Chapter 1| ~Welcome To Burlesque~
~I was just a small town singer, but he seemed to be interested in me~
Selma/Alabama 1934
Der Club sah von draußen nicht sehr vielversprechend aus, doch das Innere überzeugte Kol Mikaelson. Die Fassade war alt und das Schild, welches auf den Club verwies, zierlos.
Drinnen jedoch sah es ganz anders aus. Der große Saal wurde von getönten Lampen in ein schummriges Licht getaucht, auf der Bühne, die von hellen Lichtern erstrahlt wurde, verbog sich ein Akrobat zu langsamen Jazz-Tönen.
Der elegant gekleidete Mikaelson-Bruder nahm seinen Hut ab und ging zu dem Empfang, an dem ein stark geschminkter Mann stand. Sein hageres Gesicht war mit weißer Schminke bedeckt und die Augen hatte er mit Farbe umrandet. "Guten Abend, Sir."grüßte er ihn höflich, den Blick auf die Gästeliste werfend, er kannte dieses Gesicht nicht. "Ich bin mit Mr Geoffrey verabredet."sprach der dunkelhaarige Mann mit einem altenglischen Akzent. "Mr Mikaelson, ah. Der Herr wartet schon auf Sie. Kelly!"rief der Mann, der eine blaue Fliege trug, und eine dunkelhäutige Frau kam auf beide zu. Sie trug ein knappes Kleid aus einem schwarzen, schimmernden Stoff. Sie war ebenfalls stark geschminkt und trug ein verführerisches Lächeln auf den glänzenden Lippen. "Wenn Sie mir folgen würden."lud sie ihn mit rauer Stimme ein. "Natürlich doch."antwortete er kokett und genoss ihre dargebotenen Vorzüge sichtlich, als er ihr folgte.
Der Saal war in 2 Hälften aufgeteilt, an der Bühne befanden sich eng beieinander stehende Rundtische, diese befanden sich zwar auch in dem Teil, der eine Stufe höhengelegen war, doch dort standen die Tische weiter auseinander, den Gästen mehr Privatsphäre lassend.
Zu gern wäre er dort unten bei den Menschen an der Bühne, die sichtlich Spaß hatten. Sie rauchten und lachten. Hier oben waren eigentlich nur Geschäftsmänner, die in Gespräche über Zahlungen vertieft waren. Oh, er wäre so gern bei dem feiernden Volk da unten.
"Hier wären wir." Die Frau schenkte ihm noch ein freundliches Lächeln, ihre Augen fixierten ihn mit einem Blick, der ihm mehr versprechen sollte. Doch Mr Geoffrey unterbrach den Moment, er war ein rundlicher Mann, der mit seinen patschigen Händen fest Kol's Hand umschloss,
"Klaus Mikaelson, eine Freude Sie kennenzulernen." "Ich muss sie enttäuschen",unterbrach er ihn mit einem unechten Lächeln,"mein Name ist Kol Mikaelson. Mein werter Bruder ist leider verhindert."erklärte er bitter und dachte dabei, wie besagter Bruder ihn einfach hergeschickt hatte, weil er zu faul gewesen war.
"Ihr Bruder verpasst etwas, die Show ist exquisit."begann der Mann zu erzählen, ein feuriges Funkeln in den Augen. "Die Sängerin wird Sie umhauen."lachte er schallend, seine geröteten Apfelwangen schienen noch mehr zu glühen. Wie er seinen Bruder hasste, der Geschäftsmann widerte ihn jetzt schon an.
"Aber kommen wir zum Geschäft." Beide ließen sich auf die mit Samt gepolsterten Stühle nieder. Der blonde Mann, seine Haare waren wie an seinen Kopf geklebt und glänzten fettig im Kerzenschein, er legte seine aufgequollenen Hände auf die weiße Tischdecke und sah den großbewachsenen Mann gegenüber von sich erwartungsvoll an. "Ich hatte mir Sie nicht so jung vorgestellt."gab er zu, bemüht das Eis zu brechen, die arrogante Distanz, die Kol aufbaute, war bemerkbar.
"Ich seh jünger aus, als ich bin."entgegnete Kol süffisant, die Wahrheit, welche sich hinter diesen Worten verbarg, bemerkte der Geschäftsmann nicht.
"Erzählen Sie doch, was führt Sie in unsere schöne Stadt?" Kol musterte den Mann, der einen sauberen, hellen Anzug trug und an dessen knubbeligen Fingern ein Ehering glitzerte. Bevor der braunhaarige Mann antworten konnte, ertönten Posaunen und Trompeten und der dunkelrote Samtvorhang, der die halbkreisförmige Bühne umgab, öffnete sich zu den Seiten.
Es war stockfinster in dem Saal, doch dank seiner übernatürlichen Sehkraft sah er mehr als nur schwarze Silhouetten, die auf schlichten Holzstühlen hockten. Jeweils einen Ellbogen auf die nackten Knie gestützt und die andere Hand am Stuhl, um sich festzuhalten.
Ihre knappen, an erotische Nachtwäsche erinnernden Kostüme versprachen gute Unterhaltung, der Urvampir lehnte sich gelassen und mit einem erwartungsfreudigen Schmunzeln zurück.
Mit dem Aufflackern der Lichter setzte auch die Musik ein, langsame Klavierklänge mit Akzenten der Bläser.
Auf der Bühne wurden stark -aber keinesfalls übertrieben- geschminkte Mädchen beleuchtet. Sie bildeten auf ihren Stühlen ein Dreieck, an der Spitze ein Mädchen mit wilden, blonden Locken und zarter, heller Haut, die einen verführerischen Ausdruck in den schimmernd blauen Augen hatte.
"Ladys and Gentlemen, allow me to introduce you to a world far beyond everything you have ever seen." Ihre Stimme hallte verrucht und rau durch den Saal.
Im nächsten Moment schwangen die Tänzer eins ihrer langen Beine über die Stuhllehne und schafften es bemerkenswert leichtfertig auf den kleinen Sitzflächen zu bleiben.
"Behind these doors is a world you'll never forget." Mr Geoffrey hatte recht, sie hatte eine beachtliche Stimme, von einer Kraft, die man ihr bei ihrem zarten Körperbau gar nicht zutrauen würde. Kol's Augen hafteten an ihr, als sie anmutig von ihrem Stuhl stieg, sich im Takt der Musik -die nun deutlich schneller war-wiegte, die Arme nach oben reckte und die Hüften kreisen ließ. Aus der Menge war jubelndes Gegröle zu hören, als die attraktive Tänzerinnen nach vorne stolzierten und sich zur Seite neigten, die Hände über ihre Oberschenkel fahren ließen und verführerisch die Hüften von links nach rechts schwangen.
Trotz all der körperlichen Anstrengung behielt ihre Stimme ihre Kraft bei und mehr und mehr faszinierte dieses Mädchen den Vampir.
"This is not whoring. It's burlesque, oh it is burlesque."kam über ihre roten Lippen, es erinnerte ihn an die Farbe von Blut. Er hörte die Herzen der Tänzerinnen vor Anstrengung schneller schlagen.
"Yeah, it's burlesque."endete sie mit einer Hand triumphierend in die Höhe gereckt und der anderen in die Seite gestemmt, sie blickte zur Decke, als die Musik endete und donnernder Applaus ertönte.
"Hab ich es Ihnen nicht gesagt?"hakte Mr Geoffrey verzückt nach, seine Wangen glühten.
"Sie ist beachtenswert."formulierte Kol nach einer kalkulierten Pause und ließ dabei nichts davon in seine Worte fließen, die sehr kühl klangen, wie beachtenswert er sie fand.
Sein Blick wanderte wieder zur Bühne, die Vorhänge schlossen sich wieder, doch er sah noch das strahlende Lächeln auf ihrem Gesicht und das Funkeln in ihren Augen.
"Ich muss zugeben, erst habe ich gedacht, es wäre nur eine neue Form der Hurerei."riss die kratzige Stimme des Geschäftsmannes Kol aus seinen Gedanken und er wandte ihm mit finstrer Miene das Gesicht zu. "Aber es ist anders, unterhaltsam und die Mädchen, sehr zum Leidwesen einiger Junggesellen",lachte er heiser,"machen sich nicht die Mühe auf ihre Anmachen einzugehen und ignorieren sie geflissentlich. Dieses Burlesque kommt aus Italien, nicht?" "Frankreich."stöhnte Kol über dessen Stumpfheit.
"Wie auch immer, es ist modern." Der Vampir vergrub das Gesicht hinter seiner Hand und bereitete sich mental auf die nächsten Stunden vor.
"Ich warte auf euch."rief die blonde Tänzerin und offensichtlicher Star der Show in den Raum hinter sich. "Bist du schon fertig?"fragte ein kahlköpfiger Mann in seinen mittleren Jahren, der neben den Vorrichtungen für die schweren Vorhänge stand. "Ja."grinste sie und der Mann schüttelte nur den Kopf. "Deine Arbeitszeit will ich haben." "Machst du nicht den Showplan für diesen Monat."konterte sie mit einem herausfordernden Schmunzeln und ging an ihm vorbei.
Kol entdeckte die attraktive Tänzerin, die hinter der Bühne hervorkam. Auch abseits der Bühne schien sie eine 'moderne' Frau zu sein. Sie trug einen der neumodischen Hosenanzüge. Ihrer war in einem zartrosa, was ihren Augen schmeichelte. Er lag eng an ihrem Oberkörper und die fallenden Hosenbeine schummelten ihre Beine länger. Ihre lockige Löwenmähne hatte sie geglättet und trug sie nach hinten gebunden. Ohne die dunkle Schminke sah sie noch jünger und unschuldig aus.
"Mr Geoffrey, ich danke Ihnen für den Abend und werde mich nun verabschieden."beeilte sich der Vampir zu sagen und stand aus seinem Stuhl auf.
"Es war mir eine Freude. Richten Sie Ihrem Bruder aus, dass wir im Geschäft sind." Seine plumpe Hand schloss sich um die filigranere von Kol und schüttelte sie fest. Er schenkte dem Bruder seines eigentlichen Geschäftspartner ein zufriedenes Lächeln, der andere brachte nur ein erzwungenes zustande.
"Komm doch rüber, dann bist du nicht so allein!"rief eine erheiterte Männerstimme ihr zu. Sie rollte mit den Augen und nippte an ihrem Wasser.
"Guten Abend, Darlin'. Ich bin Kol." Die hübsche Blondine wandte der vor Selbstbewusstsein strotzenden Stimme langsam ihr Gesicht zu. Es klang nicht wie eine plumpe Anmache, der Mann war sich sicher, dass sie ihm Aufmerksamkeit schenken würde.
"Ich nehme an, ich soll dir meinen Namen sagen?"entgegnete sie kokett und ein süßes Lächeln umspielte ihre rosigen Lippen, während sie überlgte ob sie dem Fremden ihren Namen nennen sollte, schließlich war er attraktiv und sein schiefes Lächeln gefiel ihr.
Der dunkelhaarige Fremde hatte die Hände verschränkt, den einen Arm auf den dunklen Holztresen gestützt und lehnte lässig dagegen.Seine wachsamen Augen lagen auf der schönen Blondine, die gerade geistesabwesend eine ihrer goldenen Haarsträhnen um ihren FInger zwirbelte.
"Ich könnte dich natürlich auch weiter Darlin' nennen oder ich suche einfach in der Zeitung nach einem Artikel über die fantastische Sängerin in dem Burlesque-Club."komplimentierte er mit einem altenglischen Akzent. Daraufhin stieg ihr die Röte in die sonnengebräunten Wangen und sie sah hastig weg.
"Sie werden keinen finden, Mister."sagte sie förmlich und sah ihn wieder an. Er hob irritiert die Brauen.
"Burlesque ist kontrovers."erklärte sie mit einem Hauch von Missfallen darüber.
"Ich könnte mich durchfragen."überlegte er laut, nicht willens locker zu lassen. Sie lachte. "Addyson."antwortete sie schließlich. Ein triumphierendes Schmunzeln umspielte seines Lippen. "Addyson."wiederholte er und öffnete die Hände, wobei ihr Blick auf einen achteckigen Silberring mit einem eingefassten Lapislazuli fiel. Ihr freundlicher, zum Flirten aufgelegter Gesichtsausdruck wich einem verabscheuenden. Kol bemerkte ihren Wandel kritisch. "Was?"hakte er nach.
"Schau auf deinen Tageslichtring und dann auf die Titelseite der Zeitung!"zischte Addyson und stand energisch von ihrem Stuhl auf. Er musste nicht auf den Artikel sehen, der von brutalen Tierangriffen auf Einheimische berichtete, er wusste darüber mehr als die Reporter.
"Hey-",er setzte nach vorn und griff nach ihrem Arm, wütend sah sie ihn an,"und was, wenn ich dir beweise, dass ich das nicht bin?"wollte er mit einem gewinnenden Lächeln wissen.
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