19 - Ausnahmezustand
"Aber Fürst Richard hat immer alles direkt besprochen!", rief Maximilian, als Geza meinte, der Rat würde sich erst nach Anbruch der Dunkelheit treffen.
Geza drehte sich aufgebracht zu ihm und antwortete mit eiserner Stimme: "Richard ist nicht hier!"
Sie und die Ritter waren im Moment zu nervös, um die Sache zu besprechen. Geza war der Überzeugung, dass sich die Gemüter erst abkühlen mussten, bevor etwas so wichtigen besprochen wurde. Die Ritter versammelten sich im Ratssaal als es schon dunkel war.
"Soll ich den Text der Fehde noch einmal vorlesen?", fragte Geza in die Runde.
Ein zustimmendes Brummen kam als Antwort.
Geza rollte den Zettel auf und las vor: "An Quercus. In eurer Hauptstadt wurde ich in meiner Ritterwürde verletzt..."
Hier prustete Maximilian: "Ich wusste gar nicht, dass Gideon dieses Wort kennt"
Geza ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und las weiter: "Das werde ich mir nicht gefallen lassen. In drei Tage erwarte ich eine Entschuldigung in Form von Abtretung von Gebieten. Sollte es nicht dazu kommen, werde ich eine Entschuldigung erzwingen"
"Was meint er überhaupt? Wer hat ihn denn bitte beleidigt?", fragten die Ritter.
Geza musste zugeben: "Ich habe veranlasst, dass er die Treppe runtergeschubst wird, als er mich angefasst hat."
Kaum hatte Geza es ausgesprochen begannen die Ritter durcheinanderzuschreien. Gideons Unverschämtheit regte sie auf.
Geza wollte nicht auf den Tisch hauen wie Richard es sonst getan hätte, Sie fand, dass sie immer lächerlich aussah, wenn sie das tat. Also wartete sie, bis die Ritter sich ausgebrüllt hatten.
"Es steht wohl außer Frage, dass wir uns nicht entschuldigen werden", sagte Geza und die Ritter klopften zustimmend auf den Tisch.
Geza fuhr fort: "Wir können aber auch davon ausgehen, dass Gideons Wunsch es ist, uns mit einer Belagerung dazu zu zwingen, Land an ihn abzutreten."
Wieder zustimmendes Klopfen. "Wir haben drei Tage Zeit, uns vorzubereiten", lautete der Abschluss.
Plötzlich quietschte die Tür Theodor steckte seinen Kopf in den Ratssaal.
"Theo, was machst du hier? Du solltest längst schlafen", meinte Geza.
Theodor schob sich durch die Tür und meinte: "Mutter, Vater hat mir befohlen, dich in allem zu unterstützen. Ich denke, ich habe das Recht, dabei zu sein."
Geza überlegte gar nicht lange, nickte und machte ihrem Sohn Platz.
"Wir überlegen gerade, wie wir die Burg am besten auf eine Belagerung vorbereiten"
Man war sich einig, dass man die Bewohner der Eichenfeste warnen sollte. Sie sollten so viele Vorräte wie möglich anlegen. Wasser war kein Problem, in der Eichenfeste gab es reichlich Brunnen mit sauberem Wasser. Die Bürgerwehr und die Schützenstaffel sollten sich in drei Tagen bereit machen, die Burg zu verteidigen. Allerdings machten sich Geza und die Ritter mehr Sorgen um den vierten Tag. Der dritte Tag war ein Sonntag und an einem Sonntag wurde nicht gekämpft, diese Tradition war so alt wie Arbor. Deswegen wurde der erste Kampf auch am Tag darauf erwartet. Trotzdem wurde beschlossen am Sonntag die Stadttore zu schließen. Wenn Gideon und sein Heer vor geschlossenen Toren ankommen würde, dann sollte ihm die Position der Eichenfeste klar sein. Wenn man ihn nicht einmal in die Burg reinlässt, dann würde das bedeuten, dass er lange auf seine Entschuldigung warten konnte.
Auch den umliegenden Dörfern und Siedlungen wurde bescheid gegeben. Sie sollten so viele Güter wie möglich auf den Markt bringen, um die Städter zu unterstützen, und in der nächsten Zeit die Eichenfeste meiden. Die nächsten zwei Tage herrschte in der Stadt Durcheinander. Auf dem Markt war die Hölle los, alles, was essbar war, wurde eingekauft und in die Vorratskammern gesteckt. Die Diener aus der Innenburg mussten sogar einmal bei einem Handgemenge mitmachen, um an einen großen Korb Wurzelgemüse zu kommen.
