28. Was du mit mir machst
Es dauerte zwei weitere Tage, bis Harry sich wirklich besser fühlte.
Danach ließen die Symptome seiner Höhenkrankheit langsam nach. Die Übelkeit verschwand, und auch die Kopfschmerzen quälten ihn nicht mehr. Er konnte besser schlafen und fühlte sich am Morgen ausgeruhter.
Auch die anderen fühlten sich allmählich besser, zumindest was die Höhe anging. Die Kälte und das raue Wetter konnten sie leider nicht beeinflussen.
Am Mittwochabend saßen sie zusammen mit den Teilnehmern der anderen beiden Expeditionen aus Kanada und Spanien in einem größeren Zelt, um ein paar Bier zu trinken und sich zu unterhalten.
Schließlich mussten sich alle die Zeit im Basislager irgendwie um die Ohren schlagen - und wie ging das besser, als sich untereinander auszutauschen?
Harry verfolgte gespannt die verschiedenen Erzählungen, die die anderen Männer preisgaben.
Der Kanadier, den Niall vor ein paar Tagen untersucht hatte, hatte absteigen müssen, weil seine Symptome sich nicht gebessert hatten.
Wieder einmal wurde ihm klar, wie viel Glück er gehabt hatte - wäre es ihm einen Tag weiter so miserabel ergangen, hätte Niall ihn höchstpersönlich zurück nach Lukla geschleppt, wenn es hätte sein müssen.
„Und dir geht es wieder besser?", wollte der Freund des Kanadiers schließlich von Harry wissen.
Diesem war die Frage verdammt unangenehm - er wollte nicht über seine eigenen Schwächen reden, schon gar nicht, wenn sich um ihn herum mehr als zwanzig Leute befanden.
Louis bemerkte seinen Gesichtsausdruck und legte unter dem Tisch sanft eine Hand auf seinen Oberschenkel.
„Ja", gab Harry schließlich allerdings zur Antwort und nickte. „Das waren ganz schön lange Tage."
„Das kann ich mir vorstellen."
Niall lehnte sich in seinem Campingstuhl zurück und nippte an seinem Glas Bier. „Wart ihr vorher schon einmal auf dieser Höhe unterwegs?"
„Klar", gab der junge Mann zur Antwort. „Ansonsten sollte man sich einen solchen Berg auch nicht im Winter vornehmen."
Harry wich seinem Blick aus und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Klar."
„Auf welchen Gipfeln wart ihr vorher?", erkundigte Liam sich.
„Den üblichen. Lhotse, K2, und natürlich auch auf dem Everest - aber im Sommer zur Hauptsaison."
Natürlich, dachte Harry bei sich. Das Übliche.
Plötzlich hoffte er, dass niemand auf die Idee kam, Niall und ihn danach zu fragen, wo sie bisher gewesen waren - mit ihren Touren durch die Alpen oder dem einmaligen Aufstieg auf den Denali mit etwas mehr als 6.000 Höhenmetern würde man sie doch auslachen.
Er nahm einen großen Schluck Bier und lauschte den anderen.
„Der K2 ist wirklich der schwierigste Berg der Welt", sagte einer der Spanier.
Louis zuckte die Schultern. „Definitiv einer der gefährlichsten."
„Warst du schon oben?"
„Ja, einmal", seufzte er. „Das reicht für dieses Leben."
Harry bewunderte den Expeditionsleiter für die Erfahrung, die er bereits auf den höchsten Gipfeln der Welt gesammelt hatte. Der K2 war der zweithöchste Berg der Welt und berüchtigt für die vielen Todesfälle, die es bei Besteigungsversuchen bereits gegeben hatte.
„So schlimm?", hakte der Spanier nach und fuhr sich durch das dunkle Haar.
„Nein", antwortete Louis und schüttelte den Kopf. „Einfach nur lästig."
Niall lachte. „Jeder Berg ist lästig."
Ein Teilnehmer der kanadischen Expedition nickte zustimmend. „Und trotzdem sitzen wir alle hier."
„Das könnte man im Sommer gar nicht machen", überlegte Liam.
Sein Gegenüber nahm ein Schluck aus seinem Glas. „Ja, weil die ganzen Expeditionen sich gegenseitig an die Gurgel gehen."
