Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

•Superman's Life [Anders Fannemel]•

Anders Fannemel

"Du kannst mir das doch nicht antun", hauchte sie fast kraftlos und sah ihn mit verweinten Augen an. Er wie auch sie wussten, dass diese Entscheidung keineswegs richtig war, doch sein Herz war in zu viele tausend Scherben zerbrochen, dass auch nur ein Wort es wieder reparieren könnte.

"Glaub' mir", kam es leicht bedrohlich, "ich kann das." Damit schnappte er seine Jacke vom Stuhl und die Ski mit dem Rucksack im Flur und knallte die Tür zu. Nun war sie alleine. So wie sie es vorher auch gewesen war. Diese quälende Einsamkeit war ihre größte Angst und sie hätte nicht gedacht, dass es Anders war, der sie ihr wieder zurückgebracht hatte. Sie ließ sich auf die Kante des Sofas nieder und den Kopf hängen. Warum war sie noch einmal so naiv gewesen? Hatte die wahre Liebe in die Hände des Teufels gelegt?
Alles wegen Daniel und seiner Betrunkenheit, die er sich im Nachhinein betrachtet hätte sparen können, da Alex nicht so erfreut über seinen nachträglichen Kater gewesen war. An einem Wettkampftag.

Sie rieb sich über das Gesicht und überhörte das leise Klopfen an der Hotelzimmertür. Alles um sie herum war nur verzerrt, wie auch ihre Sicht durch die Tränen, die unaufhaltbar und heiß waren. Sie krallte sich den violetten Hoodie, der noch auf dem Sofa neben ihr lag und drückte ihn an sich. Er roch nach seinem Haarschampoo, welches sie immer so geliebt hatte. Auch ein kleiner Hauch seines Parfüms hing daran, was sie noch mehr zum Weinen brachte.

Andreas Stjernen und Alex Stöckel standen vor der Zimmertür von Anders Fanni und Leya und klopften wie wild. Nachdem sie Fannemel auf den Stufen begegnet waren und gesehen hatten, wie er seine Fingernägel in die gelben Ski gedrückt hatte, wobei noch der verbissene Blick des sonst so fröhlichen Norwegers von der Südküste, für alles gesprochen hatte. Und gesprochen hatte auch jeder davon. Was Daniel angestellt hatte. Alle haben es gewusst und das nicht nur innerhalb des norwegischen Teams. Nur Anders war in Unwissenheit gewesen, doch jetzt auch nicht mehr.

Alex zog Andreas zwei Meter von der Tür weg, zurück und deutete ihm stehenzubleiben. Stjernen sah ihn nur verwirrt an und fragte kurz: "Du willst doch nicht die Tür einrennen."

Stöckel, ganz entrüstet von der Frage, als hätte sein Schützling rein gar nichts miterlebt, nickte nur zustimmend und richtete seine Schulter Richtung Tür: "Weißt du nicht mehr, was schon alles passiert war oder hast du einen Ersatzschlüssel?"

Nach dem kurzen Blick, stempelte Andreas seine Frage nun auch als dumm ab und schwelgte leicht in Gedanken. Schritte waren zu hören, die schnell über die Treppe nach oben kamen und ein recht abgehetzter Tom Hilde stand vor ihnen, der Alex mit seinem Blick davon hindern konnte, den aussichtslosen Kampf gegen die Tür jetzt schon zu beenden. Dann stand auch noch Johann Andre Forfang hinter Hilde, der ihm in Thema Gesichtsausdruck und Blässe abtauschen konnte.

