8. One Shot- Ungewollt Teil 1/2
Tage redete er nicht mit mir. Dies war seine Art, Problemen aus dem Weg zu gehen. Er ignorierte mich, obwohl ich ihn brauchte. Obwohl wir uns gegenseitig brauchten.
Ich hatte ihm gesagt, dass ich schwanger sei und selbstverständlich handelte es sich um sein Kind. Sein Fleisch und Blut.
Kids Reaktion war hässlich. Beängstigend.
Ich wusste, dass es ihm nicht passen würde, ich befand mich in derselben Lage. Ich wollte kein Kind mit ihm zeugen, es war ein Unfall durch und durch.
Doch trotz dessen, war es nun einmal geschehen, ich war schwanger und würde das Kind nicht aufgeben.
Kids erster Kommentar war: „Werde es los!"
Ich vermutete nicht nur, nein ich wusste, dass er dies sagte, ohne nachzudenken. Wenn er bei klarem Verstand gewesen wäre, hätte er diese Worte nicht an mich gerichtet!
Ich saß auf einer Bank am Strand nahe des Schiffes, Heat leistete mir Gesellschaft. Seit die Crew erfuhr, dass ich schwanger war, wich er kaum von meiner Seite.
Ich schätze seine Anwesenheit sehr, aber ich wünschte mir, dass es Kid wäre, der neben mir sitzen würde.
„Denkst du, er wird bald wieder mit mir reden?", fragte ich und sah dabei in die untergehende Sonne.
„Ich weiß nicht [Name]", Heat runzelte die Stirn, „Irgendwann wird er schon seine Gedanken gesammelt haben. Bis dahin sollten wir einfach abwarten. Es ist wichtig, dass du dich nicht zu sehr von seinem Verhalten runterziehen lässt. Das ist ungesund."
Ich seufzte und warf den Kopf in den Nacken. „Du bist ja lustig, wie stellst du dir das vor? Ich fühlte mich, als hätte ich Kids Leben ruiniert! Ein Kind steht seinem Traum Piratenkönig zu werden gehörig im Weg und nicht nur das, unsere Beziehung zueinander leidet. Die Schwangerschaft hat eine Kluft zwischen uns gerissen, er kann mir nicht einmal in die Augen sehen. Ich habe ihn in Schwierigkeiten gebracht damit."
Heats Augen sahen mich überrascht an, ehe er den Kopf schüttelte und sprach: „Höre gefälligst auf so einen Müll zu reden! Zum Baby-Machen gehören zwei dazu! Er hat dich geschwängert, damit ist er mitschuld. Du hast keinen Grund dich alleine dafür verantwortlich zu machen!"
Schmunzelnd antwortete ich ihm: „Da spricht eine sehr vernünftige Person, aber in Kids Kopf läuft das alles etwas anders ab, wie du dir vorstellen kannst..."
Ich erhob mich schließlich und putze mir den Dreck vom Hintern ehe ich tief durchatmete.
„Lass uns wieder zum Schiff zurück gehen!"
Das Abendessen verlief wie jeden Abend, die Crewmitglieder unterhielten sich heiter und aßen. Ich stocherte eher desinteressiert an meinem Essen mit der Gabel herum.
„Iss was!", erklang Kids raue Stimme neben mir und ich sah ihn überrascht an, da er nach fünf Tagen schließlich wieder etwas zu mir sagte.
„Schon gut", antwortete ich ihm und machte ein paar Bissen, um ihn nicht zusätzlichen zu reizen.
Die Augen des Rothaarigen ruhten auf mir. Als ich schließlich nichts mehr hinunter brachte und den Teller von mir weg schob, stand er von seinem Stuhl auf und forderte: „Komm mit! Lass uns spazieren gehen!"
So folgte ich meinem Captain hinunter vom Schiff und Richtung Strand. Diesen gingen wir entlang, während ich mich hier umsah.
Es war eine schöne Insel.
„Gefällt es dir hier?", fragte Kid, als er neben mir her ging.
„Ja. Ich finde die Stadt schön und die Tatsache, dass es hier sehr ruhig ist. Außerdem haben sie hier ein paar-"
„Du wirst hier bleiben!"
