Kapitel 13
Das Bambi drehte sich in ihren neuen Kleidern vor dem großen Wandspiegel den Evil in ihre kleine Kammer gezaubert hatte. Dabei strahlte sie übers ganze Gesicht und ihre Augen glänzten vor Freude noch mehr als sonst. Er spürte, wie der Funken Wärme in seinem Herzen wuchs.
Evil hatte entschieden das Mädchen nicht rauszuschmeißen und sie fürs Erste bei sich behalten. Grimma hatte ihn überzeugt. Auch wenn er ihr trotzdem nicht darin Recht darin, dass die Kleine ihm ähnlich war. Denn das war sie nicht. Er war die dunkle Nacht. Sie der helle Tag.
Keine Ahnung was ihm Kopf dieses Aasfressers vorgeht, dass er so etwas behauptet!
"Danke Evil!" Er konnte dem Bambi gerade noch rechtzeitig ausweichen, als es ihn schon wieder umarmen wollte. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich es dir untersagen mich anzufassen, geschweige denn zu umarmen!" Evil stieg die Zornesröte ins Gesicht, doch er beruhigte sich bei ihren nächsten Worten gleich wieder. "Aber ich wollte mich doch nur bei dir für meine neuen Anziehsachen bedanken! Sie sind wirklich schön! Ich liebe das Blau und das Rot, das Grün... Einfach die ganzen Farben!" Das Mädchen brachte es fertig noch mehr zu strahlen und Evil fragte sich, ob sie nicht irgendwann von dem ganzen leuchten, wie eine Glühbirne zerplatzen musste. So viel Lachen und Strahlen konnte für ein Kind doch unmöglich gesund sein!
"Warum möchtest du denn nicht, dass ich dich umarme? Und wieso bist du hier eigentlich so allein? Ich habe bisher nur die Vögel getroffen. Hat man dich hinter dieser Nebelwand eingesperrt? Soll ich dir helfen einen Weg raus zu finden?" Evil zuckte bei jeder ihre Fragen innerlich zusammen. Als würde sie mit Pfeilen auf ihn schießen und jeder das Herz treffen. Jeder einzelne.
Statt ihre Fragen zu beantworten, klatschte Evil in die Hände, woraufhin die Tür zur Kammer aufging und eine Ritterrüstung mit einem Tablet voller Essen hereinkam. Die Rüstung sah sehr mitgenommen aus. An manchen Stellen hatte sie Rost und Staub angesetzt und ihr Brustpanzer war zerdellt, wie ein zerbombtes Schlachtfeld. Durch viele Stellen des Metalls zogen sich große Kratzer, wie von Prankenhieben und teilweise steckten auch noch Pfeilspitzen tief in der Rüstung.
"Hier ist das gewünschte Essen für das Mädchen Meister." Die Ritterrüstung trat ein Stück weiter in den Raum hinein und stellte das Tablet auf dem Nachttisch ab. Sie bewegte sich fast geräuschlos durch die Kammer, als wäre sie eine kleine Maus und kein riesiger Blechhaufen. Auf dem Tablet befand sich alles wovon ein kleines Kind nur träumen konnte: Kuchen, Muffins, Kekse, Schokolade, Kakao und noch vieles mehr. Evil hatte beschlossen, dass es dem Bambi bei ihm gut gehen sollte. Nicht nur durch die neue Kleidung.
Zum ersten Mal seit einer langen, langen Zeit, wollte er sich wieder kümmern und er hoffte, dass er die Zuneigung, die er für das Mädchen entwickelte, nicht irgendwann bereuen musste. Evil war schon einmal zu tief verletzt worden. Er konnte die Wunden auf seinem Herzen immer noch fühlen und ein zweites Mal würde es vielleicht nicht wieder heilen, sondern in seiner Brust verbluten.
