6.
"Weißt du Lynn, gegen dich zu verlieren ist nicht schlimm. Und eigentlich ist das hier ja auch kein Kampf, sondern ein Projekt das uns zusammenschweißen soll", ich flunkerte und Lynn wusste das. Plötzlich wurden ihre Augen größer und ihr Lächeln war so siegessicher, als wüsste sie etwas, dass ich nicht weiß. Plötzlich spürte ich eine Gänsehaut meinen Rücken entlanglaufen. Ich wusste was sie wusste, noch bevor ich eine Bestätigung bekam.
Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Ohr, dann vernahm ich seine Stimme. Sie war so dunkel, wie meine Lieblingsschokolade: "Na, an deinem Kampfgeist müssen wir aber noch arbeiten. Ich habe nämlich nicht vor zu verlieren." Die ganze Situation war verkorkst. Ich atmete seinen Duft ein; er roch nach Luft, Wald, Freiheit. Ich fühlte mich wohl, mochte es, dass er so nah bei mir stand. Und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, ihn von mir stoßen zu müssen. Er stand viel zu nah hinter mir. Ich spürte seinen Körper an meinem Rücken. Instinktiv wollte ich einen Schritt nach vorne treten, aber da stand Lynn. Mein Gehirn fühlte ich eingeengt, mein Bauch wollte, dass ich mich an Liam schmiegte. Was dachte ich denn da nur? Ich musste etwas erwidern, sonst denkt er noch, ich wäre ihm verfallen: "Hat jemand die Klospülung gezogen, oder warum blubberst du so? Ich versteh dich nämlich akustisch wirklich ganz schlecht." Ich drehte mich um 180°, so dass wir jetzt fast Nase an Nase standen. Dann legte ich meine Hände auf seine Brust, eigentlich um ihn wegzustoßen. Aber es fühlte sich so gut an. Fuck! Er schien meine leichte Verunsicherung zu bemerken, denn er fragte, ohne auf meine vorherige Erwiderung einzugehen: "Willst du mich etwa küssen? Tzzz, das ist nur für besondere Menschen reserviert." Die Überheblichkeit in seiner Stimme war kaum zu überhören. Es war mir extrem peinlich und ich wusste, dass meine Wangen schon zartrosa waren. Es half mir in gewisser Weise, meinen Verstand wieder zu finden, denn jetzt konnte ich ihn endlich schubsen, sodass er ein paar Schritte nach hinten lief. Endlich hatte ich freie Bahn. Ich zischte Liam noch ein "Arsch" zu, dann ging ich. Er rief mir noch hinterher: "Weißt du etwa nicht mehr, was du sagen sollst?". Meine Wangen wurden noch roter, zum Glück konnte er es nicht sehen. Schnell rannte ich aus dem Schulgebäude.
Ich hörte Schritte hinter mir, aber blieb nicht stehen: "Liv! Liv, warte!". Ich wurde immer langsamer und blieb schließlich stehen, bis meine beste Freundin mich eingeholt hatte. Lynn hakte sich bei mir unter und ich spürte, dass ich mich auf ein Verhör gefasst machen konnte: "Was ging denn bei euch gerade ab? Und was hast du ihm bitte für einen Konterspruch an den Kopf geworfen, hmm? Wo hast du den aufgeschnappt?". Ihre erste Frage ignorierte ich erstmal geflissentlich. Aber die anderen konnte ich ja beantworten: "Hat er dir nicht gefallen? Ist aus dem Internet." "Doch Liam gefällt mir ausgesprochen gut und dir?". "Hmmm... Was?", ich sah Lynn geschockt an, "Wie kommst du denn jetzt darauf?". Meine beste Freundin zuckte mit den Schultern: "Du hast mich doch gerade gefragt, ob er mir gefallen hat." "Der Konter Lynn, nicht Liam." Ich boxte sie in den Arm und gemeinsam liefen wir nach Hause. Glücklicherweise hatten wir schon Schluss, denn nochmal in die Schule zu gehen, dass hätte ich ganz sicher nicht verkraftet.