Am Morgen des zweiten Tages wurde Geza an der Tür verlangt. Mindesten fünfzig Handwerker standen dort. Sie waren mit Hämmern und anderem Werkzeug bewaffnet. Als Geza die Treppe zu ihnen runterkam, verbeugten sie sich und zogen Hüte und Mützen ab.
"Herrin, wir wollten ihnen nur sagen, dass wir bei der Verteidigung unserer Stadt helfen wollen, auch wenn wir nicht mehr Teil der Bürgerwehr sind. Sie können auf uns zählen!", meinte der Mann der die Spitze der Gruppe bildete.
Geza reichte ihm die Hand: "Vielen Dank an euch! Die Eichenfeste wird es euch nicht vergessen!"
Am Abend des selben Tages schloss die Bürgerwehr das Tor der Eichenfeste und verkündete ein letztes Mal, dass das Stadttor für eine unbestimmte Zeit geschlossen bleiben würde. Gideon und sein Heer kamen nach Sonnenuntergang am geschlossenen Tor an und bauten ihr Lager auf. Genauso wie damals zu Zeit der Eulenschlacht. Maximilian und seine Kameraden wurde von Geza persönlich durch den Geheimgang zum Kundschaften rausgelassen.
Nach dem Frühstück versammelten sich die Ritter, Theresa, Geza und Theodor wieder im Ratssaal.
"Maximilian, was hast du heute neues herausgefunden?", fragte Geza.
Maximilian strich sich durch die roten Haare und richtete sich auf.
"Ich habe meine Kundschafter in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste sollte von der Burgmauer aus beobachten und ich bin mit der zweiten Gruppe nach draußen. Es regt mich immer noch auf, dass wir einen so langen Weg laufen müssen. Jedes Mal!"
Geza seufzte und unterbrach ihn: "Maximilian! Kommt zum Punkt! Bitte! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"
Er überlegte kurz und erzählte weiter: "Von der Mauer aus wurden siebenundzwanzig Ritter gezählt und knapp hundertfünfzig Bürgerwehrsoldaten gezählt. Wir Kundschafter von draußen waren mit diesen Zahlen einverstanden und steuerten noch bei, dass sie ungewöhnliche Aktivität im naheliegenden Wäldchen bemerkt hatten. Da waren viele Bürgerwehrsoldaten unterwegs und sogar Ritter wurden gesehen, wie dort ein und aus gingen.
"Warum habt ihr nicht nachgeschaut was da ist?", wollte Geza wissen. Maximilian lächelte entschuldigend.
"Die Sonne war aufgegangen. Wir mussten uns zurückziehen."
Das war ein valider Grund. Friedrich und Johann teilten der Fürstin mit, dass die Bürgerwehr der Eichenfeste und die Schützenstaffel bereit waren. Außerdem teilte Geza von ihrem Gespräch mit den Handwerkern mit.
"Die Wahrscheinlichkeit, dass Gideon heute angreift, ist äußerst gering. Es ist schließlich Sonntag. An einem Sonntag soll keine Waffe benutzt werden, unter keinen Umständen, das weiß sogar Gideon. Aber wie wollen wir vorgehen, wenn es spätestens Montags zu einer Konfrontation kommt?", fragte Geza in die Runde.
Einer der jüngeren Ritter meldete sich.
"Warum machen wir nicht wieder mit den Eulen?", wollte er wissen. Einige Ritter schauten neugierig zu Geza. Doch diese schüttelte den Kopf.
"Das können wir nicht machen. Gideon kennt diese Taktik schon. Den Überraschungseffekt haben wir schon verpasst. Außerdem wird er mit Sicherheit seine Schützen nach Eulen und fliegenden Fackeln Ausschau halten lassen. Sie werden alle sterben noch bevor sie etwas tun können. Das wäre sinnlos."
Die Ritter mussten zustimmen.
Also wurde entschieden eine klassische Verteidigungstaktik anzuwenden: Defensiv bleiben und von den Mauern aus Angriffe abwehren.
