3. One Shot- Captains Alkoholproblem
21:30
„Captain, du solltest es heute wieder etwas ruhiger angehen!"
22:17
„Captain, das war schon das fünfte Bier innerhalb von nicht einmal einer Stunde!"
23:50
„Kid, willst du nicht langsam aufhören zu trinken?"
„Vergiss es [Name] der bekommt nicht mehr viel mit!", Wires Worte taten mir im Herzen weh. Klar, Kid war Pirat, er war Captain und konnte machen, was er wollte, aber er ruiniert sich mit dem starken Alkoholkonsum das Leben. Früher oder später wird ihn das einholen!
01:23
Kid lautes Lachen hallte durch die Bar, er hatte unbeschreiblich gute Laune, machte Witze ohne Ende mit seinen besten Freunden und aß hin und wieder etwas.
Ich hielt mich wie so oft im Hintergrund und beobachtete meinen Captain. Eigentlich konnte es mir egal sein, wenn er sich sämtliche Gehirnzellen weg säuft, aber ich hegte nun einmal starke Gefühle für ihn und wollte, dass er mehr auf sich acht gibt.
02:48
Wir hatten den Punkt erreicht, an dem Kid beinahe weg getreten war. Es war Zeit ihn und die anderen Idioten aufs Schiff zu geleiten.
Normalerweise würde sich einer der Kräftigen um unseren Captain kümmern, aber da diese ebenfalls besoffen waren, blieb es wohl an mir hängen.
Seufzend erhob ich mich von meinem Stuhl und ging zu Kid, welcher mich kurz ansah und dann wieder seinen Kopf senkte. „Captain, ich bringe dich aufs Schiff ja?"
Er antwortete mir nicht, also nahm ich es als ein stilles „Ja" wahr und begab mich unter seinen Arm, ehe ich versuchte ihn hochzustemmen. Kid bewegte sich selbst auf seine Beine zu meiner großen Erleichterung und so ging ich mit ihm zum Schiff. Manchmal wünschte ich mir eine Teufelsfrucht gegessen zu haben, die etwas nützlicher als meine wäre. Etwa die von Trafalgar, dann könnte ich das schwere Getüm hier innerhalb einer Sekunde in sein Bett zaubern.
Kid brabbelte irgendetwas vor sich hin, ich verstand kein Wort, auch wenn ich mich noch so sehr bemühte. Unsere Schritte waren sehr langsam, aber ich war froh, dass er immernoch im Stande war, selbst zu gehen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir die Viktoria, nun musste er allerdings die Leiter nach oben.
Ich ließ Kid vor dem Schiff kurz am Boden nieder und rief nach oben: „Hey Jungs! Helft mir mit dem Captain!!"
Zum Glück war Killer heute am Schiff geblieben, er sah zu uns nach unten und kam mir schnell zur Hilfe.
„Hat er schon wieder so viel gesoffen?", fragte er und zog Kid auf die Beine.
Ich nickte nur traurig und sah dem starken Mann zu, wie er seinen besten Freund aufs Schiff schleppte.
Als die Leiter frei war, folgte ich schnell und übernahm Kid, da Killer eigentlich wichtigeres zu tun hatte.
Ich ging mit ihm in sein Schlafzimmer und atmete erleichtert aus, als Kid mir schließlich von den Schultern fiel und in sein Bett.
Mich kräftig streckend, sah ich mich kurz im Raum um. Anschließend zog ich die Gardinen zu und ging zu Kid ans Bett.
„Meine Schuhe!", meinte der Betrunkene.
Augenverdrehend öffnete ich seine Stiefel und zog sie ihm aus.
„Schlaf gut Captain!", ich wollte den Raum verlassen, seine Gegenwart in diesem Zustand war mir viel zu wider.
Er flüsterte jedoch etwas, das ich nicht verstand und so kam ich ihm noch einmal näher. „Was hast du gesagt?"
„Mein...Mantel"
„Oh der auch noch", ich kam mir vor wie sein Babysitter, „wie soll ich dir den ausziehen, wenn du so da liegst? Du musst mithelfen Captain!"
Natürlich war keine Reaktion zu sehen, vermutlich hatte er mich nicht einmal verstanden.
So seufzte ich und versuchte den Riesen von der Rücken-in die Bauch- oder zumindest Seitenlage zu bringen, damit ich ihm den Mantel ausziehen konnte.
Ich begab mich auf die andere Betthälfte und zog an seiner Schulter und Hüfte, um ihn in meine Richtung zu drehen. Als das geschafft war, stand ich auf und zog ihm den Mantel aus.
„Du bist so verdammt schwer Kid!", jammerte ich und war es so verdammt leid ständig so eine Scheiße erledigen zu müssen!
Ich drehte ihn noch auf die Seitenlage, falls er sich übergeben musste und verließ den Raum wortlos.
Killer kam mir auf dem Weg in meine Kajüte entgegen. „Schläft er?"
„Ich denke", antwortete ich müde und entnervt, „Du bist sehr geduldig mit ihm Killer, das muss man dir lassen."
Der blonde Mann nahm mein Handgelenk und zog mich mit sich in sein Zimmer, „Komm, ich habe dir etwas zu sagen!"
Müde trottete ich ihm hinterher, wenn er nicht der Vize wäre, hätte ich ihm gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll. Aber bei Killer konnte ich das schwer!
Ich setzte mich auf das kleine Sofa in seinem Zimmer und er ließ sich gleich neben mir nieder.
„Ich sollte das eigentlich niemanden erzählen, aber ich denke bei dir kann ich eine Ausnahme machen. Kid hat dich sehr gern und du bist immer sehr besorgt um ihn."
Verwundert sah ich ihn an. Was soll das jetzt werden? Werde ich nun endgültig befördert zu seinem Kindermädchen?
„Hör mal Killer, es ist schon sehr spät...", ich wollte einfach nur mehr ins Bett und schlafen. Dabei wie so oft versuchen zu vergessen, was ich für den rothaarigen empfand und einfach abschalten.
„Weißt du, es hat einen Grund, wieso Kid so viel trinkt."
„Das kann ich mir gut vorstellen. Ihr beide hattet es bestimmt nicht leicht", antwortete ich ihm wohlwissend, „er trinkt bestimmt, um sich abzulenken, oder um zu vergessen hm?"
Killer nickte und nahm seine Maske ab. Hin und wieder tat er dies unter engen Freunden. „Wieso trinkt er in letzter Zeit so viel mehr als sonst?"
Der blonde Mann lehnte sich zurück und sah an die Decke. „Ich denke es liegt daran, dass wir uns vor ziemlich genau 10 Jahren auf den Weg gemacht haben. Du weißt, wir kommen aus armen Verhältnissen, haben lange auf der Straße gelebt und mussten uns von Müll ernähren."
Ich nickte und hob die Beine auf das Sofa, ehe ich sie umarmte. Die Geschichten zu hören taten mir weh.
„Kid hat dir bestimmt noch nie erzählt, wie er zu seinen Eltern stand, nicht wahr?"
„Nein."
„Sie haben ihn sehr schwer missbraucht." Als Killer mir das sagte, spürte ich einen starken Stich in der Brust.
„In wie fern? Sexuell?"
„Nein, das nicht. Aber er wurde sehr oft geschlagen, gewürgt, sein Vater hatte was ich weiß eine unbehandelte Persönlichkeitsstörung und seine Mutter war heil froh, wenn sie die Schläge nicht abbekam. Das war der reinste Psycho-Terror."
„Ist er dann weg gelaufen?"
„Nein, schlimmer. Er blieb so lange, bis er sich eines Tages wehren musste."
Ich weitete meine Augen, Killer sah mich nun ernst an und meinte: „Sein Vater hat ihn damals Stunden lang geprügelt, beschimpft, getreten, terrorisiert, es blieb ihm nichts anderes übrig als irgendwann zurück zu schlagen."
Killer musste nicht weiter reden, mir war klar, was passiert sein musste...
So schluckte ich hart, „Kid hat ihn umgebracht, nicht wahr?"
Killer nickte.
Ich ließ seine Worte wirken, saß gefühlt noch eine Ewigkeit neben ihm, während er sich irgendwann ins Badezimmer begab, um sich bettfertig zu machen. Immer noch war ich auf dem Sofa und dachte an Kid, versetzte mich in ihn hinein und schnell wurde mir klar, dass er mit Schuldgefühlen zu kämpfen hatte, die er eigentlich nicht verdient hatte.
Schließlich stand ich vom Sofa auf. „Danke, dass du mir das erzählt hast Killer. Ich hoffe nur, dass dich das nicht im Schwierigkeiten bringt mit Kid."
„Ach was, mir kann er sowieso nichts Böses und er weiß, dass ich es gut mit ihm meine. Er wird nicht begeistert sein, aber das ist schon in Ordnung."
Ich wollte mich nun zu meiner Kajüte begeben, aber als ich an Kids Raum vorbei ging, konnte ich es schließlich nicht lassen.
Ich trat leise ein und schloss hinter mir die Tür, ehe ich vorsichtig zu seinem Bett schritt. Sein Schnarchen war deutlich zu hören, er lag mittlerweile wieder auf dem Rücken und schlief wie ein Stein.
