Kapitel 027
"Harry, soll ich Sophie morgen in den Kindergarten bringen? Hilft dir das irgendwie bei der Tagesplanung?", fragte Louis zögerlich und rutsche etwas unruhig auf dem Stuhl herum.
"Ohhh Lou soll mich fahren", lachte Sophie und klatschte zufrieden in ihre Hände. Ich musste etwas grinsen und stapelte unser gebrauchtes Geschirr. "Da hörst du es", lachte ich. "Jetzt hast du gar keine andere Wahl. Aus der Nummer kommst du jetzt nicht mehr raus."
Anstatt etwas zu sagen lächelte Louis nur zufrieden und half mir dann das Geschirr in die Spülmaschine zu sortieren. "Papa kann ich wieder fernsehen?" Kurz schweifte mein Blick zur Uhr, doch es war schon relativ spät für meine Tochter, weswegen ich es ablehnte.
"Morgen wieder, du solltest dich fürs Bett fertig machen", erwiderte ich stattdessen, woraufhin sie mich nicht gerade begeistert ansah. "Papa, bitteeeee." Doch ich schüttelte meinen Kopf und hielt ihrem Betteln diesmal stand. Manchmal konnte ich ihren großen grünen Augen einfach nicht widerstehen.
"Nein, geh schon mal hoch und zieh dir deinen Schlafanzug an", sagte ich zu ihr, als ich sie vom Stuhl hob und ihr einen Kuss auf die Locken gab. Sophie schien nicht zufrieden zu sein, aber sie versuche es nicht weiter und ging hoch.
"Wollen wir uns noch was hinsetzen oder musst du früh raus?" - "Wir können uns gerne noch was hinsetzen. Willst du einen Tee?"
"Harry... Du hast mir meine Frage nicht richtig beantwortet..." Überrascht sah ich ihn an, da er plötzlich ziemlich streng klang und seine Stimme mindestens eine Oktave tiefer war.
"Ich muss früh raus", nuschelte ich leise und hoffte einfach, dass Louis aus heiterem Himmel keine Antwort mehr auf seine Frage haben wollte. Ich konnte doch jetzt nicht einfach ins Bett und- Auch wenn wir gemeinsam in einem Bett schlafen werden... Ich wollte im wachen Zustand mehr von ihm...
"Harry..." Louis verschränkte seine Arme und sah mich ernst an. "Ich muss um drei aufstehen", erwiderte ich und sah ihm in seine blauen Augen. "Um d-drei? Und wir stehen noch hier?!"
Ich rollte mit meinen Augen und nickte leicht. "Ich komme sonst auch gut mit wenig Schlaf aus..." Ich wollte doch nur noch etwas seiner Anwesenheit genießen...
"Du kommst doch nicht mit wenig Schlaf aus. Lottie hat-" Direkt verstummte er und sah mich mit großen Augen an. Bevor ich überhaupt nachfragen konnte was Charlotte ihm so alles erzählt hatte, sprach er einfach weiter. "Was machst du denn dann alles so früh?"
Überrascht sah ich ihn an und räusperte mich leicht. "Ich bereite alles für Sophie vor und trinke dann einen Kaffee an der frischen Luft. Dann werde ich richtig wach und fit für die anstehende Schicht." Doch bevor ich noch was sagen konnte, meldete sich meine Tochter.
"Papa? Fertig!", brüllte Sophie von oben, weswegen ich Louis entschuldigend ansah. "Warte- Hast du noch ein frisches Handtuch für mich? Dann kann ich auch schon schnell ins Bad."
Ich nickte und gab ihm oben aus der Kommode im Flur ein frisches Handtuch. "Du kannst dich auch gerne einmal komplett umsehen", schlug ich ihm lächelnd vor und ging dann zu Sophie ins Zimmer. Hoffentlich hatte er das mit dem früh Schlafengehen gleich wieder vergessen.
Diesmal dauerte es mit der Gute-Nacht-Geschichte etwas länger, da Sophie ziemlich zappelig war und meine Hoffnung das Louis noch was Wachbleiben wollte schwand von Sekunde zu Sekunde mehr. "Kirschblüte, was ist denn los?" - "Lou ist hier", kicherte sie und sah mich gebannt an.
"Küsst ihr euch wieder?"
Etwas perplex sah ich meine Tochter an, lachte dann und stupste sie an ihrer Stirn zurück. "Warum so neugierig?" - "Du bist glücklicher." Mehr sagte sie nicht, sondern kuschelte sich unter die Decke zurück und zeigte auf das Märchenbuch.
Es dauerte noch einen Moment, bis sie tatsächlich kurz davor war einzuschlafen. Als es soweit war gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn und beobachtete sie noch ein paar Minuten von der Tür aus.
Das sie ebenfalls merkte, wie glücklicher ich war...
Immerhin würde ich heute nicht wieder allein einschlafen... Ich hatte das Gefühl, dass allein diese Tatsache das Haus weniger einsam erschienen ließ. Wenn Sophie schlief war es hier schließlich unglaublich leise und kalt...
Nachdem ich mich im Bad fertig gemacht hatte ging ich ins Schlafzimmer und lächelte, als ich Louis entdeckte, welcher unsicher neben dem Bett stand und sein Kissen an die Brust drückte.
"Auf welcher Seite schläfst du immer? Ich wollte mich nicht einfach hinlegen", gestand er leise und sah mich gebannt an. Hatte er jetzt die ganze Zeit so gewartet?
"Ich schlafe meist links, aber du hättest dich auch einfach hinlegen können. Du sollst dich schließlich wohl fühlen", lächelte ich und fragte ihn noch ob es in Ordnung sei das Fenster leicht zu öffnen.
Louis bejahte es leise, weswegen ich es einen Spalt öffnete und anschließend die Rollläden hinunterließ.
"Also schlafe ich rechts?"
"Du kannst auch gerne links schlafen... Lou leg dich einfach ins Bett", grinste ich und stockte dann. "Oder fühlst du dich nicht wohl?" Plötzlich wurde mir ganz komisch und Nervosität breitete sich in meinem Bauch aus.
"D-Doch schon, aber-" Louis schluckte hörbar und versuchte seine roten Wangen hinter dem Kissen in seinen Armen zu verstecken. "W-Wir schlafen nur, oder?"
Mit großen Augen sah ich ihn überrascht an und nickte dann schnell. War das seine Sorge?
"Wir schlafen nur, wenn du magst behalte ich auch meine Hände bei mir", versicherte ich ihm und schlüpfte als erstes ins Bett, da Louis immer noch unschlüssig danebenstand. Doch sobald ich die Decke über meine Beine gezogen hatte und das Licht losch, krabbelte er dazu und kuschelte sich ebenfalls ein.
"Es ist alles nur so neu", flüsterte in die Dunkelheit hinein und ich spürte, wie er noch etwas herumrutschte. "Louis? Ich würde auch nicht das erste Mal mit dir schlafen, wenn Sophie nur wenige Meter entfernt schläft."
Auf einmal spürte ich, wie Louis unter der Decke nach meiner Hand tastete und ein leises 'Oh' von sich hab. Direkt umschloss ich sie fest, als unsere Finger sich berührten. "Fühlst du dich denn wirklich wohl? Bitte sag mir, wenn dir etwas zu viel wird oder ich zu aufdringlich." Ich musst es einfach nochmal aussprechen. Kurz atmete ich durch, führte seine Hand zu meinen Lippen und küsste seinen Handrücken.
"Ich weiß das ich vor ein paar Wochen gesagt habe, dass ich bei manchen Entscheidungen Zeit brauche oder noch etwas Abstand benötige... Aber... in deiner Nähe... Ich- Ich kann mich einfach nicht zurückhalten. Ich fühle mich so frei und- Hier ist es wieder warm. Heute war der erste Tag seit- "
Ich brach ab und schluckte.
"Ich mag es hier", wisperte Louis. Es raschelte als er sich auf die Seite drehte und sich mit seinen Händen an meinem Arm festhielt. "Es ist- Es ist nur etwas ungewohnt, dass du so offen bist und einen mit deiner Liebe überschüttest, aber- Ich mag es Harry. Und- Ich weiß nicht ob es zu früh ist, aber irgendwie... Denkst du es gibt Seelenverwandte?", setzte er fort und klang auf einmal so frei.
Ob es daran lag, dass wir uns gerade nicht wirklich sehen konnten? War er deswegen vielleicht nicht so schüchtern?
"Seelenverwandte?", fragte ich dann erschrocken.
Gab es sowas?
Waren wir sowas?
Naja... Es fühlte sich irgendwie alles richtig an. Allein das wir jetzt schon hier so lagen als wären wir schon länger zusammen...
"J-Ja... Seelenverwandte."
"Also ist das hier in Ordnung?", fragte ich leise und drehte mich zu ihm. "Was meinst du?" Ich tastete mit meiner Hand nach seiner Wange, fand mit meinem Daumen seine Lippen und begann ihn zu küssen.
Louis legte seine Hände an meine Brust und erwiderte den Kuss für einen Moment, bis er mich leicht wegdrückte. "Hast du nicht gesagt wir schlafen nur?" - "Mhm, stimmt", brummte ich und lachte dann leise.
Verband aber unsere Lippen wieder miteinander und lächelte leicht in den Kuss, als Louis sich nicht löste. Während wir uns küssten kam es dann irgendwie dazu, dass er auf meiner Hüfte saß, sich an meiner nackten Brust abstütze und ich ihm meine Zunge zwischen die Lippen schob.
