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5 - Wiedersehen?

"Endlich wieder Daheim!", seufzte Onkel Hinrich und atmete durch.
Geza zog den warmen Umhang aus und gab ihn ihrer Base.
"Danke", murmelte sie.
Hedwig antwortete nicht, sondern warf das Kleidungsstück unachtsam einer Magd zu.
"Bring das in die Wäsche!", befahl sie ihr ohne sie anzusehen.
Geza rannte in ihre Kammer, noch nie war sie so froh, sie zu betreten. Ihr Zimmer war klein, aber sie hatte es ganz für sich alleine. Keine schnarchenden Onkel oder unzufriedene Tanten, die Kammer gehörte nur ihr. Das Wetter hatte umgeschlagen und die Kälte nahm zu. Der Wind erlangte neue Kräfte und riss gnadenlos die letzten Blätter von den Zweigen. Die Dienstboten hatten an sie gedacht und ihr ein zerfleddertes Lammfell aufs Bett gelegt, damit sie während der eisigen Nächte nicht erfror.

Danach wartete sie ungeduldig auf den Abend. Es wurde früher dunkel und das hieß, sie musste nicht mehr so lange auf Hekates Aufwachen warten. Als es soweit war, holte sie eine alte ärmellose Pelzweste aus ihrer Kiste, sie hatte Tante Ursula gehört, als diese noch jung war. Sie schlich die Treppe zum Dachboden hoch und trat leise in den Raum.
Die Tür knarzte und Geza flüsterte: "Hekate. Bist du da?"
Ein weißer Schatten flog ihr lautlos entgegen und ließ sich auf dem Gerümpel nieder.
"Du bist wieder da! Wie war es?", fragte sie.
Geza streichelte ihre weiche Federn. Wie sehr sie das doch vermisst hatte!
"Ich bin so froh dich wiederzusehen! Also, ich sag dir eins: Ich habe noch nie so viele Menschen und Häuser gesehen. Noch nie! Tagsüber ist es dort so laut! Und die Burg Buchenhof ist so riesig! Ich frage mich wie der König sich dort nicht jeden Tag verläuft!", erzählte Geza aufgeregt.
Hier unterbrach Hekate sie: "Kri kri! Hast du nicht gehofft jemanden dort zu treffen?"
Geza lief rot an, aber Hekate bemerkte es nicht.
"Ja, ich habe ihn wiedergesehen", gab sie preis.
Hekates runde Augen wurden noch eine Spur runder und sie kreischte fröhlich: "Und jetzt heiratet ihr!"
Geza brach in Gelächter aus: "So einfach ist das nicht"
"Ihr Meschen seid echt kompliziert und umständlich", meinte die Eule und plusterte sich auf.
 Da musste Geza auch schon runterlaufen, das Abendbrot wurde aufgetragen. Eilig verabschiedete sie sich und rannte in das große Zimmer. 

Der Winter näherte sich. Schon bald waren die Eichen nackt und kahl, das Laub moderte auf dem Boden vor sich hin und erfüllte die Luft mit einem feuchten Nachgeschmack. Die Abende wurden immer länger und Geza konnte sich nicht mehr so einfach aus dem Verwaltungsgut verziehen, draußen war es zu dunkel für Spaziergänge. Und auch wenn sie lieber ihre Zeit alleine draußen verbrachte. Aber das Spinnen und Weben verlief meistens in Begleitung von Hedwigs Monologen. Jeden Abend erzählte sie, viele fabelhafte Verwalter, Knappen und sogar Ritter sie kennengelernt hatte. Dabei verzichtete sie keineswegs auf Details und schilderte die Geschehnisse so grünlich wie möglich. Onkel Hinrich und Egon hielten es nach drei Abenden nicht mehr aus und verzogen sich ins Arbeitszimmer. Tante Ursula dagegen wurde nie müde, Hedwig zuzuhören, sie stellte zu jeder Sache eine Rückfrage und freute sich über den Erfolg ihrer Tochter. Geza dagegen kannte den Ablauf von Hedwigs Jugendabenden schon bald auswendig. Nur konnte sie nicht so einfach das Weite suchen, wie ihre männlichen Verwandten. Sie ignorierte ihre Base so gut sie konnte. Es war viel angenehmer an Richard zu denken. So verstrichen die Tage.

Als Geza an einem dieser Abende durch den Flur zum großen Zimmer lief, spürte sie, dass etwas anders war als sonst. Im großen Zimmer waren auch Onkel Hinrich und Egon anwesend, was seit Hedwigs ewigen Monologen ungewöhnlich war. Die Tür zum Zimmer war zu, also konnte sie nicht so gut hören, worüber geredet wurde. Trotzdem erkannte sie, dass die ganze Familie versammelt war. Sie nahm die Stimmen nur dumpf wahr. Leise kam sie näher, blieb vor der Tür stehen und spitzte die Ohren. Jetzt konnte sie viel besser verstehen, was drinnen gesagt wurde.

"Aber der Brief ist doch an sie adressiert", sagte Tante Ursula mit ihrer schrillen Stimme.
Hedwig ließ ihr hartes Lachen hören: "Ha! Seit wann kümmert sie dich?"
"Es ist schon wichtig für uns, dass wir erfahren, was in dem Brief steht", meinte Egon.
Sein Vater stimmte ihm zu: "Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt auf alles vorbereitet sein müssen"
"Eigentlich kann das nichts Gutes in dem Brief sein!", krähte Tante Ursula.
"Erst möchte er sie bei den Jugendabenden sehen und jetzt schreibt er ihr einen Brief! Das geht, für meinen Geschmack, zu weit! Wir müssen wissen, was in diesem Brief steht!"
Geza hatte genug gehört.
Sie öffnete die Tür und trat ein, sagte aber nichts, das traute sie sich nicht. Alle vier hatten sich zu Geza gedreht und starrten sie an. Aber jeder auf seine eigene Art. Tante Ursula war verwirrt, Onkel Hinrich kniff wütend die Augen zusammen und Egon hatte sich noch nicht von der Überraschung erholt. Am interessantesten war aber Hedwig. Ihr Blick war hasserfüllt. Sie stand neben ihrem Vater, der die versiegelte Schriftrolle in der Hand hielt, um die es anscheinend ging. 

Plötzlich riss sie ihm diese aus der Hand und rannte zum Kamin rüber. Geza verstand sofort, was sie vor hatte und machte auch einen Satz zur Feuerstelle. Doch ihre Base war schneller und warf das Papier in die Glut. Geza versuchte es auf dem Weg in die Flamme noch abzufangen, doch sie verbrannte sich nur die Hand.
"Nein!", schrie sie, als sie von dem Kamin auf die Knie sank.
Das Papier wurde schwarz und begann an einigen Stellen rot zu glühen. Das rote Siegel schmolz dahin und zerfloss auf den Holzscheiten bis auch davon nichts mehr zu sehen war.

Geza konnte es nicht halten, Tränen flossen ihr übers Gesicht, sie schluchzte kurz auf. Hinter sich hörte sie Hedwig hämisch lachen.
"Jetzt wird keiner erfahren was der Fürst dir geschrieben hat. Keiner"
Ohne weiter ihre Verwandten zu beachten lief sie in ihre Kammer und legte sich aufs Bett. Richard wollte ihr einen Brief schreiben und ihr darin mehr über Fera mitteilen. Außerdem wollte sie gerne in Kontakt mit ihm bleiben. Sie musste ihm erzählen, was passiert war! Sie musste ihm schreiben! Aber wie? Einen Boten konnte sie sich nicht leisten. Es sei denn...

