32. Zwei Stunden, vielleicht weniger
Es war noch tiefste Nacht, als die Männer aus den Zelten kletterten.
Ihre Stirnlampen warfen kreisrunde Lichtkegel auf den vereisten Boden des Basislagers, während der klare Himmel über ihnen mit einer Decke aus funkelnden Sternen übersät war.
Die Luft war schneidend kalt, und jeder Atemzug kondensierte sofort in dichten Wolken, die kurz in der Dunkelheit hingen und dann in der Kälte verblassten.
Trotz der frostigen Temperatur spürten sie die aufkommende Anspannung und das Adrenalin, das langsam in ihre Körper pumpte.
Der erste Schritt auf den Gletscher, der Aufbruch, war immer der schwerste.
Es lag eine gewisse Unumkehrbarkeit darin – der Beginn der Reise, deren Ende sie noch nicht kannten.
Louis, wie immer fokussiert, marschierte an der Spitze.
Sein breiter Schatten fiel vor ihm auf den Schnee, während er in gleichmäßigen Schritten vorging.
Hinter ihm folgten Harry, Niall und der Rest des Teams.
Das sanfte, rhythmische Knirschen ihrer Steigeisen im Schnee war das einzige Geräusch, das die Stille der Nacht durchbrach.
Harry fühlte die Aufregung tief in sich, aber auch den leichten Druck in seiner Brust, der ihm seit ihrer Ankunft immer wieder zu schaffen machte.
Er atmete langsam, tief, ließ seine Augen an der Silhouette des Eisfalls haften, der vor ihnen als dunkle Masse in den Himmel ragte.
Es war die erste wirkliche Herausforderung dieser Etappe – der Khumbu-Eisbruch, eine Landschaft aus gewaltigen Eistürmen, tiefen Spalten und wackeligen Leitern, die sie überwinden mussten.
Und dahinter wartete Camp I, ihr erstes Ziel.
Die Sonne würde noch Stunden brauchen, um über den Horizont zu klettern, und bis dahin mussten sie den gefährlichsten Teil ihrer Reise schon hinter sich gebracht haben.
„Alles bereit?", fragte Louis leise, während sie sich dem Rand des Gletschers näherten. Seine Stimme war ruhig, doch seine Augen glitten prüfend über jeden Einzelnen von ihnen.
„Bereit",antwortete Niall und zog seinen Rucksack fester. Harry nickte ebenfalls, obwohl sein Magen sich zusammenzog.
Die Gruppe stieg weiter den Hang hinauf.
Die Dunkelheit war ein ständiger Begleiter, und selbst die Strahlen der Stirnlampen schienen im allgegenwärtigen Schwarz zu verblassen.
Jeder Schritt musste bedacht sein – ein falscher Tritt und das Eis konnte nachgeben, eine Spalte sich öffnen oder ein Serac kippen.
Hier, im Khumbu-Eisfall, war der Berg lebendig, ständig in Bewegung, und seine Launen waren unberechenbar.
Louis blieb an einer Stelle stehen, an der der Gletscher anfing, schroffer zu werden.
Die gewaltigen Eisbrocken, Seracs genannt, türmten sich vor ihnen auf wie eine eingefrorene Welle.
„Achtet auf eure Schritte. Die Steigeisen müssen festsitzen, die Fixseile sind gespannt. Ihr wisst, was zu tun ist."
Harry wusste das natürlich, doch er spürte, wie seine Anspannung wuchs.
Der Sauerstoffgehalt in der Luft war bereits jetzt merklich geringer, und jede Bewegung forderte mehr Energie als im Tal.
Seine Lungen arbeiteten härter, sein Puls war schneller, doch er bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Er wollte keine Schwäche zeigen – vor allem nicht vor Louis.
Die Männer traten vorsichtig in die eisige Landschaft hinein.
Seracs ragten links und rechts auf, gewaltige Eistürme, die durch die Bewegung des Gletschers aus dem Boden geschoben worden waren.
Manche von ihnen waren so hoch wie Gebäude, andere lagen bereits als gigantische Trümmerbrocken am Boden.
In dieser Welt gab es keine Sicherheit, keine Beständigkeit.
Alles war in einem ständigen Fluss, auch wenn es in dieser frostigen Stille erstarrt wirkte.
