Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

#11

Krisensitzungen sahen in meiner Familie schon immer gleich aus. Wir setzten uns alle zusammen, hatten Unmengen an Junk Food vor uns liegen und ignorierten das eigentliche Thema bis es fast zu spät dafür war. Uns mit den unangenehmen Dingen auseinander zu setzen liegt uns einfach nicht im Blut, keinem von uns.

Am liebsten hätte ich heute auch so eine Krisensitzung einberufen. Und sei es auch nur, um mit meiner Familie zusammenzusitzen und mich bemitleiden zu lassen. Glaubt mir, manchmal tut das ganz gut ...

Da ich Diana auch nicht schon wieder mit meinen Problemen nerven will, versuche ich mich auf andere Arten abzulenken, während Sam erneut zu Rebecca gefahren ist, um mit ihr zu reden.

Im Übrigen hat sich sein blaues Auge durch Rebeccas neuen Freund geklärt. Der fand es gar nicht so witzig, dass Sam am Vormittag nicht gehen wollte. Manche Menschen greifen halt lieber zur Gewalt statt sich mit unnötigem Junk Food zusammenzusetzen.

Am späten Abend halte ich es dann doch nicht aus und simse meiner Tante Elisa, ob sie Zeit hat, um rüber zu kommen. Beinahe in derselben Sekunde kommt ein »Bin unterwegs«. Wie nicht anders zu erwarten war. Ihr Studium ist zwar noch nicht ganz vorbei, doch sie gönnt sich gerade eine kleine Pause. Jura wäre auch nicht mein Wahlberuf, selbst wenn es ihr Spaß macht.

Sam und ich haben im MoonHour noch nicht aufgeräumt, also bringe ich ein paar Lebensmittel nach unten, wo ich Elisa empfange. Wie schon einige Tage zuvor liege ich also nachts in dem Café, das theoretisch für meine Zeugung verantwortlich ist ... An dem Ursprung meiner Geschichte. Zusammen mit Elisa, der es ähnlich ergehen muss. Zumal sie das Café noch in voller Blütezeit kennt.

»Ich verstehe nicht, wieso du immer so ein Theater aus allem machen musst«, erklärt sie mir nachdem ich meinen ganzen Frust rausgelassen habe. Empört öffne ich den Mund, doch sie lässt mich gar nicht erst zu Wort kommen. Typisch Anwalt.

»Ehrlich, der Name Moon passt hervorragend zu dir. Du bist auch immer so moony ... Genug zu den Wortwitzen, was ich sagen möchte, ist dies: Du nimmst immer alles viel zu ernst.
Das Leben besteht nicht nur aus solchen Momenten, sondern auch aus der Bereitschaft, Risiken einzugehen. Du jammerst seit was? Bestimmt einem Jahr, dass du Gefühle für Samuel hast, aber etwas dafür tun kommt nicht infrage. Wieso nicht? Wieso müssen wir alle mit dir dasselbe Thema immer und immer wieder durchkauen? Wage dich doch, den ersten Schritt zu gehen. Bereite ein nettes Abendessen vor. Geh mit ihm ins Kino. Steck ihm deine Zunge in den Hals, mach irgendwas, aber sitz nicht hier und bemitleide dich, weil er zu den Schweden ziehen will.«

Darauf kann selbst ich nichts erwidern.

»Hi Großmutter Kassandra.«
Manche Menschen gehen an die Gräber ihrer Verstorbenen, wenn die Toten Geburtstag hätten oder der Todestag ansteht oder irgendein Feiertag ist. Ich gehe zu meiner Namensgeberin, wenn mir danach ist. Papa weiß davon vermutlich nichts, was besser so ist. Er hat es nicht gern, wenn ich der Vergangenheit hinterher hänge.

»Ganz schön viel passiert in den letzten Wochen, was?«

Es ist vermutlich genauso blöd, aber ich gebe ihr gerne Statusupdates. Ich erzähle ihr, was in unserer Familie so passiert, auch wenn ich nicht an ein Jenseits glaube. Seltsame Praktiken, die ich da vollführe, was?