Zornig und auch traurig, rannte Anders an einigen Freunden und Kollegen vorbei, deren freundlichen Grüße und anfeuernden Sprüche er überhörte. Er war zu beschäftigt mit sich selbst. In seinem Kopf. Seine innere Stimme hörte kaum auf, ihm Anschuldigungen und andere Sachen an den Kopf zu werfen, die er falsch gesehen oder gemacht hatte. Und dann fiel das Wort Wunschdenken. Er blieb wie vom Schlag getroffen stehen und starrte in die Ferne. Er stand mit beiden Füßen im Freien. Auf den Pflastersteinen vor dem Hotel, die den Weg zum Mannschaftsbus steckten, der nur wenige Schritte entfernt war. Die Sonne schien ihm warm ins Gesicht und versuchte wieder das strahlende Gemüt zu malen, welches tief im Inneren des Überfliegers verschollen war. Hinter der endlosen Dunkelheit, die ein großes Loch in seine Seele fraß.
War es alles nur Wunschdenken von ihm gewesen, Leya zu lieben? Hatte sie ihm immer gesagt, mit vollster Überzeugung, dass sie ihn liebte, obwohl sie es nicht getan hatte? War er zwei Jahre im Unwissen gewesen und hatte an eine reine Lüge geglaubt?

Eine Träne rannte über seine Wange, da er es nicht wahr haben wollte, dass man mit seinem Herz gespielt hatte. Es konnte einfach nicht wahr sein.

Als er eine bekannte Stimme hörte, fuhr er zur Seite und sah einen blonden Haarschopf leuchten. Ohne es wirklich zu wollen, bewegten sich seine Füße und wurden immer schneller. Er nahm die Ski von seiner Schulter und hielt sie nun in der Hand, während sein Blick immer finsterer und aggressiver wurde. Starr auf Tande gerichtet, der neben dem Bus stand und sich mit der Sonnenbrille auf der Nase, leicht sonnte. Ohne ein Wort, drückte Anders Kenneth Gangnes seine Sachen in die Hand, die er knapp noch halten konnte und musste tatenlos mitansehen, wie Fannemel nun auf Tande losging.

Mit einem wuchtigen Knall drückte er Daniel unsanft gegen die Breitseite des Busses. Ganz überwältigt, wurde ihm die komplette Luft aus der Lunge gepresst und die Sonnenbrille zersprang am Boden in mehrere Teile, der er nur wenig Beachtung schenkte. Obwohl Anders 20 Zentimeter fehlten, um auf gleicher Höhe mit Daniel zu sein, war er keinesfalls als machtlos einzuschätzen. War Fannemel dann auch noch wütend, was so gut wie nie der Fall war, dann wurde es verdammt gefährlich.

Fest am Kragen der neonorangen Jacke gepackt, würde Daniel an die Wand des Busses gedrückt. Er hatte noch ein wenig mit den Folgen des Aufpralls zu kämpfen, der ihm eine verschwommene Sicht, leichte Atemnot und einen Kurzzeitschwindel mitgebracht hatte.

"Warum hast du das getan?!", schrie der kleinere den großen an. Tande zuckte zusammen, da er keinesfalls mit diesem Ton gerechnet hatte. Er sah die Tränen auf den Wangen des Freundes, die für ihn noch unbegründet waren.

"Was meinst du?", kam es, im Vergleich zu Anders, leise hervor. Daniel hatte Angst, jetzt etwas Falsches zu sagen.

"Du weißt wovon ich rede!", drückte er ihn noch etwas fester gegen die Wand und hob ihn auch kurz vom Boden ab. Nun wusste Tande, Anders meinte es ernst, obwohl er in seiner Sicht, gerade den falschen für etwas beschuldigte. Aus Instinkt und fast schon Reflex, hob Daniel beide Hände unschuldig in die Höhe und wollte am liebsten nichts mehr sagen, doch der bohrende Blick, in dem die ganze Wut und der aufgestaute Zorn brannte, bestand darauf.

Er bewegte seine Lippen, doch es kam noch nicht viel hervor. Ein Blick folgte zu Kenneth, der wie angewurzelt drei Meter von ihm weg stand und nichts tat. Nur etwas in Händen hielt, was ganz nach der Ausrüstung von Anders aussah. Daniel richtete seine Augen wieder zu Fannemel, der ihn mit zusammengebissenen Zähnen anstarrte.

"Nein, Fanni, ich weiß es nicht."

"Bedeutet dir unsere Freundschaft nichts!?", wurde sein Unterton um noch eine Spur bedrohlicher und nun wurde Tande nervös. Er hatte nun zweimal daneben getippt und musste schleunigst etwas unternehmen, um Anders von sich zu kriegen. Oder irgendjemand anderes musste es tun.