Das erste Hindernis, eine die Leiter, auf der Harry vor wenigen Wochen ausgerutscht war, tauchte aus der Dunkelheit auf. Sie war über die tiefe Gletscherspalte gelegt, die so dunkel war, dass man den Grund nicht sehen konnte.
Louis ging voraus, befestigte seine Sicherungsleinen an den Fixseilen und überquerte die Leiter mit einer Ruhe, die Harry bewunderte. Jede Bewegung war kontrolliert, jeder Schritt präzise.
„Eure Sicherungsleinen müssen straff sein", erinnerte Louis, als er die andere Seite erreicht hatte und sich umdrehte. „Kein Risiko. Einer nach dem anderen."
Harry spürte, wie sein Herz schneller schlug, als er an der Reihe war. Seine Steigeisen kratzten über die Metallstreben der Leiter, das Klirren hallte in der kalten Luft wider. Die Fixseile fest in den Händen, setzte er vorsichtig einen Fuß vor den anderen.
„Gut so", rief Louis von der anderen Seite. „Besser langsam als zu schnell."
Harry atmete schwer, schaffte es jedoch dieses Mal ohne weitdre Zwischenfälle über die Spalte.
Als er endlich festen Boden unter den Füßen hatte, wagte er einen Blick zu Louis, der ihn wortlos anlächelte.
Die Leiter hatte ihm auch auf ihren letzten Akklimatisierungstouren keine Probleme gemacht - und doch war es etwas anderes, jetzt, da sie sich im finalen Gipfelaufstieg befanden.
Sie setzten ihren Weg fort, und Harry spürte, wie sein Körper zunehmend gegen die Anstrengung ankämpfte.
Der steile Anstieg und die dünne Luft zogen ihm die Kraft aus den Beinen, und ein dumpfer Kopfschmerz setzte ein. Doch er biss die Zähne zusammen und ignorierte die Signale seines Körpers.
Es war nichts, was er nicht durchstehen konnte. Außerdem konnte er nicht so kurz vor dem Ziel aufgeben.
Mit jedem Schritt wurden die Seracs um sie herum höher, massiver und bedrohlicher. Es war, als würde die Landschaft selbst versuchen, sie zu verschlingen.
Ein lautes Knacken durchbrach plötzlich die angespannte Stille, gefolgt von einem dumpfen Grollen.
Instinktiv blickten alle nach oben. Ein gewaltiger Serac, der wie ein schiefes Monstrum in der Ferne thronte, brach krachend zusammen.
Die Eismassen stürzten in die Tiefe, zerbarsten in einer Wolke aus Schnee und Eis, die wie ein kleiner Nebel in der Dunkelheit hing.
„Mein Gott", murmelte Niall, während er das Spektakel beobachtete.
Harry spürte, wie sein Herz schneller schlug.
Auch wenn der Eissturz weit entfernt gewesen war, hatte das Grollen tief in seinem Magen nachgehallt.
Es war eine ständige Erinnerung daran, dass der Berg alles andere als sicher war.
Der Gedanke daran, dass der kleinste Fehler tödlich sein konnte, lag wie eine unsichtbare Bedrohung über ihnen.
Niemand sprach es laut aus, aber jeder wusste, dass sie nur Gäste in dieser unbarmherzigen Landschaft waren.
Als sie schließlich Camp I erreichten, war die Erleichterung greifbar.
Die Sonne begann langsam, den Horizont zu erklimmen, und ihre Strahlen tauchten die schneebedeckten Gipfel in ein kaltes, goldenes Licht.
Die Zelte des Camps waren klein, beinahe verloren in der Weite des Gletschers, doch sie bedeuteten eine Pause. Eine Pause von der ständigen Anstrengung, der Kälte und der Angst.
Harry ließ sich schwer auf den Boden fallen, atmete tief ein und aus, während der dumpfe Schmerz in seinen Schläfen immer stärker wurde.
Louis ließ seinen Rucksack neben ihm fallen und zog sich die Handschuhe von den Händen. Er beobachtete Harry einen Moment, bevor er sich zu ihm hinunterbeugte.
„Du versteckst es gut", sagte Louis leise, beinahe beiläufig. „Aber ich bin nicht blöd, Harry."
Harry zuckte zusammen. Er wollte sich rechtfertigen, eine Ausrede finden, aber seine Müdigkeit und der Schmerz in seinem Körper ließen keinen Raum dafür. „Es ist nur der Kopfschmerz. Das geht wieder weg."
Seine Stimme klang rauer, als er beabsichtigt hatte.
Louis schnaubte leise. „Warum fragst du Niall nicht, ob er dir Medikamente dagegen geben kann?"
Harry verdrehte die Augen. „Weil es nicht so schlimm ist wie am Anfang", erwiderte er. „Es sind nur leichte Kopfschmerzen, ohne Übelkeit. Und die haben wir alle."
Louis seufzte. „Wir steigen heute noch weiter auf bis Camp II. Wenn es dir heute Abend schlechter geht als jetzt, drehen du und ich um."
Die Worte trafen ihn härter, als er zugeben wollte. Harry sah Louis an, und für einen Moment schien es, als würde er widersprechen. Doch stattdessen nickte er nur.
Er wusste, dass Louis es ernst meinte. Und das war das schlimmste an der ganzen Sache.
Nach einer kurzen Pause in Camp I, in der sich die Männer etwas erholten und ihre Ausrüstung kontrollierten, brach die Gruppe auf, um den nächsten Abschnitt ihres Weges anzugehen – den Aufstieg zu Camp II.
Sie wussten, dass es kein einfacher Marsch werden würde.
Obwohl der Weg technisch weniger anspruchsvoll war als der Khumbu-Eisbruch, war die schiere Höhe und die Belastung durch die dünne Luft eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, und ihre Strahlen trafen mit einer intensiven Helligkeit auf den Schnee.
Das Licht war so blendend, dass es selbst durch die getönten Gläser ihrer Sonnenbrillen schmerzte.
Harry spürte die Hitze auf seinem Gesicht, aber die Kälte der Höhe schnitt noch immer durch die mehrlagige Kleidung, als würde der Wind jede Ritze finden.
Das Gefühl von Widersprüchen – Kälte und Hitze zugleich – schien symbolisch für die Bergbesteigung zu stehen. Jeder Schritt war eine Mischung aus Erschöpfung und Vorfreude, Angst und Entschlossenheit.
Der Aufstieg von Camp I zu Camp II führte durch das sogenannte Tal des Schweigens – eine weite, schneebedeckte Ebene, die wie eine unendliche Wüste aus Weiß vor ihnen lag.
Es war ein surrealer Anblick. Die gleißende, blendende Helligkeit des Schnees verschmolz mit dem strahlend blauen Himmel über ihnen.
Das Tal wirkte ruhig und friedlich, doch jeder der Männer wusste, dass dieser Ort trügerisch war. Die kalte Stille hatte etwas Bedrohliches, und die Abgeschiedenheit ließ sie sich kleiner und verletzlicher fühlen, als sie es jemals zuvor gespürt hatten.
„Es ist merkwürdig", murmelte Niall und brach damit die Stille. „Dieser Ort ist so schön und gleichzeitig so gefährlich."
Louis warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor er nickte. „Die Schönheit kann einen hier oben in die Irre führen. Der wahre Kampf - die Höhe, der Sauerstoffmangel, die Kälte - ist unsichtbar."
Harry zog seine Mütze tiefer ins Gesicht und versuchte, den dumpfen Kopfschmerz zu ignorieren, der seit Camp I stetig gewachsen war.
Jeder Atemzug fühlte sich schwer an, als würde er durch einen Filter atmen, der ihm nur noch Bruchteile des lebensnotwendigen Sauerstoffs ließ.
Trotzdem versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen. Die Erinnerung an Louis' Worte hallte noch immer in seinem Kopf wider.
Doch je weiter sie ins Tal vordrangen, desto schwerer wurde die Anstrengung. Der Weg war weniger steil, aber das Gefühl der dünner werdenden Luft und die Höhe, die auf ihre Körper drückte, zeigten langsam ihre Wirkung.
Louis ging voraus, routiniert und mit einem gleichmäßigen Tempo, das den Rest der Gruppe antreiben sollte.
Doch Harry bemerkte, dass selbst Niall, der normalerweise ein paar Witze über die Strapazen machte, heute stiller war als gewöhnlich.
„Wie lange noch?", fragte Niall schließlich, und seine Stimme klang rau vor Erschöpfung.