Wie erwartet verlief der erste Tag der Belagerung ruhig. Es wurde zur Messe geläutet, die Menschen saßen den Gottesdienst ab und gingen danach heim. Obwohl der Tag nach außen hin jedem Sonntag glich, hatte Geza keine ruhige Minute. Andauernd wollte jemand was von ihr.
"Wohin mit den Fischen?"
"Wie stark sollen die Mauern patrouilliert werden?"
"Wann sollen wie das Teer für die Verteidigung vorbereiten?"
Bei ersten Frage wusste Geza zwar, was sie antworten würde. Aber den anderen... Ihr Leben lange hat sich Richard um diese Dinge gekümmert, sie wusste nicht was sie antworten sollte! Sie vertraute einfach auf das Urteil ihrer Ritter. Diese wussten das auch, doch musste jede Entscheidung von Geza abgenickt werden.
Die Wächter auf der Mauer teilten mit, dass Auch Gideon Herr mit einem Feldkaplan einen Gottesdienst unter freiem Himmel abhielten. Doch das Hin und Her im Wäldchen hörte nicht auf und ließ Geza und den Rittern keine Ruhe.
Es war schon dunkel, als Geza sich bettfertig machen wollte. Sie hatte gerade erst ihre Zopffrisur aufgelöst, als es heftig an die Tür klopfte.
"Herein!", sie drehte sich um, Wilhelm stand atemlos in der Tür.
"Herrin!", er atmete schwer, "Gideon hat mit einem Baumstamm das erste Tor eingerissen... Er greift an... Er ist zwischen den zwei Verteidigungsmauern!"
Geza rannte sofort los.
"Ist er des Wahnsinns? Heute ist doch Sonntag! Wie kann er es wagen?"
"An diesem heiligen Tag!", pflichtete Wilhelm ihr bei, während er neben ihr her rannte. Maximilian stürzte ihr entgegen. "Er ist in der Stadt!", brüllte er.
Geza schlug die Hände vors Gesicht. Wie konnte sie das nicht voraussehen können? Gideon war in jeder Hinsicht ein gottloser Mann. Das wusste jeder! Aber, dass er sogar die Heiligkeit der Sonntagsruhe ignorieren würde! Wie konnte sie davon ausgehen, dass er die Sonntagsruhe beachten würde? Wie dumm von ihr! Aber jetzt war keine Zeit dafür.
"Öffnet das Tor zur Innenburg und sagt allen Frauen und Kindern, die ihr seht, sie sollen in unseren Metkeller kommen."
Die beiden Männer nickten wissend und rannten los, um die Befehle auszuführen.
Jetzt schoss es Geza durch den Kopf. Ihr Sohn! Theodor! Wo war er? Hoffentlich war nicht in die Stadt gelaufen, um bei der Verteidigung der Burg zu helfen. Das würde sie ihm zutrauen. Die Sorge machte sie krank, ihre Knie wurden weich und sie musste sich an der Wand abstützen. Tränen der Angst traten in ihre Augen. Sie wollte losrennen, den Jungen suchen! Gleichzeitig war sie unfähig auch nur einen Schritt zu gehen. Wo war der Junge nur?
Von draußen ertönten die Schreie und Rufe der Frauen, die aus der Stadt in die Innenburg gelaufen kamen. Sie brachten Geza zurück in die Realität. Sie gab sich einen Ruck. Es ging hier nicht nur um ihren Sohn. Sie musste so vielen Menschen wie möglich die Möglichkeit geben zu entkommen. Sie nahm ihren Schlüsselbund in die Hand und rannte in den Keller. Dort waren verwirrte Frauen und noch verwirrtere Kinder versammelt. Die meisten aus der Innenburg aber auch viele aus der Stadt hatten ihren Weg in den Keller gefunden. Kinder weinten und schrien, ihre Mütter schluchzten, schnieften und versuchten es vergeblich Fassung zu bewahren.
"Lasst mich durch!", brüllte Geza durch den Keller. Sie aber nur von drei Personen gehört, die gerade reinkamen. Also musste sich Geza den Weg durchkämpfen den Schlüssel über ihrem Kopf. Als sie endlich das Fass erreicht hatte, das als Eingang diente, schloss sie auf und ein Strom an Menschen rannte an ihr vorbei und in den Gang. Es erinnerte an eine Herde verschreckter Tiere.
Mit den Augen versuchte sie in der an ihr vorbeisausenden Menschenmasse ihren Sohn zu sichten. Wo trieb sich der Junge nur rum? Wo war er? Alle Frauen und Kinder der Innenburg waren inzwischen schon durch die Tür gelaufen, jetzt waren es Leute aus der Stadt.