Louis konnte ihnen nicht widersprechen. Das Konkurrenzdenken war wirklich massiv und hatte in den letzten Jahren stetig zugenommen.
Harry spürte, wie die Wirkung des Alkohols ihn langsam entspannte.
Er fühlte sich etwas lockerer und es fiel ihm leichter, Louis' Gegenwart unbeschwert zu genießen.
Die Sorgen um den bevorstehenden Aufstieg, die Frage, ob sie gut genug vorbereitet waren, die Strapazen der letzten Tage und sein schlechtes Gewissen Violet gegenüber rückten weit in den Hintergrund.
Er spürte, wie sich Louis' Griff auf seinem Oberschenkel festigte.
Langsam drehte er den Kopf in seine Richtung, und einen Moment lang sah er ihn einfach nur an. Den Mann, der ihm eine ganze Welt gezeigt hatte, die er mit niemandem sonst betreten konnte.
Die Spannung zwischen den beiden Männern war plötzlich nahezu greifbar.
Sie nahmen ihre Blicke kaum voneinander, zumindest solange nicht, bis die Runde auf den bevorstehenden Gipfelaufstieg anstieß.
Die Gruppen würden zeitversetzt losgehen, um einander nicht in die Quere zu kommen und keine Risiken einzugehen.
Harry spürte, wie Louis näher an ihn heranrückte, um die Gläser der anderen mit seinem erreichen zu können.
Dabei stützte er sich auf der Hand ab, die noch immer auf Harry's Oberschenkel ruhte.
Der junge Bergsteiger atmete hörbar aus und leerte sein Bier schließlich in einem Zug, um seine Gedanken abzukühlen. Er wusste nicht genau, was er war, das Louis für ihn so anziehend machte - aber mit einem Mal konnte er an nichts anderes mehr denken, als die Art und Weise, auf die seine Hände ihn letzte Woche in Lobuche berührt hatten.
Jetzt, wo er sich endlich besser fühlte, drängten sich auch das körperliche Verlangen nach Louis und die damit einhergehende Ungeduld in den Vordergrund.
Louis konnte neben ihm kaum stillsitzen, als er bemerkte, wie Harry's Körper auf seine Berührung reagierte.
Langsam ließ er seine Hand ein Stück weiter nach oben wandern, nur um zu sehen, ob er ihn aufhalten würde - das tat er aber nicht.
Stattdessen spannte er nur seinen Kiefer an und schluckte schwer.
Es war ein seltsamer Kontrast, die ganzen Männer um sie herum, die sich über lebensgefährlichen Bergsport unterhielten - und Louis' Hand, die seinem Schritt gefährlich nahe kam.
Harry fixierte ihn mit seinem Blick, und der Expeditionsleiter grinste ihn nur schulterzuckend an.
Er spürte den Schauer, der ihm dabei über die Schultern lief und die Erregung, die seinen Körper plötzlich zittern ließ.
Behutsam fuhr Louis mit seinen Fingern über seinen erhärteten Schritt.
Harry zuckte zusammen und hätte beinahe sein Bier umgestoßen.
Er räusperte sich, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden.
Louis grinste, als er seine Reaktion bemerkte - Harry allerdings warf ihm einen bösen Blick zu.
Er hätte sich selbst verfluchen können, weil er ihn in diesem Moment so sehr wollte.
Niall bemerkte, dass die Wangen seines Freundes leicht gerötet waren, doch er dachte sich vorerst nichts dabei und schob es auf den Alkohol.
Louis' Hand drückte sanft auf Harry's Körpermitte, während dieser verzweifelt versuchte, sich auf das Gespräch der anderen zu konzentrieren.
„Wir mussten letzten Sommer eine Expedition abbrechen, weil es vor dem Gipfel einen Riesen Stau gab", erzählte einer der Spanier.
„Wir auch", erwiderte Liam. „Das ist in den letzten Jahren eine einzige Katastrophe gewesen."
„Es werden viel zu viele Aufstiegsgenehmigungen ausgestellt", warf Louis ein, ohne sich auch nur das geringste anmerken zu lassen.
Harry sah ihn ungläubig an.
Wie konnte er nur plötzlich wieder so ruhig hier sitzen?
Er selbst bekam kein Wort mehr heraus.