"Du bist ja doch nicht allein!", rief die Kleine und sprang in ihrem neuen grünen Mantel auf das Bett und öffnete neugierig das Visier der Ritterrüstung. Evil wusste was gleich kommen würde. "Da ist ja gar keiner drin!" "Richtig." Er griff sich eine Traube vom Tablet und steckte sie sich in den Mund. "Du hast sie verzaubert!", stellte das Mädchen mit einem wissenden Blick fest. "Wieder richtig. Und zu deiner Frage gerade eben: Nein, ich wurde nicht eingesperrt. Ich habe mich selbst eingesperrt." "Aber warum?" Ihr Gesicht sprach von ehrlichem Unverständnis und Neugier.
"Hör zu Kleine. Du kannst das nicht verstehen, dafür bist du noch zu jung und es geht dich auch nichts an." Da brach das Bambi in schallendes Gelächter aus. Vor lauter Lachen gaben ihre Beine nach und sie plumpste auf das Bett, was sie jedoch nicht davon abhielt weiter zu lachen.
Das Mädchen beruhigte sich erst nach einigen Minuten wieder. Schwer atmend richtete sie sich auf dem Bett wieder auf. "Jung?!" Belustigt hob das Mädchen beide Augenbrauen. "Ich?!" Und da wurde sie erneut von einem Lachkrampf geschüttelt.
Evil verstand gar nichts mehr. Was war daran so lustig?! Was bitte amüsierte sie so an seinen Worten?!
Und da spürte er wieder die Wut in sich aufkeimen. Seine unberechenbare Wut. Ganz langsam, wie das erste Grollen eines Donners. Er mochte es nicht, wenn man über ihn lachte.
Er schloss die Augen, um sich zu beruhigen, doch das hätte er nicht tun sollen. Denn sofort blitzen Bilder von vergangenen Zeiten vor seinem inneren Auge auf. Seine Erinnerungen waren verschwommen, weil er damals alles nur durch einen Schleier aus bitteren Tränen gesehen hatte. Halb blind hatte er da gestanden und mit aufgerissen Augen vor sich gestarrt. Er, als kleiner Junge umringt von Kindern, die mit dem Finger auf ihn zeigten. Sie lachten ihn aus. Laut und gehässig. Sie lachten und lachten. Erstickten beinahe daran, griffen nach seinen Hörnern. Zerrten daran, wie an einem Seil und dabei lachten sie weiter. Manche zogen auch an seinem schwarzen Haaren oder rissen an seiner Kleidung. Andere traten ihn. Sie lachten und lachten.
Fast genauso wie die Kleine gerade...
Evils hatte das Gefühl, dass ihm jemand die Luft zuschnürte. Er hatte das Gefühl, dass jemand auf sein Herz einzuschlagen begann. Immer stärker und stärker mit Messern und Dolchen. Mit Pfeilen und Nägeln. Bis es so wehtat wie damals an jenem Tag.
Es war ein Fehler gewesen die Göre näher an sich heran zu lassen!, dachte Evil, während er die Augen aufriss, um die Bilder loszuwerden.
In diesem Moment beruhigte sich das Bambi wieder. Es faltete die Hände vor ihrem Körper und blickte ihm ernst in die Augen. Evil zog überrascht die Luft ein. Er hatte sie noch nie wirklich ernst gesehen. Es war immer ein Funken Freude und Glück da gewesen. Aber nicht dieses Mal.
"Ich bin hundertneunzig", gestand Diana dann.
(Hallo,
ich hoffe euch gefällt Kapitel 13 und ihr habt genauso bei der Szene aus Evils Vergangenheit mitgelitten wie ich.
Was glaubt ihr ist an jenem Tag geschehen, den Evil so schlecht in Erinnerung hat und ihn bis heute verfolgt? Und was hat das noch mit den anderen Hassgefühlen zu tun, die er gegen seine Art hegt? Was ist der Grund für Evils Entschluss für immer allein zu leben und niemanden zu mögen?
Und was sagt ihr zu Dianas Geständnis über ihr Alter?
Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
Eure Geschichtenmalerin)
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