Plötzlich wurde das Geschrei aus der Kellertreppe lauter, Waffen rasselten. Der Menschenstrom setzte fast aus, nur noch ein paar Bürger kamen in den Weinkeller rein. Und auf einmal flog einer der älteren Knappen die Treppe runter und fiel zu Boden. Geza wusste, dass er fünfzehn Jahre alt und Marthas Sohn war. In seinem Rücken klaffte eine Wunde. Beim Aufprall seines Kopfes auf dem Boden knackte etwas ganz deutlich. Eine Frau, die mit ihren drei Kindern den Weg in den Keller gefunden hatte. Schrie entsetzt auf, ihre Kinder klammerten sich an ihren Rock.
"Hierher! Hierher!", rief Geza und winkte die Familie zu sich. Die Mutter schien aus ihrer Schockstarre zu fallen und schleppte die drei Kinder zu dem offenen Fass. Jetzt fiel einer der Ritter in den Keller.
Geza hatte aber keine Zeit, um zu erkennen, welcher ihrer Ritter sich von seinem Leben verabschieden musste. Schwere Schritte kamen die Treppe runter und Geza sah schon die Stiefel. Jetzt musste sie den Geflohenen Sicherheit garantieren und sich selber retten. Bei diesem Gedanken fühlte sie einen dicken Kloß im Hals. Wie konnte sie ohne Theodor fliehen? Ihren einzigen Sohn zurücklassen? Trotzdem musste sie einsehen, dass es nicht nur für ihren Sohn, sondern auch für die Eichenfeste besser wäre, wenn sie lebendig und frei blieb. Also machte sie einen Satz zum Gang. Doch eine eiskalte Hand riss sie am Kragen ihres Kleides zurück und hielt sie davon ab den Gang zu betreten. Sie konnte nicht enkommen so sehr sie sich auch fortzureißen versuchte. Doch die Geflohenen durften nicht verfolgt werden. Also nahm sie den Schlüsselbund, warf ihn den letzten Fliehenden hinterher und trat die Tür mit dem Fuß zu. Das Fass konnte ausschließlich mit einem Schüssel geöffnet und geschlossen werden, nicht anders. Jetzt konnte keiner den armen Flüchtenden hinterherlaufen. Aber wo war Theodor? Er ist ganz sicher nicht an ihr vorbeigelaufen, sie hätte ihn bemerkt. Aber tief in ihrer Seele hoffte Geza, dass sie ihren Sohn im vorbeilaufen übersehen hatte. Es waren schließlich sehr viele Menschen. Jetzt waren aber wenigstens ein paar Bürger der Eichenfeste vor Gideons Heer sicher.
Inzwischen stand Geza in einem Halbkreis von Rittern. Einer rannte los und kehrte mit Gideon zurück. Langsam kam er die Treppe runter, den Helm in einer Hand ein blutiges Schwert in der anderen. Ihre Eulen würden ihr hier nicht helfen. Hier unten im Keller würde sie weder die alte Hekate noch eine andere Eule hören. Geza griff an das Jagdmesser an ihrem Gürtel, das Überbleibsel ihres Vaters hatte sie immer noch. Es würde die nicht retten, aber völlig kampflos wollte sie sich nicht ergeben. Gideon lächelte nur als er das sah.
"Ich habe dir und deinem Mann schon gesagt, ich gebe nicht so schnell auf. Lass das Messer fallen, es wird dir nicht helfen."
Geza antwortete nicht und behielt das Messer in der Hand.
Gideon seufzte und gab jemandem, dem oben auf der Treppe stand einen Wink. Einer seiner Ritter kam mit einer Gestalt die Treppe runter. Halb tragend, halb führend wurde sie nach vorne befördert, obwohl sie sich schwach wehrte. In der Dunkelheit des Kellers erkannte Geza ihren Sohn erst, als er neben Gideon platziert wurde. Der Ritter, der ihn die Treppe runterbefördert hatte, fixierte mit einer Hand seinen Kopf fest an der eigenen Schulter. Mit der anderen hielt er einen Dolch an Theodors Hals, da wo die Schlagader lag.
