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01

Unerwartete Ereignisse können dich zurückwerfen oder aufrichten. Es ist alles eine Frage der Perspektive.
Mary Anne Radmacher

"Es tut mir Leid."

Es waren vier Worte, die ewig lebten. Solche, die man nicht mehr aus dem Kopf bekam, die durch nächtliche Gedanken schwirrten, egal, wieviele Stunden, Tage, Monate, Jahre vergangen waren.

"Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Mir war überhaupt nicht bewusst, wie idiotisch ich war. Oder mehr...wie schlecht ich dich behandelt habe. Ich hoffe du kannst mir verzeihen?"

Es heißt, Einsicht sei der erste Schritt zur Besserung. Doch das war sie auch nur, wenn sie echt war. Und diese konnte ich nicht einschätzen.

Der Staub auf dem Regalbrett hatte zugenommen. In letzter Zeit kam ich nicht zum Putzen. Wozu auch. Gäste waren eine Seltenheit in meinem Leben und so musste ich auch nicht auf sie eingestellt sein.

Nun waren sie aber da und ich stellte mich breitbeinig vor das Bücherregal, um die Sicht auf ungepflegte Weltliteratur zu versperren. Wenn es niemand bemerkte, fuhr ich mit dem Finger über die Buchrücken und versuchte sie vorzeiglicher zu gestalten.

Jared Hill kratzte sich am Hinterkopf. Er wirkte ehrlich verlegen, doch das konnte täuschen. Ich nahm einen Schluck aus der Flasche Wein in meiner Hand, von der ich nur eine bedingte Ahnung hatte, woher sie kam und wie sie dorthin gelangt war.

Conrad hatte den halben Verlag zu mir in die Wohnung geschleppt. Ich wünschte, er hätte dies angekündigt, dann wäre mir diese Peinlichkeit erspart geblieben.

Mein Kühlschrank hatte nicht viel zu bieten gehabt, ich hatte den siebzehnjährigen Sohn eines Managers, dessen Namen ich nicht kannte, mit einem Scheinchen zum nächstgelegenen Supermarkt geschickt und den Gästen in der Zwischenzeit die halb volle Tequilaflasche aufgedrängt, die ich in meiner Abstellkammer gefunden hatte.

Jetzt trieb sich also ein Haufen angetrunkener, halbbelesener Spinner in meiner Wohnung herum.

Sie lag in Dublin, recht zentral und sie war für eine einzelne Person wie mich viel zu groß, zu teuer vermutlich auch, aber ich brauchte diesen Platz um mich herum. Platz ist dazu da, um von Ideen gefüllt zu werden. Das hatte ich mal in einer Zeitschrift gelesen. Seither lebte ich so minimalistisch wie nur irgend möglich.

Ein Raum war mein Schlafzimmer. Dort stand ein Bett und ein Schrank. Mehr nicht. Tatsächlich war kaum ein Zimmer vollständig ausgenutzt. Einzig das Büro war behängt von Bildern und Zetteln, auf die ich meine neuesten Ideen niedergekritzelt hatte.

Zwar hatte die Technik sich weiter entwickelt, doch ich war über die Jahre ein Fan des Papiers geworden. Jede Idee per Hand aufzuschreiben, brannte sie tiefer in mein Gedächtnis, sodass ich besser darüber nachdenken konnte.

Diese Zettel verteilten sich überall in meiner Wohnung und wurden immer am ersten Tag des Monats aufgesammelt und in eine Kiste gesperrt, die unter meinem Bett stand. Es war eine Art Aberglaube in mir, der sich vorstellte, die Ideen würden nur so in meine Träume wandern.

Heute war der zweite Februar, gestern hatte ich die Wohnung also von ihren Ideen befreit. Zum Glück. Ich hätte nicht gewollt, dass auch nur eine Person, die nicht Ich war, diese Zettel zu Gesicht bekam.

Besonders nicht Jared Hill.

Ich räusperte mich. "Schon gut", sagte ich, nicht wissend, was ich sonst auf so eine schamlose Konfrontation hätte antworten sollen.

"Nein, es ist nicht gut! Ich bin mit dir umgegangen, wie mit einem Hund", erwiderte Jared.

"Wenn du so mit Hunden umgingest, dann würde ich gar nicht wissen wollen, wie du normalerweise zu deinen Mitmenschen bist."

Er schmunzelte. "Ich war immer ein Fan dieser gehobenen Sprache, William. Du drückst dich so fein aus, das habe ich noch nie gehört."

Das wundert mich nicht, wenn du doch deine Abende lieber in der Kneipe, als hinter einem Buch oder vor einem Bildungskanal verbringst, dachte ich.

