10. One Shot- Ungewollt Teil 2/2
Hier der gewünschte 2. Teil des One Shots Ungewollt c:
Still schweigend beobachtete ich Kid, wie er Elen behutsam auf seine Arme nahm. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, sie schlief tief und fest, vermutlich da der Tag sehr aufregend war. Hier auf dieser langweiligen Insel waren Elens Bücher die einzige Chance Abenteuer zu erleben und die Tatsache, dass sie hier auf Kids monströsem Schiff herumtollen konnte, was wohl ein Highlight für die Kleine.
Neben Kid hergehend, dachte ich über den morgigen Tag nach. Offen gesagt wusste ich bereits, wie Elen sich entscheiden würde. Ich selbst war mir allerdings nichts sicher, ob ich es gutheißen würde, wieder in See zu stechen.
„Du wirkst so nachdenklich. Was geht dir durch den Kopf [Name]?", riss mich Kids gedeckte Stimme aus den Gedanken.
Er redete leise um Elen nicht zu wecken.
„Ich denke natürlich an morgen", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß.
Er erwiderte nichts, ging lediglich neben mir her und schwieg, ehe wir an unserem Haus ankamen und er seine Tochter in ihr Zimmer brachte.
Vorsicht legte er sie auf der Matratze ab und ich deckte sie schnell zu.
Kid sah mich nur für einen kurzen Moment an und machte schließlich auf seinem Absatz kehr.
Er verabschiedete sich und verließ unser Haus.
[...]
„SIE HAT JA GESAGT!"
Die Crew jubelte, es wurde gelacht, Elen wurde in die Höhe gehoben, es wurde wild getanzt und herumgebrüllt.
Ich stand nur seufzend da und beobachtet das Geschehen.
Ich hatte Kid mein Wort gegeben und ich würde es halten. Elen wollte mit ihm auf See, also würde es auch so passieren. Mir wurde schlecht von der Vorstellung, dass mein kleines Mädchen nun ein Piratenleben führen würde und ich gleich mit dazu. Die Piraterie war eigentlich ein Kapitel, mit welchem ich schon längst abgeschlossen hatte.
Mein guter Freund Heat kam zu mir und warf sofort einen Arm um mich. Er lächelte glücklich und sagte: „Zieh nicht so ein langes Gesicht! Elen bekommt sonst noch ein schlechtes Gewissen!"
„Mag schon sein."
„Lass dich bisschen fallen, komm wir werden die Nacht durchfeiern und du wirst auf jeden Fall mitmachen!"
So ließ ich mich schließlich von ihm überzeugen zumindest zu versuchen, etwas abzuschalten und mich zu entspannen.
Es würde mir nicht gut tun, mir von Sekunde eins Sorgen zu machen.
Der Abend war gekommen, Elen stieß fröhlich mit ihrem Glas Cola an, während der Alkohol bei den Erwachsenen floss.
Sie brüllten rum, rauften, redeten über Bordellbesuche, Drogen, benahmen sich wie Tiere. Taten sie das damals schon, als ich noch auf dem Schiff war?
Meine Laune sank immer mehr, dies schien Kid nicht entgangen zu sein.
„Was los Stinkstiefel?", der rothaarige setzte sich neben mich und hielt mir einen großen Krug entgegen.
„Nenn mich nicht so Arschloch", antwortete ich, „sieh dir das an, wie sie sich benehmen!"
„Ganz normal würde ich sagen", Kid grinste nun, „was ich mich so erinnere, hast du immer wie blöd getanzt und hast deinen Hintern an mir gerieben bei dem kleinsten bisschen Alkohol. Wie sieht das wohl jetzt aus, nach jahrelanger Abstinenz?"
Immer noch hielt er mir den Krug hin, da ich bin jetzt noch nicht danach griff.
„Bringe mich hier nicht auf blöde Gedanken. Ich hätte nämlich jegliche Grund mich nieder zu saufen heute", seufzte ich.
„Scheiß dich nicht ein Mädchen!", Kid verdrehte die Augen und drückte mir den Krug regelrecht gegen die Lippen, „Du bist sowas von spießig geworden! Zum Kotzen! Wird dich wohl nicht umbringen, hier mit alten Freunden zu feiern?! Die Party ist nicht nur für Elen.
Entspann dich endlich!"
„Aber Elen-"
„Ich habe Killer beauftragt auf sie aufzupassen und sie ins Bett zu bringen, wenn sie müde wird."
Finster sah ich ihn an, „Diese Rolle solltest du übernehmen Kid! Du bist der Vater!"
„Das ist unverkennbar, ja", Kid grinste, „ich werde sie aber nicht überfallen. Wenn sie Zeit mit mir verbringen will, dann soll sie das tun."
Schließlich nickte ich und Griff mach dem Krug. Ich erkannte den Geruch sofort, es war mein Liebling- Brandy.
„Sehr elegant hier im Krug", stellte ich schließlich fest.
