Schlaflos 🥛
„Nintendo?" Ich machte kein Geheimnis aus meiner Abneigung und zog eine Augenbraue hoch, um meinem Widerstreben noch mehr Ausdruck zu verleihen. „Komm schon, das wird lustig. Lass uns nicht hängen." Kaoris flehen, es mir noch einmal zu überlegen, ließ mich einlenkend aufseufzen, „Pyjamaparty mit Junkfood und Videospielen? Wir sind doch keine Grundschüler mehr." Ich hatte wirklich keine Lust darauf. Es war immer dasselbe, das Dynamische-Duo, alias Kensuke und Kaori, heckten irgendwelche Pläne aus und ich ließ mich jedesmal von ihnen breitschlagen mitzuziehen. Am Ende jedoch, steckte ich in irgendeiner Scheiße, wie damals der ärger mit den Berichten für den Chef oder neulich.... meine Gedanken schweiften für einen Moment ab. Seit wir uns geküsst hatten und fast miteinander im Bett gelandet wären, waren schon ein paar Tage vergangen. Am nächsten Morgen tat Samu es einfach als Folge des übermäßigen Alkoholkonsums ab und vielleicht war das für ihn auch so, aber für mich....? Ich wusste es nicht, ich konnte einfach nicht sagen, was es mir bedeutet hatte, deswegen wollte ich gerne mit ihm darüber sprechen, aber es schien, als ob er mich seither mied und besonders dieses Thema sofort abblockte.
„Jetzt hab dich nicht so. Es geht ja gar nicht in erster Linie um das Spielen, es wird nur vor den Feiertagen die letzte Gelegenheit für uns alle sein, etwas zusammen zu unternehmen."
Natürlich hatte ich wie immer nachgegeben, so saß ich mit einem Controller in der Hand auf Kensukes Sofa und verteidigte meinen eh schon letzten Platz der Mario Kart Regenbogenstrecke. Beim Überrunden schubste Kaori mich mit ihrem Avatar Prinzessin Peach trotzdem noch vom Rand. Während die eigenartige Schildkröte auf ihrer fliegenden Wolke mich aus dem Abgrund angelte, stellte ich mir die Schüssel mit Popcorn auf den Bauch und pickte immer wieder ein paar raus. „Hitomi! Du musst aufpassen! Fahr! Fahr!" Wurde ich von der Seite angebrüllt. „Wieso? Noch schlechter als letzte kann ich eh nicht werden" gab ich vollkommen ruhig zurück und trudelte ganz gemächlich über die Ziellinie. „Solche Spiele waren noch nie deine Stärke," lachte Osamu, der mit seinem zweiten Platz mehr als zufrieden zu sein schien.
„Ihr meintet es wäre die letzte Gelegenheit vor den Feiertagen, was habt ihr denn geplant?" Fragte ich neugierig in die Runde, wobei sich herausstellte, dass meine beiden Arbeitskollegen jeweils vor hatten, ihre Familien zu besuchen und ich zumindest die Weihnachtstage mit Minoru verbringen würde. „Ich werde Weihnachten wohl zu Hause sein. Tsumu kann dieses Jahr nicht kommen, er muss für ein wichtiges Spiel trainieren weshalb meine Eltern sich entschieden haben kurzfristig in den Urlaub zu fliegen." Sofort wurde es nach Samus Aussage laut, „was? Du bist Weihnachten ganz allein?! Das geht doch nicht, du kannst mit mir nach Osaka kommen, meine Eltern würden sich freuen, wenn ich einen netten Kerl mitbringe." Kam von Kaori und auch Kensuke hatte einen ganz ähnlichen Vorschlag. Allerdings lehnte er beide dankend ab.
