Lyon - 06:27 Uhr
Baekhyun
Manchmal fragte ich mich, ob die anderen Recht hatten und ich langsam vielleicht einfach nur verrückt wurde. Doch dann spürte ich wieder dieses Loch in meiner Brust, das sich auch nach vier Jahren nicht schließen wollte und mir wurde wieder klar, dass es ohnehin keinen Unterschied machte. Ich würde wohl nie darüber hinweg kommen, also konnte ich auch genau so gut weiter machen.
Mit einem gestressten Seufzen erklomm ich die nächsten Stufen der steinernen Treppe, die vor mir lag, als mich plötzlich ein unangenehmes Gefühl, dass ich nicht genau fassen konnte, ergriff. Ich fühlte mich nicht direkt beobachtet, doch trotzdem hatte ich das Bedürfnis mich umzusehen. Ich wandte mich schnell wieder der romanischen Kirche vor mir zu und ging weiter in die schmale Gasse neben ihr.
Die Gasse war nur spärlich beleuchtet und strahlte eine gewisse Einsamkeit aus, aber vielleicht lag es auch nur an mir und meiner Melancholie. Und der Tatsache, dass halb sieben Uhr morgends so gut wie niemand in den Gassen von Lyon unterwegs war. Ich rieb mir die Augen und unterdrückte ein Gähnen. Es wurde Zeit, dass vielleicht doch mal ein bisschen Schlaf bekam, doch so wie ich mich kannte, würde ich doch wieder nur ein dürftiges Nickerchen und dann weiter forschen.
Meine Gedanken wanderten zu Minseok.
Würde er wissen, wie ich mich verausgabte, dann dürfte ich mir sicher was anhören, doch auch ihn hatte ich nach der Sache in Paris aus den Augen verloren. Was waren wir für eine Gruppe gewesen, wenn nicht mal die Beziehung zwischen mir und meinen ehemaligen besten Freund stark genug gewesen war, um zu überstehen, was wir zusammen durch gemacht hatten? Traumatischer Ereignisse schweißen zusammen, sagt man, doch davon sah ich nichts. Eher im Gegenteil. Es war, als hatte Chanyeols Opfer alles zerrisschen.
Die anderen machten es sich einfach.
Er ist tot, Baekhyun.
Du musst das akzeptieren.
Das mit dem Phönix nimmst du ein bisschen zu wörtlich.
Du musst lernen ohne ihn zu leben.
Dumm nur, dass ich ohne Chanyeol aber nun mal nicht leben konnte.
Er war nicht tot. Er durfte nicht tot sein. Er war der Phönix und Phönixe wurden aus ihrer Asche wieder geboren. Die anderen konnten mir erzählen was sie wollten. Sie konnten ihn aufgeben wie sie wollten, ich würde es nicht tun. Sie hatten mich für verrückt erklärt, dann versucht mich mich aufzuhalten und das war der Punkt, an dem von meiner Seite die letzten Stricke gerissen waren. Selbst die zu Minseok.
Ich ließ mein Blick durch die Gasse wandern und wieder hatte ich das Bedürfnis hinter mich zu schauen, um sicher zu gehen, dass dort niemand war. Was war nur los mit mir? Ich hatte eine Menge Klatschen, aber Paranoia hatte ich bisher immer ausgelassen. Vielleicht sollte ich doch mal eine Pause machen.
Die Dämmerung bereitete mir Unbehagen. Ich war das Licht in unserer ehemaligen Gruppe gewesen und ganz dementsprechend fühlte ich mich im Licht deutlich wohler, als im Dunkeln. Doch wahrscheinlich traf das auf uns alle zu, nach dem wir damals die Dunkelheit besiegt hatten.
Viel zu oft, wenn ich die Augen schloss, sah ich den Tag wieder vor mir. Ich sah wie Chanyeol für uns alle in Flammen aufgegangen war, um die Dunkelheit zu verbrennen. Gemeinsam hatten wir wohl die Welt gerettet, doch es war nicht wie in den Filmen, in denen die Helden in den Sonnenuntergang reiten und ihren Sieg feierten.
Wir retteten die Welt, doch niemand rettete uns.
Wir waren mehr Veteranen, als Helden. Vielleicht sollte ich mehr Verständnis dafür haben, dass die anderen Chanyeol abschrieben und sich um ihre eigenen Wunden kümmerten. Doch Chanyeol hatte besseres verdient. Ich konnte ihn nicht aufgeben.
Das war auch der Grund warum ich immer wieder nach Frankreich kam. Wenn meine Theorie stimmte, dann musste er irgendwo in Frankreich, nicht zu weit weg von Paris, aus seiner Asche gestiegen sein, also hatte ich angefangen nach Personen zu suchen, die vielleicht einfach aufgetaucht waren, ohne dass sich jemand erklären konnte, woher sie kamen, doch das war bei weiten nicht so leicht, wie es sich anhörte. Das fing beim Datenschutz an und hörte damit auf, dass ich nicht ewig in Frankreich bleiben konnte und dort hin zu reisen auch sehr teuer war und mir manchmal einfach das Geld ausging.
In den vier Jahren, in denen ich ihn nun schon suchte hatte ich mir abgewöhnt alles über den legalen Weg zu versuchen, denn der führte auch nur in Sackgassen. Gerade kam ich von einem Treffen mit einem Informanten, der mir ein paar Archiv-Daten der Stadt Lyon von 2015 und -16 besorgt hatte, damit ich sie nach Auffälligkeiten durchsuchen konnte. Ich hatte das Gefühl endlich ein wirklich heiße Spur zu haben, doch das würde ich erst sehen, wenn ich die Daten durch hatte. Ich konnte kaum erwarten einen Blick darauf zu werfen.
Vorsichtig drehte ich meine Musik noch etwas lauter, doch statt den gewünschten Effekt erhielt ich plötzlich ein unschönes Kratzen und Piepen auf dem Ohr. Ich blieb wie vom Blitz erstarrt stehen und mir wurde heiß. Ich war mir ziemlich sicher, dass meine Kopfhörer sowas nicht von sich geben konnten und statische Störungen in jeglichen Geräten - selbst, wenn dieser eigentlich gar keine haben konnten - waren Teil einer Zeit in meinem Leben, die ich nicht zurück haben wollte. Eine Zeit in der die Dunkelheit uns alles erbarmungslos auf den Fersen gewesen war.
Bitte. Nein.
Das durfte nicht sein.
Ich betete, dass meine Kopfhörer wieder anspringen mochten und das alles nur eine ganz normale Störung war, aber den Gefallen wollten sie mir nicht tun. Mehr einen Gefühl folgend zog ich mein Smartphone aus der Tasche und warf einen Blick darauf. Wenn ich mir bis jetzt noch nicht sicher gewesen wäre, dass ich ein verdammtes Problem hatte, dann wüsste ich es spätestens jetzt, denn ich hatte eine Nachricht. Ich musste nicht weiter nach schauen, um zu wissen, dass sie von Minseok war und wenn er sich nach Jahren wieder meldete, dann nicht, weil er mich auf einen Tee einladen wollte.
Mir blieb auch nicht wirklich Zeit über die Sache genauer nachzugrübeln, denn über meinem Kopf ging das Licht aus. Ich fluchte innerlich und steckte mein Telefon wieder zurück in die Hosentasche. Jetzt konnte ich sie auch spüren.
Die Dunkelheit. Sie war zurück.