"Doch!", kam es lauter als erwartet, "sicher bedeutet sie mir was. Und zwar viel. Ich hab doch nichts Verbotenes gemacht?", lächelte er leicht.

Anders senkte kurz den Blick und lockerte den Griff einer Hand. Daniel war überrascht, wie stark er ihn dennoch gegen den Bus drückte, war aber noch leicht mit Angst erfüllt, die nun seinen Körper verließ.

Mit einem Wutschrei und geballter Faust, nahm Fannemel mit all seinem Frust und Kummer geraden Kurs in das Gesicht von Daniel. Der helle, schmerzende Schrei, war wohl in der Ferne noch zu hören und reflexartig griff Tande sich auf die Nase. Anders hatte getroffen und ihm einen präzisen und harten Schlag auf die Nase verpasst. Er zog seine Hand zurück, die mit Blutspritzern übersät war und leicht zu schmerzen begann. Er stolperte einen Schritt zurück und ließ sein Gegenüber los, während Daniel noch immer vergebens versuchte, das Blut mit seinen Händen vom fließen zu hindern, aber kläglich daran scheiterte. Er ging langsam in die Knie und lehnte sich an den Bus, da er knapp davor war, vor Schmerz und Blut die Ohnmacht kennenzulernen.

Kenneth fing nun Anders auf, der in seinen Armen weinend zusammenbrach und Gangnes mit seinem Gewicht zu Boden riss. Er klammerte sich kräftig am Stoff von Kenneths Jacke fest und hörte nicht mehr auf zu schluchzen.

"Was ist los?", fragte Alex sofort und richtete sich auf. Tom deutete nur mit dem Finger zur Treppe, da es ihm anscheinend die Sprache verschlagen hatte und Johann zog Andreas ohne Vorwarnung einfach mit sich. Beide rannten die Treppe hinab und rannten dann einmal um das Hotel, zu einem Fenster, welches geöffnet war und unschöne Aussichten mit sich brachte. Johann wie auch Andreas schluckten hart, worauf Stjernen wieder ins Hotel und geradewegs in sein Zimmer rannte.

Alex und Tom kamen nun dem Teambus immer näher. Ein Paar Sprungski waren auf dem Boden verteilt, wie auch eine Jacke und ein Rucksack, aus dem schon ein Sprungschuh und ein VIP Pass gefallen waren. Alex wanderte mit seinen Augen auf dem Weg weiter und blieb bei Kenneth hängen, der tröstend Anders über den Rücken strich und eine Hand an seinem Oberarm ruhen ließ. Fannemel hatte sich an Gangnes geklammert und scheint auch nicht mehr so schnell von ihm zu bekommen zu sein. Tom blieb nicht lange neben dem Trainer und rannte auf Daniel zu, an dessen Händen und der Jacke Blut verteilt war. Schützend hielt er immer noch die Finger krumm über seine Nase und hatte die Augen fest geschlossen. Seine blonden Haare hoben sich, zur Abwechslung, von der nun sehr blassen Haut ab und zeichneten den Blutverlust des jungen Mannes. Und wenn man genau hinhören, bekam man ein leises Weinen zu Ohren. Er weinte kaum wegen den Schmerzen, er weinte mehr, Anders in irgendeiner Weise verletzt zu haben, die er unabsichtlich gemacht hatte. Natürlich hatte er es ihm übel genommen, als Anders Daniel mitgeteilt hatte, dass er sich nun mit Leya ein Zimmer während des Winters auf Skispringertour zu teilen, das hatte er ihm auch gesagt, doch Daniel musste etwas weitaus Schlimmeres angestellt haben, als nur ein paar gesprochene Worte vor Ewigkeiten.
Alex bekam große Augen, als ihn der Gedanke schoss, wie das ganze passiert sein musste. Er erhoffte sich keine gebrochene Nase, was man aber nicht zu früh bei der Kraft Fannemels abschreiben durfte. Wenn man den kleinen Skispringer ansah, dachte man kaum daran, dass so viel Kraft in ihm steckte. Überhaupt in solchen Situationen wie jetzt. Doch nicht nur körperliche Kraft besaß er. Auch immense innere Stärke, die ihn schon oft gefordert hatte.