Diesmal gingen wir statt zu mir zu Lynn, denn ihre Eltern waren nicht Zuhause. Wir schmissen uns auf ihr weiches Doppelbett und Lynn drehte sich zu mir: "So, jetzt nochmal zu Liam zurück... ." "Och nööö, bitte nicht!", ich sah meine beste Freundin flehend an, "Das kannst du mir doch nicht antun!". Wiedereinmal setzte Lynn ihr siegessicheres Grinsen auf und ich wusste, dass hierbei nichts gutes herauskommen würde. "Es würde eventuell eine Möglichkeit für dich geben, um um diese ganze Sache drumherum zu kommen. Allerdings wird es dir nicht gefallen", Lynn stockte kurz, "Am Freitag findet eine Party statt... ." "Nein Lynn, wirklich nicht. Du weißt, dass ich solche Partys nicht ausstehen kann." "Aber Liams Vater ist doch reich, es gehen Gerüchte herum, dass Sie eine riesen Villa und sogar einen Pool haben! Ich möchte da unbedingt hin Liv, bitte komm mit! So ganz alleine macht es gar kein Spaß und außerdem würde dir ein bisschen Entspannter auch mal wieder gut tun", Lynn schaute mich bettelnd an. "Moment, was?! Die Party findet bei Liam statt? Dann komme ich auf keinen Fall mit!", ich schüttelte vehement den Kopf. Plötzlich vibrierte mein Handy.
Gruppenprojekt Gegensätze (blaues Profilbild) +49 538 4042809 ~ Samstag, 13:00Uhr bei mir zum Brainstorming für unser Projekt, danach Party
Villaweg 9 Darunter befanden sich jede Mengen 'Daumen hoch'-Smileys.
Lynn sah mich neugierig an, dann schnappte sie mir mein Handy aus den Händen. "Ouuh, also ist die Poolparty doch gebongt!", rief sie erfreut. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich da hingehe, oder?". "Livi, auf das Projekt gibt es eine Bewertung! Das sind wichtige Punkte, sowas lässt du dir doch nicht entgehen. Außerdem möchtest du Charlett doch nicht gewinnen lassen, oder?", meine Freundin kannte mich eben doch am besten. Ich zog eine Schnute: "Na gut...". "Du weißt, was das bedeutet?!", Lynn grinste breit. Ich stieß ein genervtes Stöhnen aus. "Shoppiiing!".
Ich ging schnell nach Hause, um mich noch einmal umzuziehen. Ich musste einfach aus diesen Sachen heraus, denn sie erinnerten mich an meine letzte Begegnung mit Liam. Außerdem hatte ich das Gefühl, sein unverwechselbarer Duft würde an dem Kleid kleben. Es war, als könnte ich ihn riechen. Als würde er wieder genau hinter mir stehen, wie vorhin. Also zog ich mir schnell ein weißes T-Shirt an, auf welchem "Carpe diem" stand. Meine Haare steckte ich zu einem Dutt hoch. Dazu kombinierte ich schwarze Shorts und ebenfalls schwarze Sandaletten mit Absatz. Eigentlich mochte ich Absatzschuhe nicht besonders, aber heute war mir irgendwie danach. Ich verabschiedete mich von meiner Mom, mein Dad war noch arbeiten. Dann zog ich die Haustür hinter mir ins Schloss. Lynn wartete schon auf mich. "Nun komm endlich! Ich freu mich so, es ist schon sooo lange her, dass wir gemeinsam shoppen waren!", sie übertrieb. Das letzte Mal war erst einen Monat her... Wir hätten auch einfach etwas aus unseren Schränken anziehen können. Aber wenn es ihr Spaß machte, dann wollte ich mal nicht so sein. Dafür konnte ich die nächste Shoppingtour dann so lange hinhalten, bis ich wirklich wieder etwas brauchte.
Zweites Kapitel für heute! Na, wie hat es euch gefallen?
Jetzt kann ich für die Lesenacht vorschreiben;)
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