1 - Begegnung im Wald
Die blasse Herbstsonne schien durch die orange-braunen Blätter durch und tauchte den Wald in ein warmes Licht. Ein kühler feuchter Wind schlängelte sich zwischen den stämmigen Eichen durch und riss einige bunte Blätter mit. Fast lautlos segelten sie sanft zu Boden, wo sie mit einem kaum hörbaren Rascheln landeten. In den Wipfeln saß ein Eichhörnchen mit einer Eichel in den Pfoten. Ein Rabe flatterte auf einen Ast und krähte laut. Das Laub raschelte unter Gezas Schuhen, es wurde nach und nach braun und trocken aber darunter war der Boden feucht. Es roch nach Pilzen und Moos.
Geza schlenderte durch den Wald in der Nähe des Hauses, in dem sie wohnte, und genoss die kalte Herbstluft und die prächtigen Farben. Im Verwaltungsgut Kupferstrom war heute hoher Besuch. Die Fürstin der Provinz war heute da. Sie wollte Onkel Hinrichs Arbeit überprüfen, er verwaltete für sie die umliegenden Dörfer. Den ganzen Morgen waren Hedwig und ihre Mutter, Tante Ursula, völlig aus dem Häuschen. Es ging das Gerücht um, dass sie dieses Mal ihren Sohn mitnehmen wollte. An sich war das nichts Besonderes, das war für einen Fürsten das normalste der Welt. Aber vor einem Jahre war er verwitwet, die Trauerzeit um die junge Fürstin war vorbei und nun wartete das gesamte Fürstentum gespannt, wer die die neue Fürstin werden sollte. Für Geza bedeutete das aber, sich nicht blicken zu lassen. Onkel Hinrich und vor allem Tante Ursula hatten Angst, dass der Ruf der Familie durch Gezas Haarfarben leiden konnte. Das war ihr aber gerade Recht. Die umliegenden Wälder waren gerade im Herbst ein schönerer und angenehmerer Ort als die stickigen Zimmer im Haus. Am liebsten hätte sie Hekate dabei aber die schlief tagsüber und nachts ging Geza nicht gerne aus dem Haus, das war ihr zu dunkel.
Die Frage, warum ihre Haare und ihre Fähigkeit mit Eulen zu sprechen Probleme waren, ging ihr schon seit Jahren durch den Kopf. Ihre Tante und die anderen äußerten sich nie dazu und wurden wütend, wenn sie danach fragte. In den ersten Jahren auf dem Verwaltungsgut begegneten die Bauern ihr sehr misstrauisch und argwöhnisch. Aber da sie nun eine längere Zeit unter ihnen wohnte, hatte sich jeder an ihre zweifarbige Zöpfe gewöhnt. Nur die eine Alte, die am Dorfrand, an der Straße zum Verwaltungsgut, lebte, beschimpfte Geza jedes Mal, wenn sie vorbeikam. Sie nannte sie "Teufelsbrut" und "Hexenkind", aber Geza achtete nicht wirklich darauf, die Alte beschimpfte jeden, der an ihrem Haus vorbeiging. Nur schrie sie Geza lauter an als alle anderen.
Ein Wiehern riss sie aus ihren Gedanken. Zwischen den Eichen standen drei Reiter. Zwei saßen auf ihren Pferden, die Dritte war abgestiegen. Sie schauten sich verwirrt um und bemerkten Geza. Schnell huschte sie hinter einen Baumstamm.
"Warte! Bitte nicht weglaufen! Wir tun dir nichts! Wir haben uns verlaufen und brauchen Hilfe!", rief ihr einer der Reiter hinterher.
Geza hatte aber nicht vor wegzurennen. An ihrem Metallgürtel hing ein Jagdmesser, die einzigen zwei Gegenstände, die noch von ihren Eltern hatte. Sie formte ihre offenen Haare schnell zu einem losen Knoten und zog sich die tiefe Kapuze ihres Umhangs über den Kopf. Wer wusste, was diese drei von ihren Haaren hielten. Erst dann kam sie hervor.
Der abgestiegene Reiter lächelte freundlich: "Hab keine Angst."
"Hab ich auch nicht", entgegnete Geza, obwohl es nicht stimmte, und betrachtete die drei.
Sie alle trugen Kettenhemden über ungefärbten Wollhemden und die Reiterstiefel waren auch schon etwas abgetragen. Zwei waren älter als Geza, der Dritte ungefähr in ihrem Alter. Der, welcher am weitesten von Geza entfernt war, war der jüngste. Er trug eine rote Haarpracht auf dem Kopf und den Versuch eines etwas dunkleren Vollbarts. Mit seinen blauen Augen betrachtete er Geza, als ob einzuschätzen versuchte, wen er da vor sich hatte. Ein Dorfmädchen? Eine Magd? Er schaute Geza offen und interessiert an, ein frecher, lebendiger Funken blitzte in seinen Augen.
