Kapitel 4
Evil stand am Fenster und beobachtete den Sonnenuntergang. Das letzte Licht des Tages färbte die schneebedeckten Berge in den schönsten Rot- und Gelbtönen. Es beruhigte ihn ein wenig einfach nur dazustehen und den Ausblick zu genießen. Die Wut und Verzweiflung, die er noch vor einer halben Stunde empfunden hatte, war endgültig verschwunden und auch der Sturm, der in seinem Inneren tobte, hatte sich ein wenig beruhigt.
Trotzdem konnte er an nicht anderes denken, als daran, dass sein Leben umsonst gewesen war. Denn was nützte es ihm jetzt noch unsterblich zu sein, wenn er wie so viele Sterbliche vor ihm an dem Gift eines Basilisken starb. Er hasste es sich, dass selbst einzugestehen und eher hätte er sich die Zunge abgebissen, anstatt das laut zuzugeben, aber es machte ihm Angst, so wie die Sterblichen zu sein. Evil wollte nicht wie alle anderen sein, nicht ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle haben. Denn sie waren schlecht. Schlecht und grausam. War das nicht Grund genug, nicht die geringste Ähnlichkeit an sich selbst mit ihnen finden zu wollen und dass selbst der Tod, nicht wie der ihre sein sollte?! Alles was er getan hatte, seit er seinem Geburtsort den Rücken gekehrt hatte, hatte nur das Ziel verfolgt sich von den Sterblichen abzuheben und dass so weit wie nur möglich.
Ja, das war die einzige, große Angst, die er hatte: So zu werden wie die Anderen und dass all seine Versuche sich von ihnen zu unterscheiden umsonst gewesen waren. Nichts, absolut nichts auf der Welt, hatte er je mehr nicht gewollt! Dafür hatten sie ihm zu viel Schmerz, zu viel Leid, einfach zu viel von allem, zugefügt.
Tock, Tock. Evil fuhr zusammen. Was war das? Tock, tock, machte es da ein zweites Mal. Langsam, ganz langsam drehte er sich in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war. Das konnte doch nicht... Oder? Tock, tock. Hektisch eilte Evil auf die Tür an der gegenüberliegenden Seite des Raumes zu. Es war ewig her, dass er sie zum letzten Mal benutzt hatte und sie quietschte auch dementsprechend laut, als er sie aufstemmte. Dahinter tat sich vor ihm ein riesiges, schwarzes Loch auf.
Evil starrte in die Dunkelheit hinab. Konnte das wirklich...? Ganz weit unten in der Tiefe, konnte man den Hauch eines Lichtstrahl erkennen, der sich durch einen Spalt im Mauerwerk einen Weg ins Innere gebahnt haben musste. Tock, tock, hörte man es da erneut durch das Loch zu ihm hinauf schallen. Dort auf dem Grund in der Finsternis lag die einzige Tür, die in den Turm, hineinführte und Evil hatte sie fast vergessen. Sie war nur noch ein Schatten einer Erinnerungen in den dunkelsten Tiefen seines Verstandes gewesen. Doch jetzt war alles wieder da. Er hatte die Tür nur ein einziges Mal benutzt und da hatte er sein neues Zuhause zum ersten Mal betreten. Die Tür lag extra dort unten in der Schwärze, denn ohne Flügel oder magische Fähigkeiten war es unmöglich herauf zu gelangen. Die Wände im Loch waren aus Stein so glatt wie Glas und kein Wurfhacken mit dem man sich hätte versuchen können raufzuziehen, hätte hier halt gefunden. Nicht einmal an der Tür, denn die war auf dieser Seite genauso glatt wie die Mauern, die sie umgaben. Tock, tock. Blitzschnell ließ sich Evil auf seinem Rücken riesige, braun gefiederte Flügel wachsen, dann sprang er in das Loch hinein. Es ging viele, viele Meter tief hinab und er segelte wie Grimma durch die Lüfte, bevor seine Füße wieder auf festen Boden stießen. Augenblicklich ließ er die Flügel wieder verschwinden. Jetzt stand er vor der Tür durch dessen Ritzen der Rest Tageslicht hindurch sickerte. Wie eine giftige Frucht, die zu kosten es ihm verboten war, lag sie nun vor ihm. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und seine Nackenhaare stellten sich wie beim Fell eines Igels auf. Tock, tock. Was wenn es am Ende doch nur ein dummer Frostflügler war, der sich einen Scherz mit ihm erlaubte? Es konnte schließlich niemand anderes als ein Vogel sein... Jeder andere hätte durch den Nebel... Tock, tock. Schluss jetzt Evil! Wenn du eine Antwort willst, dann musst du die Tür schon öffnen!
Zaghaft griff er nach der vergoldeten Türklinke und verfluchte sich dafür, dass seine Hand leicht zu zittern begonnen hatte. Als er die Tür aufriss, sah er weiß. Weiß, weiß und nochmal... Da zupfte ihn plötzlich etwas an seinem Mantel. Langsam senkte Evil den Blick und sah auf ein kleines Mädchen herab, das ihn mit großen Augen anschaute.
(Hallo,
Ich hoffe euch haben die ersten Kapitel von "Evil - der unsterbliche Elf" gefallen und hoffe natürlich, dass ihr weiter lesen werdet und genauso gespannt seid, wie ich, was noch alles in dieser Geschichte auf uns zu kommen wird!
Außerdem möchte ich an euch alle ein fettes Dankeschön rausschicken, dafür, dass ihr euch nicht vom Prolog habt abschrecken lassen, der vielleicht teilweise ein wenig düster geklungen hat und bis hierher weiter gelesen habt! Die ersten Reads, Kommentare und Votes haben mir viel bedeutet, deshalb nochmal: DANKE!
Eure Geschichtenmalerin.)
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