In mir zerbrach etwas. Nicht nur, dass Chanyeol nun schon Jahre verschwunden war, nein, jetzt war es auch noch völlig umsonst. Das war nicht fair. Das ganze Leben war nicht fair. Gestresst sah ich mich um, ob ich die gestaltlose Schwärze irgendwo ausmachen konnte und rannte los. Es war so klar, dass sie dem Licht zuerst auf den Fersen sein würde. Ich war sowas von in Schwierigkeiten. So schnell ich konnte rannte ich buchstäblich um mein Leben, doch sie spielte mit mir, denn passenderweise gingen die Lichter immer aus, kurz bevor ich sie erreichen konnte. Wahrscheinlich ahnte sie, wie überlegen sie mir war.
Mein Licht war schwach geworden.
Ich hatte lange nicht mehr die Kraft, wie ich sie früher hatte. Früher, als meine Welt vielleicht ein bisschen seltsam, aber in Ordnung gewesen war. Früher, als ich eine Gruppe Typen um mich gehabt hatte, mit denen ich vielleicht nicht immer einer Meinung gewesen war, mit denen ich jedoch ein Schicksal teilte und die mich so gut sie konnten beschützten, so wie ich sie nach all meinen Möglichkeiten beschützt hatte.
Früher, als Chanyeol ein Teil meines Lebens und nicht ein Teil meiner Erinnerung gewesen war.
Das alles war fort und mit dem meine Kraft. Mein Licht. Manchmal hatte ich das Gefühl, selbst die dunklen Gassen des morgendlichen Lyon waren heller als ich. Ich war eine Schande für mein Element.
Mehr oder weniger kopflos versuchte ich die Dunkelheit abzuhängen, doch ich hätte genauso gut versuchen können ein Kamel durch ein Nadelloch zu führen. Wenn ich das richtig einschätzte - an den Sternen, die man mit einem mal um einiges besser am Himmel erkennen konnte - dann legte sie grade die ganze verdammte Stadt lahm. Ich rannte weiter, stolperte fast, bei dem Versuch die Kurve zu kriegen, gegen eine Wand und dabei musste ich schließlich feststellen, dass ich doch ein wenig mehr darauf hätte achten sollen, wo ich eigentlich hin lief, denn meine Flucht endete an einem massiven, schmiedeeisernen Gitter.
Verzweiflung packte mich. Ich konnte unmöglich darüber klettern, dazu war es zu hoch und um mich wurde es nur immer dunkler. Nun, wenn Flucht keine Option mehr war, dann blieb nur noch der Kampf, denn einfach so aufgeben würde ich auch nicht. 'Die trying' war dann wohl jetzt die Devise. Ich drehte mich um und atmete tief durch und versuchte mich zur Ruhe zu zwingen während um mich herum auch die letzten Lichter erloschen.
Sie war direkt hinter mir. Ich konnte es spüren. Ein kalter Schauer rieselte meinen Rücken hinunter und meine Nackenhaare stellten sich auf. Die Angst drohte mich zu lähmen. Die Dunkelheit war schon beeindruckend beängstigend, wenn man sich ihr zu zwölft stellte, aber alleine war es fast ein Ding der Unmöglichkeit sich gegen ihren Einfluss zu wehren. Sie spielte mit einem, erinnerte einen an seine schlimmsten Geheimnisse und machte einen mürbe, um einen zu schwächen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und die Angst krallte sich eiskalt in meine Seele. Ich schloss die Augen.
Reiß dich zusammen. Konzentriere dich.
Komm schon, lass mich dein Licht sehen.
Denk an was schönes. Denk daran...
Für einen Moment war mir, als könnte ich Chanyeols Lippen wieder auf meinen spüren. Denk an was schönes hatte er gesagt. Er hatte ja keine Ahnung. Eine Träne löste sich aus meinen Augenwinkel und ich strich sie schnell weg, während die Dunkelheit weiter um mich herum schlich und zu warten schien, ob ich mich endlich wehrte, damit das Ganze hier ein bisschen spannender für sie wurde.
Sie wollte Krieg? Sie konnte ihn haben. Wenigstens so gut ich konnte. Wenn ich jetzt einfach aufgab, dann würde ich Chanyeol nie finden. Dann würde ich die anderen auch nie wiedersehen, denn selbst, wenn ich alle von mir gestoßen hatte, weil sie versucht hatten mich aufzuhalten, war das immer noch der Plan. Aufgeben war keine Option. Denk an was schönes.
Dann wollten wir mal mit einem Zahnstocher bewaffnet gegen einen Drachen kämpfen.
Ich lud mein Licht und um mich sammelten sich immer mehr Lichtfunkel, die sich schützend um mich verteilten. Es war mehr als ich mir noch zugetraut hatte. Ich stieß mich von dem Gitter ab und versuchte die Angst zu unterdrücken, die sich weiter wie Gift in meinem Körper ausbreiten wollte. Denk an was schönes. Trotzig stieß ich die Luft aus meinen Lungen aus und richtete mich zu meiner vollen Größe auf. Ich streckte meinen rechten Arm aus und rief das Licht zu mir und es sammelte sich um meinen Unterarm und verlängerte ihn zu einer Art Klinge aus Licht. Ohne weiter zu zögern stieß ich zwischen die Gitter in die Dunkelheit und ich konnte ein verzerrtes Fauchen hören, dass mich wissen ließ, dass ich getroffen hatte.
Schnell zog ich mein Lichtschwert zurück, von dessen Klinge schwarzes Blut tropfte. Ich brauchte Rückendeckung. Geistesgegenwärtig kämpfte ich mich zur nächsten Mauer durch, während ich erstaunlich gut scharfer, materialisierter Dunkelheit auswich und sie mit meinem Schwert parierte. Doch ich musste auch einsehen, dass ich langsam außer Atem kam und dass um mich herum viel zu viel Schwärze herrschte, als das ich dem ewig standhalten konnte. Die Angriffe kamen von allen Seiten. Es war als würde ich mit fünf Gegnern gleichzeig kämpfen. Mir fehlte Chanyeol, der meiner schwachen, linken Seiten Deckung gab.
Wie wahr dieser Gedanke war, wurde mir klar, als eine der dunklen Spitzen durch meine Deckung brach. Ich schaffte es irgendwie auszuweichen, um nicht aufgespießt zu werden, doch die Klinge streifte meine linke Seite. Ich gab einen schmerzerfüllten Laut von mir und zog mein Schwert wieder hoch um nicht noch eine Klinge abzubekommen. Ich stolperte gegen die Wand, die ich hatte erreichen wollen, doch irgendwie fühlte sie sich mehr nach einer Falle, als nach Schutz an. Mit Sorge musste ich feststellen, dass mein Schwert Risse bekam. Verdammt. Ich konnte nur hoffen, dass Minseok es nicht bei einer Nachricht beließ, sondern mehr tat um mir zu helfen, ansonsten würde ich das hier wirklich nicht überleben.
Mein Schwert brach unter den nächsten zwei Attacken und löste sich wieder in die losen Lichtfunkel auf, die es gewesen war. Ich fasste sie schnell wieder zusammen und formte eine schützende Spähre um mich, während ich mich an die Wand hockte. Ich verlor Blut, das war gar nicht gut und das mit dem auf den Beinen halten klappte nicht mehr ganz so gut. Ich hielt mir die Seite und konnte warmes Blut spüren. Holy, das sah echt nicht gut für mich aus. Ich steckte so viel von meinem Licht, wie ich noch aus mir rausholen konnte, in meinen Schild, doch auch der wurde bereits brüchig. Ich fühlte mich ausgelaugt. Vielleicht hätte ich doch mal ein bisschen mehr schlafen sollen, dann hätte ich vielleicht auch größere Kraftreserven, doch das letzte womit ich gerechnet hatte war, dass die Dunkelheit mich plötzlich durch Lyon jagen würde.
Ich konnte wirklich nur hoffen, dass das mit den Störungen noch funktionierte. Wahrscheinlich schon, denn ich war noch immer überzeugt, dass diese ominöse Nachricht von Minseok war. Wenn ich recht hatte, dann würde er sich kümmern. Ich setzte darauf, denn etwas anderes blieb mir nicht übrig. Ich war doch wirklich eine Schande. Nach wie vor bekam ich offensichtlich nichts alleine auf die Kette, sondern brauchte irgendwen der mich aus der Scheiße holte. Ich knurrte leise und konzentrierte mich auf meinen Schild. Durchhalten so lange es ging.
Denk an was schönes.
Denk an was schönes.
Denk an was schönes.
Mein Schild brach und mein Licht erlosch. Gespenstische Stille legte sich über mich, als meine Funken verglühten und mich in der Dunkelheit des Wintermorgens zurück ließen. Für ein paar Momente passierte gar nichts. Sie wusste sie hatte gewonnen und sie kostete es aus. Sie konnte wohl nicht aufhören zu spielen.
Auf der einen Seite verletzte es irgendwie meinen Stolz - was sicher auch das Ziel war - doch auf der anderen Seite verlängerte es mein Leben, also sollte ich mich nicht beschweren, auch wenn ich es hasste. Ich hielt mir weiter die blutige Seite und blinzelte angestrengt, denn meine Sicht drohte zu verschwimmen. Dann konnte spüren, wie die Dunkelheit ihre nebligen Fühler nach mir aus streckte. Die Berührung der Dunkelheit waren sanft, was mir nur umso mehr einen eiskalten Schauer über Rücken jagte. Ich meinte ein helles, böses, leises Lachen zu hören und spürte wie mir etwas über die Kieferlinie strich.
"Bitch", knurrte ich leise.
Ich hätte sie wohl besser nicht beleidigen sollen, denn sie schlug so fest zu, dass ich abhob. Ich landete auf den steinernen Boden und die Schürfwunden, die ich mir dabei zuzog waren mein kleinstes Problem, ich sollte mir eher Gedanken um das Klingeln in meinen Ohren machen und das unschöne Knacken in meiner Schulter. Ich fluchte mit zusammen gebissen Zähnen und versuchte mich wieder aufzurichten, doch ich bekam nur den nächsten Schlag, der mir die Luft aus dem Lungen trieb. Und dies mal knackte einer meiner Rippen. Was für ein schöner Morgen.
Angestrengt drehte ich mich auf den Rücken und konnte sehen, wie sich die Dunkelheit über mir zusammen sammelte und sich wieder Klingen bildeten. Das Gewaber war förmlich hypnotisierend und ich konnte meinen Blick nicht mehr von den rauchähnlichen Bewegungen nehmen, doch dann stoppte sie plötzlich. Sie erstarrte einfach. Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, dass das sicher nichts war, was die Dunkelheit geplant hatte und dass das von außen kommen musste.
Die Zeit stand still.
Tao musste hier sein. Ich krabbelte rückwärts von der Dunkelheit weg und sah mich um. Ein Flirren und plötzlich hockte Kai neben mir. Offensichtlich war Minseok verzweifelt genug gewesen Kai anzurufen und das sollte was heißen, denn in der Regel sahen die beiden sich gegenseitig lieber von hinten. Ich war ihnen unglaublich dankbar, dass sie sich für mich zusammen rissen. "Hey, Sweetheart, ich bin grade auf der Durchreise", meinte Kai und sein süffisantes Grinsen war mir viel zu vertraut. Mir wurde klar, dass ich ihn vermisst hatte. Sogar seine Attitüde. "Wanna join?" Er zwinkerte galant. Sah bei anderen sehr behindert aus, bei ihm aber cool, keine Ahnung wie er das machte. Wie auch immer. Hell yes. Ich gab nur einen erschöpften Laut von mir und reichte ihm meine Hand.
Kai zog mich auf die Beine und stützte mich, damit ich nicht gleich wieder umkippte. "Wir sollten uns beeilen, Tao wird sie nicht ewig aufhalten können", sagte er und ich nickte schnell. Das Tao hier war überraschte mich im Gegenzug zu Kais Auftreten so überhaupt nicht. Tao würde sich für jeden von uns Zeit mehmen. Kai zog mich hinter sich her, um Anlauf zu nehmen, und wir sprangen durch den Raum. Grade rechtzeitig, denn Tao ließ die Zeit wieder anlaufen und ich konnte das wütende Kreischen der Dunkelheit hören, als wir verschwanden.
Es war immer wieder ein seltsames Gefühl von Kai mit durch den Raum genommen zu werden. Es war ein bisschen wie fallen, nur nach vorne und nicht nach unten. Kai ließ mich in eine Wohnung fallen und war auch im nächsten Moment wieder verschwunden. Ich versaute die Landung in meinem Zustand natürlich völlig und rollte glanzlos über den Boden. Ich ächzte und hielt mir die Seite. Das war wohl, was am meisten schmerzte, dicht gefolgt von irgendeiner meiner Rippen, meiner Schulter und meinem Kopf, der Schmerz vom Kiefer her ausstrahlte. Ich war am Ende. Und ich hatte keine Ahnung wo dieses Ende grade war.
Kai verschwand und tauchte wieder auf, noch bevor ich überhaupt ein Finger rühren konnte. Dieser Teufel. Wie wir gut war er geworden, dass er das derart flüssig konnte? Er tauchte nicht alleine auf, sondern hatte offensichtlich Tao dabei, der zu meinem Erstaunen nicht eleganter landete, als ich. Nur Kai rollt ab, als wäre er ein Ninja, kam auf die Beine und fuhr sich durch die Haare. Es hätte wirklich nur noch gefehlt, dass er glitzerte. Wenn das so weiter ging würde er mir ernstzunehmende Komplexe bereiten.
"Wo sind wir jetzt?", fragte ich und begnügte mich erst mal damit, flach zu atmen und zu versuchen meiner Verwirrung Herr zu werden. Kai hockte sich zum mir und begann mich ab zu tasten und ich zischte leise, als er meine Rippe erwischte. Ich konnte Sorge über sein Gesicht huschen sehen und beschloss, dass es besser wäre mich aufzusetzen, um nicht ganz wie ein hilfsbedürftiges Reh zu wirken. "Berlin", amtwortete Kai derweil auf meine Frage, "in einer Müllhalde." Ich warf einen Blick durch den Raum, zumindest soweit ich ihn erfassen konnte, was nicht viel war, da ich ungünstig hauptsächlich zur Ecke gedreht war.
Das war ich sah war gar nicht so sehr Müllhalde. Es war einfach Unordnung. Unordnung die eine gewisse Trostlosigkeit wiederspiegelte. Überall lagen Bücher rum, die angefasst, aber dann doch nicht gelesen worden zu sein schienen, als könnte die Person, der sie gehörten sich einfach nicht auf sie konzentrieren. Das Einzige, was wirklich Müll war, waren die viel zu zahlreichen Pizza Kartons. Irgendwie auch ein Zeichen von fehlendem Fokus. Kais missbilligenden Tonfall konnte ich entnehmen, dass es wohl nicht sein Apartment war. War es dann Taos? Irgendwie konnte ich mir das nicht vorstellen.