Sofort blieb ich stehen und sah ihn ungläubig an.
„Wie bitte?"
„Du hast mich verstanden. Mein Entschluss steht fest, ich kann eine schwangere Frau auf meinem Schiff nicht gebrauchen. Erstens, bist du gefundenes Fressen und zweitens damit und leichter Geisel und damit Druckmittel."
Enttäuscht sah ich auf den Boden, der Sand unter meinen Füßen fühle sich plötzlich an, als würde er mich hinunterziehen. „Willst du das wirklich Kid?", fragte ich ihn traurig, „willst du mich hier zurück lassen? Und vor allem, kommst du wieder?"
„Das werden wir sehen."
[...]
Sie hatte es schwer, denn sie glich viel zu sehr ihrem Vater...
Die Leute verurteilten sie, immer wenn die Kid-Piraten für neue Schlagzeilen sorgten, erntete sie Hass. Es war, als würden sie unserer Tochter Kids Schuld aufbürden, dabei hatte sie ihn nie kennengelernt.
10 Jahre waren vergangen, Elen war ein starkes und mutiges Mädchen geworden. Sie war mein ganzer Stolz und keine Sekunde bereute ich es, sie zur Welt gebracht zu haben.
„Da ist ja unser kleiner Teufel! Habt ihr gehört, obwohl Monkey D. Luffy nun Piratenkönig ist, hören die anderen Crews seiner Generation nicht auf ihr Unwesen zu treiben. Du kleiner Teufel bist die neue Brut! Schrecklich was auf dieser Welt leben darf!"
Als ich diese Worte hörte, drehte ich mich hasserfüllt zu dem Arschloch um und schon wäre ich dabei gewesen, ihm eine reinzuhauen, aber meine Tochter griff nach meiner Hand und lächelte mich an.
„Schon gut Mama, ich weiß, dass er mich meint. Aber es macht mir nichts aus!"
Immer wieder zerbrach mir das Herz in solch einer Situation.
Sie war so unglaublich stark! Stark und friedlich. Es war mir ein Rätsel, wie die Leute ihr gegenüber Hass empfinden konnten. Nicht nur, weil es sich um meine Tochter handelte und ich sie liebte, sondern weil sie so unbeschreiblich sanftmütig war.
Ihr Stimme war immerzu ruhig und bedacht, sie war sanft und liebevoll, bemüht zu helfen, sie akzeptierte jedes elende Schwein hier, obwohl sie sie so sehr hassten.
Seufzend ließ ich meinen Arm sinken und antwortete ihr: „Elen du bist viel zu gut für diese Welt."
Wenn es doch nur Sinn machen würde, wieder umzuziehen. Doch das hatten wir bereits so oft durchgemacht. Meine Vergangenheit auf Kids Schiff holte uns schnell wieder ein, genauso wie die Geschichten über Elen und das Wissen der Leute, dass Kid ihr Vater war.
Elen lächelte mich aufmunternd an und sagte: „Lass uns nach Hause gehen Mama, ich bin hungrig und will mein Buch weiter lesen!"
„Natürlich", antwortete ich ihr und schließlich gingen wir nach Hause.
„Hat Onkel Heat mal wieder einen Brief geschrieben?"
Ich schmunzelte bei ihrer Frage. Heat war der einzige der Bande, zu welchem der Kontakt damals nicht abbrach. Er schrieb mir Briefe, annähernd jedes Monat. Es war, als hätte er nie nachvollziehen können, warum Kid mich zurück ließ- warum sie mich alle zurück ließen.
„Nein, es kam seit etwa fünf Wochen noch nichts", antwortete ich ihr, „vielleicht ist er sehr beschäftigt."
Heat richtete die Briefe an mich und an Elen, obwohl sie ihn noch nie gesehen hatte und sich noch nie mit ihm unterhielt, nannte sie ihn Onkel und war so fasziniert von seinen Worten. Es war, als hätte sie in ihm einen Freund gefunden, genauso wie ich.
Als wir zu Hause ankamen, wurde der Einkauf eingeräumt und ich machte mich sofort ans Kochen, während Elen sich an den Tisch setze und ihr Buch las.