Da bekam Geza eine Idee. Sie wartete bis es dunkel war und alle auf dem Gut schliefen. Zuerst ging sie in die Küche zum Ofen. Sie nahm sich einen Schürhaken und suchte in der Feuerstelle nach glühender Kohle. Endlich hatte sie ein schwach glühendes Stück Kohle ausgegraben. Geza legte etwas Stroh daneben, die Küchendiener nutzten es als Feueranzünder, und pustete vorsichtig. Mit jedem Pusten glühte die Kohle etwas heller und steckte schließlich auch das Stroh an. Schnell nahm sie die Kerze, die sie aus ihrem Zimmer mitgenommen hatte, und entzündete sie. Die Flamme im Ofen blies sie wieder aus. Danach schlich auf die zweite Etage. Zum Glück hatte sie die Weste angezogen, auf den Gängen war es sehr kalt. Langsam und leise bewegte sie sich durch die Gänge und schützte die Kerzenflamme mit der Hand. Sie musste an den Schlafzimmern von allen ihren Verwandten vorbei, glücklicherweise waren alle Türen verschlossen. 

Am Ende des Ganges öffnete sie die Tür zu Onkel Hinrichs Arbeitszimmer, sie knarrte furchtbar, das wusste Geza. Sie war aber dünn genug, dass sie sich durch einen Spalt durchquetschen konnte. Die junge Frau ließ den Spalt offen, damit sie hörte, wenn jemand wach wurde und den Flur entlang kam. Auf dem massiven Holztisch mit einem großen Schubladenfach, an dem Onkel Hinrich und Egon immer arbeiteten, lag das, was Geza brauchte: Papier, Federn und ein Tintenfass. Vorsichtig stellte sie die Kerze auf den Boden, sicher war sicher, entwendete einen Bogen Papier, eine Feder und das Tintenfass und nahm sie mit auf den Boden. Im schwachen Schein der Kerze setzte sie sich auf ihre Füße und schrieb auf dem Boden ihre Botschaft.

"Mein Fürst! Richard! Ich hoffe meine Botschaft findet Sie in bester Gesundheit. Leider habe ich Ihren Brief nicht lesen können. Meine Base hat ihn verbrannt, bevor ich in öffnen konnte. Schreiben Sie bitte direkt nach dem Lesen ein Antwort und schicken sie diese auf gleichem Weg zurück, auf dem sie diese erhalten haben..."

Da ertönten Schritte im Flur. Geza erkannte sie sofort, es waren die schweren Schritte ihres Onkels. Sie löschte die Kerze mit den Fingern und kroch hinter den Schreibtisch, in der Hoffnung, dass man sie dann so von der Tür aus nicht sehen konnte, und hielt den Atem an. Ihr Onkel schlurfte ächzend durch den Flur, die Zimmertür knarzte langsam. Für Geza fühlte es sich an, als ob ihr jemand mit etwas scharfem die Wirbelsäule entlangfuhr. Sie schauderte und bekan eine Gänsehaut.
Verwundert murmelte ihr Onkel: "Ich hätte schwören können, ich hätte die Tür zugemacht..."
Danach schloss er die Tür und seine Schritte entfernten sich. Geza atmete erleichtert auf. Doch jetzt hatte sie keine Kerze mehr und auch kein Feuer griffbereit. Also musste sie sich mit dem Mondschein zufrieden geben. Sie robbte mit ihren Utensilien in den Lichtkegel, der sich vor dem Fenster gebildet hatte, und schrieb dort weiter. 

"...Ich würde gerne erfahren, was Sie mir zu sagen haben und auch mehr über Fera wissen. Ich hoffe, wir verbleiben in Verbindung. Ihre Geza, Verwaltungsgut Kupferstrom"

Hier überlegte Geza, ob sie übertrieben hatte. Immerhin hatte sie nur zweimal mit Richard geredet. War "Ihre Geza" vielleicht schon zu... intim? Geza beschloss die Abschiedsformel nicht wegzustreichen. Während die Tinte trocknete, platzierte sie Feder und Tintenfass genauso wieder auf dem Schreibtisch, wie sie es vorgefunden hatte. Danach faltete sie die Botschaft zusammen, überprüfte den Boden nach Wachsflecken und verließ den Raum mit Zettel und Kerze in der Hand. Ihre letzte Station war der Dachboden. Auf der Treppe trat sie so langsam und vorsichtig auf, wie möglich. Mit jedem Jahr wurde die Treppe morscher und knarrte immer lauter. 