Ich riss mich von den Gedanken los und sah Kai an. Warte mal, eine andere Sache neben der Müllhalde... sagte er Berlin? Berlin. Das war die Hauptstadt von Deutschland, relativ östlich, wenn ich mich nicht täuschte. Deutschland. Grade noch war ich in Frankreich gewesen. "Du kommst von Lyon nach Berlin mit nur einem Sprung?!", entfuhr es mir überrascht. Und das dann auch noch mehrfach. Und er schien kein bisschen erschöpft. Ich fühlte mich klein. Während ich deutlich abgebaut hatte, hatte Kai offensichtlich seine Fähigkeiten vervielfacht. Er grinste nur undurchsichtig und zuckte lässig mit den Schultern.
Ich wollte mich grade noch weiter aufsetzen, um vielleicht noch mehr von dem Raum sehen zu können und herauszufinden wessen chicen Linoleumboden ich hier vollblutete, da erhielt ich meine Antwort in Form eines kleinen, gewisperten "Baek..." Ich schreckte förmlich auf. Minseok. Natürlich Minseok. Wie ich es mir gedacht hatte. Wer hätte sich auch sonst die Mühe machen sollen Kai und Tao dazu zu bringen mich einzusammeln? Also war die Nachricht vorhin tatsächlich von ihm gewesen. Mir wurde erst jetzt klar, wie sehr ich mir gewünscht hatte, dass ich mit meiner Vermutung recht hatte. So sehr, dass ich es nicht wirklich zu hoffen gewagt hatte, um nicht enttäuscht zu sein, doch jetzt erfasst mich trotz allem eine tiefe Freude.
Ein warmes Gefühl durchströmte mich, aller Schmerzen zum Trotz. Wie immer konnte ich mich auf meinen besten Freund verlassen, egal wie viel Zeit vergangen war und mit einem mal verblasste einfach alles neben dem Bedürfnis ihn einfach wieder direkt an meiner Seite zu haben. Es war drängend, geradezu essenziell. Wie hatte ich eigentlich die letzten vier Jahre ohne ihn überlebt? Wäre mein Zustand ein besserer gewesen, wäre ich wahrscheinlich aufgesprungen, um ihn anzuspringen, doch so konnte ich nicht mal in seine Richtung krabbeln, er war ohnehin schneller. Er stürzt zu mir und schon den nächsten Moment drückte er mich fest an sich.
Ich atmete tief durch und so seinen beruhigenden Geruch ein. Zumindest das hatte sich in all der Zeit nicht geändert. Es war seltsam tröstlich und noch so eine Sache, die sich sofort auf meine 'Das hast hast du so sehr vermisst, auch wenn du es nicht bemerkt hast, du Idiot'-Liste drängte. Gleich neben Kais Attitüde und Taos Angewohnheit uns alle ständig anzutatschen. Nicht das er dazu schon gekommen wäre, aber es fiel mir auch grade auf und jetzt wo der Gedanke da war konnte ich es kaum erwarten. Das klang irgendwie falsch. Die Rede war von platonischen Getatsche.
Ja, offensichtlich war ich ziemlich fertig, wenn meine Gedankenwelt derart unsinnige Sprünge machte.
"Alles okay?", hörte ich Minseok fragen und schon im nächsten Moment umrahmte er mein Gesicht. "Verdammt, Mann, warum gehst du nicht an dein beschissenes Handy?!" Ich hatte nicht mal Zeit zu antworten, denn Minseok bemerkte, dass ich ihn und seine Wohnung mit frischen Blut besudelte. "Wir brauchen Lay", herrschte er Kai an, "wenn wir Glück haben ist er in Yunnan!" Yunnan? Stimmt. Es würde zu Lay passen nach China zurück zukehren. Aber Yunnan ist eine Provinz, wir brauchten Städte, damit Kai sie abklappern konnte und sie wollten mir doch nicht etwa grade sagen, dass Kai es um die halbe Welt schaffte? "Lijang! Dali! Baoshan! Honghae! Qujing! Kunming! Zhaotong!Xishuangbanna! Er kann nicht weit sein!", ratterte Minseok plötzlich Städte runter. Nevermind, mein Hyung kannte chinesische Provinzen offensichtlich besser als Google.
"Dass du Xishuangbanna überhaupt aussprechen kannst, Minmin", ließ Kai vernehmen, nicht ohne das mit einem süffisanten Grinsen zu untermalen, "das klingt so elegant, wenn du das sagst." Offensichtlich war sein Crush auf Minseok nicht kleiner geworden. "Jongin!", knurrte Minseok leise und Kai verdrehte die Augen, doch ich war mir sicher, es war mehr Maskerade, als dass Kai wirklich genervt wäre. "Zu Befehl, mein Schatz", meinte er sanft, "wird aber ein paar Minuten dauern, also Sorge dich nicht." Minseok schnaubte nur. "Du machst das schon, Kai. Ich verlasse mich auf dich." Kai nickte und nahm nicht mal Anlauf bevor er durch den Raum sprang. Nevermind zum Zweiten, offensichtlich konnte Kai um die halbe Erde springen.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit Minseok zu. "Hyung nicht, ich schmiere dich an", wies ich ihn leise auf das Offensichtliche hin, doch Minseok ließ sich weder beirren, noch ließ er mich los. Er zog mich nur noch näher in seine Arme und das tat gut, egal, wie alles schmerzte. Ich zögerte noch kurz, doch dann erwiderte ich seine Umarmung so fest ich konnte. "Es tut mir Leid, Hyung", flüsterte ich und ich wusste gar nicht wofür ich mich entschuldigen wollte. Irgendwie für so viel. Ich hatte mir einiges zu Schulden kommen lassen, wie mir klar wurde, alleine schon bei dem Blick durch Minseoks kleine Wohnung. Diese Unordnung sah ihm nicht ähnlich. Sie war ein Ausdruck davon, wie sehr er unter seiner Einsamkeit litt. Er war nicht gemacht dafür alleine zu sein, ich hätte ihn nicht alleine lassen dürfen.
Tao erschien an meiner Seite und reichte mit ein Handtuch. Ich nahm es dankbar und drückte es mir auf den blutigen Kratzer, den ich der Dunkelheit zu verdanken hatte. Yeeeeh. Ich saute noch mehr von Minseoks Sachen ein. Langsam hatte ich echt ein schlechtes Gewissen, doch im Moment wurde das noch großartig von Schmerz und Müdigkeit überlagert. Minseok hielt mich weiter fest und strich mir tröstend über den Rücken und mir wurde klar, dass genau das genau jetzt auch ganz dringend brauchte. Es beruhigte die Nerven. Es nahm sogar ein bisschen die Schmerzen, irgendwie. Alles war nur noch halb so schlimm mit unserem Ältesten an der Seite. Solange wir Minseok hatten würde das alles schon werden.