„Offensichtlich bist du bald damit durch", stellte ich fest.
„Ja ich habe noch 15 Seiten vor mir", antwortete sie, während ihre Augen über die Buchstaben huschten, „Mama, darf ich dann in den Buchladen und mir ein neues aussuchen?"
„Nach dem Essen."
[...]
„PIRATEN!!! SCHLIEßT ALLES AB!"
Die Worte des brüllenden Mannes draußen machten mich nervös. Elen war alleine unterwegs... Ich lief schnell aus dem Haus und Richtung Hafen, denn dort befand sich ihr liebster Buchladen.
„Wer hat angelegt? Wie heißt die Bande??", fragte ich schnell einen Mann, welcher mir entgegen kam. Er ächzte nur und riss sich von mir los, denn er wollte wohl selbst schnell das Weite suchen. Arschloch, alles egoistische Schweine hier!
Ich lief, so schnell es mir möglich war und endlich erreichte ich den Hafen, ehe ich rief: „Elen? Elen bist du hier?", völlig außer Atem sah ich mich besorgt am Gelände um. Ich lief ein Stück weiter, die panischen Bewohner kamen mir entgegen. Es musste sich um eine sehr gefürchtete Crew handeln, sonst würden sie nicht so panisch laufen.
„Was machst du denn da, du läufst in die falsche Richtung?!", hörte ich mir jemanden zurufen.
„Halt doch dein Maul!", sagte ich eher zu mir selbst, denn er würde mich nicht mehr hören.
Schließlich erreichte ich das Schiff, ich sah es schon von Weitem, es war riesig, bestimmt 800 oder 900 Mitglieder hatten wohl Platz darauf.
Das Schiff stand mit dem Heck zu mir, so konnte ich die Flagge nicht sehen. Als ich nun Elen vor dem Gangway stehen sah, vor einer Masse an Männern, stockte mir der Atem. Was machte sie dort?
„Elen!", rief ich ihr zu und sie richtete ihren Blick zu mir, „was machst du....denn...da...", meine Schritte wurden immer langsamer, als ich schließlich einige der Männer erkannte, Kid allen voran.
Meine Tochter hielt ihr Buch in den Händen, fest presste sie es gegen ihre Brust, während sie mich nun ansah. „Mama, das ist doch mein Vater oder?"
Schwer atmend stand ich nun vor ihr und Kid, ich sah ihn ernst an und zog meine Tochter dicht an mich.
Es war schrecklich die beiden schließlich nebeneinander stehen zu sehen. Sie glichen sich so sehr, dabei könnten sie sich charakterlich nicht mehr von einander unterscheiden.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich drückte Elen nur fest an mich und sah Kid finster an.
„[Name]!!", Heats Stimme brach das Schweigen, er kam hervor und lächelte, „Du siehst aus, als wärst du wohl auf, das freut mich."
Der Pirat richtete seinen Blick nun an Elen und er grinste. „Bist du Onkel Heat?", fragte meine Tochter etwas eingeschüchtert und er nickte.
„Was wollt ihr hier?", fragte ich Kid schließlich, „macht hier keinen Ärger wenn's geht, wir haben es hier schwer genug!"
Der rothaarige kam ein paar Schritte näher. Er hatte sich sehr verändert. Sein Gesicht war von Narben übersehen, ein Arm war ersetzt durch einen aus Metall. Er war noch so viel breiter als früher, noch muskulöser und seine Ausstrahlung verriet Gefahr.
„Wir sind gekommen, da unsere Reise langsam zu Ende ist", antwortete er mir, „Ich habe dir viel zu sagen [Name]. Wirst du mir zuhören?"
Überrascht sah ich ihn an. Seit wann war er denn so ruhig und gar vernünftig um Kommunikation bemüht?
„Außerdem wird es Zeit jemanden kennen zu lernen", als er dies sagte, richtete er seinen Blick zu Elen, welche ihn unsicher ansah.
Ich seufzte und lockerte meinen Griff etwas um meine Tochter, ehe ich mich zu ihr wandte und fragte: „Was sagst du Elen? Willst du diese Männer kennen lernen?"
Wie nicht anders zu erwarten, lächelte diese viel zu gute Seele und sprach: „Natürlich! Sie haben uns etwas zu sagen und haben den Weg auf sich genommen."
[...]
„Hier", ich stellte Kid die Tasse Kaffee hin und setze mich nun zu ihm an den Tisch.
Elen war mit Heat in ihrem Zimmer, während wir beide erst einmal alleine reden würden.
„Du siehst gut aus [Name]. Ich habe mir versucht dein Gesicht nach 10 Jahren vorzustellen und habe nicht erwartet, dass du immer noch so hübsch bist!"
„Das traust du dich auch noch zu sagen Kid?", antwortete ich entnervt und trank von meinem Kaffee, „Du meintest, dass du mir viel zu sagen hast. Das wird es wohl nicht gewesen sein oder?"
„Nein", antwortete Kid und schmunzelte leicht, „ich bin in erster Linie hier, um mich zu entschuldigen."
„Deine Entscheidung kannst du dir in den Hintern schieben Kid! Du sagtest, dass du in einem Monat wieder kommen würdest! Da kommst du mit knapp 11 Jahren etwas zu spät! Ich musste das Kind alleine zur Welt bringen, sie aufziehen, verdammt Kid ich musste mich abrackern, damit wir etwas zu Fressen hatten!"
Eigentlich hatte ich vor Jahren bereits mit dem Thema abgeschlossen. Ich sah Elen täglich ins Gesicht und versuchte dankbar für mein Leben zu sein und nicht zu jammern. Aber jetzt, wo der Grund, wieso es mir so schlecht ging vor mir saß, konnte ich mich nicht zurückhalten.
„Du hättest wenigstens Geld schicken können, wenigstens eine halbherzige Karte zu Elens Geburtstag, irgendwas!"
Kid saß mir nur ruhig gegenüber, erwiderte nichts. „Willst du nicht irgendetwas sagen? Mach das Maul auf Kid!", wütete ich.
„Ich habe mich entschuldigt, mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Ich stehe zu dem, was ich getan habe. Ich werde dir nicht widersprechen oder die Schuld bei dir suchen", antwortete er und sah mich ernst an, „Ich habe dir das Leben unglaublich schwer gemacht, damit ich es leichter hatte."
Verwundert über seine Worte sah ich ihn an. War das wirklich Kid, der hier vor mir saß? „Was ist los mit dir? Seit wann bist du so einsichtig und ruhig?"
„Nun, ich bin auch erwachsen geworden", antwortete er und trank von seinem Kaffee.
Kurz herrschte Schweigen zwischen uns. Ich musste meine Gedanken sammeln. „Gut Kid, du hast dich entschuldigt, wie willst du nun weiter machen?"
„Ich will Elen kennen lernen. Ich will wissen, wer sie ist."
„Dazu hast du kein Recht!", antwortete ich sofort wütend.
„Das weiß ich. Aber...", Kid lehnte sich in die Lehne des Stuhles hinter sich und sah mich nachdenklich an, „weißt du, mir ist in den letzten Jahren sehr viel klar geworden. Ich konnte meinen Traum Piratenkönig zu werden nicht erreichen, denn es gab jemanden, der stärker ist als ich. Jemanden, der für diesen Titel besser geeignet ist und offen gesagt, weiß ich, dass ich dem Strohhut nicht das Wasser reichen kann. Ich fühle mich leer."
„Leer weil du dein Ziel nicht erreicht hast?"
„Dachte ich. Aber nein. Ich fühle mich leer, weil ich mit dir und dem Kind Zeit haben hätte können, die ich für unwichtigeres verschwendet habe."
„Kid", ich massierte meine Schläfen, da mir dieses Gespräch Kopfschmerzen bereitete und mich sehr anstrengte, „verstehe mich nicht falsch. Es ist gut, dass du einiges verstanden hast. Auch, dass du eine neue, vernünftige Art entwickelt hast. Aber erstens kannst du nichts wieder gutmachen, was passiert ist und zweitens, ist es Elens Entscheidung, wie sie ihr Leben führen will, mit oder ohne dir."