"Das ehrt mich", murmelte ich dann und musterte mein Gegenüber. Jared Hill war gut gebaut, er konnte sich diesbezügliche Arroganz leisten, keine Frage. Dennoch war ich mir unsicher, wer genau meinen Peiniger in meine Wohnung gescheucht hatte, nur damit dieser peinlich Worte vor sich hin druckste, die er sowieso nicht so meinte, wie er sie sprach.

Ich war noch nicht lange bei meinem Verlag unter Vertrag. Seit einem halben Jahr. Und kaum hatte Abteilungsleiter Hill meinen Erstauftritt durch die Schiebetür beobachtet, war es ihm eine pure Freude gewesen, mir das Leben zur Hölle zu machen. Ich hatte mir ausgemalt, dieses Verhalten, sei ein Fall für den Schulpsychologen, nicht aber für einen verheirateten Mann Mitte dreißig, der mit der Gleichgewichtsstörung seiner kleinkindlichen Tochter nicht klarkam.

Ich mochte es, die Menschen zu analysieren, doch Jared machte es mir schwer, denn ich konnte die Hintergründe seiner Taten einfach nicht entziffern. Seine graue Sicht auf die Welt, so verzerrt wie ein Spiegelbild in Aluminiumfolie, gab mir zu denken.

Bis heute weiß er nicht, dass er die Vorlage für den schmierigen Bösewicht meines neuesten Romans war, dabei war er es gewesen, der den Auftrag an Conrad weitergeleitet hatte. Ich war mir sicher, dass so wenig Neugier in ihm steckte, wie in einer satten Wespe. Sein Tunnelblick fokussierte sich auf das Leben hinter den Emails auf seinem Rechner. Auf die anzüglichen Videos und Bilder, die er sich tagtäglich ansah, anstatt seiner Arbeit nachzugehen.

"Und auch das..." Jared machte wirre Handbewegungen, die zwar einfach zu deuten, jedoch noch einfacher auszusprechen gewesen wären. "...das da."

Ich wusste wovon er sprach. Von dem tief blauunterlaufenen Auge, das mein Gesicht seit gestern zierte. Von dem Pflaster auf meinem Nasenrücken, das die aufgeplatzte Haut zusammenhielt. Und natürlich der Schramme auf meiner Stirn.

"Achso", sagte ich und seufzte. "Na dann...danke."

Gestern Abend war das erste Mal gewesen, dass ich Jared geantwortet hatte. Dass ich ihm die Aufmerksamkeit schenkte, die er so sehnlichst brauchte.

"Na, Derryl? Auf dem Weg zum Dealer?", hatte er gefragt und mir eine Zigarette hingehalten.

"Ja", hatte ich erwidert. "Deine Mutter hat immer nur das Beste zur Auswahl."

Es waren plumpe Widerworte gewesen. Weit unter meinem Niveau. Sogar weit unter Jareds Niveau. Ungünstigerweise war jedoch Marilyn Weber just in diesem Augenblick vorbeigelaufen. Ein Kichern ihrerseits hatte gereicht, um Jared aus der Fassung zu bringen.

Was die Meinung einer hübschen Frau alles auslösen konnte.

Eigentlich war Marylin nicht dumm, recht humorvoll sogar. Vielleicht war es das Überraschungsmoment gewesen, das sie über meine schäbige Pointe hatte lachen lassen.

Es hatte mir einen Besuch in der Notaufnahme beschert. Den Ärzten gegenüber hatte ich mir eine Geschichte aus den Fingern gesogen, die eine plausible Erklärung für meinen Zustand lieferte. Immerhin war ich Autor. Spontane Erzählungen bestimmten mein Einkommen.

Ich war noch nie zwischen Papiertonnen in einem dreckigen Hinterhof, der sich Raucherecke schimpfte, zusammengeschlagen worden.

Es gibt wohl für alles ein erstes Mal.

"Also?", fragte Jared mich.

"Was?", fragte ich zurück.

"Vergibst du mir?"

Er mochte davon ausgehen, er hätte die Oberhand. Weil er älter aussah, größer war, erfolgreicher.

"Mal sehen", sagte ich und ließ meinen Blick durch das Wohnzimmer, das von Kollegen gefüllt war, schweifen. Er blieb an dem großen Wandspiegel hängen, in dem ich meine übel zugerichtete Visage sehen konnte.

"Vermutlich nicht."

"Aber ich habe mich doch entschuldigt."

"Stimmt", sagte ich. "Das muss ich dir lassen, mutig bist du. Aber du darfst jetzt gehen."

Jared sah sich unsicher um. Er lehnte am Türrahmen zur Küche, ein leeres Schnapsglas in der Hand.

"Bitte", fügte ich hinzu.

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