"Warum hast du das getan?", hauchte Tom kaum hörbar und Daniel sah ihn mit diesen alles sprechenden Augen an. Er hatte nichts getan. Jedenfalls nichts, was ihm bewusst war. Schweren Herzens zeigte Hilde nun Tande das Verbrechen, welches Daniel mit großen Augen musterte und selbst kaum begriff.

"Das war kein kurzer Kuss", bemerkte Stöckel kurz und lugten immer wieder zu Fannemel, der vor Weinen kaum Ruhe fand.

"Ich weiß das nicht mehr", hauchte Daniel hervor, "nichts mehr."

Hilde sah nun zu Alex hinauf, der nur nickte und Tande diese Worte glaubte. Nach dem Filmriss, den er am nächsten Tag gehabt hatte, musste der Alkohol ihn dazu getrieben haben und Leya war wahrscheinlich chancenlos und selbst leicht betrunken gewesen. Doch das brachte Anders nun auch kein heiles Herz mehr.

Daniel drückte sich an Tom auf, der ihn sofort festhalten musste, da er doch ziemlich schwankte. Tande nahm beide Hände von seiner Nase und rannte im leichten Slalom, sodass Hilde fast nicht mitkam und der Kämpfer einen Meter neben Fannemel zu Boden fiel. Dieser erhob sein Gesicht nun aus dem Stoff von Gangnes, der auch zu Tande sah und musterte ihn noch leicht skeptisch.

"Es tut mir so leid, dass ich dich verletzt habe", hauchte Tande zwischen den fließenden Tränen hindurch und konnte Anders nun nicht mehr in die Augen sehen, "ich verstehe deine Reaktion. Ich habe nicht gewusst, was ich da getan habe. Ich war betrunken und habe nicht gedacht, was ich mache und was ich damit auslöse. Ich will dich nicht verlieren."

Als der letzte Satz gesprochen war, huschte ein leichtes Lächeln über das Gesicht von Anders und er fiel nun Daniel um den Hals, der nur etwas zaghaft ihm auf den Rücken klopfte und die Umarmung erwiderte. Kenneth stand nun auf und stellte sich neben Alex, der alles mit einem leichten Lächeln beobachtete. Sie wussten nicht, wie es Andreas und Johann nun erging, doch wurden erst hellhörig, als sie das Blaulicht des Rettungswagens blendete, der neugierige Blicke auf sich zog.

Anders sah zu Daniel, der nur leicht den Kopf schüttelte und so ging der Blick durch die Runde, bis alle verneinten.

"Andreas und Johann, wo sind die zwei?", fragte nun Alex und Tom sah zu ihm hinauf. Anders löste sich von Daniel und stand auf. Die Hand noch leicht zu einer Faust geballt zu seinem.Körper gezogen. Zwei in rot gekleidete Rettungskräfte kamen nun um die Ecke gerannt. Eine davon, stürmte sofort auf Daniel zu, der sie etwas erschrocken ansah und nicht mit dem gerechnet hatte.

Als Anders zu laufen begann, liefen ihm Alex, Tom und der Sanitäter hinterher. Keiner wusste, wohin er wollte, doch sie blieben erstarrt stehen, als sie das Bild sahen. Ein weißer Laken hob sich kaum vom weißen Schnee ab, der zentimeterhoch auf dem Rasen verteilt war. Andreas saß leicht paralysiert auf einem kleinen Schneehaufen und starrte an die Wand des Hotels, während Johann wie ein Irrer durch die Gegend rannte.