Endlich oben angekommen, flüsterte sie in die Dunkelheit: "Hekate? Bist du da?" Es kam keine Antwort. Geza trat an das kaputte Fenster. Sie faltete die Hände so, dass sich zwischen den Handflächen ein Hohlraum bildete, den sie mit ihren Daumen vorne verschloss. Allerdings ließ sie einen kleinen Spalt zwischen den Daumen frei und pustete rein. Ein tiefer, hohler Pfiff hallte durch die Nacht. Das Signal für Hekate war lang-kurz-lang. Es dauerte nicht lange und Geza sah Hekate auf das Gut zusegeln, majestätisch schlug sie mit ihren breiten Flügeln. Geza zog den Kopf wieder ein und machte Platz für die Landung.
"Ich hoffe du hast einen triftigen Grund. Ich habe deinetwegen meine Jagd unterbrochen!", maulte Hekate und plusterte sich beleidigt auf.
"Ich denke schon", begann Geza und erzählte der Eule alles, was vorgefallen war.
"Das war richtig gemein!", kommentierte Hekate, als Geza beim verbrannten Brief angekommen war.
Geza nickte traurig, fuhr aber sogleich fort: "Jetzt habe ich einen Brief an Richard verfasst und ich wollte fragen, ob du ihn überbringen könntest?"
"Ich?", fragte die Eule nach, "Wo soll er denn hin? Und wie erkenne ich diesen Richard überhaupt? Ich habe ihn noch nie gesehen"
Stimmt! Richard war tagsüber auf den Gut und da schlief Hekate immer auf dem Dachboden. Sollte jetzt alles scheitern? War die ganze Sache doch umsonst? So schnell wollte Geza nicht aufgeben!
"Kennst du die Eichenfeste?", fragte sie die Eule.
Hekate drehte den Kopf nach rechts und links und zwinkerte mit einem Auge. Geza seufzte, dann musste sie es anders versuchen.
"Da sind ganz viele Häuser, größer als dieses hier, und noch Türme und Mauern..."
Geza kannte die Eichenfeste auch nicht, sie versuchte von dem am Buchenhof gesehenen darauf zu schließen, wie Hauptstadt von Quercus aussehen könnte. Sie deutete mit der Hand in Richtung Osten, soviel wusste sie über die Stadt. Zum Glück gab es in jeder Provinz Arbors abgesehen von der Hauptstadt keine anderen Städte mehr.
"Und da sind ganz viele Menschen!", erklärte Geza, "Richard wohnt in dem größten Haus"
Danach versuchte sie ihn Hekate zu beschreiben, deutete seine Größe mit den Armen an, zeigte auf ihre blonden Strähnen, um ihr Richards Haarfarbe zu erklären. Sie erzählte, was er an den zwei Malen getragen hatte. Aber Hekate konnte leider nicht mit jeder Farbe was anfangen, also musste Geza viel mit Dingen vergleichen, die sie kannte.
"Ich werde es versuchen", versprach die Eule.
"Danke dir!", seufzte Geza erleichtert, nahm sie in den Arm und drückte die Wange gegen das weiche Gefieder. 

Mit einem Faden aus ihrem Nachthemd, befestigte sie den zusammengefalteten Zettel an Hekates Fuß.
"Pass gut darauf auf und mach ihn bloß nicht nass!", warnte sie.
Die Eule blinzelte zwei Mal, was äquivalent zu einem Nicken war, und flatterte aus den Fenster. Mit den Gefühl, etwas oder jemanden besiegt zu haben, legte sich Geza schlafen, in wenigen Stunden würden schon die ersten Dienstboten aufwachen.

