Kapitel 23
Diana schlief. Doch ihr Körper verkrampfte sich immer wieder. Ihre Augen huschten unter ihren geschlossenen Augenlidern hin und her. Sie flüsterte Worte. Manchmal Sätze und an ihnen allen haftete der Schmerz der Nacht in der sie Mutter und Bruder verloren hatte.
Evil saß wieder in seinem Sessel. Die Ellenbogen hatte er auf den Knien abgestützt und den Kopf auf seinen gefalteten Händen abgelegt. Die Kleine war kaum, dass sie ihre Geschichte zu Ende erzählt hatte, eingeschlafen. Ihre Vergangenheit schien sie noch wie ein Heer dunkler Schatten zu verfolgen. Ein Heer mit Gewehren, Dolchen und Pistolen, die immer wieder auf sie schossen. Und trafen.
Stöhnend begann er sich die Schläfen zu massieren. Ihn überforderte diese ganze Situation immer noch. Er war es nicht gewohnt mit so vielen Gefühlen konfrontiert zu sein und einer Vergangenheit, die seiner doch auf gewisse Weise so sehr ähnelte. Sein Blick wanderte wieder zu Diana. Sie lag weiterhin verkrampft im Sessel. Keine gemütliche Position. Während er sie so beim Schlafen beobachtete, fiel Evil auf wie klein sie doch war. Zart und verletzlich. Schutzlos und ängstlich. Das Bambi war doch noch so sehr ein Kind. Er vergaß es bloß so oft. Aber konnte man es ihm übel nehmen? In ihren Worten, ihren Gesten und ihrem Verhalten lag fast immer so viel Reife und Erfahrung, dass selbst manch alter Mann sich nicht mit ihr messen konnte. Aber sie war noch eins. Ein kleines Kind. Ein Kind, dass seine Familie auf die grausamste Weise verloren hatte.
Vorhin hätte er dem Bambi sogar fast seine eigene Geschichte anvertraut, doch das würde er letztendlich niemals tun. Es war nur ein übermannender Moment der Schwäche gewesen. Sogar noch übermannender, als die die Tage zuvor. Aber seine Vergangenheit würde für immer tief in seinem Inneren hinter verschlossenen Toren bleiben. Keiner würde sie erfahren. Niemals. Nur Grimma hatte sie vor so vielen Jahren erfahren und sie würde darüber schweigen. Jedoch konnte Evil noch eine Wissende über seine Vergangenheit nicht gebrauchen. Es würde ihn für immer mit ihr verbinden und noch war er nicht mutig genug es so weit kommen zu lassen. Möglich, dass sie älter wurde als andere Sterbliche, aber dennoch war sie sterblich. Das Bambi würde vergehen. Verwelken wie eine gewöhnliche Blume. Seine dunklen Geheimnisse würden mit ihr dahinraffen und das konnte er nicht zulassen. Denn er wusste, wenn er es der Kleinen sagte, dann würde ihr Tod für ihn unerträglich sein. Ein erdrückendes Gefühl von Kummer und Schmerz.
Du kannst sie unsterblich machen!, glaubte Evil Grimma krächzen zu hören, aber das konnte er nicht. Noch eine weitere Person würde selbst seine Fähigkeiten übersteigen. Er würde nicht die Kraft dazu aufbringen können drei Menschen die Unsterblichkeit zu verleihen, die sein Geburtsrecht war. Er konnte es nicht. Ich kann es nicht! Nicht diesmal! Nicht noch ein drittes Mal!
Langsam erhob Evil sich aus seinem bequemen Sessel und ging vorsichtig auf die Kleine zu. Er wollte sie nicht wecken. Das Feuer im Kamin war inzwischen heruntergebrannt. Nur das Mondlicht erhellte noch den Raum. Es tastete sich vorsichtig mit seinem silbernen Schein durch das Zimmer, bis es schließlich Evils hochgewachsene Gestalt streifte. Zögernd hob er das Bambi vom Sessel hoch. Sie war so leicht. Leicht wie eine Feder oder ein kleines Einhornfohlen.