Anders ließ sich neben dem Körper in den Schnee fallen. Tränen überfluteten wieder sein Gesicht. Ihr Anbild war mit keinem Schmerz auf der Welt zu vergleichen. Sie trug seinen violetten Hoodie, den er wahrscheinlich vergessen haben musste. Ihre braunen, schulterlangen Haare hatten an Glanz verloren. Er konnte das Schimmern ihrer grauen Augen nicht mehr sehen, welches ihm durch die geschlossenen Lider verweigert wurde. Er ignorierte die Schmerzen, die immer wieder pochend durch seine ganzen Hand- und Fingerknochen fuhren. Nur wenige Zentimeter hielt er seine Handflächen über ihren Körper auf Bauchhöhe und fuhr nun links und rechts weg von der Stelle. Es sah aus, als würde er versuchen, ihr das Leben wieder einzuhauchen, welches aber immer durch seinen erfrierenden Atem verloren ging. Um sie herum sah er das Blut verteilt, welches durch den Schnee noch deutlicher sichtbar wurde. Er ließ abrupt beide Hände neben ihm fallen, als hätte er gemerkt, dass er nichts mehr ausrichten konnte und schloss langsam die Augen. Er legte vorsichtig seinen Kopf in ihre Halsbeuge und begann zu weinen. Es war alles, was man hörte. Das unerbittliche Weinen eines jungen Mannes, dem man das erwachsen sein noch lange nicht zutraute. Dessen Kind in ihm verloren ging und seine Tränen mit dem einen Schicksal besiegelt wurden.

"Anders?", hauchte jemand und er schreckte auf. Als eine kalte Hand seine nahm, sah er zu ihr und jeglicher Muskel versuchte sich zu bewegen, um auch nur ein annähernd gleiches Lächeln zu zaubern, welches er mit Leichtigkeit vor Tagen geschafft hatte.

"Bitte versprich' mir, mir zu verzeihen."

Er lachte nur leise, da dies nun seine kleinste Sorge war. Er war froh, sie sprechen zu hören. Einfach nur bei ihr zu sein.

"Sicher.", hauchte er hervor und wurde nun leicht unsanft von ihr weggezerrt. Mit einem kurzen Schrei hielt er schützend seine Hand und wurde von Alex zurückgehalten. Fannemel sah zu ihm hinauf, als würde er es nicht ernst meinen, ihn von seiner Freundin fern zu halten. Doch Stöckel meinte es ernst. Er nahm Anders mitsich zurück zum Bus, wo nun Daniel ein großes Pflaster auf die Nase bekam und man Fannemel als nächstes hinschickte.

Die zwei Freunde lächelten sich nur an und Anders wurde auch ein Lachen entlockt, als Daniel nach dem unsanften Druck der Ärztin, kurz geknurrt und passend dazu das Gesicht verzogen hatte. Anders kam um ein paar schmerzverzerrte Blicke auch nicht herum und hatte danach einen Verband an der Hand. Voller Stolz holte Daniel einen schwarzen Marker aus seiner Jackentasche und kritzelte seinen Namen auf den Verband. Fannemel war nur halb begeistert und zuckte zusammen, als der Rettungswagen mit Signalhorn davonraste. Es zog ihm einen Schauer über den Rücken. Daniel legte ihm, auch wenn er nicht wusste, was seinen Freund so traurig machte, eine Hand auf den Rücken und er quittierte dies mit einem eher gequälten Lächeln.

"Und du willst mit der Hand wirklich springen?", fragte ihn Andreas und starrte auf den Verband, dessen Dicke sich durch den Handschuhe nach außen bemerkbar machte.

"Ich stehe hier neben dir im Lift, die Ski in der Hand und meine Schuhe an. Ich mach' das schon."

Stjernen öffnete seinen Mund, doch Fannemel hinderte ihn nur mit einer Handbewegung daran, ihm zum fünften Mal eine ähnliche Frage zu stellen. Oben angekommen, wurden die Ski an eine Stelle gelehnt und aus dem Anorak geschlüpft. Er öffnete die Reißverschlüsse an den Händen und Beinen, um der stauenden Hitze in seinem Anzug entgegenzuwirken. Als er sich auf den leeren Platz zwischen Domen Prevc und Simon Ammann gesetzt hatte, schlüpfte er vorsichtig aus beiden Handschuhen. Er schloss vorsichtig die rechte zu einer Faust und öffnete diese. Die Schmerzen hatten schon deutlich nachgelassen. Prevc wie auch Ammann, sahen nur auf den Verband und sagten nichts, wie auch ein paar weitere Konkurrenten. Anders schloss nur seine Augen und war gedanklich schon wo anders. Bei ihr. Er wusste nichts. Er wusste nur, dass sie noch am leben war. Das einzige, was ihn auch leben ließ.