Seit einer gefühlten Ewigkeit wälzte ich mich unter lautem quietschen der Luftmatratze auf dem Wohnzimmer Boden herum und fand einfach keinen Schlaf. Kaori lugte über die Sofalehne zu mir herunter, „kannst du nicht schlafen?" Wir hatten zuvor bei einem Spiel die Schlafplätze festgelegt und ich zog dabei natürlich den kürzeren. Ihre Decke raschelte unter ihrer Bewegung, während sie sich auf den Bauch drehte und ihren Oberkörper aufrichtete, um sich besser mit mir zu unterhalten. „Darf ich dich was fragen?" Begann die sonst so stürmische junge Frau zaghaft. „Ist zwischen dir und Samu irgendwas gewesen? Ich weiß auch nicht aber ich finde ihr wirkt distanzierter als sonst. Du musst es mir nicht erzählen wenn du nicht willst aber ich halte mich für deine Freundin und als solche möchte ich das du weißt das ich für dich da bin wenn du jemanden zum Reden brauchst." Ein leises Kichern entfleuchte mir, obwohl ich es mühevoll versucht hatte zurückzuhalten, „dir entgeht auch nichts." Mühsam rollte ich mich von meiner Matratze und setzte mich auf, bevor ich anfing, ihr mein Herz auszuschütten, „neulich nach dem Karaoke, kam es dazu, dass wir uns geküsst haben. Es wurde schnell ziemlich leidenschaftlich und ich bin mir sicher, dass wir sogar miteinander geschlafen hätten, aber bevor irgendwas passieren konnte hat mein Handy geklingelt. Samu meint, es lag am Alkohol und das ich einfach vergessen sollte was da passiert ist. Ich kann mit dieser Situation irgendwie nicht umgehen, ich habe gegenüber Osamu und auch Minoru ein schlechtes Gewissen, weil ich einfach nicht einordnen kann, was das genau zwischen uns war, aber Samu will einfach nicht darüber reden." Sie unterbrach mich nicht, hörte mir einfach nur Aufmerksam zu und begann erst wieder zu sprechen, als sie sich sicher war, dass ich alles gesagt hatte. „Ich glaube tief in dir drinnen hast du Gefühle für Samu und das wird dir mit Sicherheit richtig bewusst werden, wenn das mit der Hochzeit zwischen dir und Minoru ernst wird. Ihr habt noch keinen Termin und deswegen wirkt das alles noch fern und unwirklich, aber der Tag wird kommen an dem sein Vater ihn dazu drängen wird, ein Datum zu nennen und genau in dem Moment wirst du endlich einsehen, dass du einen riesigen Fehler machst."
Es tat gut, mal offen und ehrlich mit jemandem zu reden und es war das erste Mal, dass ich Kaori wirklich als richtige Freundin sah. Sie konnte zwar nerven, aber man konnte sich ebenso auf sie verlassen.
Osamus Sicht
Ich konnte nicht schlafen, dafür, dass Kensuke sich selbst für eine Lady hielt, schnarchte er wie ein waschechter Mann. Aus der Küche holte ich mir ein Glas Wasser und schlich mich, im Wohnzimmer, vorbei an den schlafenden Frauen, zum Balkon, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Die kalte Luft tat gut, ich nahm einen kräftigen Schluck und atmete die eisige Nachtluft tief ein, als sich die Balkontür hinter mir öffnete, „was machst du denn hier? Du holst dir den Tod bei der Kälte." Hitomi trat zu mir heraus und verschränkte direkt fröstelnd die Arme vor der Brust. „Kannst du auch nicht schlafen?" Fragte sie besorgt und rieb sich bei dem Versuch, sich selbst zu wärmen, über die Oberarme. „Nein, Kensuke schnarcht wie ein Holzfäller." Lachte ich und legte den Arm um sie, damit sie nicht mehr so fror, „und du? Ist die Luftmatratze zu unbequem?" Seufzend senkte sie den Blick und ihr Ausdruck wirkte ganz plötzlich so ernst, dass ich unbewusst schluckte. „Ja, das auch, aber eigentlich denke ich ständig darüber nach, was neulich zwischen uns passiert ist." Erschrocken darüber, dass sie schon wieder davon anfing, versuchte ich direkt, sie abzuwimmeln, „bitte hör doch endlich damit auf, ich hab dir doch schon gesagt, dass es da nichts zu reden gibt. Glaub mir, es ist besser, wenn du das einfach vergisst." Ich hatte schon befürchtet, dass sie nicht so schnell locker lassen würde. Stur wie sie war, ritt sie weiter darauf herum, zog mir am Ärmel und durchbohrte mich förmlich mit ihrem fordernden Blick, „was soll das heißen, es ist besser, wenn ich es vergesse? Ich will das aber nicht einfach so vergessen, rede mit mir darüber." Nervös biss ich mir auf die Unterlippe, ich wollte nicht darüber reden denn ich hatte Angst sie könnte die Mauer, die ich jahrelang um meine Gefühle für sie gebaut hatte, zum einsturz bringen und dann würde alles, was ich bisher aufgestaut hatte, einfach aus mir heraus platzen. Mit den Händen nahm ich eine Abwehrhaltung ein, drängte sie ein wenig zurück, „lass es gut sein, ich bitte dich." Ich konnte es in meinem Inneren schon fast bröckeln hören. „Ich gebe erst Ruhe, wenn du mir einen vernünftigen Grund nennst." Es kam mir vor, als würde etwas in mir zerreißen. Ruppig packte ich sie an den Schultern und drängte sie gegen die Wand, „weil wir dann keine Freunde mehr sein können." Herrschte ich sie mit gehobener Stimme an. Ich merkte nicht einmal, wie laut ich geworden war. Erschrocken sah sie mich mit weit aufgerissenen Augen an. Es war nicht zu übersehen, dass ich ihr Angst gemacht hatte, trotzdem zwang sie sich zu einem Lächeln, ganz sanft sprach sie weiter auf mich ein „so ein Unsinn. Wir haben uns doch nur geküsst, warum sollte das unsere Freundschaft gefährden?" Das Fordern war aus ihrer Stimme gewichen, doch es war zu spät. Noch immer hielt ich sie an den Schultern gegen die Wand gedrückt. Mein Kopf neigte sich langsam nach unten während mir das Atmen zusehends schwerer viel, „ich liebe dich"
Alle Anspannung wich aus ihrem Körper, „was hast du gesagt?" Fragte sie ungläubig.
