[A/N: Es tut mir leid xD (nein, tut es nicht :P) Am Video könnt ihr vielleicht erkennen, wer hier seinen Auftritt hat. Wie versprochen. Und JA. Ich update jetzt schon wieder so fix. Ich hoffe, das stört niemanden ;)]

Es vergeht ein Jahr, bevor ich anfange, bei ihr im Laden zu arbeiten. Zunächst ist es seltsam, doch sie kann Hilfe gebrauchen, und wenn ich ohnehin dort bin, kann ich mich auch nützlich machen.

»Du musst mir nicht helfen!«, betont sie immer wieder, woraufhin sie nur einen Kuss auf die Wange bekommt.

Die Wahrheit ist, dass es mir Spaß macht. Und wenn nur wenig los ist, kann ich lernen. Es ist der perfekte Beruf, für den ich nicht viel bezahlt bekomme. Aber dadurch, dass ich keine Miete mehr bezahle, reicht es. Vollkommen.

»Oh nein«, raune ich am Vortag unseres Einjährigen Zusammenkommen und stelle grinsend einige Tassen auf der Theke ab. »Der Hutmacher ist wieder da.«

Ich liebe ihre Angewohnheit, den Stammgästen Spitznamen zu geben. Ich weiß, dass sie mich wochenlang »coffeetogo« nannte, was ein ziemlich humaner Name ist. Aber LilaHut und Elfenbein tun mir fast schon wieder leid.

Aber nur fast.

Hutmacher ist ein jüngerer Mann, vielleicht Anfang Zwanzig, mit abstehenden roten Locken. Auch wenn er keinerlei Ähnlichkeit mit Johnny Depps Inkarnation des berühmten Hutmacher aus »Alice im Wunderland« besitzt, so überzeugt seine skurrile Art sofort. Und zeigt auch, wieso Kassy ihm diesen Namen verpasste.

»Tee«, ruft er über die Theke, viel zu laut in der Stille. »Und einen Cranberry-Applepie-Strudel.«

»So etwas haben wir nicht«, entgegnet Kassy und sieht mich kurz aus den Augenwinkeln an. Ich sehe ihren Mund zucken und grinse.

»Aber es war am verregneten Mittdonnerstag, als sie mir mit safrangelben Untertellern den Strudel servierten.«

Die meiste Zeit über versteht niemand, wovon Hutmacher spricht. Und oftmals gibt er sich mit drei Tassen Tee zufrieden und verschwindet dann wieder. Heute jedoch hält er einen Vortrag über die Teeindustrie und rezitiert gleichzeitig Shakespeare. Ich mag ihn.

»Er ist ... seltsam«, sagt Kassy nach Schichtende und zieht sich ihren Schal an. Wir wollen an den Fluss zum Museumsuferfest. Auch wenn sie Menschenmassen hasst.

»Aber gleichzeitig cool!« Ich grinse. »Hast du eigentlich schon eine Alice gefunden?«

Einen langen Moment lang sieht sie mich bewegungslos an, dann schüttelt sie grinsend den Kopf. »Du hast echt keine Ahnung, oder?«

»Ahnung wovon?«, frage ich nichtsahnend und als sie auf die Zehenspitzen steigt, um mich auf die Nasenspitze zu küssen, werde ich rot. Etwas, das mir erst selten passiert ist. In Kassys Gegenwart aber ständig.

»Du bist meine Alice. Du hast mir den Weg ins Wunderland gezeigt.«

Und ausnahmsweise habe ich nichts zu erwidern.