„Da werde ich dir nicht widersprechen!", antwortete Kid, „Du kennst mich, ich nehme niemanden die Freiheit. Sie entscheidet über ihr Leben. Es tut mir leid, dass du die einzige Person warst, der ich je eine Entscheidung abgenommen habe. Ich dachte damals, dass es so besser wäre. Heute weiß ich, dass das ein großer Fehler war. Ich habe über dein Leben bestimmt, dazu hatte ich kein Recht."
Wieder dachte ich über seine Worte nach. Ließ sie erst einmal wirken.
„Ok Kid. Ich werde dir nicht im Weg stehen. Unterhalte dich mit Elen, lerne sie kennen, wenn sie das möchte, oder hau ab und komm nie wieder, wenn sie dies will."
Wie aufs Stichwort kamen Heat und Elen aus ihrem Zimmer. Das Mädchen sah uns beide fragend an: „Alles gut. Können wir wieder raus?"
„Ja natürlich", antwortete ich und stand vom Stuhl auf.
Elen ging zu uns an den Tisch und setzte sich auf meinen Platz, um Kid nun gegenüber zu sein.
„Darf ich...dich Kid nennen?", fragte sie schüchtern.
„Nenn mich, wie du willst", antwortete ihr Vater.
Eigentlich hatte ich kein gutes Gefühl dabei, ihn mit ihr reden zu lassen. Vermutlich weil ich der Meinung war, dass er sie nicht verdient hatte.
Heat nahm mich sanft am Arm und zog mich leicht von den beiden weg. Ich ging mit ihm in die Küche und sagte schließlich: „Du hättest mich ruhig warnen können Heat!"
Er sah mich entschuldigend an und antwortete: „Tut mir aufrichtig leid. Aber du hättest das Treffen niemals zugelassen oder?"
„Ich hätte Elen gefragt, ob sie ihn treffen möchte."
„Denkst du, sie hätte eingewilligt?"
„Ja hätte sie. Sie ist viel zu gutmütig für diese Welt! Ich habe Angst, dass sie ihn sofort als lang herbeigesehnten Vater anerkennt, ehe er sich wieder verpisst."
„Glaub mir, das wird er nicht. Kid hat sich stark verändert! Wer weiß, ob er überhaupt plant, noch einmal in See zu stechen."
Überrascht sah ich ihn an und fragte: „Im Ernst?"
Heat nickte und sah durch den Türrahmen zu den beiden ins Wohn- und Esszimmer. Sie unterhielten sich wie es aussieht ruhig.
„Du hast Angst, das kann ich verstehen. Aber meinst du nicht, dass es Zeit wird, dass Kid Verantwortung übernimmt?"
[...]
Ein Monat verging, das Schiff von Eustass Captain Kid schmückte immernoch unseren Hafen. Die Bewohner der Insel hatten sich langsam an die Gegenwart der Piraten gewöhnt, denn die Seeräuber verhielten sich vorbildlich.
Kids Kommando hier nichts und niemanden zu schaden, war sehr untypisch und verhältnismäßig großzügig von ihm.
„Mama, können wir reden?", ich saß mit Elen am Tisch, während wir zu zweit das Abendessen zu uns nahmen.
„Na klar."
„Hast du dir manchmal gewünscht, mit Kid wieder auf See zu gehen?"
„Natürlich, ich habe ihn geliebt und mir erhofft, dass er zurück kommen würde."
Elen kannte mittlerweile unsere Geschichte. Kid hatte sie ihr offengelegt, ohne irgendetwas schön zu reden. Er war einsichtig.
„Würdest du wieder auf See wollen?"
Verwundert sah ich meine Tochter an. „Nun, ich denke", antwortete ich ihr und musste schmunzeln. Der Gedanke an die Zeit vor 11 Jahren machte mich glücklich. „Weißt du, es ist spannend auf einem Schiff zu segeln! Man erlebt Abenteuer und sieht die Welt."
Elen lächelte breit von einem zum anderen Ohr und sagte schließlich: „Dann lass uns mit den Kid-Piraten in See stechen!!!"
Sofort zog ich scharf nach Luft ein und verschluckte mich dabei an meinem Essen.
