihre Sandalen an.
Aja atmete kurz durch und trat auf den Gang. Gleißendes Sonnenlicht empfing sie. Das Licht kroch durch die Säulen und beleuchtete den Steinboden. Sie lächelte kurz, ehe sie weiterging.
In der Nähe der großen Halle lärmte es bereits.
"Ah Guten Morgen, Miss Lewis", sagte der Fast Kopflose Nick.
Die Frau nickte ihm entgegen. Sie mochte die Schlossgespenster nicht wirklich. Als Schülerin hatte sie panische Angst vor ihnen und hatte den Gang verlassen, wenn sie auftauchten. Jetzt mied sie sie, doch wenn sie mit ihr ein Gespräch suchen würden, dann würde sie mit ihnen reden.
"Hallo Nick, wie geht es Ihnen", fragte Aja.
Diese legte den Kopf schief.
"Wie soll es einen toten Gespenst gehen? Was meinen Sie wohl?", sagte er rhetorisch.
Die Frau bemerkte ihren Fehler.
"Tut mir leid, ich wollte Sie nicht kränken! Das war eine dumme Frage", entschuldigte sie sich.
Nick nickte und verschwand dann im Boden. Erleichtert seufzte sie auf.
"Was stehen Sie im Weg rum, Miss Lewis? Hätten sie als Lehrerin nicht mittlerweile andere Tätigkeiten zu tun als früher?", sprach eine leise, unverkennbare Stimme von hinten.
Aja drehte sich um und blickte im nächsten Moment auf schwarzes Haar, sowie schwarzen Umhang.
"Tut mir leid, Professor Snape! Sie können ruhig auch einfach an mir vorbeigehen", sagte sie.
Der Mann schaute sie an. Normalerweise hob er sich diesen Blick nur für unartige Schüler auf, doch offensichtlich auch für seine Kollegen.
Dann schritt er wortlos, mit wehendem Umhang an ihr vorbei.
Die Frau spürte, wie die Erleichterung von ihr abfiel und ihr Herz, dass schmerzhaft gegen den Brustkorb geschlagen hatte, beruhigte.
Irritiert schüttelte sie den Kopf und folgte dem Hauslehrer von Slytherin in die große Halle.
Die meisten Lehrer waren bereits anwesend. Einige Quatschten laut über dies oder das, während andere einfach nur schweigend über ihr Frühstück saßen.
Sie setzte sich an den selben Platz wie gestern und griff auch ordentlich zu. Die Aufräumaktion war es ermüdend gewesen.
Auf ihrem Teller stapelten sich keine Sekunde später, Weintrauben, Äpfel und auch ein bisschen Fleisch, um wieder halbwegs zu Kräften zu kommen.
Zusätzlich hatte sie sich noch ein Stück Brot rausgesucht. Einfach weil sie auch etwas Festes brauchte.
Genüsslich biss sie in die Rinde und spürte sofort den Vollkorn Geschmack.
"Aja, erzähl mir mal, wie hast du dich eingelebt?", fragte sie Professor Flitwick.
Überrascht schaute die Frau auf. Vor ihr stand ihr ehemaliger Hausleiter.
Sie zuckte mit den Schultern, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. Sie war es nicht gewohnt, so früh am Morgen mit jemandem zu sprechen.
"Guten Morgen. Eigentlich ganz gut. Es war zwar nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, aber mit ein paar Handgriffen wird das, denke ich, auch erledigt sein", sagte sie zuversichtlich lächelnd.
"Das freut mich, dass es dir hier gefällt. Kommst du dann bitte in mein Büro, heute Abend?", fragte eine sanftmütige Stimme.
Mit einem edlen Gang betrat der Schulleiter die Halle. Er hatte das Gespräch der beiden gehört.
"Aber natürlich", sagte die Frau nur.
Gedankenverloren zwickte sie eine Weintraube ab und steckte sie sich in den Mund.
"Auch das freut mich", sagte er und setzte sich auf dem großen Stuhl.
Aja nickte.