„Oh entschuldige feine Dame!", der rothaarige grinste breit, „Komm, trink, iss, tanze!"
Und so gab ich schließlich nach. Es war, als hätte ich all den Frust der letzten Jahre abgeschüttelt, während ich zu lauter Musik tanzte. Was oder wer mich dabei sah, war mir mit der Zeit egal. Mein Alkoholpegel stieg, sowie meine Laune und ebenfalls meine Lust.
Als hätte ich all den Kummer vergessen, sah ich Kid vor mir wie vor etwa 15 Jahren. Dieser leidenschaftliche Mann, mit klarem Ziel vor Augen, geschwollener Brust und so viel unerwartete Liebe und Leidenschaft für mich.
Mein Kopf rauschte, meine Sinne schwanden, ich spürte Gier nach seinen Lippen und bald trug er mich in seine Kajüte.
[...]
Licht welches viel zu intensiv durch das Fenster schien, ließ mich langsam wieder erwachen. Ich hörte noch benommen Kids tiefes Brummen, das Gewicht neben mir im Bett schwand und ich öffnete meine Augen. Der rothaarige schritt zum Fenster und ließ die Jalousien hinunter krachen, um den Raum zumindest ein Stück weit wieder zu verdunkeln.
Offensichtlich störte ihn die viel zu motivierte Morgensonne ebenso.
Als Kid sich wieder neben mir auf dem Bett niederließ, sah ich mir den sitzenden Kollos an.
Wie lange war es her? Wann wachte ich das letzte Mal morgens neben diesem Mann auf?
Ich musterte den Mann im Halbschatten und versuchte klare Gedanken zu fassen.
„Morgen [Name]", grüßte mich seine kratzige Morgenstimme.
„Guten Morgen", antwortete ich ihm. Ich richtete mich auf und blickte an meinen vollkommen bekleideten Körper. Selbst meine Schuhe trug ich noch!
Daraufhin musste ich schmunzeln. „Wenigstens die Schuhe hättest du mir ausziehen können!"
Kid sah mich verwundert an und grinste nun. „Einmal angefangen, kann man schwer aufhören."
„Klopfe nicht so dumme Sprüche Kid. Nicht wenn du mal zur Abwechslung Anstand zeigst."
Kurz herrschte Schweigen zwischen uns, ehe ich erneut das Wort ergriff: „Warst du ebenfalls betrunken?"
Der rothaarigen schmunzelte, „Nein kein bisschen."
„Habe...habe ich dich geküsst?"
„Knapp verfehlt würde ich sagen", meinte er nun leicht lachend, „hab' mich weg gedreht."
„Vielen Dank", antwortete ich ihm.
„Solltest nichts mehr bereuen müssen bezüglich meiner Person!", er sagte diese Wort nun mit einem ernsten Unterton. Er bereute sehr viel.
Trotz Kopfschmerzen und Übelkeit richtete ich mich auf und hang mich, wie sein Mantel der normalerweise um diese Urzeit schon längst seinen kolossalen Körper schmückte, über seinen Rücken und Schultern. Meinen Gesicht legte ich an seine nackte Haut und roch an seinem Nacken. Er roch genauso wie damals nach Sandelholz und ein wenig nach Schmieröl. Bei diesem Geruch kam mir seine Werkstatt und seine Kreationen in den Sinn. Ich dachte daran, wie mir Kid damals immer begeistert von seinen neuen Werken berichtete und sie mir zeigte.
Mir wurde schließlich klar, dass nicht nur Kid etwas in seine m Leben verpasst hatte durch den Abschied, sondern ich genauso. Ich wollte die Crew damals nicht verlassen, ich wollte die Welt sehen und Abenteuer erleben. Ob es dafür schon zu spät war?
Elen gab mir hier die Chance das alles noch zu erleben! Sie wollte mit diesem Schiff die Welt kennenlernen und ich sollte dies nutzen, anstatt darüber zu jammern.
Ich lockerte meinen Griff um Kids Nacken, sofort drehte er sein Gesicht zu mir und ich forderte mit leiser Stimme: "Küss mich!" Die bernsteinfarbenen Augen des Captains sahen mich überrascht an. "Na los, bevor ich es mir anders überlege!"
Nun grinste er leicht und nahm mein Kinn. "Sicher, dass du das noch einmal durchstehen willst?"
"Gib dir dieses Mal gefälligst mehr Mühe!"
Er legte seine Lippen auf meine und ich fühlte mich nach Jahren endlich wieder zu Hause. Völlig frei und als hätten wir nie damit aufgehört uns so nahe zu sein, küssten wir uns leidenschaftlich. Auch wenn dieser Mann sich nun erst wieder beweisen musste, ich war mir sicher, dass er es für Elen und auch für mich schaffen würde, seine Fehler wieder gerade zu biegen. Ich fühlte mich nach so langer Zeit wieder am rechten Fleck, ich fühlte mich wie der Mensch, der ich vor lange Zeit war und konnte frei über die Meere segeln.
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