Ich legte meine Hand vorsichtig an seine Wange und sah ihn traurig an.
Er tat mir leid.
Ich war wütend, da ich dachte, dass er hauptsächlich aus Spaß soff. Das dachten bestimmt alle hier am Schiff, er gab sich immerhin auch so zu erkennen.
Am nächsten Morgen ging ich wie immer meiner Arbeit an Deck nach. Ich war hauptsächlich dafür verantwortlich, dass alle Waffen geladen waren und bereit, außerdem kümmerte ich mich um die Instandhaltung.
Man merkte, dass die meisten Mitglieder in der gestrigen Nacht zu tief ins Glas geschaut haben, denn es war äußerst ruhig am Schiff. Kid erblickte ich nicht vor drei am Nachmittag, dann gab er sich zu erkennen. Seine Mundwinkel waren nach unten gerichtet, sein Stirn schlug Falten durch seine schlechte Laune. Seine Augen suchten an Deck förmlich nach Opfern, die er anschreien konnte.
Natürlich war er der einzige, der Lärm verursachen durfte, wenn er so einen üblen Kater hatte.
Ich kümmerte mich brav um meine Arbeit bis zum Abendmahl und als dieses gegessen war, wollte ich mich eigentlich in mein Zimmer zurück ziehen und den Schlaf vom Vortag nachholen. Doch da sah ich Kid am Bug des Schiffes, er hatte ein Bein auf dem Geländer gestützt und trank aus einer Glasflasche.
Seufzend ging ich zu ihm und versuchte wieder mein Glück.
„Was trinkst du da Captain?"
Er sah mich aus dem Augenwinkel an und zog die Flasche von seinen Lippen. Sie waren rot gefärbt, nicht durch den Lippenstift, sondern von dem Wein, den er wohl gerade trank.
„Nicht besonders gutes Zeug, wenn ich ehrlich bin", antwortete er und richtete seinen Blick nun an mich.
Ich hielt es langsam nicht mehr aus.
Ich griff nach der Flasche und riss sie ihm aus der Hand, ehe ich sie ins Meer warf und ihn wütend ansah.
„Gehts noch ?!", mein Captain erwiderte meinen wütenden Blick mit ähnlicher Intension.
„Der Mist wird dir nicht helfen!", sagte ich schließlich und Kids Gesicht entspannte sich etwas.
„Killer hat mir schon gebeichtet, dass er dir von meinem Drecks-Vater erzählt hat."
„Sehr schön", antwortete ich ihm und sah ihn traurig an.
Dann fügte ich hinzu: „Captain ich kann mir nur ansatzweise vorstellen wie du dich fühlen musst und was du durch machst, aber bitte, lass das Trinken sein!", erst merkte ich nicht, wie mir bereits die Tränen kamen, „Der Alk wird dir nicht helfen, er wird es nur schlimmer machen! Rede über deine Probleme, lass irgendjemanden an dich ran, such dir einen Arzt, irgendwas", seine Augen sahen mich verwundert an, „bitte versuche anders damit umzugehen, du bringst dich damit ins Grab und dafür hast du bestimmt nicht so hart gekämpft!"
„Du nimmst dir hier ganz schön was raus", erwiderte er ruhig und ließ sich schließlich auf dem Boden nieder, „komm schon, setz dich!"
Ich tat wie mir gesagt, seine trüben Augen sahen in den Himmel. „Du bereitest mir Kopfschmerzen, Mädchen!", seine Stimme war gedeckt, er war inzwischen ein Wrack, er stand total neben sich und wenn uns jemand angreifen würde, während er sich in diesem Zustand befand, würden wir sofort untergehen.
„Bitte höre auf mich Captain!"
„Nicht so einfach", antwortete er und sah mich an, „hilf mir dabei!"
Ich nickte und Kid griff nach meinen Armen. Unsicher, was nun folgte, versteifte sich mein Körper etwas, doch der Mann zog mich lediglich in seine Arme.
Lange sagte keiner von uns beiden ein Wort. Ich, da ich mich nicht traute den Mund aufzumachen und Kid vermutlich, da er wohl selbst nicht wusste, was er hier gerade tat.
„Danke. Ich brauche nur kurz Nähe."
„Kein Problem Captain."
Schmunzelnd umarmte ich ihn ebenfalls und ignorierte den starken Geruch von Alkohol, der hoffentlich nicht mehr lange Teil seiner Selbst war.
Titelbild: https://i.pinimg.com/564x/31/28/28/312828fa6d82fc5e3a1c5adfc382f175.jpg
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