„Ich liebe dich, Hitomi. Ich habe dich schon immer geliebt. Damals in der Schule hat es mich fast zerrissen, aber ich habe es stillschweigend ertragen, weil es mein Bruder war, den du für dich gewählt hast und ich trotzdem in deiner Nähe sein wollte." Sprudelte es weiter aus mir heraus. Ich hob den Blick sah ihr direkt in die noch immer fassungslosen Augen, „aber ich kann dich keinem Mann überlassen, der dich nicht verdient hat." Mein Griff um ihre Schultern lockerte sich, als ich mich ihr näherte und zärtlich meine Lippen auf ihre legte. Sanft ließ ich meine Hand ihren Arm herunter wandern, bis ich ihre erreichte. Vorsichtig streichelte ich über ihre Handfläche und umschloss mit den Fingern ihren Ring, um ihn abzunehmen. Doch sie verkrampfte ihre Hand und wandte sich rasch von mir ab. „Samu..." ihr Atem ging schnell und sie musterte mich mit einem bedauernden Ausdruck. „Schon gut, du musst nichts sagen. Ich verstehe schon. Du bist nicht bereit, seinen Ring gegen meine Hand zu tauschen." Ich seufzte und fuhr mir mit der Hand durch die Haare, „tut mir leid" ich ließ sie auf dem Balkon stehen und ging rein. Im Wohnzimmer saßen Kaori und Kensuke, die mich neugierig musterten. Verletzt wich ich ihren Blicken aus, „sorry, ich fahr nach Hause", schnell hatte ich meine Sachen eingesammelt. Bevor ich die Tür öffnete, hörte ich noch Hitomi, die überhastet wieder in die Wohnung stolperte, „Samu!" Ich ignorierte sie, denn ihr Korb brach mir erneut das Herz. Ich wollte einfach nur weg.
Ich lebe noch! Es tut mir furchtbar leid, ich weiß ich habe was das Schreiben angeht in letzter Zeit ziemlich geschludert, aber ich könnte mich einfach nicht dazu aufraffen, mich hinzusetzen und produktiv zu sein. Ich habe einfach nur noch auf meinen Osterurlaub hingearbeitet, das war mein einziger Lichtblick, bei dem ich mir fest vorgenommen hatte, einiges was liegen geblieben war, wie das Schreiben, endlich aufzuarbeiten. Dann war endlich der Urlaub zum Greifen nah und das Schicksal verpasste mir einen Dämpfer in Form einer fetten Grippe. Bin auch immer noch nicht wieder ganz fit, aber ich habe mich trotzdem sehr mit diesem Kapitel abgemüht. Zwei Tage habe ich jetzt hier dran herumgedoktert und obwohl ich eigentlich ja bereits wusste, was ich schreiben wollte, fiel es mir unheimlich schwer, überhaupt wieder in den Schreibfluss hineinzufinden.
Meine lieben ich hoffe ihr könnt mir meine selbst gegebene kleine Pause verzeihen, ich werde mich anstrengen wieder ein bisschen aktiver zu werden. Schließlich möchte ich doch auch meine Happy Ends schreiben. 😊❤️
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