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04

Pünktlichkeit stiehlt uns die beste Zeit.
Oscar Wilde

Es gab zwei Dinge, die die Menschen in ihrem Leben nie vergaßen. Ihre erste Liebe. Und ihren ersten Aufenthalt in New York. Hieß es nicht so?

Ich hielt dieses Zitat für falsch, denn ich hatte keinen meiner Aufenthalte vergessen. Die Stadt war faszinierend, keine Frage, doch hauptsächlich blieben die negativen Aspekte das, was ich nie vergessen würde. Die dreckigen Gehwege, der Lärm, die zu hohen Preise, der unmenschliche Zuckergehalt in so ziemlich allem, was man bestellte.

Conrad kaute lustlos auf einem Stück Brot herum, als ich den Stuhl ihm Gegenüber zurückzog und mich setzte.

Das Frühstück verlief schweigend. Mein Lektor wirkte, als hätte er nicht gut geschlafen.

"Nicht gut geschlafen?", fragte ich dementsprechend, um die Stille zu brechen.

Er gähnte. "Hatte ganz vergessen, wie laut diese Stadt ist", grummelte er und rieb sich die Augen.

Das Hotel lag einige Metrostationen vom Messegelände entfernt. In rund zwei Stunden wurde ich vor Ort erwartet. Und derzeit trug ich ein nur halb zugeknöpftes, ungebügeltes Hemd und meine Pyjamahose.

Ich hatte dieses Talent, immer pünktlich zu sein, jedoch nie zu der Zufriedenheit jener, die mich erwarteten. Ich war so pünktlich, dass einige Verlagsleiter meinen Vorstellungstermin abgebrochen hatten, weil mein Erscheinen fünf Minuten vor Beginn als unwahrscheinlich eingestuft worden war.

Auch jetzt war einer dieser Momente des Stresses gekommen. "Krawatte, ja oder nein?", rief ich über den Flur in Conrads Zimmer. Unser beider Türen waren geöffnet, sodass wir uns gegenseitig hören konnten.

"Oh Gott", murmelte ich, mich selbst im Spiegel betrachtend. Ich sah wirklich furchtbar aus. So konnte ich mich doch nicht vor einem größeren Publikum blicken lassen. Eigentlich war ich kein eitler Mensch. Ich hatte Jahrhunderte lang ausgehalten, ohne zu wissen, wie ich wirklich aussah. Doch die Neuzeit hatte mich augenscheinlich verwöhnt.

"Conrad, du hast nicht zufällig...Make Up dabei?"

Ein junger Mitarbeiter des Hotels, der gerade einen Putzwagen an unseren Zimmern vorbeischob, hob verwundert eine Augenbraue.

Ich hörte Schritte aus Conrads Zimmer. Mein rundlicher, gemütlicher Lektor hatte sich bei dieser Frage extra die Mühe gemacht, von seinem Bett aufzustehen und zum Türrahmen zu watscheln, nur um mich mit einem höchst irritierten Blick und einem "Bitte was?" zu strafen.

"Ich bitte dich, ist es deinerseits so verpönt, dass auch Männer ihre Problemzonen abdecken wollen könnten?"

Conrad schüttelte den Kopf. "Selbst wenn ich Make Up dabei hätte, keine Menge der Welt würde ausreichen, um dein Gesicht ansehnlicher zu machen."

"Na vielen Dank auch", schnaubte ich, was meine Nase mich augenblicklich bereuen ließ.

Endlich stiegen wir überpünktlich in die exakt richtige Metro, die uns auf die BookExpo 2022 bringen sollte. Oder zumindest einen Schritt näher dorthin. Ich wünschte nun, doch noch die freundliche Empfangsdame nach ein wenig Concealer gefragt zu haben, doch die Zeit war knapper und knapper geworden.

"Verdammt", fluchte ich in mich hinein.

"Was ist denn jetzt?", fragte Conrad mich, ohne den starrenden Blick aus dem Fenster abzuwenden. Er musste wirklich eine grauenvolle Nacht hinter sich haben.

"Ich hab mein Buch vergessen."

"Wir können uns doch auch einfach unterhalten."

"Bist du blöde? Ich meine mein Buch, das ich geschrieben habe, das ich gleich vor ein paar hundert Menschen vorlesen soll. Das habe ich nicht dabei."

"Ah" Conrad seufzte. "Dir ist bewusst, dass wir auf eine Buchmesse fahren und die dort sicherlich auch eine Kopie für dich haben, die sie nicht an deine kreischenden Fans verticken werden?"

Ich verschränkte die Arme.

"Aber da stehen dann ja gar nicht all meine Notizen drin! Wie soll ich denn jetzt lustig sein oder sympathisch wirken?"