"Sie ist wieder da", sagte ich leise und verkniff mir ein Husten, "sie ist stärker." Nicht so wie andere hier im Raum, die deutlich abgebaut hatten. Ich hätte mich viel mehr um mein Licht kümmern sollen, doch die Hoffnung es nie wieder zu brauchen war wohl größer gewesen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Tao mit dem Kopf nickte. "Sie hat sogar eine Gestalt angenommen", meinte er, "eine junge Frau." Dafuq, das wurde ja immer besser hier. "Eine Frau?", fragte Minseok genauso ungläubig, wie ich mich fühlte und Tao nickte das ab. "Ich habe sie gesehen", meinte er und ich seufzte leise, während ich mir weiter das Handtuch auf die Seite drückte.
Bei dem Gedanken, dass die Dunkelheit zurück sein könnte, wurde mir schlecht. Vielleicht war es aber auch der Blutverlust, der meinen Magen auf Links drehte. Oder der Schmerz. Vielleicht wäre eine gepflegte Ohnmacht gar keine so schlechte Idee. Doch dazu kam es nicht, denn Kai kehrte zurück, mit einem höchstkonzentrierten Lay an seiner Seite. Aus China. Fick die Ziege. Lay bemühte sich nicht mal um eine Begrüßung, sondern schob einfach nur Minseok zur Seite. Das war typisch Lay. Solange es was zu tun gab war alles andere völlig nebensächlich und er konzentrierte sich ganz darauf alles zu richten, was irgendwer von uns verzapfte. Ich machte mir nicht mal die Mühe ihn anzusprechen, denn für ihn bestand ich eh grade nur aus einer Fleischwunde in der Seite, einer wohl möglich gebrochenen Rippe, was auch immer mit meiner Schulter falsch war und mehren Hämatomen und Prellungen. Und die redeten nicht.
Ich sah Minseok zu, wie er sich den besudelten Pulli über den Kopf zog und einfach auf einen Haufen Wäsche warf, bevor in einem weiteren Raum - ich schätze mal ein Bad - verschwand. Mit einem Seufzen löste ich meinen Blick von der Tür und sah Lay an, der bisher nur meine Hand genommen hatte. Ich konnte spüren, wie sich Wärme in mir ausbreitete, was immer ein Zeichen dafür war, das Lay noch abcheckte, was eigentlich alles kaputt war.
"Lass mich mal sehen", meinte er und nahm das Handtuch von meiner Wunde. Er zog eine Augenbraue hoch und seufzte und allein das reichte schon, um mir ein schlechtes Gewissen zu machen, auch wenn ich genau wusste, das Lay es nicht böse meinte. Ich hasste anderen zu Last zu fallen und heute waren es gleich vier Leute. Eine echt schlechte Bilanz. Lay beugte sich näher zu mir und mir entkam ein leises Zischen, als er die Wunde untersuchte. "Das bekommen wir alles wieder hin", murmelte er und dann legte er seine Hand auf die Wunde ohne auch nur mit der Wimper zu zuckten. Ich konnte spüren, wie die Wärme in die Seite wanderte und richtig wohlig wurde, während die Schmerzen schwanden und seufzte, trotz Gewissensbissen darüber, dass ich Lay so beanspruchte, erleichtert auf.
"Danke", ließ ich leise vernehmen und Lay schnaubte. "Du glaubst, wenn du dich jetzt schon bedankst, dann bekomme ich nicht mit, dass da noch mehr zum richten ist?", fragte er gutmütig tadelnd und ich zuckte mit den Schultern. Schlechte Idee. Das tat echt weh. Lay krabbelte mit seinen Händen unter meinen Pulli und kümmerte sich auch um die Rippe und ein paar böse blaue Flecken, doch dann hielt ich ihn auf. Er sollte sich nicht zu sehr verausgaben, wer wusste schon, was heute noch passierte?
Minseok kam derweil aus dem Bad zurück und wurde sofort von Kai in Beschlag genommen. "Ich habe keine Umarmung bekommen", beschwerte er sich bei unserem Ältesten und ich lachte leise, während ich beobachtet, wie Minseok Kai einen stechenden Blick schenkte. "Warum sollte ich dich auch umarmen?", fragte er unbeeindruckt. Kai schmollte und ich fragte mich nicht zum ersten mal, wie ernst genau er das eigentlich meinte. Immer hin ließ sich Minseok zu einem leisen "Gut gemacht" hinreißen und tätschelte seine Schulter.
"Wir haben uns auch lange nicht mehr gesehen", argumentierte Kai derweil, ließ das Lob damit unkommentiert und blieb offensichtlich hartnäckig auf der Jagd nach einer Umarmung von Minseok. Minseok legte nur seinen Kopf leicht schief. "Hätte länger sein können", meinte er, doch garnierte das ganze mit einem verhaltenen Grinsen. Er hockte sich wieder zu mir und Lay, der sich gleich berufen fühlte auch ihn auf Verletzungen zu prüfen.
"Lay, mir geht's gut", murmelte er und ich warf noch mal einen Blick durch die für Minseok viel zu unordentliche Wohnung und war mir da nicht so sicher. Lay wohl auch nicht, doch er nickte das Ganze mal ab. "Wenn Lay jetzt auch noch eine Umarmung bekommt, dann fordere ich auch eine ein!", meldete sich Kai wieder zu Wort. Hartknäckig. Sag ich ja. Wenn auch wahrscheinlich nur aus dem Grund Minseok auf die Eier zu gehen. Er kassierte einen Mittelfinger von unserem Ältesten und mir entkam ein weiteres kleines Lachen. "Wie ich sehe hat sich bei euch nichts verändert", stellte ich fest, was beide geflissentlich ignorierten.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit Minseok zu und seufzte. "Dankeschön", sagte ich und Minseok verdrehte gutmütig die Augen. "Bedank dich bei Kai, Tao und Lay. Die haben die Arbeit gemacht", sagte er, bevor er mich eingehend musterte. "Du siehst fertig aus...", ließ er mich wissen. Besten Dank, Hyung, das hört man doch gerne. Ich ging mir durch die Haare und als wäre es abgesprochen tat Minseok genau dasselbe, was uns ein Lachen von Kais Seite bescherte, das irgendwo zwischen Belustigung und Genervtheit schwankte. Minseok brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Zumindest versuchte er es, aber wahrscheinlich würde nie irgendwas irgendwie Kai wirklich zum Schweigen bringen.
Minseok wandte sich wieder an mich und ich erwiderte seinen Blick mit einem Lächeln. Wenn die ganze Sache ein Gutes hatte, dann das wir wieder in einem Zimmer saßen, oder? Ich hatte ihn wirklich vermisst und das viel zu sehr, egal wie sehr wir uns gestritten hatten. Wenn einer der Gruppe nicht sehen konnte, wie sehr ich mich in meine Suche nach Chan stürzte, dann war es Minseok und wenn einer nicht sehen konnte, wie einfach er Chan aufgegeben hatte, dann war das ich. Ich konnte nur hoffen, dass uns ein weiterer Streit erspart blieb, aber ganz so viel Hoffnung hatte ich noch nicht, denn Minseok neigte zur Sorge und konnte einen damit auch gerne mal erdrücken.
Auf der einen Seite konnte ich verstehen, dass er mein Leid sich nicht wirklich ansehen konnte, doch auf der anderen Seite war ich erwachsen und ich wusste, dass ich recht hatte. Chan war irgendwo da draußen. Sehr wahrscheinlich in Lyon. Ich spielte einen kleinen Augenblick mit dem Gedanken Kai zu bitten einfach auf gut Glück nach Lyon zu springen mit dem Ziel bei einem von uns zu landen, denn wenn ich Recht hatte, dann würde er bei Chanyoel landen, doch ich verwarf den Gedanken ganz schnell wieder. Zum einem bezweifelte ich, dass mein Verhältnis zu dem Blonden gut genug war, um ihn einfach so einspannen zu können, zum anderen war er heute wirklich mehr als genug wegen mir durch die Gegend gesprungen. Bis nach China. Ich war noch immer völlig erstaunt.
"Aber ich denke du hast Kai und Tao gerufen", meinte ich schließlich zu Minseok und lächelte. Ich musterte ihn einen Augenblick. "Du siehst auch fertig aus, Hyung", meinte ich besorgt und legte ihm einen Hand auf den Unterarm. Er sah müde aus und irgendwie auch dünner, als ich es gewohnt war. "Das ist Zufall", meinte er beruhigend, "ich habe durchgemacht. Keine Sorge, mir geht's gut." Ich wusste genau, dass das nicht alles war, doch ich wollte ihn auch nicht drängen. Er stand auf und ging zum Schrank und ehe ich mich versah flogen mir ein paar frische Sachen auf dem Schoss. Kleindung von meinem Hyung. Super. Meine Laune hellte sich auf. Ich zog meine angeschmatterten Sachen aus und warf sie mit auf den Wäschehaufen.
Auch Minseok zog sich einen Pulli über und ich fragte mich .... wer hatte eigentlich die kurzen Hosen dazu approved? Dafuq Hyung?
Ich zupfte mir Minseoks Pulli zurecht, der mir viel zu groß war, was nicht etwa daran lag, dass er breiter oder größer als ich wäre, sondern daran, dass der Pullover generell viel zu groß war. Ich fing seinen Blick auf und verzog den Mund. "Ich mag kein oversized", beschwerte ich mich, doch auch meine Beschwerde war eher spielerischer Natur, einfach um die Stimmung ein bisschen aufzulockern. Minseok zuckte mit den Schultern und begrüßte erst mal Lay, nun, wo der nicht mehr an mir hing. Lay fügte sich daraufhin in die Reihe der Leute ein, die Nase über die berliner Wohnung rümpften, in die es uns verschlagen hatte. "Hier sieht es ja aus wie...", begann er, doch Minseok gab ein genervtes Schnauben von sich und unterbrach ihn damit. "Ich weiß. Nicht du auch noch. Ich räume ja auf", gab er sich geschlagen. "Ich helfe dir!!!" Unaufhaltsame Motivation von Tao. Warum überraschte mich das nicht?
Ich wollte mich zur Putzkolonne gesellen, doch ich kam nicht weit, denn neben mich hatte sich Lay gesetzt, der mir einfach sehr bestimmt die Hand auf die Schulter legte und mich so am Aufstehen hinderte. Aua. Ist ja gut. Ich spürte Wärme, als er sich zumindest ein bisschen darum kümmerte. "Mir geht's gut", versicherte ich. "Ja, und ich sammle Puppen von Kpop-Idolen, ich weiß genau, was noch alles nicht in Ordnung ist", erwiderte Lay nachdrücklich. Ich seufzte und ließ mich zurück sinken und bekam dafür ein zufriedenen Lächeln von Seiten Lays. "Es ist wirklich ok", wiederholte ich nur und Lay zog ein Bein ein.
"Ist mir egal, wie okay das ist, wenn wir alle zusammen haben und ich keinen von denen von der Schippe des Todes ziehen musste, dann fang ich bei dir wieder an", versicherte er mir und ich seufzte. "Das ist wirklich nicht nötig." Lay verdrehte die Augen. "Ich weiß du magst es nicht, wenn andere ihre Energie in dich stecken, Baekhyun, aber dafür sind Freunde da und wenn du das über die letzten vier Jahre vergessen haben solltest, dann erinnere ich dich spätestens morgen früh daran, wenn dein Kiefer blau wird", meinte er und wahrscheinlich würde ich schreiend weg laufen müssen, um seiner heilenden Hand zu entkommen, dabei war es nun wirklich unnötig, dass er seine Energie für ein paar blaue Flecken verschleuderte. Dumm nur, dass Diskussion offensichtlich sinnlos war.
Am Rand bekam ich mit, wie Tao und Minseok mit ihrer Aufraumarbeit fertig wurden und sah mich wieder um. Immerhin war die Wohnung jetzt ordentlich, doch trotzdem sah sie noch immer nicht nach Minseok aus, dazu war sie irgendwie zu kalt und zu leer. Kai gesellte sich zu mir und Lay auf die Couch und schließlich schmiss sich auch Tao noch mit auf das Sitzmöbel, doch bevor ich Minseok anbieten konnte ihm meinen Platz zu überlassen hatte er sich einfach vor das Sofa gesetzt und nach kurzem Zögern hatte Kai die Hand nach ihm ausgestreckt und kraulte ihm die Nackenhaare. Sie überraschten mich beide damit. Kai damit, dass er überhaupt auf die Idee kam und Minseok damit, dass er es sich gefallen ließ, obwohl er bemerkte, dass es Kai war, der ihm in den Haaren rumfummelte.
Manchmal blickte ich bei den beiden nicht durch. Ich ging mal davon aus, dass auch sie sich vier Jahre nicht gesehen hatten, doch ähnlich wie wir alle irgendwie, schienen sie nahtlos daran anzufügen, wo sie zuletzt aufgehört hatten. Ihr Verhältnis war schwierig. Ein Wort gab oft das nächste und manchmal wurde sie dabei auch ziemlich gemein zueinander, doch Momente wie dieser ließen wieder durchblicken, dass zu mindest Kai viel mehr für Minseok übrig hatte, als er zeigen wollte, was nur darin mündete, dass Minseok es auch nicht wirklich bemerkte. Manchmal fragte ich mich, wie weit das von Kais Seite reichen mochte. Jetzt zumindest, schien er recht zufrieden damit zu sein Minseok seelenruhig durch die Haare zu streichen.
Die beiden so zu beobachten versetzte mir einen kleinen Stich, nicht weil ich eifersüchtig wurde - oder vielleicht doch, zumindest irgendwie - sondern weil dafür sorgte, dass ein Schwall des Vermissen über mir zusammenbrach. Ich wollte Chanyeol endlich wiedersehen. Ich vermisste es so sehr mich einfach in seine Arme zu kuscheln und zu vergessen, dass es da draußen noch eine Welt gab, die es zu retten galt. Doch Chanyeol war nicht hier und Gott alleine wusste, wo er war. Ich biss mir auf die Lippe und versuchte das Gefühl so gut es ging fürs erste zu verdrängen, doch das war gar nicht so einfach. Ich war nicht gut darin.
Mir fiel auf, dass ich noch immer den USB-Stick mit den Daten, die ich heute zugespielt wurden waren, hatte. Ich musste den Stick noch dringend irgendwo verstauen, wo er sicher war ... und aus der Hose holen, die blindlinks mit zur Wäsche geworfen hatte. Mein Blick fiel auf einen alten Laptop, denn Minseok hier rumstehen hatte. Wahrscheinlich würde er mich ihn benutzen lassen, wenn ich ihn einfach darum bat, aber er würde sauer werden, wenn er bemerkte wofür ich ihn benutzte, denn ich war mir ziemlich sicher, dass das dieses Thema noch immer ein rotes Tuch sein könnte.