„Naja, Nepal ist ein armes Land", erwiderte Niall. „Die sind wahrscheinlich froh um jeden, der freiwillig herkommt. Und der Mount Everest ist nun einmal der hauptsächliche Tourismusfaktor."
„Das kann gut möglich sein."
Harry zog scharf die Luft ein, als Louis seinen Handballen fester gegen ihn drückte.
Ein zufriedenes Schmunzeln legte sich auf dessen Lippen, als er bemerkte, welche Wirkung seine Berührungen auf ihn hatten.
„Meinst du nicht, wir sollten langsam ins Zelt gehen?", fragte er scheinheilig, in einer Lautstärke, die Gott sei Dank nur sie hören konnten.
Harry hätte ihm gerne eine schlagfertige Antwort gegeben, aber sein Kopf schien wie leergefegt.
Also nickte er nur, und als Louis seine Hand von ihm nahm, hätte er am liebsten lautstark protestiert.
Als er aufstand, waren seine Knie ganz weich, und er konnte zunächst nicht zuordnen, ob das am Alkohol oder seiner eigenen Aufregung lag.
„Wir gehen langsam zurück", erklärte er mit zitternder Stimme und tippte Niall vorsichtig an die Schulter.
Sein bester Freund beobachtete ihn mit einem wissenden Blick. Er kannte ihn einfach zu gut.
„Alles klar", gab er schließlich amüsiert zur Antwort. „Schaffst du zwei Minuten oder kann ich früher nachkommen?"
Während Harry nur die Augen verdrehte, hätte Louis sich beinahe an seinem letzten Rest Bier verschluckt. Liam hingegen unterdrückte ein amüsiertes Lachen.
„Sehr witzig", entgegnete Harry entnervt.
„Na, los jetzt", kicherte der Arzt. „Beeilt euch. Ich will ins Bett."
Mittlerweile war Harry sich sicher, dass sein Gesicht blutrot angelaufen war.
Er schwor sich, seinem besten Freund in Zukunft den Mund zuzukleben. Mit Panzertape.
„Du wirst schon noch das ein oder andere Bier schaffen", zwinkerte Louis charmant, ehe er Harry an dessen Handgelenk mit sich zum Ausgang zog. „Gute Nacht."
Draußen an der kühlen, frischen Luft nahmen ihre Wangen auf dem kurzen Weg zum Zelt wieder eine etwas blassere Farbe an.
Doch selbst auf diesen knapp fünfzig Metern schafften sie es nicht, voneinander zu lassen.
Immer wieder blieben sie stehen, vertieften sich in einen sinnlichen Kuss, minutenlang - erst dann stolperten sie die nächsten Schritte in Richtung ihres Lagers.
Louis zog Harry förmlich an dessen Kragen in ihr Zelt, sodass er unweigerlich auf ihm landete.
Ein Seufzen drängte sich aus seiner Brust, als Louis ihm gierig die dicke Jacke von den Schultern streifte.
Harry war ungeduldig und zog auch Louis bis auf seinen Pullover aus, bevor er ihn tief in den dicken Schlafsack und die Decken drückte, die unter ihnen lagen.
Harry löste eine Hand von seiner Hüfte und ließ sie hungrig nach unten wandern.
Der Expeditionsleiter atmete lautstark aus, als er spürte, wie seine Fingerspitzen über seine Erektion fuhren.
In diesem Moment hatte er das Gefühl, jede Sekunde Sterne zu sehen, so schnell schlug sein Herz gegen den Brustkorb.
Es dauerte keine weitere Minute, bis auch der Rest ihrer Kleidungsstücke neben ihnen auf dem Boden landete - bis auf ihre Pullover. Für diese fehlte ihnen die Geduld.
Louis kletterte auf Harry, und küsste stürmisch dessen Halsbeuge.
Eilig bahnte er sich einen Weg zu seiner Körpermitte und hinterließ dabei eine feuchte Spur auf der empfindlichen Haut.
Als Louis ihn schließlich in den Mund nahm, krallte Harry seine rechte Hand so tief in die Decke, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
Unwillkürlich schob er ihm seine Hüfte entgegen und spürte, wie die Spannung zwischen ihnen bereits jetzt unerträglich wurde.
