(21) Hermine
Nachdem Ron seine Predigt beendet hatte, in der er Malfoy erläutet hatte, dass ihn niemand mag oder gar vermissen würde, herrschte erstmal unangenehme Stille.
Ein bisschen tat er mir schon leid.
Doch ich verwarf diesen abscheulichen Gedanken mit sofortiger Wirkung wieder und studierte dafür ganz genau Malfoy's Reaktion auf das eben genannte.
Er starrte ins Leere.
Eine Weile behielt er noch tapfer seine altbekannte Malfoy-Fassade auf, bis ihn die Emotionen schließlich zu überrollen schienen und sich, zu meinem Schock, plötzlich Tränen in den sonst so kühlen, grauen Augen bildeten.
Malfoy schien tief in Gedanken versunken zu sein.
Ich schwankte zwischen leichtem Mitleid und Frohheit darüber, dass wir ihn so runterbekommen hatten, dass er jetzt sogar vor uns heulte.
Doch konnte man auf so etwas wirklich stolz sein?
Nicht wirklich, wie ich fand.
Doch ich entschied mich letztendlich diese Erfahrung neutral aufzunehmen und zeigte keinerlei Emotion.
In diesem Moment murmelte Malfoy etwas beinahe unverständliches.
Doch ich hatte es trotzdem verstanden:
"Wie du willst"
Er schien ebenfalls so schockiert darüber wie wir, dass ihm das rausgerutscht war.
Wie meinte er das?
Wollte er etwa verschwinden?!
Und wenn ja, wohin?
Ich meine...rein rechtlich war es ja nicht erlaubt, einfach nicht zur Schule zu gehen und wieder nach Hause zu verschwinden.
Auch wenn ich seinem abscheulichen Vater es schon zutrauen würde, diese Regel zu brechen, weil sein verwöhnter Sohn es wollte.
Doch spätestens wenn das Ministerium davon erfahren und bei den Malfoys auftauchen würde, müsste er ja eigentlich zurückkommen.
Während meiner Überlegungen merkte ich nur am Rande, wie die beiden Jungs an meiner Seite lauthals zu lachen anfingen.
Ich wollte nicht mitlachen.
Malfoy wurde schon genug gedemütigt und ich spürte, dass Ron eben eine durchsichtige Grenze überschritten hatte.
In diesem Moment drehte sich Malfoy um und rannte davon.
Verwunderlich.
Für seine Üblichkeit legte er immer noch einen stolzen Abgang ab.
Noch nie hatte ich ihn von einem Gespräch Hals über Kopf wegrennen sehen.
Ich wollte wissen, wohin er lief.
Ich wusste selbst nicht, was dieses Gefühl in mir auslöste, doch ich wollte ihm unbedingt folgen.
"Ich gehe kurz auf Toilette", gab ich den Jungs bescheid und ging erst unauffällig in normalen Tempo, bis ich um die nächste Ecke bog und die Jungs mich nicht mehr sehen konnte.
Dann rannte ich ebenfalls.
Da der Gang lang war konnte ich am Ende noch einen weißen Haarschopf erkennen, der um die nächste Abbiegung bog.
Ich beschleunigte mein Tempo noch etwas, bis ich ihn schließlich fast erreichte.
Ein paar Meter ließ ich noch zwischen uns, damit er mich nicht entdeckte.
Zielstrebig lief der blonde Junge auf die steile Treppe zum Astronomieturm zu.
Ich folgte ihm.
Er lief schnell die Stufen nach oben und ich tat es ihm gleich.
Oben angekommen stieß uns auch schon der kräftige Wind entgegen.
Während ich mich fester in meine Schrickjacke wickelte, schien es Malfoy nichts auszumachen.
Ich zog verunsichert meine Stirn Kraus, als ich hörte, wie er leise und immer lauter werdend schluchzte.
Er legte seine rechte Hand auf das Geländer und schaute nach unten.
Er wollte doch nicht etwa...!?
Zu meinem allergrößten Schock stellte sich mein eigentlich meistgehasster Feind auf die Zehenspitzen und stellte einen Fuß auf die Brüstung des hohen Turms.
Er war gerade dabei, vollständig hoch zuklettern, als ich mich endlich aus meiner Schockstarre reißen konnte.
"Tu es nicht.", sagte ich mit fester Stimme.
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