Die nächsten Tagen wurden aber zur Qual. Jeden Abend schaute Geza auf dem Dachboden nach ob Hekate wieder da war, und war jedes Mal sehr enttäuscht sie nicht zu finden. Konnte sie Richard nicht ausmachen? Hatte sie die Eichenfeste nicht gefunden? Oder wurde sie unterwegs von Raben angegriffen? Hekate hatte erzählt, dass Eulen und Raben sich überhaupt nicht gut verstanden und, wenn sie sich sahen, es zu blutigen Auseinandersetzungen kam. Sie war so nervös, dass es eines Abends sogar Hedwig auffiel. Auf Nachfrage stammelte sie etwas unbestimmtes und flüchtete sich auf den Dachboden. Sie suchte dort alles ab und in der dunkelsten Ecke hatte sich ein fluffiger Federball hingekauert.
Geza umarmte Hekate sofort, worauf diese einen schrillen Schrei von sich gab: "Nicht so stürmisch!"
"Entschuldige", sagte Geza.
"Und?", fragte sie nach.
Hekates schwarze Augen wurden zu wütenden Schlitzen doch sie erzählte trotzdem: "Hat etwas gedauert, bis ich diese Eichenfeste gefunden habe. Danach habe ich eine Katze ausgefragt und sie hat mir verraten, wo das Fenster von diesem Richard ist uns dann habe ich nachts an seinem Fenster geklopft"
"Und? Weiter!", fragte Geza erwartungsvoll.
"Er hat zuerst nicht verstanden, was ich von ihm will, und wollte mich verjagen. Doch dann hat er den Zettel gesehen und zwei und zwei zusammen gezählt. Hier ist die Antwort und jetzt lass mich in Ruhe!"
Hekate streckte Geza ihren Fuß entgegen, an dem mit einem Lederband ein Zettel befestigt war.
"Hekate! Du bist die Beste!", verabschiedete sich Geza und flitzte auf ihr Zimmer, um in Ruhe und Einsamkeit den Zettel zu lesen.

"Liebe Geza. Ich habe hier leider nicht viel Platz zum schreiben. Deswegen würde ich am Martinstag nachmittags an der großen Eiche am Kupferstrom auf dich warten. Da werde ich dir alles erzählen, es ist viel. In tiefer Zuneigung, Richard"

Sie überlegte gar nicht lange, sie würde zu dem Treffen gehen. Sie war schon mit ihm alleine und es ist nicht passiert. Sie könnte natürlich eine Magd mitnehmen. Das taten junge Mädchen auch meistens, wenn sie sich heimlich mit einem Mann treffen wollten, aber es musste immer eine Magd sein, der man uneingeschränkt vertrauen konnte. Über so eine Bekanntschaft verfügte Geza leider nicht, also entschied sie sich alleine hin zu gehen. Auch der Treffpunkt war sehr gut gewählt. Die große Eiche, die Richard meinte, stand neben dem Bach, der dem Dorf und dem Gut den Namen gab. Sie war weit genug von der Siedlung und vom Gut entfernt, dass man in Ruhe und ungesehen miteinander sprechen konnte. Aber sie war auch nicht zu abgelegen. Im Zweifelsfall konnte sie immer um Hilfe rufen und man würde sie hören können. Geza dachte aber nicht, dass es zu einer Situation kommen würde wie damals mit Gideon, beim ersten Mal, wo sie alleine waren, ist auch nichts passiert.

* * * 

Der Martinstag kam und Geza tat alles, um die Aufregung vor ihren Verwandten zu verstecken. Die ganze Zeit hatte sie das Gefühl, dass Hedwig sie beobachtete und nicht aus den Augen ließ. An dem Tag gingen sie natürlich in die Kirche und Geza fiel es schwer während der Messe stillzusitzen, geschweige denn der Predigt zu lauschen. Danach, wie bei jedem wichtigeren Festtag, blieb die Verwalterfamilie noch auf dem Kirchplatz stehen und unterhielt sich mit den Dorfbewohnern. Damit fertig, gingen sie wieder aufs Verwaltungsgut und jeder zog sich zurück, um sich zu erholen. Bis auf Geza. 

Sie bürstete ihr Sonntagskleid und den Umhang sauber und flocht sich den etwas zerzausten Zopf neu. Danach band sie sich den Metallgürtel mit dem Jagdmesser um und huschte erst in die Küche und dann zur Hintertür hinaus. Die Bäume waren schon völlig kahl und dicke Wolken zogen faul und schleppend über den Himmel. Geza rannte dagegen durch das Laub, so schnell sie ihre Füße trugen. Sie war es aber nicht gewohnt, lange zu rennen und bald ging ihr die Puste aus. Als sie sich der großen Eiche näherte, sah sie schon Richards Braunen auf dem Boden nach Grünzeug suchen. Geza lief um den Baum und schaute zum Ufer. Am Wasser kniete Richard und rieb sich den Arm mit einem nassen Tuch. Neben ihm lagen eine Satteltasche, sein Kettenhemd, sein normales Hemd und ein Reitermantel. Wegen des kalten Wassers durchlief Richards Körper ein Schaudern und Zittern. Bestimmt ist er stark, dachte sich Geza, während sie seinen Rücken und seine Arme von hinten betrachtete. Wie wäre es denn, von diesen Armen umarmt zu werden? Wie würde das sich anfühlen? Für ein Ausbauen dieser Phantasie blieb keine Zeit, Richard hatte sie bemerkt.
"Oh!", machte er, kramte eilig ein frisches Hemd aus der Satteltasche und zog es an.
"Du bist ja ganz alleine!", wunderte er sich.
Geza nickte.
"Das ist ziemlich... ungewöhnlich. Bist du dir da sicher?", fragte er verwirrt.
Geza zuckte nur mit den Schultern und erklärte: "Sagen wir es mal so, ich vertraue Ihnen mehr, als meinen Verwandten. Sie haben mir am Buchenhof im Garten nichts angetan und das Treffen geheim gehalten."
"Stimmt auch wieder. Das, was deine Base mit deinem Brief gemacht hat, ist echt nicht Ordnung!", meinte er und deutete auf die Satteltasche.
Das war eine Geste zum Hinsetzen. Geza ließ sich da nieder und Richard nahm in sicherem Abstand auf der Erde Platz. Der Bach plätscherte melodisch über die rötlichen Steine

"Richard, was haben Sie denn rausgefunden?", fragte Geza.
Richard begann zu erzählen: "Erstmal, ich habe mich mit meinem Onkel über euren Pfarrer unterhalten und er hat versprochen mit dem Bischof geredet"
Das überraschte Geza, zum ersten Mal handelte ein Mann der Kirche in ihrem Interesse.
"Zu Fera hat er auch was herausgefunden. Du weißt bestimmt, wie unser Königreich entstanden ist. Die ganze Geschichte mit dem fünf reisenden Rittern, der Aufteilung in fünf Provinzen und den Duellen, die entschieden haben, welcher Ritter König wird."
Geza wusste das in der Tat. Der Legende nach haben fünf fahrende Ritter beschlossen hier ihr Königreich zu gründen. Es wurde entschieden, dass jeder eine Provinz bekommen würde. Allerding sollte einer der König sein und die anderen vier sollten sich unterordnen. Die Ritter duellierten miteinander und derjenige, die die meisten Duelle gewann, wurde König und auch seine Nachfahren sollten über Arbor regieren. Der Gewinner suchte sich ein zentrales Gebiet aus, das nun als Fagis bekannt war.