Louis umspielte ihn sanft mit seiner Zunge, als er zusätzlich eine Hand um ihn legte. Er ließ sich Zeit, eigentlich viel zu viel davon - er wollte jeden intimen Moment, den sie miteinander teilen konnten, so lange wie nur irgendwie möglich hinauszögern.
Harry stöhnte auf und vergrub die Finger tief in Louis' Haar.
In seinem ganzen Leben hatte er noch nie jemanden so sehr gewollt.
Er genoss den Moment, in dem Louis ihn liebkoste, und er hätte dieses Zelt am liebsten nie wieder verlassen.
Als er schließlich innehielt, zog Harry ihn gierig auf sich und verband ihre Lippen miteinander.
Eilig griff Louis hinter sich und platzierte seine Erektion an seinem Eingang.
Harry fühlte, wie eine Welle der Erregung über ihn hinwegrollte, als er behutsam seine Spitze einführte und sich wieder zurückzog.
Sein ganzer Körper zitterte vor Lust, während Louis sich langsam auf ihn sinken ließ.
Als sich ein nachdrückliches Seufzen an sein Ohr drängte, schlich sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen des Expeditionsleiters.
Langsam begann er, sich auf und ab zu bewegen, und er beobachtete Harry dabei ganz genau - die geröteten Wangen, die leicht geöffneten Lippen und den verträumten Ausdruck in den Augen.
Harry konnte nicht länger still unter ihm liegen bleiben, also setzte er sich auf und legte die Hände an Louis' Hüften.
Dieser hielt einen Moment lang inne und schlang schließlich die Beine um seinen Oberkörper.
Irgendetwas zwischen ihnen hatte sich verändert, aber keiner von ihnen konnte es richtig benennen.
Harry seufzte laut auf, als er erneut in Louis eindrang.
Unzählige Schmetterlinge kitzelten seine Bauchdecke von innen. Er hatte das Gefühl, jeden Moment den Verstand zu verlieren.
Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Ihre Hüften bewegten sich gegeneinander, im gleichen Rhythmus und in sich stetig steigerndem Tempo.
Louis legte die Hände an seine Wangen, schloss die Augen und verwickelte ihn in einen Kuss, aus dem sich beide nicht mehr lösen konnten.
In ihm baute sich ein Gefühl auf, das er kaum noch aushalten konnte.
Am liebsten wäre er Harry noch näher gewesen, hätte ihn noch fester an sich gedrückt, doch zwischen die beiden Männer passte kein Blatt Papier mehr.
Hastig griff Harry zwischen ihre Körper und schloss eine Hand um ihn.
Louis zuckte zusammen, als er sie schließlich mit festem Griff auf und ab bewegte.
Seufzend legte er beide Arme um Harry's Oberkörper, ohne ihren Kuss zu unterbrechen.
Seine Atmung ging stoßweise und unregelmäßig, und doch hatte er das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen.
Sie verloren sich ineinander, fast zwanzig Minuten lang.
Stöhnend warf Harry den Kopf in den Nacken, und er hörte das Rauschen in seinen Ohren, als seine Körpermuskulatur sich schließlich von selbst zu verkrampfen schien, bevor er sich keuchend in ihm ergoss.
Louis konnte seinen eigenen Herzschlag förmlich spüren, als auch er wenig später seinen Höhepunkt erreichte.
Er klammerte sich an ihm fest, als würde er ansonsten auf den Boden fallen - und irgendetwas sagte ihm, dass das auch so war.
Schwer atmend ließen sich die beiden Männer schließlich nebeneinander nieder.
Auf Harry's Stirn hatte sich eine dünne Schweißschicht gelegt, als Louis ihm eine Strähne der braunen Locken aus dem Gesicht strich.
Er zog den Expeditionsleiter dicht an sich, während er noch immer versuchte, seine Atmung zu beruhigen. „Du weißt gar nicht, was du mit mir machst."
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Hallo Freunde, und einen wunderschönen Freitagabend wünsch ich euch!🤍
Jetzt wird's langsam ernst. Also, nicht nur zwischen den beiden, sondern auch was den Aufstieg angeht.
Wusstet ihr eigentlich, dass es auf dem Mount Everest ziemlich viele Geistergeschichten gibt? Vielleicht muss ich Louis mal ein paar erzählen lassen...😅
Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und ich freu mich schon auf eure Meinungen!🤍
All the love,
Helena xx
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