"Mutter...", krächzte er heiser. Er wollte noch etwas sagen, aber der Ritter presste den Dolch etwas fester an seinen Hals und er riss erschrocken die Augen auf. Geza wurde abwechselnd kalt und heiß, ihre Hände fingen an zu zittern und ihr Mund wurde sofort trocken. Ihr Sohn! Theodor!
Gideons Worte: "Lass das Messer fallen!" brachten sie wieder in die Realität zurück. Sie biss wütend die Zähne zusammen und warf das Jagdmesser in die dunkelste Ecke des Kellers. Gideon gab seinem Ritter einen Wink und er ließ Theodor los. Er stürzte auf seine Mutter zu. Sie tastete ihn kurz ab, um zu schauen, dass er unversehrt war. Gideon kam auf sie zu. Im Gehen übergab seinen Helm an einen seiner Männer. Dann streckte er die Hand nach Geza aus. Theodor wollte sich ihm in den Weg stellen, steckte aber eine schallende Ohrfeige ein. Gideons Hand ergriff den Siegelring, der um ihren Hals hing. Ein Schauer lief über Gezas Rücken als Gideon den Ring mit einem triumphierenden Lächeln betrachtete. Er begann an der Kette zu ziehen, sie bohrte sich schmerzhaft in ihren Nacken und platzte. Der Schmerz an Geza Hals löst sich, aber einer anderer, viel schlimmerer, begann sich von innen breitzumachen.
"Kommt mit!", befahl Gideon den beiden und von seinen Rittern flankiert wurden sie auf den Burghof geführt. Kaum waren sie aus der Tür getreten, nahm Gideon Geza so fest am Arm, dass es schmerzte und flüsterte ihr uns Ohr: "Wenn du deine Eulen rufst, dann hat dein Sohn keine Mutter mehr" Geza hatte das aber auch nicht vor. Was sollten die vier Eulen, die in der Nähe lebten, gegen ein ganzes Heer ausrichten?
Ein Siegeszug wurde vorbereitet. Die Ritter formierten sich auf dem Burghof und der Großteil der Bürgerwehr Maximillas sollte ihnen vom Domplatzt aus folgen. Um Geza und Theodor wurde ein Ring aus Bürgerwehrsoldaten gebildet, fast alle trugen Fackeln. Der Zug verließ die Stadt über die Hauptstraße und Geza blutete das Herz, bei allem was sie sah. Die Fahne von Quercus wurde ganz vorne von einem Reiter über den Boden geschleift. Die meisten Bürgerwehrsoldaten und Ritter trugen ein Säckchen oder Bündel bei sich mit Dingen, die sie geplündert hatten. In einer Nebenstraße waren einige Kinder und eine humpelnde Frau damit beschäftigt, ein Feuer in einem Schuppen zu löschen, damit sich der Brand nicht weiter ausbreitete. Auf dem Pflaster waren dunkelrote Flecken, Fensterscheiben zerbrochen und Türen aus den Angeln gehoben. Auf ihrem Weg bis zum Tor stolperte Geza mehrere Mal über eine Leiche. Man konnte nicht mehr erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau gewesen war, die Pferde, welche die Spitze des Zuges bildeten, hatten die Armen zu sehr zertrampelt. Es roch nach Rauch und Blut, überall surrten Fliegen.
Die Menschen waren still und beobachteten wortlos den Zug. Bis Geza den Blick einer Frau traf, die sie erkannte. Vor Jahren hatte sie ihren Mann wegen Übergriffen zu Arrest und gemeinnütziger Arbeit verurteil.
"Nein! Die Herrin! Und ihr Sohn!", rief sie und schlug sich die Hände vors Gesicht.
Ein Laut des Entsetzten, des Unmuts und des Kummers breitete sich in der Menge aus. Geza biss sich auf die Unterlippe, um nicht in Tränen auszubrechen. Ihre Stadt und ihre Feinde durften sie nicht in Tränen sehen. Trotz allem war sie die Fürstin und Mutter dieser Stadt. Sie warf einen Blick zu ihrem Sohn er schaute zu Boden und knetete nervös seine Hände, um zu verbergen, wie sehr sie zitterten.
Mutter und Sohn wurden Handschellen angelegt, wobei Gezas Hände hinter ihrem Rücken fixiert wurden. Danach brachte man sie in einem hölzernen Gefängniswagen unter. Erst in der Isolation des Wagens ließ Geza ihrer Traurigkeit und Verzweiflung freien Lauf.
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