"Was machst du eigentlich in Frankreich?", hörte ich Minseok fragen und er riss mich damit aus meinen Gedanken. Als hätte ich es beschrien, was? Konnte er es nicht einfach sein lassen? "Dumme Frage", frotzelte Kai und garnierte das ganze mit einem schiefen, undurchsichtigen Grinsen, "man sollte meinen, nach vier Jahren beugt man sich dem Unvermeidlichen, aber ihr beliebt beide an Sturheit zu überraschen. Sicher, dass Sehun sein Bruder ist??" Hatte ich gesagt, ich hatte sogar seine Attitüde vermisst? Nevermind, das ganz sicher nicht. Ich schenkte ihm einen abweisenden Blick. "Halt die Klappe", verlangte ich dunkel und Kai hob nur ergeben die Hände.
"Baek..." Minseok Stimme drang leise und sanft an mein Ohr, doch ich ahnte genau in welche Richtung das gehen würde und ich konnte nichts dagegen tun, dass es mich von null auf hundertachtzig katapultierte, egal wie sehr er sich Mühe gab es ruhig rüberzubringen. Offensichtlich knüpfte er nicht nur mit Kai exakt an alte Zeiten an. Konnte er es nicht einfach gut sein lassen? "Immer noch? Nach all den Jahren?" Offensichtlich nicht. Ich biss die Zähne zusammen und sah ihn an. "Natürlich, Minseok", brachte ich irgendwie heraus. Ich konnte nicht glauben, dass er begann, dass wieder durchkauen zu wollen, nicht mal zwei Stunden nach dem wir uns wieder getroffen hatten. "Nur weil ihr aufgebt, heißt das nicht, dass ich euch Folge leiste", sagte ich so ruhig wie möglich und ließ den Kopf gegen die Sofalehne sinken, "dementsprechend passt es mir auch nicht wirklich in Berlin zu sein."
Damit hatte ich wohl was gesagt, denn nun hatte ich nicht nur Minseok gegen mich, sondern auch Kai sprang dem Ganzen bei. Das hatte mir grade noch gefehlt. "Okay, fine", ließ dieser gleich eisig vernehmen. "Soll ich dich zurück bringen nach Lyon? Vor die Klinge der Dunkelheit? Kein Thema." Ich warf ihm einen Seitenblick zu und seufzte angestrengt. "Nein, so war das nicht gemeint", erwiderte ich und rieb mir die Nasenwurzel. Sie machten mir Kopfschmerzen. Alle beide. "Aber ich habe eine heiße Spur", versuchte ich ihnen klar zu machen in der Hoffnung, dass sie verstanden, dass meine Arbeit in Lyon durchaus ihre Daseinsberechtigung hatte.
Minseok gab jedoch nur ein ungläubiges Schnauen von sich. "Wie willst du eine heiße Spur haben?", fuhr er mich an und offensichtlich war er ziemlich verzweifelt mit mir. "Baek! Das ist vier Jahre her! Er ist nicht mehr bei uns. Jede noch so heiße Spur wird sich nur wieder und wieder als Unfug herausstellen!" Bullshit. Ich war nicht dumm und ich wusste auch, was ich Chayeol zutrauen konnte. Ich hatte keine Hoffnung, ich wusste es einfach. Es war, als könnte ich es spüren, ganz tief in meinem Inneren, wie ein Echo meiner Selbst. Licht und Feuer. Wir hatten schon immer einer besondere Verbindung gehabt, wenn er tot wäre, dann würde ich das wissen.
"Du unterschätzt mich, Minseok!", knurrte ich Minseok zu und er fuhr sich unzufrieden durch die Haare. Ich verschränkte meiner Arme und musterte ihn abweisend. "Ich habe meine Quellen und dieses Mal bin ich jemandem auf der Spur, der genau ins Profil passt!", ließ ich ihn wissen, auch wenn ich mir damit vielleicht nur das nächste Grab schaufelte, sollte Minseok aufgehen, dass ich meine Daten nicht legal bekam. "Häng dich da einfach nicht rein!", forderte ich unwirsch und hoffte das Thema damit beenden zu können. "Ah", meldete sich Kai zu Wort, "und woher hast du deine Daten, Baek?" Ja, danke. Stoß ihn noch mit der Nase drauf. Danke für nichts. Er hing sich jetzt noch mal genau warum rein? Tao legte ihm die Hand auf den Unterarm, offensichtlich war er auch der Meinung, dass Kai seine Klappe halten sollte. "Dasselbe gilt für dich! Häng dich nicht rein", zischte ich an Kai gewandt.
"Das ist es, was du die ganze Zeit schon sagst und was hast es dir je gebracht?? Du bist gebrochen mit deiner Familie und ganz allein. Ich musste deine Nummer haken, um die den Trottel schicken zu können. Wir können froh sein, dass Tao, Kai und Lay gut in dem sind, was sie tun. Sonst hättest du Chan heute im Jenseits Hallo sagen können!", warf mir Minseok derweil vor, doch er verstand einfach nicht. Er wollte es auch gar nicht verstehen. Zumal es nicht meine Schuld war, wenn sich mir immer wieder die selben Leute in den Weg stellen wollten. Wenn sie nicht mit suchen wollten - schön - aber warum konnte man mich dann nicht einfach mein Ding machen lassen? Wäre das so schwer? Hätte ich nur ein bisschen freie Bahn bekommen, dann hätte ich sie mir nicht erkämpfen müssen, indem ich Brücken sprengte, doch offensichtlich hatte das Minseok noch immer nicht verstanden.
"Ihr macht genau da weiter, wo ihr aufgehört habt. Beruhigt euch beide...", meinte Tao und am liebsten hätte ich 'No Shit, Sherlock' gerufen. Tao bekam von uns beiden derart dunkele Blick, dass er sich auch gleich wieder zurück zog. "Ich sag nur ihr solltet aufhören", sagte er und lehnte er sich an Kai, der darauf den Arm locker um ihn legte. Lay verdrehte nur die Augen und hielt sich komplett raus.
Vielleicht sollten wir das wirklich nicht vor den anderen austragen, für die musste das unangenehm sein daneben zu sitzen, wenn wir uns stritten, also versuchte ich meine Klappe zu halten. Ich versuchte es wirklich, doch dann konnte ich es eben doch nicht auf mir sitzen lassen. Sorry, Jungs.
"Was weißt du, was ich 'die ganze Zeit gesagt habe'?!", fragte ich so ruhig wie möglich, auch wenn es mich aufregte. "Was weißt du, wie ich die letzten vier Jahre an der Sache gearbeitet habe? Du warst nicht dabei, Minseok! Also was gibt dir das Recht darüber zu urteilen?!" Minseok musterte mich eingehend und legte den Kopf schief. Ich konnte förmlich sehen, wie sich seine Wut steigerte. Na, schön. Dann soll er mal raus hauen, aber er sollte nicht erwarten, ich würde den Kopf einziehen.
"Wie schwer kann es schon sein, darüber zu urteilen?! Wenn du nach jemandem suchst, der TOT ist, Baekhyun?!!", fuhr er mich an und wurde dabei noch lauter als ich. Wieder einmal fragte ich mich, warum es ihm so scheiße schwer fiel mir einfach ein bisschen zu vertrauen? Chanyeol war nicht tot und ich wollte mir das auch nicht einstreiten lassen, auch nicht von Minseok. Es war so anstrengend neben all der Kraft, die ich für meine Suche aufbringen musste, auch noch welche dafür verschleudern zu müssen mich mit Minseok zu streiten. Ich sprang auf. Ich war zu angespannt, um weiter auf der Couch sitzen zu können. Am Rande bekam ich mit, dass Tao und Kai wohl ein paar Worte wechselten, doch dies kamen nicht mal bei mir an, denn meine Konzentration haftete auf Minseok.