"Was werden Sie heute machen?", fragte Professor Dumbledore sie weiter.
Das Mädchen schluckte ihr Essen herunter, ehe sie antwortete: "Wahrscheinlich werde ich heute weiter aufräumen und dann einen kleinen Rundgang um den See machen."
"Vielleicht möchte Severus dich begleiten. Immerhin war euer Verhältnis während der Schulzeit nicht so gut, dies müsste sich aber jetzt ändern, da ihr voraussichtlich viel zusammen arbeiten werdet", sagte er ruhig.
Die Frau hielt die Luft an. Binnen weniger Sekunden würde Professor Snape in die Luft gehen.
Dieser schaute auf. Man konnte förmlich schon seinen Kopf arbeiten sehen. Seine Augen blitzen gefährlich auf.
"Nenne mir einen Grund, Albus, wieso ich das tun sollte. Ich bin ihr keine Rechenschaft schuldig", sagte er langsam und betonte jede Silbe einzeln.
Der ältere Mann zog eine Augenbraue nach oben.
"Auf ein Wort", sagte er.
Aja kam sich unwohl vor. Sie wollte nicht, dass irgendjemand dazu gezwungen wurde, mit ihr etwas zu unternehmen.
"Professor Dumbledore, ich schaffe das auch alleine", meinte sie.
Dieser schüttelte jedoch nur den Kopf.
"Es geht nicht um dich. Es ist etwas anderes."
Die Frau nickte verständnisvoll und widmete sich dann wieder ihrem Becher, der vor sich hin dampfte.
Nachdem Essen stand sie auf, um in Richtung Ravenclaw Gemeinschaftsraum zu gehen. Sie wollte unbedingt ihren alten Schlafsaal besuchen. Dutzende Erinnerungen hinge an den Wänden und waren unter dem Teppichboden.
Sie stieg in den fünften Stock, in einem der Türme. Nach einigen Schritten stand sie vor einer schlicht aussehenden Tür mit einem goldenen Adler.
"Welcher Zahn kann nicht zubeißen?", fragte sie eine Stimme, die aus der Wand zu kommen schien.
Jeder, der in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws gehen wollte, musste auf schwere Fragen eine kluge Antwort geben.
Manche Rätsel waren für andere sehr schwer, doch wohl kaum ein Problem, für die Schüler aus Ravenclaw.
"Löwenzahn", sagte sie leise.
Die Tür schwang auf. Vor ihr erstreckte sich ein runder, lichtüberfluteter Raum. In dem hinteren Abschnitt thronte eine große Statue. In den Kreisen der Ravenclaws war das eine besondere Frau, die auf dem Sockel stand. Öfters war Aja vor schwerem Tests hierher gekommen und hatte sie einfach nur angeschaut. Im ganzen Raum lagen früher Bücher verstreut, wenn die ganzen Schüler da waren.
Sie strich über die Polster des großen Sofas. Ihr Gemeinschaftsraum war der höchste in Hogwarts. Höher als alle anderen.
Ihre Freundin meinte einmal: "Das liegt an unserem Wissen, dass ja auch höher ist, als bei allen anderen."
Die Frau bestieg die Stufen nach oben in ihren Schlafsaal. Blaue Betten strahlten ihr entgegen. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie freute sich, dass sich nichts verändert hatte. Das Fenster strahlte ihr entgegen, als sie sich davor setzte. Unter ihr war der See. Über ihr der Himmel.
Aja schloss die Augen und ließ sich fallen. Alle Anspannung, der ganze Stress mit den Prüfungen fiel von ihr ab, so als hätte man einen unsichtbaren Knopf gedrückt.
Nach einiger Zeit fühlte die sich bereit, die Aufräumaktion in ihrem Zimmer fortzusetzen. Es wartete noch ein ganzes Stück Arbeit auf sie.
Während des Umräumens und Ausbesserns, dachte sie immer wieder an ihre Erinnerungen hier in Hogwarts. Sie war so froh, dass sie diese Schule besuchen durfte. Desto mehr freute sie sich nun hier zu unterrichten.
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