Brief 22
Lieber Elias,
eigentlich hatte ich vor, noch viel mehr über das Elternsein zu schreiben, um dich darauf vorzubereiten, wenn es bei dir soweit ist. Doch bei jedem bisherigen Brief fiel mir auf, wie wenig ich eigentlich dazu zu sagen habe.
Nicht jedes Elternteil ist gleich. Nicht jede Erziehung lässt sich vergleichen.
Ich wäre die letzte, dir da reinzureden. Ich hoffe, ich werde eine stolze Großmutter, die deinem Kind/deinen Kindern immer beistehen kann. Die dir immer beistehen kann.
Ich kenne dich, ich weiß, wie sehr es dich vermutlich zur Verzweiflung bringen wird. Welche Angst du haben wirst.
Die werde ich dir nicht nehmen können, egal was ich jetzt schreibe. Angst gehört dazu.
Sei dir aber sicher, dass du immer deine Familie hinter dir haben wirst, um dir zu helfen. Immer.
Ein einziger Tipp, den alle Eltern hören müssen: Es wird niemals genug Fotos und Videos geben. Das klingt so simpel, aber Skye und ich haben im Alltagsgetümmel nach einer Weile viel weniger Fotos von dir geschossen, als noch anfänglich. Wir nehmen unsere Kinder viel zuschnell als etwas so natürliches wahr, dass wir nur noch die ganz besonderen Momente festhalten.
Versuch da entgegenzuwirken. Löschen kann man sie in zehn Jahren immer noch, aber sich in fünf Jahren zusammenzusetzen, um zu sehen, wie dein Kind einen stinknormalen Samstag verbracht hat, als es vier Jahre alt war, um es mit einem Samstag mit acht Jahren zu vergleichen?
Es klingt banal, ich weiß. Aber es wird dir einmal die Welt bedeuten.
Halte sie fest. Bezeuge das Aufwachsen.
Liebe,
Kassy.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro