Trauer
Harry fühlte sich als hätte man ihm eine Bratpfanne auf den Kopf gehauen. Hinter sich hörte er ein Schluchzen, das eindeutig von Molly kam.
„Das Herz des Babys schlägt leider nicht mehr", erklärte die Heilerin. Harry spürte, wie seine Augen brannten und sofort schlang Hermine, die ebenfalls aufgestanden war ihre Arme um ihn und versuchte ihm Halt zu geben.
„Was ist mit meiner Frau?", war das einzige, was Harry rausbrachte.
„Ihrer Frau geht es den Umständen entsprechend gut. Sie wünscht sich, dass Sie reinkommen. Ich weiß es ist schwer für Sie, aber Ihre Frau braucht jetzt Ihre Unterstützung. Versuchen Sie sie ein bisschen zu beruhigen, da es sonst ihr nicht gut tut"
Harry nickte einfach nur und folgte der Heilerin. Ehe er das Zimmer betrat drehte er sich nochmal um. Hermine und Molly konnten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und die Weasley-Männer blickten alle betroffen irgendwohin. Harry atmete einmal tief durch und betrat das Zimmer. Ginny lag auf einem Bett, ihr Gesicht war tränenüberströmt. Er ging direkt auf seine Frau zu und nahm sie, so gut es ging in seine Arme. Er hielt sie einfach nur fest, während sie in seinen Armen schluchzte. Niemand sagte ein Wort oder bewegte sich. Beide wussten nicht, wie lange genau sie einfach in den Armen des jeweils anderen lagen, denn jegliches Zeitgefühl war verschwunden. Ihre Familie und auch die Heiler gaben ihnen die Zeit, die sie brauchten, um diesen Schmerz zu verarbeiten. Auch wenn jeder wusste, dass diese Lücke immer bleiben würde.
Zwei Tage später konnte Ginny wieder das St Mungos verlassen, also machte sich Harry mit James zusammen auf den Weg sie abzuholen. Harry hatte sich erstmal für unbestimmte Zeit frei genommen, da er auf James aufpassen musste, während Ginny im Krankenhaus war und weil er sie auf keinen Fall auch später allein lassen wollte. Sie verbrachten den Tag ganz unspektakulär zu Hause und Harry und Ginny redeten nicht sehr viel miteinander. Der Schmerz saß einfach immer noch zu tief. Am Abend nachdem sie James ins Bett gelegt hatten, machten sie sich auch schon fertig und gingen in ihr Schlafzimmer. Als Ginny sich ins Bett legte, ließ sie sich von Harry in seine Arme ziehen.
„Harry?", sagte sie mit leiser Stimme.
„Ja, Gin?"
„Ich weiß es ist schwer, aber ich möchte nicht, dass wir jeweils mit dem Schmerz alleine leben und, dass jeder das mit sich ausmacht. Ich will nicht einfach ignorieren was passiert ist und mich so sehr in die Arbeit stürzen, damit ich nicht daran denken muss. Ich möchte darüber reden, denn wenn wir das nicht tun, dann wird dieses Ereignis immer zwischen uns stehen. Und das tut uns und unserer Ehe nicht gut", sagte sie und schmiegte sich noch enger an die Brust ihres Mannes.
„Du hast recht. Ich weiß nur einfach nicht, was ich sagen soll. Wir haben ein Kind verloren. Klar wir kannten es nicht, es war nicht geplant und du warst noch nicht so weit in der Schwangerschaft, aber trotzdem habe ich es geliebt und ich liebe es immer noch"
„Warum haben wir unser kleines unschuldiges Baby verloren? Warum wir Harry? Mussten wir in den letzten Jahren nicht schon genug Leid ertragen? Hätte das Baby vielleicht überlebt, wenn es gewollt gewesen wäre? Dabei haben wir es doch so sehr geliebt", fragte Ginny und konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Ich weiß es nicht Gin", flüsterte Harry und streichelte ihr über den Bauch, denn er war das einzige, was wenigstens ein bisschen noch an eine Schwangerschaft erinnerte. Er war schon während der Schwangerschaft nicht groß und in den letzten zwei Tagen auch schon zurückgegangen, aber wenn man genau hinschaute, konnte man noch was erkennen. „Was ich weiß ist, dass unser kleiner Engel da oben immer auf uns und unsere Familie Acht geben wird"
Ginny schniefte. „Du hast recht. Er wird immer bei uns sein. Irgendwie. Jetzt ist er bei deinen Eltern und sie werden auf ihn Acht geben"
Auch Harry lief jetzt eine Träne die Wange runter. Daran hatte er noch gar nicht gedacht, doch Ginny hatte Recht. Ihr kleiner Engel war jetzt bei Harrys Eltern.
„Und wie soll es jetzt weitergehen? Ich weiß es ist schwer das jetzt zu sagen, aber wir können nicht ewig trauern. Das Leben muss weiter gehen", sagte sie nach einer kurzen Stille.
„Ich weiß es, um ehrlich zu sein nicht. Ich werde so lange zu Hause bleiben wie du willst", erwiderte Harry. „Was hast du dir vorgestellt?"
„Vielleicht mag es jetzt doof oder unsensibel klingen, aber in den letzten beiden Tagen, wo ich im Mungos war und vor Langeweile und Trauer fast gestorben bin, habe ich mir schon ein paar Gedanken gemacht. Ich möchte irgendwann wieder Quidditch spielen. Ich werde aber noch ein paar Monate warten, bis zur nächsten Saison dauert es ja noch ein bisschen. Quidditch spielen war ja vor der Schwangerschaft schon mein Wunsch und jetzt geht es ja wieder", sagte Ginny und wirkte dabei, obwohl es ihr eigentlicher Wunsch war, unglücklich.
„Ich glaube, dass das eine gute Idee ist"
„Und was bedeutet dieses Ereignis jetzt für unseren Kinderwunsch"
„Keine Ahnung. Du spielst jetzt erstmal wieder Quidditch und wir passen auf, dass nichts passiert. Wie ich dir schon vor ein paar Monaten gesagt habe, wir haben Zeit. Und nur weil sowas jetzt passiert ist, heißt es nicht, dass sowas nochmal passiert", erwiderte Harry.
„Du hast recht. Wir lassen es einfach auf uns zukommen", war das letzte, was Ginny sagte, bevor sie einschlief.
Ich entschuldige mich dafür, falls irgendwas hier im Kapitel bezüglich einer Fehlgeburt nicht stimmt. Glücklicherweise habe ich sowas im näheren Umfeld nicht mitbekommen und ich hoffe, dass es bei euch auch nicht der Fall ist. Wie ihr vielleicht gemerkt habt, bin ich auch nicht allzu genau auf das Thema eingegangen, da ich wie gesagt nicht weiß, wie genau so etwas abläuft oder auch wie genau man als Eltern reagieren würde. Ich kann mir selbst gar nicht vorstellen, wie schlimm es sein muss sein ungeborenes Kind zu verlieren. Es ist denke ich ein sehr heikles Thema, aber dadurch wollte ich auch klar stellen, dass selbst Harry und Ginny nachdem der ganze Krieg vorbei war, nicht immer nur positive Momente in ihrem Leben hatten und alles glatt gelaufen ist.
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.
- Laura
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