Er zog eine kleine schwarze Schatulle aus dem Anorak, der an seinem Stuhl hing und betrachtete den Inhalt. Als nun der Schweizer ihn auf Englisch fragte, ob er gestürzt wäre und sich dabei die Handverletzung zugezogen habe, schloss er das Kästchen und verstaute es wieder.

Ein kurzer Blick folgte zu Daniel, der ebenfalls zu ihm gesehen, gelächelt hatte und sich dann neben dem Österreicher Michael Hayböck den Platz eingenommen hatte, der fleißig am Zettel studieren war, wo sich Daniel hin und wieder einen Blick erhaschen durfte. Er hatte sich schon vor der Ankunft an der Schanze von dem Pflaster getrennt und trug nur noch die zwei Strips, um den mächtigen Kratzer zusammenzuhalten.

"Ich habe nicht aufgepasst", lächelte er leicht und sein Nachbar gab sich zufrieden. Als nun sieben Startnummern noch vor ihm waren, machte er sich fertig und ging nach draußen zum Baken. Trotz des Kribbelns in seinen Händen, die Nervosität versprachen, überwand er sich.

Alex sah gebannt auf die Windanzeige und konnte Anders bei angenehmen Aufwind mit gutem Gewissen von der Schanze springen lassen. Er wollte nicht noch jemanden verlieren.

Bei einer guten Weite von 143,7 Metern, übernahm er vorzeitig die Führung, der er nur wenig Begeisterung schenkte und gleich vom Auslauf verschwand. Wie er sich gedacht hatte, stand nun neben Daniels Name, der nur zwei Startnummern hinter ihm gesprungen war, die Nummer 1. Dieser ließ sich zufrieden und gerade Mal mit 0,2 Punkten Vorsprung vor Fannemel neben seinen Freund nieder und sah ihm zu, mit welcher Schnelligkeit und Hektik er heute agierte.

"Was ist denn los?", fragte er wirklich überrascht und nahm sich dann mal den Helm ab.

"Ich muss ins Krankenhaus", zog er die Jacke über den Sprunganzug an und setzte sich die Kappe auf, "Leya besuchen."

Daniel nickte und schlüpfte ebenfalls in Rekordgeschwindigkeit aus seinen Sachen, was Anders nur mit einem verblüffenden und fragenden Blick betrachtete.

"Los", zog er Anders auf, "wir fahren jetzt ins Krankenhaus."

Tande deutete ihrem Servicemann, auf die Ski und die zwei Rucksäcke aufzupassen, was er mit einem Nicken quittierte. Daniel zog Anders leicht mit, durch die vielen Springer die schon dran gewesen waren und nun unten warteten.

Wie nach den Angaben beim Empfang, rannten sie in die Intensivstation im dritten Stockwerk. Vor der Tür wurden sie von einem Arzt angepasst, auf dessen Nase eine rote Brille saß, die perfekt zu seinen schwarzen Haaren harmonierte. Alles Kleinigkeiten, die Anders völlig ignorierte. Er wollte zu ihr. Er wollte sie sehen. Er wollte in ihrer Nähe sein und ihre Hand halten.

Das Zurechtrücken der Brille und das Räuspern ließ die beiden schon nichts Gutes erwarten.

"Miss Larsson ist derzeit bei Bewusstsein, aber wir wissen nicht, ob sie überleben wird."

"Warum?", rief Anders fast und sah den Arzt mit großen Augen an.

"Sie hat starke innere Blutungen, die zwar operativ entfernt werden können, aber in diesem Zustand kann sie nicht operiert werden. Es tut mir leid."

Anders senkte den Kopf und Daniel legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter, worauf Fannemel sich leicht aufbaute und mit kräftiger Stimme sagte: "Kann ich zu ihr?"