„Noch etwa zwei Stunden, vielleicht weniger", antwortete Louis, ohne sich umzudrehen. Er sprach ruhig, doch die Spannung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Auch er wusste, dass sie sich beeilen mussten, um vor der einsetzenden Nachmittagskälte Camp II zu erreichen.
Harry kämpfte weiterhin gegen den stechenden Schmerz in seinen Schläfen. Die Höhe machte sich immer mehr bemerkbar, und er spürte, wie ihm gelegentlich schwindelig wurde.
Doch er biss die Zähne zusammen und zwang sich, weiterzugehen.
Die flache, weiße Ebene des Tals des Schweigens täuschte über die enorme Höhe hinweg, in der sie sich befanden. Und mit jedem Schritt wurde das Atmen schwerer, die Bewegungen langsamer. Jeder Meter fühlte sich wie ein unendlicher Kraftakt an.
„Harry, alles okay?", fragte Niall plötzlich, als sie eine kurze Pause einlegten.
Harry war sich sicher, dass Niall es auch selbst schwer genug hatte, aber er schien sich dennoch um ihn zu sorgen.
Wie gerne hätte er ihn jetzt nach einem Medikament gegen die immer stärker werdenden Kopfschmerzen gefragt - aber er konnte nicht riskieren, dass Louis davon Wind bekam.
„Ja", log er also und nickte, obwohl ihm das Stehen fast genauso schwer fiel wie das Gehen.
Niall sah ihn skeptisch an. „Du sagst mir doch Bescheid, wenn es dir nocht gut geht - richtig?"
„Richtig", antwortete Harry und setzte sein überzeugendstes Lächeln auf.
Als sie schließlich Camp II erreichten, lag es wie eine kleine, schützende Oase vor ihnen. Das Lager bestand aus einigen verstreuten Zelten, die sich an den unteren Teil des Lhotse-Hanges klammerten.
Es war fast surreal, wie verloren diese kleinen Farbtupfer inmitten der gewaltigen, erhabenen Gletscherwelt wirkten.
Über ihnen ragte die gewaltige Südwestwand des Everest auf, während der Lhotse mit seinen schroffen, vereisten Flanken direkt in den Himmel wuchs.
Die ganze Szenerie schien Harrys Schwindelgefühl nur noch zu verstärken.
Sie erreichten die Zelte erschöpft, ihre Beine schwer von der Anstrengung und ihre Lungen brennend von der dünnen Luft.
Harry ließ sich auf den Rucksack sinken, als sie endlich ankamen.
Er konnte nicht verhindern, dass seine Hände zitterten, sein Atem ging stoßweise.
Der dumpfe Schmerz in seinem Kopf war inzwischen zu einem pochenden, unerträglichen Druck geworden.
„Lasst uns die Zelte aufbauen", sagte Louis ruhig, aber mit einem deutlichen Tonfall von Erschöpfung.
Die Männer nickten nur, keiner sprach. Die Stille, die sie umgab, war erdrückend, und das Gefühl der Isolation wurde in dieser Höhe nur noch verstärkt. Hier oben waren sie wirklich allein – nur sie und der Berg.
Nach einer Weile, als sie sich langsam erholten, war es Louis, der das Schweigen brach. Er trat auf Harry zu, sich in eines der Zelte gelegt hatte und sich kaum bewegte.
Als Louis nähertrat, sah er, dass er eingeschlafen war.
Vorsichtig strich er ihm einige Strähnen der baunen Locken aus dem Gesicht.
Er war blass, und doch wunderte Louis sich darüber, dass er überhaupt Schlaf hatte finden können - durch den Sauerstoffmangel war das in dieser Höhe oft gar nicht so einfach.
Niall kletterte in das kleine Zelt und sah Louis fragend an. „Alles klar?"
Louis seufzte. „Du solltest neben ihm schlafen", beschloss er. „Ich glaube ihm nicht so ganz, dass es ihm gut geht - und im Notfall bist du der beste Ansprechpartner."
Der junge Arzt warf einen besorgten Blick auf einen Freund, der vor Erschöpfung eingeschlafen war - keine zwanzig Minuten, nachdem sie das Zelt aufgebaut hatten.
Niall war selbst mit seinen Kräften am Ende - sein Kopf schmerzte, er war müde, er fror. Die Umgebung in dieser Höhe war erbarmungslos.
„Wir sollten ihn schlafen lassen", überlegte er schließlich. „Wenn er schon das Glück hat, einschlafen zu können, ist es das Beste, was er in dieser Höhe machen kann, um sich zu erholen."
Louis seufzte und sah unentschlossen zwischen Harry und Niall hin und her. „Denkst du, wir sollten umkehren?"
Einen Moment lang schien auch Niall die Möglichkeiten abzuwägen. „Nein", sagte er schließlich. „Noch nicht. Er macht eigentlich keinen schlechten Eindruck auf mich."
Der Expeditionsleiter zog irritiert die Augenbrauen nach oben. „Sieh ihn dir doch mal an", sagte er und deutete mit dem Daumen über seine Schulter.
„Er ist erschöpft", entgegnete Niall, „Aber er ist keine Gefährdung für sich oder andere. Ihm ist nicht schlecht, nicht schwindelig, er kann schlafen und er ist orientiert."
„Er sollte etwas essen", murmelte Louis und wand seinen Blick wieder zu Harry.
„Ja. Aber wir sollten ihn schlafen lassen, solange er kann."
„Kannst du ihm denn keine Medikamente geben?"
Niall zuckte mit den Schultern. „Ich werde ihm vier Milligram Dexamethason geben, sobald er wieder aufwacht."
„Hast du noch welches?"
„Klar", nickte der Arzt. „Ich habe genug für eine ganze Armee Yetis dabei."
Louis kicherte. „Ich bin schon so lange im Himalaya unterwegs, und ich habe den Yeti noch nie gesehen."
„Schade", witzelte Niall. „Ich hätte ihn gerne kennengelernt."
„Seid ihr soweit?", rief Liam von draußen. „Ich habe den Tee und das Essen fertig."
Als die beiden Männer aus dem Zelt kletterte , sag Liam sie nur fragend an. „Wo ist Harry?"
„Der schläft", antwortete Niall.
„Er schläft?"
„Ja."
„Der Glückliche", murmelte Liam und erinnerte sich an die ganzen schlaflosen Nächte, die er bereits auf großer Höhe verbracht hatte.
„Wie geht's dir, Niall?", setzte er schließlich hinzu. „Hast du den Aufstieg gut weggesteckt?"
Er zuckte die Schultern. „Ich denke schon. Bis auf leichte Kopfschmerzen habe ich keine Probleme - aber das ist nichts, was eine Paracetamol nicht richten könnte."
Liam lächelte zufrieden und reichte ihm eine Tasse heißen Tee.
Niall nahm sie dankend an.
Louis hingegen blinzelte immer wieder zu dem Zelt hinüber, in dem Harry noch immer schlief, als hätte man einen völlig bewusstlosen Betrunkenen angeschleppt.
Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen bei der Vorstellung, mit ihm abzusteigen - aber noch mehr Angst machte ihm der Gedanke, dass ihm etwas zustößen könnte. Und so entschloss er sich, sich mit Niall abzustimmen.
Die Mischung aus ärztlichem Rat und jahrelanger Erfahrung im Höhenbergsteigen würde hoffentlich ausreichen, um einschätzen zu können, wann die Lage ernst wurde.
Louis hatte regelmäßig mit höhenkranken Menschen zu tun, die nicht absteigen wollten. Aber keiner von ihnen, wirklich kein einziger, war so stur gewesen wie Harry.
Abgesehen davon, dass das besonders in dieser Höhe anstrengend war, sorgte Louis sich auch ernstlich um ihn.
Es tat ihm weh, ihn so beispiellos erschöpft zu sehen. So verletzlich, so schutzlos.
Am liebsten hätte er ihn auf direktem Weg wieder nach Hause geschickt, wo er sich in ein warmes Bett legen und so lange ausruhen konnte, wie er es brauchte.
Aber er wusste selbst gut genug, dass das keinen Sinn machte. Niall hatte selbst gesagt, dass Harry auf ihn stabil wirkte - und solange das so blieb, würde Louis einen Teufel tun und ihm seinen größten Traum verwähren.
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Hallo Freunde, und einen wunderschönen Freitagabend wünsche ich euch!🤍
Na, wie war eure Woche?
Bin schon gespannt, was ihr zum Kapitel sagen werdet:)
All the love,
Helena xx
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