7.
Endlich waren wir in der Stadt angekommen. Der Bus war hoffnungslos überfüllt gewesen, so dass die Luft warm und stickig gewesen war. Ich war froh endlich wieder frische Luft atmen zu können. Lynn quietschte vor Glück und eilte vorneweg. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Sie trug Higheels und war trotzdem schneller als ich mit meinen Turnschuhen. Wie machte sie das? "Lyyyynnn! Warte doch!", rief ich ihr weniger begeistert hinterher. Meine beste Freundin blieb stehen und sah mich entsetzt an: "Zeig doch mal ein Lächeln! Und ein bisschen mehr Motivation... So kann ich nicht mit dir shoppen." "Ich will doch auch gar nicht mit dir shoppen", murmelte ich leise, woraufhin Lynn mir einen bösen Blick zu warf. Das konnte sie niemals gehört haben. Meine Freundin schnappte sich meinen Arm und zog mich in Richtung einer kleinen Boutique namens 'Bonbon'. Welcher den Laden zugegebenermaßen sympathisch wirken ließ. Ich stöhnte, ließ mich dann aber mehr oder weniger bereitwillig mitziehen. Das kleine Geschäft besaß Charme und wenn ich öfter shoppen gehen würde, dann wäre das mein Lieblingsgeschäft. Es war kühl hier drin und ein süßlicher Duft lag in der Luft. Augenblicklich schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht.
"Guten Tag, wie kann ich euch behilflich sein?", ich zuckte leicht zusammen, als eine relativ junge Frau auf uns zu kam und uns ansprach. Sie lächelte noch immer und als sie von uns beiden keine Antwort bekam - Lynn war damit beschäftigt sich umzusehen, und ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte - redete sie einfach weiter: "Ich bin Tara und mir gehört die Boutique. Wir haben die neuesten Trends hier vorne und eine Secondhand-Abteilung hinten. Wisst ihr schon, was ihr sucht?". Sie deutete in die beiden Richtungen und sah uns fragend an. Ich blickte mich um.
Dann wurde mit bewusst, dass ich vielleicht auch mal antworten musste. Also schenkte ich Tara ein warmes Lächeln, denn irgendwie fühlte ich mich in ihrer Gegenwart wohl: "Ich bin Livianna, aber Liv reicht, und das ist meine beste Freundin Lynn". Tara wollte gerade etwas erwidern, als Lynn scherzhaft hinzufügte: "Aber Lynn reicht". Tara lachte los und fragte dann: "Was sucht ihr denn?". "Also ich habe hier schon einen Bikini gefunden und suche noch ein Kleid", Lynn hielt stolz einen wunderschönen schwarzen Bikini in die Luft, "Aber Liv braucht noch beides...". Tara nickt und musterte mich eine Weile lang. Dann fragte sie mich nach meinen Größen und ich zuckte überfordert mit den Schultern. Ich probierte die Sachen immer an... Weil Tara mich verwirrt ansah, sagte ich: "L oder M glaube ich". Ich wurde in eine Umkleidekabine geschoben und bekam den Befehl: "Ausziehen!". Also tat ich, was wir gesagt worden war.
Plötzlich kam Lynn hinein, hielt mir einen Bikini hin und meinte: "Anziehen!". Ich nahm den Bikini in die Hand und betrachtete ihn näher. Er war rot und von Calvin Klein. Ich zog ihn an. Er betonte meine sportliche Figur, welche ich mir hart erarbeitet hatte. Was mir allerdings nicht viel brachte, weil sowieso niemand meinen Körper in dieser Form zusehen bekam. Okay, die Party war eine Ausnahme.
"Komm mal raus!", Taras Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte ein letztes Mal in den Spiegel. Ich fand, dass ich mich sehen lassen konnte, also zog ich schwungvoll den Vorhang auf. Lynn lächelte stolz: "Das ist meine beste Freundin: hübsch und selbstbewusst. Wenn du dieses Selbstbewusstsein immer zeigen könntest, dann wäre es allerdings noch besser." "Der Bikini steht dir, jetzt brauchen wir nur noch ein Kleid. Ich hab da schon eine Idee", Tara warf mir noch einen letzten Blick zu und ging dann in den hinteren Raum. Wenig später kam sie mit einem roten Kleid zurück, welches perfekt zu meinem Bikini passte. "Hier das Kleid ist von der Tochter einer Freundin von mir. Sie passt leider nicht mehr hinein", mit diesen Worten reichte sie mir das Kleid und ich zog es schnell drüber. Es passte mir perfekt. Schnell zog ich die Sachen aus und meine anderen Sachen wieder an. Lynn hatte in der Zwischenzeit auch noch ein Kleid gefunden, also bezahlten wir und gingen nach Hause. Das war definitiv genug Shopping für einen Tag.
Die Zeit vergingen schneller als gedacht und früher, als ich eigentlich dafür bereit war, stand ich vor Liams Haustür. Er wohnte in - was für ein Wunder - einer riesigen Villa. Es wurde gemunkelt, dass seine Eltern gerade auf Geschäftsreise waren. Ein Mädchen, welches ich im ersten Moment nicht kannte, öffnete mir die Tür und ließ mich herein. Ohne mich weiter umzusehen, weil es mich in diesem Moment einfach nicht interessierte, lief ich in die Richtung aus der ein Stimmengewirr kam. Die ganze Gruppe war schon versammelt, alle schienen nur noch auf mich zu warten. Und ich? Ich wartete auf eine blöde Bemerkung von Liam, welche erstaulicherweise nicht kam. Stattdessen lächelte er mich warm an und deutete auf den Platz neben sich. Was war denn mit dem los? Misstrauisch setzte ich mich. "Wir haben schon angefangen. Ich hoffe, das ist für dich in Ordnung?", fragte Liam. Ich nickte nur leicht. Ein Junge aus unserer Gruppe meldete sich zu Wort: "Ich weiß, was die anderen machen!". Das war schon einmal überaus positiv. "Und ich habe schon genaue Ideen, was wir machen können!", verkündete Liam. Überrascht sah ich ihn an, aber er zuckte nur mit den Schultern. Dann trug er seine Ideen vor. Ich war ehrlich überrascht. Positiv überrascht. Er hatte wirklich gute Ideen. Und ich hatte - zugegebenermaßen - gar keine. Allerdings waren wir uns am Ende alle einig, wofür wir uns entschieden. Und dann stürzten wir uns in die Planung. Und ich war mir vollkommen sicher: Dieses Projekt würde ein Erfolg werden.
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