Der Arzt trat einen Schritt zur Seite und Anders ging langsam auf die Tür zu. Eine Hand schon an der Klinke, hatte er nun bemerkt, dass Daniel nicht mit ihm gegangen war. Ein Blick genügte, um zu wissen, dass er sich gerade die Schuld zuschrieb, die er aber nicht tragen musste. Er war nicht schuld dafür. Schuld für die Handlung von Leya. Alleine das Schicksal war schuld daran, die Geschichte so in Stein gemeißelt zu haben.

"Komm Danny", hauchte er kaum hörbar und Tande zuckte auf. Er folgte ihm ganz leise in das Zimmer. Zur Überraschung beider, waren kaum technische Geräte an sie angeschlossen und um das Bett verteilt. Nur ein EKG erfüllte den Raum mit regelmäßigen und gleichklingenden Tönen. Daniel blieb stehen, während Anders wie ferngesteuert auf sie zuging und sich an die Bettkante setzte. Er nahm ihre Hand und schmiegte sie an seine Wange, während er seine Augen schloss. Er redete sich ein, stark zu bleiben, wegen ihr, doch dies war einfacher gesagt als getan.

Er öffnete seine Augen und drückte die Hand, die nun zwischen seinen ruhte, ganz sanft, als sie langsam die Augen öffnete. Daniel stand nun am Fußende und sah sie bedauernd an. Anders strich ihr die nervenden Strähnen der Stirnfransen aus dem Gesicht, über die sie sich immer geärgert hatte. Sein Hoodie hing hinter ihm an der Stuhllehne und scheint noch recht unversehrt zu sein.

"Hey Schätzchen."

"Anders, Daniel. Ich freue mich euch zu sehen", kam es mit trockener Stimme zurück, "aber bitte vertragt euch wieder."

"Haben wir schon", lächelte Fannemel, "wir zwei können uns ja nicht lange böse sein."

Daniel war erstarrt vor Angst und Traurigkeit und beobachtete mit Erstaunen, wie Anders so stark sein konnte. Wie er tat, als wäre nichts gewesen und es war auch nichts vor ihnen. Und als Anders nun ihre Hand losließ, ein schwarzes kleines Kästchen aus der Jackentasche zauberte und sich mit einem Knie auf den Boden kniete, fuhr Daniel ein Stich in sein Herz, den er sein Leben lang nicht mehr vergessen wird.

"Eine Frage habe ich nun an dich", hielt er noch an der Schmerzgrenze die Tränen in Schach und sah, wie sie versuchte ihren Kopf zu drehen, um in seine Augen zu sehen, "willst du mich heiraten?"

Sie lachte kurz und nickte. Dieses Lachen erwärmte nun alles in ihm und mit einem Strahlen im Gesicht, steckte er ihr den Ring an. Auch sie versuchte es recht kraftlos, worauf ihr Daniel etwas unter die Arme griff und dann auch noch sie zu Mann und Frau erklärte, dann aber aus dem Zimmer ging, um den zweien die letzten Momente, wenn es sie waren, alleine zu geben.

Anders saß nun auf dem Stuhl, hatte die Ellbogen am Bett abgestützt und seine Finger mit ihren verschränkt, wo an jeder Hand ein Ring funkelte. Er lehnte kurz seine Stirn daran und dachte nach, bis er aufsah und sie ein letztes Mal so anlächelte, wie er es am ersten Tag getan hatte.

"Leya, egal was auch passiert, vergiss nicht das ich dich lieben werde, egal wo du bist."

"Stets voraus", hauchte sie und lächelte ebenfalls, bevor sie seine Haare leicht durchwuschelte. Es wird wahrscheinlich das letzte Mal gewesen sein.

"Und nicht...", als ihr Griff locker wurde, brach er in Tränen aus. Er drückte ihre Hand noch etwas fester und legte seinen Kopf an sie, um ihr nah zu sein. So nahe, dass er ihren Herzschlag wieder hören könnte, würde er je wieder existieren. Auch wenn der langanhaltende Ton in seinen Ohren, ihm das Gegenteil gestehen musste...

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro