Kapitel 9
Groß und grau ragte die Nebelwand vor Evil auf. Undurchdringlich, wie eine Mauer aus Stein und er hatte das Gefühl die Soldaten, die er geschlagen hatte, trotz all des Nebels zu sehen. Viele der Armeeangehörigen waren noch sehr jung gewesen und Evil lachte sie dafür aus, dass sie für ihre dummen Könige in den Krieg zogen. Und für was?! Für Gold und Juwelen von denen sie sowieso nichts zu sehen bekamen. Ihre Herrscher bereicherten sich nur an ihnen und das Einzige was die Meisten als Belohnung für ihren Mut bekamen war der Tod.
Manchmal fragte sich Evil, ob er die Nebelwand nicht anders hätte verzaubern können, so dass weiter niemand zu ihm gelangen konnte, aber nicht starb, wenn er den Nebel betrat, sondern nur wieder von ihm ausgespuckt wurde. Doch so einen Zauber hatte er lächerlicherweise nie gefunden und so war ihm sein Frieden mehr Wert gewesen, als der, die unfreiwillig für diesen bezahlt hatten.
Evil legte den Kopf in den Nacken. Der Himmel war strahlend blau und nur ein paar Wolken schoben sich über den Himmel. Es hatte sogar aufgehört zu schneien, trotzdem war an der Nebelwand davon nichts zu spüren. Hier war es schattig und dunkel und ein kalter Wind fuhr Evil durch das rabenschwarze Haar.
Man konnte nicht sehen, wo die Nebelwand endete. Sie war so hoch, dass es schien, als würde sie mit dem Himmel verschmelzen, da bemerkte Evil den Blick des Bambis auf ihm ruhen. "Was siehst du mich so an?! Schau woanders hin!" Sie tat es tatsächlich und blickte jetzt stattdessen zu den Bergen hinauf, als hätte sie Sehnsucht nach ihnen. Oder als wünschte sie sich, wie die Vögel über sie hinweg zu fliegen und dahinter eine freie, grenzenlose Welt vorzufinden. Voller Glück und Unbeschwertheit. Glaub nicht was sie dir erzählt haben!, dachte Evil und streckte die Hand nach dem Nebel aus. Dort wo seine Finger ihn berührten, begann er sich wie die Wolken im Sturm zu kräuseln. Es ist alles nicht wahr. Nur hier, wo du nicht frei bist, bist du tatsächlich frei!
Er hatte sich diesen Satz schon oft gesagt und inzwischen glaubte er ihn. Anfangs hatte er es nicht getan. Hier kann dir niemand wehtun. Er zog die Hand wieder zurück und steckte sie in die Tasche seines bodenlangen schwarzen Mantels.
"Geh jetzt", befahl er ihr und drehte sich dem Mädchen herum, das ihn mit großen Augen ansah. Sie wollte nicht gehen und er wollte nicht, dass sie blieb. "Ich habe dich bei mir für die eine Nacht schlafen lassen und jetzt wirst du mir einen Gefallen tun und verschwinden. Verstanden?!" Das Bambi blickte ihn bittend an, doch er ließ sich nicht erweichen und so ging sie langsam auf den Nebel zu. Woher hatte sie nur gewusst, was sie hatte tun müssen, um hindurch zu kommen? Die Fragen, die er hatte waren der einzige Grund warum er wollte, dass sie blieb. Ja, Evil wollte Antworten, doch noch mehr als das wollte er, dass sie endlich ging. Das kleine Mädchen sollte ihn nicht mehr von seiner Arbeit ablenken und den Funken nicht vergrößern können, der sich in seiner Brust, wie ein ungebetener Gast, eingenistet hatte.
"Danke für alles. Dafür, dass ich bei dir schlafen durfte und du mir etwas zu essen gegeben hast. Das war sehr lieb von dir!", sagte das Bambi und blickte ihn tatschlich dankbar, aber auch verletzt an. Lieb. So hatte ihn noch niemand genannt. Früher zwar höflich und nett, aber niemals lieb. Niemals. Evil drehte sich um und ging. Abschiede hatte er noch nie gemocht. Selbst, wenn sie im nicht allzu schwer fielen, wie dieser hier. Als er sich schließlich doch noch einmal zu Diana herumdrehte, war sie fort.
Nur der Nebel kräuselte sich noch an der Stelle, wo sie in ihm verschwunden war.
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