"ER IST NICHT TOT! Er kann nicht tot sein, er ist der Phönix! Sein Feuer würde ihn nicht töten!!", regte ich mich auf, ohne dass ich es vermeiden konnte. Ich trat auch auf ihn zu und ballte meine Hände zu Fäusten, um der Anspannung in meinem Innen irgendwie Herr zu werden. "DU NIMMST DAS MIT DEM PHÖNIX ZU WÖRTLICH!!", schrie Minseok zurück und ich schnaubte verächtlich. Ich nahm hier gar nichts zu wörtlich. "Du kennst Chanyeol nicht so wie ich ihn kenne!", zischte ich gefährlich leise und meine Kälte überraschte mich selbst, aber ich konnte es auch einfach nicht mehr hören. Ich hatte es satt mich anzweifeln zu lassen. Sie alle kannten Chanyeol nicht so wie ich.
"Was willst du mit dem Scheiß sagen?!", zischte Minseok zurück. "Ich war auch sein Freund! Was hat das alles damit zu tun? Du musst aufwachen!! Merkst du nicht, dass sich nach all den Jahren nichts geändert hat?!" Ich verwarf wütend die Hände und fuhr mir durch die Haare. "Das ist nicht dasselbe!!", knurrte ich. Er hatte keine Ahnung, wie es war Chanyeol und seinem Feuer derart nah zu sein, wie ich es gewesen war. Er hatte keinen Ahnung, wie es sich anfühlte, wenn Chanyeols Flammen auf einen übersprangen, wenn man ihm so nah war, dass kein Blatte mehr zwischen ihn und einem selbst passte. Das war eine Sache, die sich einfach nicht beschreiben ließ, aber ich hatte es erlebt und ich kannte Chanyeol in und auswendig. Vielleicht besser als mich selbst. Und ich kannte sein Feuer.
Phönixfeuer war mit normalen Flammen gar nicht vergleichbar. Es war keine Zerstörung, es war Leben. Wärme. Licht. Es war ausgeschlossen, dass es seinen eigenen Wirt vernichtete, das würde dieser Magie völlig widersprechen, doch das verstanden die anderen nicht. Vielleicht würden sie es nie verstehen. Es machte mich wütend. Wenn sie es nicht verstanden war das eine Sache, aber es war eben eine andere, wenn sie mir abstreiten wollten, dass ich es verstand. Allen voran Minseok. "Offensichtlich hat sich nichts geändert, denn nach vier Jahren kannst du mich immer noch nicht einfach machen lassen, was ich will und denkst du hättest irgendeine Befugnis über das was ich tue zu urteilen und zu bestimmen!", herrschte ich an und die kalte Wut hatte mich längst überrannt. "Du bist nicht mein großer Bruder, Minseok!!"
Ich bereute es schon in dem Moment wo ich es ausgesprochen hatte und immerhin holte es mich wieder auf den Teppich zusehen, wie Minseok über die Aussage schluckte. Das war wahrscheinlich das Bescheuertste, was ich im letzten Jahrzehnt gesagt hatte, denn wenn einer mein Bruder geworden war, dann Minseok. Ich war ein Vollidiot und ich hatte mit der Aussage mir selbst genauso einen Stich versetzt, wie ihm. Ich fluchte innerlich in zwanzig Sprachen und überlegte, wie ich bestmöglich zu einer Entschuldigung ansetzen konnte, da funkte mir Kai dazwischen. Manchmal war er echt nicht hilfreich.
"Es kommt ja nicht oft vor, aber ich bin derselben Meinung wie Minmin", meinte er eisig, "du musst endlich aufwachen und aufhören deine Zeit mit Nonsense zu verschwenden." Sein Blick glich der Arktis und ich fragte mich, warum er reagierte, als hatte der Spruch ihm gegolten. "Er ist tot." Ich verkniff mir eine zynische Antwort, denn ich hatte grade schon genug angerichtet, aber offensichtlich hatte Kai es heute nicht so mit Zurückhaltung. "Also ich habe ihn in Flammen aufgehen sehen", sagte er trocken und sah zu Minseok. "Hast du ihn auch in Flammen aufgehen sehen, Minseok?" Das kam dann betont lieblich. Wie nett, dass Kai mich daran erinnerte, was für ein Arsch er sein konnte. "Ich wette Tao und Lay haben es auch gesehen", machte er weiter und ich hatte das Bedürfnis einfach zu gehen, doch hey, ich war mitten in Berlin, könnte ein Weile dauern, bis ich zu meiner gottverdammten Unterkunft gelaufen war.
HAHA. Denk an was schönes.
Eigentlich unterstrich die Tatsache, dass Minseok mir an die Seite sprang, obwohl ich ihn grade getreten hatte wunderbar, wie dämlich und unwahr die Aussage einfach war. Ich war ein Arsch. Damit trieben Kai und ich die Arschrate in der Wohnung wohl beide in die Höhe. Ich biss die Zähne zusammen. Vielleicht hatte ich nicht mal ein Recht mich zu beschweren, im Grunde gab Kai den Schmerz, den ich Minseok verpasst hatte, einfach ungefiltert an mich zurück, denn ja es tat ganz schön weh ihn so reden zuhören, als wäre Chans Verschwinden ein Ding für die leichte Schulter.
Allerdings hatte er die Rechnung eben ohne Minseok gemacht, denn dieser trat an den Größeren heran und stieß ihn vor die Brust. "Halt die Fresse!", zischte er ihn an. "Es gibt keinen Grund so zu werden. Tut dir das denn gar nicht mehr weh, du Bastard?!" Kai betrachtete ihn nur mit einem wütenden Blick und sagte nichts weiter dazu, was Minseok wohl dazu veranlasste sich wieder mir zuzuwenden. "Baekhyun!!" Sogar voller Name. Vielleicht sollte ich laufen, denn offensichtlich war er nun nicht mehr wütend, sondern rasend, doch ich kam gar nicht dazu, denn ich fand mich schon an der Wand wieder.
Er sah mich ernst an und ich biss nur die Zähne zusammen. "Du bist so ein bescheuertes, kleines Arschloch! Merkst du eigentlich, was du tust?!" Okay, das hatte ich wohl verdient. Er schüttelte mich leicht und zischte leise. "Du jagst einem Phantom hinterher und vernachlässigst dabei alle, die ECHT sind!!", warf er mir lautstark vor, "du stößt die von dir, die noch hier sind auf der Suche nach jemandem, der FÜR IMMER WEG ist!!"
Nein, nein, nein, nein, NEIN. Das stimmte eben nicht, aber wahrscheinlich würde ich ihm das nicht begreiflich machen können, bis ich Chanyeol gefunden hatte. "WIR sind noch da, du Vollpfosten!", machte er weiter. "Dass ich nicht mehr dein großer Bruder bin, ist nicht nur meine Schuld, auch wenn ich offensichtlich drin versagt habe. Doch am Ende bist du nicht unschuldig, denn schließlich hast du uns alle von dir gestoßen, weil du die Wahrheit nicht verträgst!" Er schüttelte mich nur noch einmal und ich erwiderte seinen Blick trotzig.
"Das muss aufhören! Du musst damit aufhören!!"
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