Richard fuhr indessen fort: "Davor haben auf diesem Gebiet, zwischen dem Hochgebirge im Norden, in Maximilla, und den Sturmbergen im Süden, Ferastämme gelebt. Zuerst hat das Zusammenleben zwischen Fera und Arborianern  gut funktioniert. Allerdings nutzten manche Fera für ihren Glauben oft... naja so Menschen wie mich als... Opfergabe. Einige sind zwar zum Christentum konvertiert, aber die Angst vor Fera war da wohl so groß, dass die meisten nicht überlebt haben. Und viele haben immer noch etwas Angst, wenn sie Menschen mit zwei Haarfarben sichten. Die beiden Völker gehen sich seit dem mehr oder weniger höflich aus dem Weg. Mein Onkel vermutet, dass man die jetzt lebenden Fera an den Fingern abzählen kann. Außerdem soll ich dir von ihm ausrichten, dass Gott dir eine wunderbare Gabe geschenkt hat und du sie gut nutzen solltest."
Geza gefiel Richards Onkel, Pater Bonifatius, immer mehr, auch wenn sie ihn noch nie getroffen hatte. Doch ihre Neugierde war noch nicht befriedigt.
"Haben Sie auch etwas darüber herausgefunden, woher die Fähigkeit mit Tieren zu sprechen kommt?" Interessiert rutschte sie näher an ihn ran.
"Tatsächlich!", sagte Richard und rückte auch etwas näher an sie ran, "Das gibt es vor allem zwei Theorien. Die erste ist die von meinem Onkel, er glaubt, dass es eine gottgegebene Gabe ist. Die zweite stammt aus einem Bericht über einen der Ferastämme. Der Häuptling hatte erklärt, dass ihre Verbundenheit zur Natur so groß ist, dass sie mit der Zeit die Möglichkeit bekommen haben, mit einer Tierart zusprechen."
"Danke, Richard", konnte sie nur sagen.
Sie wusste jetzt wo sie herkam, sie verstand warum sie mit Eulen reden konnte! Ein Wärme machte sich in ihr breit.

"Waren deine Eltern Fera?", fragte Richard neugierig.
"Meine Mutter war Tochter eines kleineren Verwalters. Sie lernte meinen Vater auf einem Jahrmarkt kennen. Er führte mit seinen Bären Kunststücke vor der Menge auf. Sie trafen sich einige Male heimlich und schließlich heirateten sie in einer kleinen Kirche. Ein fast blinder Pfarrer hat sie getraut. Mein Großvater und meine Tante fanden das gar nicht gut und wollten danach nichts mit meiner Mutter und ihrem Mann zu tun haben. Sie lebten in einer Hütte in Wald und dann kam ich auf die Welt. Als ich vier war, wurde mein Vater furchtbar krank. Meine Mutter bekam Angst um mich und brachte mich zu meiner Tante, damit ich mich nicht ansteckte. Ich denke, sie wollte mich wieder abholen, wenn mein Vater wieder gesund wäre. Wahrscheinlich hatten meine Tante und ihre Sippe es auch gehofft. Aber es ist nie jemand gekommen, um mich abzuholen. Seitdem wohne ich hier", erzählte Geza und schaute auf das Wasser.
Eine Weile hörte man nur den Specht in den Baumwipfeln.
"Das tut mir sehr Leid", flüsterte Richard, streckte seine Hand nach Gezas aus und zog sie dann aber zurück, bevor sich die beiden Hände berühren konnten. Gezas Enttäuschung war nicht zu beschreiben.

"Mein Vater ist in einer Auseinandersetzung an der Grenze zu dem Nachbarkönigreich gefallen...", erzählte er, "Aber ich hab ja noch meine Mutter."
"Weiß sie, dass du hier bist?", wollte Geza wissen.
Richard schüttelte den Kopf.
"Nein, erstmal nicht. Ich habe ihr gesagt, dass ich mit Wilhelm und Maximilian jagen bin. Ich habe den beiden auch nicht gesagt wohin ich konkret gehe, aber sie haben versprochen mir Rückendeckung zu geben."
Es musste schön sein, jemanden zu haben, der einem Rückendeckung gibt, dachte Geza bei sich. Sie erhob sich.
"Ich muss wieder zum Gut. Bevor auffällt, dass ich weg war", meinte sie. Auch Richard stand auf.
"War schön dich wiederzusehen", gestand er und kratzte nervös seine Nase.
Auch Geza spürte ein Kribbeln im Bauch, sie unterdrückte es und machte einen Knicks: "Es hat mich auch sehr gefreut..."
Richard unterbrach sie: "Hör auf mit diesen Formalitäten. Im Übrigen, kannst du mich duzen. Und das Treffen hier bleibt..."
Geza stimmte mit ein: "...bleibt unser kleines Geheimnis."

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