die richtige Wahl ❤️
Wegen des ungeplanten Besuches von Atsumu, hatte ich ganz vergessen mein Handy wie geplant wieder einzuschalten, was ich erst ein paar Tage später nachholte. Wie erwartet hatte ich unzählige Anrufe und Nachrichten von Kaori und Kensuke, was mir ein leichtes Lächeln entlockte. Nie hätte ich gedacht, dass mir die beiden so sehr ans Herz wachsen würden. Auch Minorus Eltern hinterließen einige Versuche, mich zu erreichen. Von ihm selbst, lediglich ein Anruf am Abend, wo ich verschwand. Vermutlich hatte sein Vater ihn sogar noch dazu gedrängt, doch das war mir egal. Ich wählte den Kontakt meiner Arbeitskollegin und hielt mir den Hörer ans Ohr. Nach nur einem Freizeichen hob sie ab und faltete mich direkt zusammen, „Hitomi, du blöde Kuh! Was fällt dir ein einfach ohne ein Wort zu verschwinden? Ich war krank vor Sorge! Wo bist du?" Es tat so gut ihre Stimme zu hören, „Tut mir leid, es ist einiges passiert und ich werde auch noch ein wenig Zeit brauchen. Bis zu Chefs Geburtstag habe ich sowieso noch frei, wir sehen uns dort und dann werde ich dir alles erzählen. Kannst du solange noch warten?" Kaori schwieg einen Moment, bevor sie, „sicher...aber dir geht es auch wirklich gut, oder?" Murmelte. Leise kicherte ich, „ja, es ist alles in Ordnung, mach dir bitte keine Sorgen." Ich konnte ihren schweren Seufzer hören, erleichtert sprach sie weiter, „ist gut, ich werde warten ...und dann will ich alles wissen. Bis ins kleinste Detail!" Prustend lachte ich drauf los, so kannte ich sie verständnisvoll und neugierig. Bevor ich auflegte, sagte ich etwas, das ich schon seit langer Zeit zu keiner Freundin mehr gesagt hatte, „ich hab dich lieb."
Kurz darauf führte ich mit Kensuke ein ähnliches Telefonat und sagte auch ihm am Schluss, was er mir bedeutet. Im Gegensatz zu ihr, fing er allerdings an zu heulen wie ein Schlosshund, sodass ich ihn erstmal noch eine gute Viertelstunde beruhigen musste, bevor wir auflegen.
Es war vielleicht nicht ganz fair von mir, ausgerechnet die Feier von Minorus Vater auszuwählen, um die Verlobung zu lösen, aber dort hatte ich sie alle versammelt und ich befürchte, dass ich danach sowieso nicht mehr in der Firma tätig sein durfte, also war es im Grunde egal. Tsumu hatte beschlossen, noch ein paar Tage zu bleiben, nahm sich aber aus Rücksicht auf uns ein Hotelzimmer. Zu dritt begrüßten wir das neue Jahr und ehe ich mich versah, kam auch schon der Tag, an dem ich mich endgültig von meinem vorherigen, unbefriedigenden Leben trennen wollte.
Obwohl ich nicht vorhatte, lange zu bleiben, zog ich das Kleid an, das ich mit den anderen zusammen kaufte. Ich gab mich nach außen hin ruhig, doch ich spürte die Anspannung tief in mir und mein Herz flatterte bereits vor Nervosität, als ich mir im Bad die Haare machte. Die Tür hinter mir öffnete sich und ich warf einen Blick in den Spiegel, der Osamu in einem schicken Anzug zeigte. „Was hast du vor?" Frage ich und ahnte die Antwort schon. „Ich werde dich natürlich begleiten." Gab er zurück und küsste meine freie Schulter, „glaubst du, ich lass dich in so einem schwierigen Moment allein?" Sanft legte er seine Arme um mich und schmiegte sich an meinen Rücken. Ich lehnte mich in seine Umarmung und genoss seine Nähe. Samu an meiner Seite zu wissen, beruhigte mich.
Am Arm meines Geliebten traf ich im Hotel ein, in dem die Feier stattfand. Kaum beraten wir das Foyer, hatte Kaori uns schon erblickt. Ihre Augen, sowie ihr Mund öffneten sich weit vor Verzückung und sie zog wild an Kensukes Jacket, der sich neben ihr mit einem unverschämt attraktiven jungen Mann unterhielt. Auch er blickte nun in unsere Richtung und ich glaubte, sein freudiges Quieken bis hin zu uns hören zu können. Ein wenig beschämt über die Reaktion unserer Freunde winkte ich verlegen und sah mich suchend um. Am Buffet entdecke ich Minoru, der, wie es nicht anders zu erwarten war, von einer ganzen Schar
aufgebrezelter Mädchen umworben wurde. „Entschuldigst du mich für einen Moment?" Fragte ich, an Osamu gerichtet und löste mich von ihm. Mit einem ermutigenden Lächeln begab er sich zu meinen Arbeitskollegen, die sich sofort wie die Hyänen auf ihn stürzten, um ihn ins Kreuzverhör zu nehmen. Schmunzelnd warf ich ihm einen bedauernden Blick hinterher, bevor ich tief durchatmen und mich zwischen die gackernden Weiber schob. Minoru musterte mich empört, „du hast ja Nerven, hier aufzutauchen. Wenn du glaubst, dass ich dich noch heirate, nachdem du mich Heiligabend so vor meinen Eltern blamiert hast, kannst du dir das abschminken. Selbst wenn du auf Knien vor mir rutscht..." Mit erhobener Hand signalisierte ich ihm, dass er nicht weiter zu reden brauchte. „Ich bin nur hier um dir und deiner Familie zu sagen, dass ich weder jetzt, noch irgendwann, vorhabe deine Frau zu werden." Eine der blond gefärbten Damen legte den Arm um meinen Ex- Verlobten, „Naja, Minoru wollte dich sowieso nie wirklich. Er hat dich nur genommen, um seinen Eltern ein braves Mädchen zu präsentieren." Kicherte sie gehässig und küsste seinen Hals, auf dem ein Abdruck ihres pinken Lippenstiftes zurückblieb, „jetzt kannst du endlich mich heiraten, wie du es versprochen hast." Säuselte sie ihm zu und schmiegte sich mit ihrem üppig gefüllten Dekolleté an ihn. Zufrieden lächelte ich in die Gruppe, „tut euch keinen Zwang an. Von mir aus könnt ihr euch wegen ihm die Köpfe einschlagen. Aber glaubt mir, er ist es nicht wert." Den letzten Satz hätte ich mir sparen sollen, denn eine seiner Verehrerinnen schüttete mir ihren Sekt ins Gesicht. Während ich tropfend von dem klebenden Getränk einfach nur da stand, lachten Minoru und sein Gefolge mich aus. Unsicher ob ich darüber wütend oder traurig sein sollte, wischte ich mir mit dem Handrücken über das nasse Gesicht. Ehe ich zu einem Entschluss kam, welche Reaktion am angebrachtesten sei, schoss Kaori an mir vorbei und ging mit einer gewaltigen Backpfeife auf die Sekt-Attentäterin los, „was machst du mit meiner Freundin?" Mit zornigem Blick bedachte sie Minoru, dem sein Lachen im Hals stecken blieb, „du bist das letzte. Du hast eine Frau wie Hitomi überhaupt nicht verdient." Kensuke reichte mir ein Taschentuch, um mich damit zu trocknen, „toller Auftritt Schätzchen." Flüsterte er mir zu und gab mir einen Klaps auf den Hintern, „aber steh grade, damit zeigst du diesem Ekel und seiner Schlampenarmee, dass du dir deine Würde behältst." Fügte er noch zwinkernd hinzu. Osamu krempelte seine Ärmel hoch. Lächelnd gab er mir einen Kuss auf die Stirn, „tut mir leid, ich weiß ich habe versprochen, mich zurückzuhalten, aber..." mit einer zügigen Bewegung, wandte er sich um und schlug Minoru die Faust ins Gesicht, der wegen dem heftigen Aufprall gegen den Buffettisch taumelte, beim Versuch sich zu halten die Bowleschüssel herunter riss und während des Sturzes den gesamten Inhalt über seinem Kopf entleerte. „Was ist denn hier los, um Himmels Willen?!" Eine wütende Stimme beendete das Szenario. Augenblicklich verbeugte ich mich tief, als der ältere Herr auf uns zu kam und sich argwöhnisch unter den Beteiligten umsah. „Es tut mir leid. Ich hatte nicht vor, ihre Feier zu ruinieren. Ich werde auch nicht lange bleiben, denn ich bin nur hergekommen, um ihnen mitzuteilen, dass ich ihren Sohn nicht heiraten kann." Ich nahm Samus Hand, drückte sie ganz fest und richtete mich dann auf, um dem Firmenpräsidenten in die Augen zu sehen, „mit Minoru könnte ich niemals glücklich werden, aber ich habe jemanden gefunden....nein ich habe nach langer Zeit endlich begriffen, wem mein Herz gehört." Ein gerührtes, „Ohhhh...." Von Kaori durchbrach das Schweigen nach meiner Rede. Seufzend lächelte mein ehemaliger Schwiegervater mich an und klopfte mir auf die Schulter, „ich bin wirklich enttäuscht, ich hatte mir eine so wundervolle Frau wie dich für meinen vertrottelten Sohn gewünscht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich selbst immer gedacht, dass du zu schade für ihn bist. Wenn der junge Mann dich glücklich macht, werde ich dir nicht im Weg stehen." Verächtlich schnalzte Minoru mit der Zunge, „du bist dümmer als ich dachte, wenn du einen erstklassigen Mann wie mich, wegen eines einfachen Imbissbuden Besitzers verschmähst." Die Wutader auf Samus Stirn pulsierend, doch er hielt sich zurück, zerquetschte stattdessen fast meine Hand und richtete sich an den älteren, „Mir tut es auch leid, dass ich ihren Sohn geschlagen habe und für den entstanden schaden werde ich selbstverständlich aufkommen." Lachend winkte er ab, „schon gut. Er hat es nicht anders verdient." Sagte er und schlug seinem Sohn selbst die flache Hand vor den Hinterkopf, „ich glaube, wir müssen uns zu Hause mal über Manieren unterhalten."
„Übrigens Kaori, hast du vor, noch lange zu bleiben? Weißt du Samu hat momentan familiären Besuch und er würde dich gerne kennenlernen, nachdem ich ihm nur Gutes von dir erzählt habe." Sagte ich ihr schmunzelnd, was ihre Augen zum Leuchten brachte, „sag nicht, Atsumu ist in der Stadt?" Lächelnd bejahte ich ihre Frage. Schneller als wir selbst, war sie zum Aufbruch bereit und auch Kensuke und seine neue Flamme schlossen sich uns an. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg, um die Party zu verlassen, als Minorus Eltern noch einmal an uns herantreten, „Hitomi, ich möchte, dass du weißt, dass all dies keinen Einfluss auf deine Stelle in der Firma hat. Du kannst wie gewohnt weiterhin für uns arbeiten, es wäre eine Schande, so gute Angestellte wie dich zu verlieren." Dankbar lächelte ich, „das ist wirklich großzügig ..." Samu drückte meine Hand und führte den Satz an meiner Stelle fort. „...aber sie wird das Angebot nicht annehmen können. Es war schon früher unser Traum, einen gemeinsamen Imbiss zu führen, deswegen ist mein Onigiri Miya, mit Hitomis Einverständnis, von heute an ein Familienunternehmen." Verkündete er und verschlug mir damit die Sprache. „War das jetzt ein indirekter Heiratsantrag?" Tuschelten die drei Klatschtanten, was Osamu erröten ließ, „was...nein ...so meinte ich das nicht...also, natürlich würde ich sie sofort heiraten, wenn sie will..."
...
Osamus Sicht
Es war mal wieder einer dieser Montage, an denen wir im Laden kaum Zeit fanden, um Luft zu holen. Ich nutzte den kurzen Moment, bevor der nächste Ansturm eintraf, um einen Blick auf die junge Frau zu werfen, die gedankenverloren an ihrem Ehering spielte. Lächelnd legte ich die Arme um sie und küsste sanft ihre Schläfe, „träumst du?"
Sie erwiderte meine liebevolle Geste und nickte, „ja, ich habe darüber nachgedacht, dass ich glücklicher gar nicht sein könnte." Bevor ich etwas erwidern konnte, flog die Tür auf und ein kleiner Wirbelwind kam unter lautem Radau herein gebraust. Kaori, hetzte atemlos hinter ihm her, „tut mir leid, ich habe wirklich versucht, ihn aufzuhalten, aber er wollte euch unbedingt besuchen." Japste sie und ließ sich entkräftet an einen der Tische sinken. Grinsend ging ich vor dem kleinen Rabauken in die Hocke und setzte ihm meine Kappe auf, die ihm bis über die Augen rutschte, „wie sieht es aus mein Großer, hilfst du der Mama und dem Papa heute?" Das erfreute, „jaaaa" ließ keinen Zweifel offen. Hitomi trat neben uns und hob ihn auf den Tresen, um ihm die Mütze noch einmal abzunehmen. Behutsam streichelte sie ihm über die Haare und setzte sie verkehrt herum wieder auf, damit er zumindest etwas sehen konnte. „Ausnahmsweise, aber nur, wenn du beim nächsten Mal lieb bist und darauf hörst, was Kaori sagt." Wild nickend sprang er aufgeregt wieder herunter und eilte auf seine Aufpasserin zu. Er schlang die Arme um sie und drückte sie fest, „ich hab dich lieb Tante Kaori." Das Gesicht der angesprochenen heiterte sich sogleich auf, sie presste seinen kleinen Körper an ihre Brust, „awww, ich hab dich auch lieb, Teru."
Unser kleiner Sohn hockte mit baumelnden Beinen auf einem Barhocker hinter dem Tresen. Die alte Stammkundin kam herein und bedachte den Jungen mit einem freundlichen Lächeln. „Guten Tag junger Mann, nimmst du heute meine Bestellung entgegen?" Voller Stolz nickte er eifrig, „Hmhm." „Dann sag deinem Papa, dass ich gerne einen seiner leckeren Lachs-Onigiri hätte." Er drehte sich um, zeigte mit dem Finger auf die Frau und rief in voller Lautstärke, „Papa! Die Oma möchte einen Lachs-Onigiri!" Ich musste ein wenig darüber schmunzeln. Von Hitomi, die sich peinlich berührt entschuldigte, erhielt er allerdings direkt eine Rüge, „Teru, du kannst Frau Tachibana doch nicht einfach Oma nennen." Die alte Dame winkte lachend ab, „ach was, er hat doch Recht. Ich bin schließlich schon eine Oma." Sie lehnte sich zu ihm vor und kramte einen Lutscher aus ihrer Handtasche, „und wer so fleißig arbeitet wie du, hat sich auch etwas Süßes von Oma Tachibana verdient." Begeistert nahm er das Geschenk an, um es mir voller Freude zu präsentieren. „Oh, das ist aber nett von der Frau. Hast du dich auch ordentlich bedankt?"
Kaum hatte die Kundin den Laden wieder verlassen, kam kurz darauf auch schon das nächste bekannte Gesicht hereingeschneit. „Heeey, wenn das nicht mein kleiner Kumpel ist." Rief Kensuke und hob den lachenden Jungen über seinen Kopf, „steht unser Lego Turm noch?" Fragte er und Teru begann aufgeregt zu erzählen, „ja und ich hab ihn mit Papa zusammen sogar noch höher gebaut." Kensuke hörte dem Geplapper meines Sohnes wachsam zu. Als er fertig war, ging unser Freund begeistert darauf ein. „Wow, den musst du mir nächstes Mal unbedingt zeigen."
Als der Kleine schon wieder etwas Neues entdeckte, dem von da seine gesamte Aufmerksamkeit galt, gesellte sich Kensuke zu Kaori, „na, wie geht es deinem Liebsten?" Verärgert verzog sie schnaubend das Gesicht, „hör mir bloß mit dem auf." Seit wir sie mit Tsumu bekannt gemacht hatten, war es ein ständiges Auf und Ab mit den beiden. Nur weil sie sich heute trennten, gab es keine Garantie dafür, dass sie nicht morgen schon wieder ein Herz und eine Seele waren. Auch Kensuke war seit einiger Zeit in einer festen Beziehung und schwebte nach wie vor auf Wolke sieben wie am ersten Tag.
Kurz vor Feierabend, saß Hitomi in der Ecke auf einem Stuhl und wiegte unseren völlig übermüdeten Sohn, auf ihrem Schoß, in den Schlaf. Sanft streichelte sie über seinen Kopf und summte dabei eine leise Melodie. Dicht an seine Mama gekuschelt, schaute er sich immer wieder mit halb offenen Augen um, damit er bloß nichts verpasste, doch schnell übermannte ihn die Müdigkeit. „Schläft er?" Fragte ich leise und nahm ihr Teru vorsichtig ab, um ihn nicht zu wecken. Mit unserem Kind auf dem Arm und meiner über alles geliebten Ehefrau an der Hand sah ich mich zufrieden um, „Ich liebe euch"
Hitomis (deine) Sicht
Ich lächelte Osamu an und lehnte mich im Gehen leicht gegen ihn, „ich liebe euch auch." Gab ich zurück. Wie wir als glückliche Familie so durch den Abend spazierten, kam mir der Gedanke, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben endlich die richtige Wahl getroffen hatte.
Ende....?
Ja, dies ist tatsächlich der Abschluss dieser Geschichte und ich hoffe, dass sie euch ebenso gefallen hat wie mir. Da ich persönlich diese Story als eine meiner liebsten ansehe, war ich furchtbar traurig über das Ende und habe mir deshalb überlegt, noch ein paar weitere Kapitel hinzuzufügen, in denen ich noch einmal zurück in die Schulzeit gehe und eine etwas andere Version schreibe ...nämlich was wäre wenn...sie nie mit Atsumu zusammen gekommen wäre? Da ich Kaori und Kensuke als Sidekick gern mochte, werde ich die beiden in der, was wäre wenn... Fortsetzung einfach als Klassenkameraden mit einbauen. Deswegen hoffe ich, ihr bleibt auch weiterhin dran 😊
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