»Skye ist endgültig im Heim angekommen. Es ist traurig, sie so zu sehen und sie empfängt gerade auch keine Besucher, aber nach dem Sturz war es nicht mehr tragbar, sie alleine wohnen zu lassen. Papa kann sie nicht pflegen und Pennie ... Sie ist auch in die Jahre gekommen.«

Ein Nachteil des Älterwerdens: Alle um dich herum werden es auch. Sie feiern Geburtstage, sie werden älter und sie sterben. Der Kreislauf des Lebens macht auch vor meiner Familie nicht Halt und nachdem vor zwei Jahren Onkel Luca und Onkel Henry bei einem Unfall ums Leben kamen, ist unsere Familie noch ein kleines bisschen realitätsnaher als zuvor.

»Ist es möglich, jemanden zu vermissen, denn man nie kennengelernt hat? Die Frage stelle ich mir sehr oft. Wir beide haben uns nie kennenlernen dürfen, aber alle sagen, dass du eine großartige Frau warst und wenn ich mir ansehe, was du alles erreicht hast, glaube ich das auch.«

Nieselregen setzt ein, weswegen ich meinen riesigen Schirm aufspanne, der mit vielen kleinen Kaffeetassen bedruckt ist und ein Geschenk von Papas Geschäftspartner war. Seitdem ich auf meiner Selbstmordtour Lucian getroffen habe, ist er erstaunlich präsent in meinem Leben, obwohl er mich zuvor absichtlich gemieden hat. Mein Name allein reichte aus, um in vielen Menschen Bedauern und Sehnsucht zu wecken. Jetzt scheint er Trost darin zu finden, auch wenn er mit seinen über sechzig Jahren nicht mehr allzu viel für mich tun kann, wie er wohl gerne will.

»Manchmal habe ich Angst, dass unsere Familie doch auseinanderbrechen könnte. Wir treffen uns nur noch unregelmäßig und Tante Fia habe ich ... bestimmt schon seit über einem Jahr nicht mehr gesehen. Wie hast du das geschafft? Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen, die Familie mit der Arbeit zu kombinieren, ohne durchzudrehen? Du hast expandiert, du hast einen Haushalt geführt, eine liebevolle Ehe und noch dazu hast du zugelassen, dass wildfremde Kinder bei euch wohnen und auch wieder gehen.
Du hast unsere Familie zusammengehalten und –«

»Deswegen nannten wir dich Kassandra.«
Papas Stimme kommt scheinbar aus dem Nichts. Zumindest kommt es mir so vor. Gar nicht gruslig, so auf einem Friedhof, bei Regen, im Morgengrauen.

Er trägt nur eine dünne Regenjacke, hat die Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Er ist Anfang 50, auch er wird nicht jünger. Die Vorstellung ist so grausam, dass ich den Schirm zuklappe, um nass zu werden. Klingt vermutlich ganz schön bescheuert, aber der Regen lenkt von dem Gedankenstrudel ab, der gleich folgen könnte.

»Ich hatte Angst, dass durch Mas Fehlen ...« Papa schüttelt den Kopf. Er redet nur noch so selten über seine Mutter und ein bisschen sauer bin ich deswegen schon. »Sie hat unsere Familie, all die Zweige des Stammbaums, vereint. Sie war die Kraft, die uns zusammenhielt. Nach ihrem Tod brach ich auseinander und meine Angst war, dass der Rest es mit mir tut. Aus diesem Grund wollte ich dich Kassandra nennen. In der Hoffnung, dass du uns zusammenhältst.«

Und das, meine lieben Leser, war der Ursprung meiner Selbstzweifel in den Teenagerjahren. Auch wenn Papa es bisher nie ausgesprochen hat, war mir der Druck auf meinen Schultern schon damals bewusst. Ist er mir noch heute.

»Aber du bist nicht sie«, setzt er noch einen drauf.

Heute mag das Universum mich so richtig, was?

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro