Kapitel 10
Da stand Evil wieder, vor der Eingangstür des Turmes und wollte gerade die Türklinke herunterdrücken, als er eine Kinderstimme hinter sich hörte. "Warte..." Er verkrampfte sich. Warum war sie noch hier?! Wieso war sie nicht fort?! Endlich fort...
Evil schnellte zu ihr herum. "Was willst du noch hier?! Ich befahl dir zu gehen!", schrie er sie mit vor Zorn bebender Stimme an. Das Bambi blickte schuldbewusst zu Boden. "Ich bin nicht durchgekommen." "Was soll das bedeuten, du bist nicht durchgekommen?!" "Der Nebel... Er hat sich nicht gelichtet. Er hat mich immer weiter und weiter eingeschlossen und dann habe ich Panik bekommen und bin zurück gelaufen. Ich wusste den Weg herein, aber wie es scheint nicht heraus." Das Mädchen fröstelte und ihre Hände waren schon wieder blau angelaufen.
Vorsichtig hob sie den Kopf und blickte ihm in die dunkelgrünen Augen. Ihr Gesicht sprach von Schuld, aber auch so sehr von Güte, Freundlichkeit und Liebe, dass ihm davon schwindelig wurde. "Kann ich wieder bei dir schlafen, Evil?" Er stand da und starrte sie an, wie eine Fliege in seiner Suppe. Sie konnte nicht noch eine Nacht bleiben! Und er konnte nicht schon wieder den Babysitter spielen! Er musste sich um seine eigenen Probleme kümmern und wenn sie die ganze Zeit an ihm klebte, konnte er sich auch schon jetzt gleich einen Dolch ins Fleisch rammen! Großartig! Warum kannst du sie nicht einfach hier draußen erfrieren lassen, wie du es mit jedem Anderen getan hättest Evil?! Weil jeder andere nicht Mal durch den Nebel gekommen wäre!
"Warum kannst du nicht einfach verschwinden?!" Es klang sehr wütend, aber auch sehr verzweifelt. "Ich weiß sonst nicht wohin... Weißt du, ich habe schon lange kein Zuhause mehr. Ich bin allein, genau wie du." "Ich bin gerne alleine und du ruinierst alles seit du hier bist! Einfach alles! Wenn du nicht gegen meine Magie imun wärst, würde ich dich einfach aus dem Turm werfen!" Evil atmete schnell und sein Herz raste. Er war so zornig. Warum konnte sie nicht einfach verschwinden?! Was war daran so schwer?! "Ich wollte dir keinen Ärger bereiten", flüsterte sie. Tja, kleines Bambi, dafür ist es zu spät.
"Verschwinde!" Er riss die Eingangstür auf und stürmte in den Turm Innere. Evil ließ die Tür jedoch offen stehen, so dass sie im folgen konnte. Verfluchte Nebelwand! Verfluchtes Bambi! Verflucht, verflucht, verflucht! Warum war er so schwach! Wo war seine Kälte, seine Ungerührtheit, seine Gleichgültigkeit hin?! Wieso konnte er sie nicht einfach ihrem Schicksal draußen in der Kälte überlassen?! Warum hatte er sie gestern überhaupt in den verdammten Turm gelassen!?
Evil rannte die Stufen hinauf, die er gestern für die Kleine aus der Wand hatte wachsen lassen. Immer schneller und schneller, bis er das Gefühl hatte zu fliegen. So zerrissen hatte Evil sich schon unendlich lange nicht mehr gefühlt und er hatte es nicht vermisst...
Er hatte Recht damit gehabt, dass es besser war allein zu sein. So recht. Sterbliche brachten nichts, als Ärger und Leid.
"Evil...?", erklang Dianas Stimme am Fuße der Treppe, doch er ignorierte sie wieder einmal. Das schien das Einzige zu sein, was er wirklich noch gut konnte, aber er nahm sich vor das zu ändern. Das Mädchen würde von nun an seine kälteste Seite kennenlernen! Evil, das bedeutete böse und er würde seinem Namen wieder Ehre machen! Schließlich hatte er ihn auch aus diesem Grund ausgesucht!
Bevor er das Bambi wieder in ihre Kammer ließ, machte er den Raum mit seiner Magie so dreckig und schäbig wie er konnte.
An der Öllampe klebten nun Stimmweben und Schimmel, auf den Nachttisch lag eine Zentimeter dicke Staubschicht, von der Decke tropfte Wasser, das Bett war feucht, morsch und knarzte, es stank, das Fenster ließ sich nicht mehr richtig schließen und auf dem Boden verteilte er Matsch.
Die Kleine lächelte ihn jedoch ungerührt von dem Zustand ihres Zimmer weiter freundlich und warmherzig an. Wie machte sie das bloß?!
"Du bleibst hier drin! Wehe ich sehe dich irgendwo anders, sonst kannst du die Nacht draußen in der Kälte zwischen Schnee und Eis verbringen!" Damit knallte Evil die Tür zu und verschloss die Tür, wider besseren Wissens, hinter sich mit einem magischen Schloss.
Evil stürmte den Flur zu seinem Büro hinunter. Er musste sich endlich wirklich überlegen, wie er das Bambi ein für alle Mal los wurde! Am besten verriet er ihr einfach den Weg, wie man von dieser Seite wieder herauskam oder er setzte sie höchstpersönlich auf der anderen Seite der Nebelwand ab! Das Dumme war nur, dass Evil selbst nicht mehr wusste, wie man auf dieser Seite des Nebels herauskam. Es war zu lange her... Und sein Kopf fühlte sich zudem an, als hätte jemand darin herumgeknetet!
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