„Elen!! Niemals!! Was glaubst du denn, was wir am Schiff machen sollen?? Weder du, noch ich sind fähig mit den Piraten mitzuhalten. Meine Zeit ist vorbei diesbezüglich, ich habe das Kämpfen nicht mehr drauf und du kannst sowieso keiner Fliege etwas zu leide tun. Und verstehe mich nicht falsch, das ist eine wunderschöne Charaktereigenschaft von dir!"
„Liebst du Kid noch Mama?"
„Nein."
„Glaubst du, er liebt dich noch?"
„Wie kommst du darauf Kind? Er wird mich nicht mehr lieben, sonst wäre er anders mit der Situation damals umgegangen."
„Er hat mir etwas anderes gesagt Mama", antwortete sie und legte schließlich ihr Besteck zur Seite, denn sie war fertig mit dem Essen, „er sagte, dass er sich wünscht, dass du ihm verzeihen kannst, auch wenn er es nicht verdient, weil er dich immer noch bei sich will."
Seufzend antwortete ich ihr, wenn auch nur ungern: „Es tut mir leid, dass ich dir das sagen muss, aber dein Vater ist ein Schürzenjäger und ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch andere Frauen da draußen gibt, die er sehr gern bei sich hätte!"
Plötzlich erklang hinter mir eine männliche Stimme, Killer schritt in den Raum: „Da muss ich dir widersprechen [Name]! Natürlich war ich nicht Tag und Nacht an Kids Seite, aber in der Zeit wo du weg warst, hatte Kid keine Liebschaften."
Wie kam er überhaupt in mein Haus verdammt?
„11 Jahre?", skeptisch hob ich eine Augenbraue.
„11 Jahre ungefähr, Ja", antwortete Killer.
Dies gab mir zu denken.
[...]
Ein weiteres Monat verging. Kid hatte die Insel nicht verlassen, er besuchte uns, verbrachte sehr viel Zeit mit Elen und ich musste mir langsam eingestehen, dass er wohl sein Wort halten würde.
„Mama komm beweg dich!", hetzte mich Elen am Strand entlang. Sie war aufgeregt, denn heute würde sie Kids Schiff betreten.
Ich war selbst noch nicht auf diesem, denn als ich noch Mitglied seiner Crew war, besaß er ein wesentlich kleineres.
Als wir das Schiff am Hafen erreichten, empfing uns der rothaarige grinsend.
Elen zeigte großes Interesse an der Piraterie, das gefiel mir überhaupt nicht. Ich hatte stets versucht ihr ein „normales" Leben zu ermöglichen, ich wollte, dass sie zur Schule ging und einen Beruf erlernen würde, der sie glücklich macht. Ich wollte, dass sie sich verwirklichen kann, ohne dabei in Gefahr zu sein. Nun bewegte sie sich immer mehr in Richtung Seefahrt und es bereitete mir Sorgen.
Begeistert sah sich das rothaarige Mädchen um, während Kid ihr alles erklärte. Ich wollte nicht zuhören, wollte nicht erneut Teil von all dem hier werden, als entfernte ich mich schnell von den beiden.
„Was ist los? Interessiert es dich nicht, wie wir hier leben?", fragte Kid, als er merkte, dass ich immer mehr Abstand hielt.
„Nein, es interessiert mich kein Stück", antwortete ich ihm kalt. Es war gelogen keine Frage. Aber je mehr Zeit ich hier und vor allem mit Kid verbrachte, desto mehr holten mich meine Ängste ein.
„Geht alleine weiter!", sagte ich schließlich zu den beiden und Kid nickte. Man sah ihm die Enttäuschung an. Es kam mir vor, als hätte er Hoffnung, mich wieder bei sich zu haben. Die Worte, die er vor einigen Wochen bezüglich mir an Elen richtete, schienen zu stimmen.
Schließlich gingen die beiden weiter, ich blieb alleine in dem Gang zurück und machte schließlich kehr.
Doch während ich so durch die Gänge schritt, wurde ich neugierig. Obwohl es sich etwas falsch anfühlte, sah ich mich alleine um, bis ich schließlich vor einer Tür zu stehen kam. Ich traute meinen Augen nicht, denn im Holz dieser war Elens Name eingraviert.