Conrad sah mich lange und ausdruckslos an. "William, Milliarden Menschen auf dieser Erde hungern, die Hälfte aller Menschen in diesem Wagon kann ihre Miete nur knapp zahlen, ich wurde gestern per Telefon von meiner Frau verlassen und eine Taube ist durch das Fenster in mein Badezimmer geflogen. Es hat drei Stunden gedauert, bis das Viech wieder draußen war...Du hast vielleicht Probleme."

"Oh", machte ich und richtete mich ein wenig auf. Hastig wich ich seinem Blick aus. "Ja, ja, die Kopie von der Messe wird sicherlich auch funktionieren."

Er nickte, bevor er sich wieder zum Fenster richtete.

"Aber ich sehe doch schon aus wie ein Wrack. Ich kann doch jetzt nicht auch noch so wirken, als hätte ich mir zum Frühstück eine Dröhnung Speed verpasst und jeder sieht, was Jared Hill auf mir hinterlassen hat. Die denken dann ich bin schwach und gar nicht so genial wie sie glaubten und..."

"Du brabbelst."

Conrad hatte Recht. Ich tendierte dazu, vor größeren Auftritten sehr nervös zu werden. Und je näher unsere Bahnfahrt sich dem Ende neigte, desto angespannter wurde ich.

Ich wurde um zehn Uhr am Eingangstor drei erwartet. Um 9:58 Uhr standen Conrad und ich in der Sicherheitskontrolle für Gäste. Hinter dem Metalldetektor stand Jesra Carvell, die Managerin meiner Lesung. Sie wirkte alles andere als begeistert.

Ich hatte Jesra schon zwei Mal gesehen und auch damals war sie entnervt von meiner absoluten Pünktlichkeit gewesen.

"So so, Mr. Derryl bequemt sich dann auch mal her, ja?", fragte sie in ihre unfreundlich kühlen, sehr hohen Stimme. Conrad beeilte sich, ihr die Hand zu reichen.

"Es ist zehn, ich sollte um zehn kommen. Wo liegt das Problem?", fragte ich sie, woraufhin sie meine ausgestreckte Hand ignorierte und sich hastig umdrehte, was bedeutete, wir sollten ihr folgen. Eine sehr kleine, korpulente Frau tippelte neben ihr her. Sie war das exakte Gegenbild zur schlanken Brünette, die mit erhobenem Kinn durch den Backstagebereich schritt.

"Ich sage dir jedes Mal: Komm, lass uns eine Bahn früher nehmen, etwas früher losgehen, aber nein, wir müssen ja immer kurz vor knapp ankommen", zischte Conrad mir aus dem Mundwinkel zu.

Ich presste die Lippen aufeinander. "Ja, das tust du. Und ich muss mir auch jedes Mal exakt diesen Satz von dir anhören. Du glaubst ja gar nicht, wie unerfreulich das ist."

Endlich hielten wir vor einem weißen Vorhang, den die kleine Blondine beherzt zur Seite riss und somit den Blick auf den Bereich freigab, der in den nächsten Stunden, meine Tasche beherbergen sollte.

"Sie können Ihre Sache dort ablegen", sagte Jesra wie auf's Stichwort und verwies auf eine lederne Couch. "Dann beginnen wir mit dem Toncheck."

Die Bühne war größer als erwartet. Ich nahm auf dem Stuhl platz, den man mir zur Verfügung stellte und knippste die kleine Leselampe am Pult an. Ein warmes Licht bestrahlte eine kreisrunde Fläche vor mir.

Die blonde Mitarbeiterin, die sich als Darla James vorgestellt hatte, reichte mir ein Buch. Ich schlug die Seite auf, die ich vorzulesen geplant hatte und ratterte emotionslos den ersten Paragraph runter.

Es ging um den Ton, nicht die Unterhaltung der Techniker, also gab ich mir Mühe, den Check so schnell wie möglich abzuwickeln.

"Sie werden etwa zwanzig Minute lesen, anschließendes Q&A, angesetzt für knapp eine Stunde, dann kommen Sie von der Bühne und signieren die Ausgaben der Leser. Machen Sie Fotos mit ihnen, unterhalten Sie sich. Sie haben drei Stunden", verlas Jesra den Plan des Tages, kaum dass ich mich auf die Couch hatte fallen lassen.

Drei Stunden. Ich stöhnte innerlich auf.

"Wie sehen Sie überhaupt aus?" Finden Sie das angemessen?"

Ich blickte an mir herab. "Meinen Sie, ich hätte doch die Krawatte mitnehmen sollen?"

"Ich meinte Ihr Gesicht."

"Das war mir schon bewusst, aber da kann ich jetzt nichts dran ändern."

Ich höre einen dunklen Gong, der die Besucher der Messe dazu einlädt, sich im Zuschauerraum einzufinden.

"Sie haben zehn Minuten."

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