Erschrocken sog Evil die Luft ein, als sich Diana an seine Brust kuschelte und dabei ein kleines sorglos klingendes Brummen ausstieß. Ihr Körper entspannte sich und ihr Atem ging langsamer und regelmäßiger. Unter ihren Augenlidern herrschte nun Stille. Fasziniert betrachtete Evil ihr die Kleine. Hatte er tatsächlich so eine beruhigende Wirkung auf sie? Trotz der Schroffheit, die er nach wie vor an den Tag legte? Wie war es möglich, dass dieser Engel ihn mochte? Ihm zu vertrauen schien? Aufgewühlt stand er einfach nur so da und beobachtete wie das Mondlicht sanft über ihr Gesicht strich. So klein. Diana hatte seine Zuneigung so schnell gewonnen und er war sich bewusst, dass sie diese nicht wieder so schnell verlieren würde. Wärme ergriff schnell von Herzen Besitz, aber sie danach zu vertreiben, war fast aussichtslos. Gefühle waren eine seltsame Sache.
Vorsichtig trug Evil sie in seinen Armen aus dem Zimmer. Die Kleine wachte nicht auf. Obwohl er mit ihrem Kopf, bei dem ungeschickten Versuch sie in ihr Zimmer zu tragen, gegen den Türrahmen stieß. Diana wachte auch nicht auf, als er über ihren Teppich stolperte und sie beinahe fallen ließ. Er war so ungeschickt und unerfahren darin sich zu kümmern. Er wusste nicht wie man ein guter Freund und Beschützer war. Evil wusste nur wie man Menschen vergraulte. Ihnen Angst machte. Ihnen das Gefühl zu geben nichts zu sein. Aber mit Zuneigung und Fürsorge geben kannte er sich bei Gott nicht aus. Doch vielleicht war es Zeit, dass er es lernte. Dass das Bambi ihm half zu verstehen wie das ging, ein guter Freund zu sein.
Ganz behutsam legte Evil Diana auf ihrem weichem Himmelbett ab. Bettete ihren Kopf auf ein rosa Kissen und warf über sie eine kuschlige Decke. Oh, du hast wirklich keine Übung im Kümmern, Evil!, schimpfte er mit sich, als er beinahe das Wasserglas umstieß, das er der Kleinen herbeigezaubert und auf den Nachttisch gestellt hatte. Kurz erlaubte sich Evil erlaubte noch ihre friedlich schlafende Gestalt zu betrachten. Wie ihr wilden Locken sich über das Kissen verteilten und wie sie sich mit einem leisen, zufriedenen Grummeln in die Decke kuschelte. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen und er betrachtete beinahe liebevoll das kleine Wesen, das dort vor ihm in einem riesigen Himmelbett schlief. Oh ja, er mochte Diana inzwischen sehr. Noch einen winzigen Augenblick länger betrachtete er sie so beim Schlafen, bevor er das Zimmer schließlich leise verließ und das Licht löschte.
Hallo!
Ich freue mich schreiben zu können, dass meine Schreibpause beendet ist! Ich habe es wirklich vermisst! 🥰
Wie hat auch Kapitel 23 gefallen? Versteht ihr noch alles? Ich bin da nämlich sehr unsicher! Ich habe das Gefühl, dass Evils Gefühle und Gedanken sich überkreuzen und nicht mehr so recht zusammen passen... Deshalb würde ich mich wirklich sehr über eure Rückmeldung freuen! Negative und Positive!
Ich hoffe ihr bleibt weiter an der Story dran und schaut vielleicht auch Mal in die anderen Geschichten von mir rein! :)
Eure Geschichtenmalerin <3
PS: Nochmal die Frage: Würdet ihr gerne auch mal ein Kapitel aus Dianas Sicht lesen?
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