Im Schlafzimmer wurde es gefühlt immer wärmer und als Louis auch noch über meinen Schritt rutschte konnte ich mir ein Keuchen nicht verkneifen. Direkt stoppte er und auch wenn ich nur seine Umrisse sehen konnte, wusste ich das er gerade knallrot anlief.
"Entschuldige", hauchte ich gegen seine Lippen und drehte uns so, dass er unter mir lag. Jedoch ließ ich mich schnell neben ihm in die Kissen sinken und rückte mit meiner Hüfte etwas nach hinten. Das er trotz meiner leichten Erektion so ruhig blieb...
Ich musste etwas grinsen und strich über seine Brust. "Alles okay?", wisperte ich und lauschte seiner Atmung. "J-Ja, denke...". Es blieb eine Weile still, bis sein 'Du bist so anders' die Stille durchbrach.
"Wie meinst du das?", fragte ich nach und strich weiter über seine Brust. Langsam kühlte ich etwas ab, allerdings wusste ich nicht, wo ich mein Shirt hingeworfen hatte, weswegen ich die Decke etwas höher zog.
"Du bist so rücksichtsvoll", flüsterte er und kurz darauf kuschelte er sich zurückhaltend an mich heran. "Weil ich dich und deine Entscheidungen respektiere", erwiderte ich und strich mit meinen Fingerspitzen über seine Seite.
"Das mag ich so an dir..." Louis' Stimme wurde immer schläfriger. "Ich- Ich stehe mit dir auf", wisperte er leise.
"Was?"
"Na wenn du zur Arbeit musst", erwiderte er, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. "Louis... Ich muss um 3 Uhr aufstehen."
"Ja... Nimm es mir nicht übel, aber ich trinke dann nur Tee mit dir zusammen. Dann kann ich mich nochmal hinlegen."
Der Mann war doch einfach nur unglaublich. William wäre niemals so früh für mich aufgestanden.
"Du... Du musst das nicht", versuchte ich noch ihm das auszureden, aber anscheinend war es ein Ding der Unmöglichkeit, denn er schüttelte seinen Kopf und nuschelte etwas, was ich diesmal nicht verstehen konnte.
Ich dachte er würde noch etwas sagen, aber seine Atmung wurde immer regelmäßiger. Für einen Moment lauschte ich ihm noch, bis ich dann selbst in den Schlaf fand.
Nur wenige Stunden später wurden wir beide von dem Wecker geweckt. Im Gegensatz zu Louis hatte ich aber absolut keine Lust aufzustehen. "Harry... Du musst aufwachen", hörte ich ihn immer wieder flüstern.
Ich brummte jedoch nur und wollte mich wieder umdrehen. Es war gerade so gemütlich. In Louis Nähe schlief ich einfach am besten und ich wollte das gerade um keinen Preis aufgeben.
"Soll ich alles vorbereiten und du machst dann nur deinen Kaffee?" Direkt setzte ich mich auf und blinzelte mehrmals. Das Licht der Nachttischlampe brennte etwas in meinen Augen. "So weit kommt es noch", nuschelte ich verschlafen und blinzelte ihn an.
"Warum bist du schon so wach?" Louis zuckte mit seinen Schultern und lächelte mich an. "Frühaufsteher. Ich hab kein Problem aufzustehen, wenn es noch dunkel ist", grinste er dann und wuschelte sich durch die Haare.
Er war doch einfach nur unglaublich.
Tatsächlich schaffte ich es nach ein paar Minuten aus dem Bett und ging ins kleine Bad unten, da Louis oben war. Irgendwie... Nicht das ich mich zu schnell daran gewöhnte, dass er mit mir aufstand.
Aber vielleicht war es auch nur die Euphorie in den ersten Wochen einer frischen Beziehung. Vermutlich würde er relativ schnell einknicken und dann nur noch liegen bleiben wollen.
Schließlich musste er ja auch arbeiten und auch wenn er Frühaufsteher war zerrte sowas früher oder später unglaublich an den Nerven. Als Louis zu mir in die Küche kam, bereiteten wir alles gemeinsam vor und als ich meinen Kaffee und er seinen Tee trank, standen wir dick eingepackt auf der Terrasse.
"Louis?"
"Ja?" Gebannt sah er mich an und zog seine Augenbrauen erwartungsvoll hoch. "Danke das du mit mir aufgestanden bist, das bedeutet mir viel."
Er kicherte leise und drückte seine Nase an meine Schulter. Allein bei der Geste schlug mein Herz für einen Moment schneller.
"S-So habe ich auch mehr Zeit mit dir."
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11/04/2021
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