Panik machte sich sofort in mir breit.
Wütend stapfte ich zu Kid, ich konnte es nicht fassen. Wollte er mir nach all den Jahren mein Kind nehmen?
Schnell erblickte ich ihn mit meiner Tochter, er zeigte ihr gerade das Steuer.
Mein Blick war unklar, denn mittlerweile sammelten sich Tränen in meinen Augen. Ob aus Wut oder Trauer, in wusste es nicht.
„Mama sieh mal!", Elens fröhlicher Blick empfing mich, doch als sie in meine Augen sah, fragte sie besorgt: „Weinst du? Was ist los?"
Meine Schritte behielten ihr Tempo, ich war schließlich bei Kid angekommen, welcher mich mit einem ähnlichen Blick, wie seine Tochter, ansah.
Schließlich holte ich aus und schlug ihm ins Gesicht. Das laute Klatschen war wohl am gesamten Schiff zu hören, die Köpfe der Crewmitglieder drehten sich zu uns, sahen uns schockiert an.
„Was ist das Kid?", fragte ich wütend und griff nach dem Kragen seines Mantels. Ich zog ihn mit mir bis zu der Tür, vor welcher ich gerade stand und zeigte auf diese. „Was soll das?"
Kid sah mich niedergeschlagen an. „Ein ziemlich leerer Raum ist das", antwortete er, „sieh doch hinein."
„Nein Kid, was soll das?? Wieso steht da Elens Name an der Tür, du wirst sie mir nicht weg nehmen! Sie bleibt bei mir! Von mir aus bleib auf der Insel, aber-"
Er unterbrach mich: „Wovon sprichst du? Ich nehme dir deine Tochter nicht weg! Dieses Zimmer steht leer, seit ich das Schiff vor etwa 6 Jahren gebaut habe."
Ich weitete meine Augen. „Was? Erkläre mir das bitte!"
„Ich habe dir doch bereits gesagt, dass ich mich über die Zeit verändert habe. Ich hatte gehofft irgendwann den Mut zu finden, euch zu holen."
Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
„Verarsch mich nicht Kid!"
„Tue ich nicht [Name]. Dieser Raum hier ist seit ich dieses Schiff hier gebaut habe leer und er war immer nur für Elen bestimmt."
Kid öffnete die Tür und schließlich stand der Beweis vor mir: Ein Bett. Ein Bett, welches gerade mal groß genug war für ein Grundschulkind. Elen würde heute niemals in dieses Bett passen.
„Du hast es vor Jahren vorbereitet uns zu holen und hast es nicht geschafft?", fragte ich nun mit leiser Stimme.
Kids bernsteinfarbenen Augen sahen mich müde an. Müde von der Welt. Müde von seiner Verzweiflung.
Er nickte stumm.
„Wieso Kid? Was hat dich gehindert?"
„Angst vor sehr vielen Dingen. Hauptsächlich, dass euch etwas zustoßen könnte und auch Angst vor der Wahrheit. Nämlich, dass du mich nie mehr lieben könntest. Ich hatte nicht vor, dir dein Kind zu nehmen [Name] tut mir leid, falls du dachtest, dass ich hier schon ein Zimmer vorbereitet habe die letzten Wochen, um sie einfach mitzunehmen. Das war nie meine Intension."
Elen war uns gefolgt, sie stand abseits am Ende des Ganges, hörte nur stumm zu. Es tat mir leid, dass sie dieses Drama zwischen mir und ihrem Vater mitansehen musste.
Ich wollte ihr nie das Gefühl geben, dass sie ein Problem zwischen uns darstellte und meine Schwangerschaft der Grund war, wieso wir uns nicht mehr sahen.
Es war einfacher Kid wie ein Arschloch dastehen zu lassen, was er auch war, als ihr zu sagen, dass ihre Existenz uns auseinander brachte.
[...]
Abends saß ich an dem Geländer des Schiffes, ganz vorne am Bug sah ich auf das Meer während die Sonne langsam unterging. Er erinnerte mich an mein letztes Gespräch mit Heat, ehe ich ihn für ein Jahrzehnt nicht mehr sah.
„Hey", Kids tiefe Stimme erklang hinter mir. Ich drehte mich um zu ihn und antwortete ebenfalls mit einem kurzen „Hey."
Kurz schwieg ich, dann fragte ich: „Wo ist Elen?"
„Eingepennt", antwortete Kid grinsend und machte eine Kopfbewegung zu dem Mast. Elen lag an diesem gelehnt, zugedeckt von Kids riesigem Mantel.
„Untypisch, es ist gerade mal 21 Uhr. Vor allem im Sommer bleibt sie nachts immer ewig auf. Die kleine Leseratte versteckt sich immer mit einer Taschenlampe unter der Decke und liest weiter. Meistens bekomme ich es vermutlich gar nicht mit", sagte ich und richtete meinen Blick wieder gerade aus.
„Sie ist verdammt klug", antwortete Kid und lehnte sich neben mich an das Geländer, „und hat ein unglaublich gutes Herz."
„Sie ist ein Engel", antwortete ich ihm und lächelte nun stolz.
„Du hast sie gut erzogen [Name]. Danke dafür."
Ich nickte nur als Antwort und schließlich verweilten wir zusammen am Bug des Schiffes, bis die Sonne vollkommen im Meer versank.
„Sie will auf See", sprach ich schließlich und Kid sah mich verwundert an. „Achja? Nun, könnte sie doch, als reisender Bücherwurm macht sie sich bestimmt gut. Vielleicht fängt sie an, selbst Geschichten zu schreiben."
Leise lachte ich und antwortete: „Du bist so ein Träumer Kid, immer noch!"
Nun sah er mich schief grinsend an und fragte: „Wieso?"
„Sie soll einen vernünftigen Beruf erlernen und etwas aus ihrem Leben machen!"
„Und das kann sie auf See nicht? Wann bist du so spießig geworden?", Kid stupste mir mit seinem Finger in die Seite und ich musste mir ein Lachen verkneifen.
Unglaublich, nach 11 Jahren seine Berührung wieder zu spüren.
„Ich bin nicht spießig geworden! Ich will nur, dass sie-"
„Mit, anstatt gegen den Strom schwimmt?", unterbrach er mich.
„Nein!", antwortete ich schnell, „unterstell mir so etwas nicht!"
„Schon gut, ich werde dir nicht sagen, wie du dein Kind zu erziehen hast. Du hast das bis jetzt klasse gemacht, da werde ich dir also nicht hineinpfuschen!"
„Hm...", ich richtete meinen Blick skeptisch in seine Augen, „Ich habe aber trotzdem etwas Kritik gerade heraus gehört! Sag mir Kid, wie hättest du sie denn erzogen?"
Der rothaarige sah mich ernst an und antwortete: „Mir so eine Frage zu stellen ist sinnlos. Hätte ich so etwas tun können, hätte ich euch damals nicht weg gegeben."
Somit war das Thema erledigt.
Ich spürte in den letzten Tagen den Drang Kid etwas zu fragen, nun wäre wohl der perfekte Zeitpunkt dafür.
„Beantworte mir eine Frage Kid!", ich stellte mich ihm aufrecht gegenüber, „wenn du einen Wunsch frei hättest, welcher wäre das?"
„Die Antwortet wird egoistisch [Name]. Aber wenn du sie hören willst, bitte: Ich würde mir wünschen, dass ihr beide hier mit mir am Schiff lebt. Ich würde mir wünschen, dass ich der Vater sein kann, den Elen verdient und vielleicht irgendwann mal so nennen würde und dass du mir vergibst und ich wieder morgens neben dir aufwachen kann."
„Ich habe einen Wunsch gesagt!", antwortete ich und konnte mir selbst nicht helfen, denn ich musste lächeln.
„Nun, ich denke dein Glück ist von Elen abhängig und was sie morgen dazu sagt!"
Kid sah mich überrascht an.
„So wie du damals über ihr Leben entschieden hast, wird sie es nun über deines tun!"
Titelbild: https://wallpaperonepiece-1090b.web.app/one-piece-characters-older.html
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