Der zweite, der hoch zu Pferd saß, hatte dunkle Haare und einen noch nicht ganz fertigen Schnurrbart. von seinem Rappen schaute auch er zu Geza runter, er hatte die Augen leicht zusammengekniffen. Er wirkte sehr misstrauisch und beobachtete Geza mit fest aufeinander gepressten Lippen. Sie konnte nachvollziehen, warum er so reagierte. Eine Frau alleine mitten im Wald war eine seltene Erscheinung. Beide erwähnten Reiter hatten schwarze Wollumhänge über den Kettenhemden.
Der letzte, der seinen Braunen an den Zügeln hielt, war blond mit kürzeren Haaren als seine Begleiter. Er schaute mit grau-blauen Augen freundlich auf Geza runter. Wenn Geza ehrlich war, dann gefiel er ihr am meisten von den dreien. Sein gesamtes Wesen strahlte eine ruhige, selbstsichere Kraft aus. Über seinem Kettenhemd trug er auch einen Wollumhang, der aber im Gegensatz zu den anderen zwei grün gefärbt war. Sie waren ganz sicher aus der Eichenfeste, der Hauptstadt der Provinz Quercus, und auch die einzige Stadt in dieser Provinz.
An den Kettenhemden konnte man sehen, dass es entweder Knappen oder Ritter waren. Keiner sonst trug Kettenhemden, vor allem nicht so teure. Die älteren waren sicherlich schon Ritter, während der jüngere wohlmöglich noch Knappe war. Er konnte aber auch schon den Ritterschlag erhalten haben. Unter seinem Umhang war ein Schwert zu sehen, aber es war nicht zu erkennen, ob es ein Kurz- oder ein Langschwert war.
"Kennst du das Verwaltungsgut Kupferstrom? Da müssten wir hin. Kannst du uns den Weg zeigen?", fragte der Blonde.
Geza nickte: "Na klar." Sie streichelte dem braunen Pferd über den Hals. "Schöne Pferde habt ihr", meinte sie.
Die zwei Reiter zu Pferd prusteten kurz auf.
"Hab ich was falsches gesagt?", drehte sie sich zu dem Blonden um. Sofort spürte sie ein ängstliches Kribbeln im Bauch. Es fehlte nur noch, dass sie so hohe Herren mit ihren unvorsichtigen Bemerkungen wütend machte. Das würde Ärger bringen, nicht nur mit diesen drei, sondern auch von Tante Ursula.
Der Blonde schüttelte den Kopf: "Alles gut."
Geza war erleichtert. Diese drei waren wohl nicht so empfindlich wie Tante Ursula und Hedwig.
Nach einem kurzen Überlegen fragte er: "Möchtest du auf ihm reiten?"
"Darf ich?", rief Geza ungläubig, doch da fiel ihr eine Sache ein, "Ich hab aber noch nie auf einem Pferd gesessen", gestand sie. Eigentlich durfte sie nicht einmal neben den Stallungen stehen.
"Einfach nur auf einem Pferd zu sitzen und sich von mir führen lassen ist doch keine Kunst." Mit der linken Hand hielt er die Zügel und mit der rechten fixierte er den Steigbügel. Geza drückte sich mühevoll hoch und setzte sich seitlich auf den Sattel, für andere Sitzarten war ihr Kleid zu kurz.
"Wo geht es lang?", fragte der Blonde.
"Erstmal gerade aus", erklärte Geza und deutete die Richtung mit der Hand an. Kurze Zeit war es ruhig.
Man hörte nur die Pferde durch das Laub laufen.
"Wir sind aus dem Gefolge der Fürstin", erklärte der Blonde, als das Schweigen unangenehm wurde.
Der Rothaarige prustete wieder: "Ja, genau!"
Geza mochte diese vagen Andeutungen nicht, sagte aber nichts. Es war nicht ihre Art viele Rückfragen zu stellen
"Wie heißt du eigentlich?", fragte der Dunkle mit einer heiseren Stimme.
Geza überlegte kurz, welchen Namen sie nennen sollte.
"Geza, aber fast alle nennen mich Gustel", entschied sich die junge Frau.
"Geza klingt schön und so ungewöhnlich. Wer hat dir den Namen gegeben?", fragte der Führer vom Pferd.
"Meine Eltern", erklärte sie knapp.
"Wohnst du im Dorf?", fragte der Rothaarige weiter.
Geza schüttelte den Kopf: "Nein, ich wohne auf dem Gut."
Sie wollte nicht mehr ausgefragt werden, doch sie traute sich nicht den drei Herren Fragen zu stellen.
Der Rothaarige schien ihre knappen Antworten richtig gedeutet zu haben und ergriff die Initiative: "Ich bin Maximilian, das hier ist Wilhelm und der bartlose da unten heißt Richard."
Richard drehte sich um: "Wenigstens muss ich nicht mit einem halbfertigen Etwas im Gesicht rumlaufen wie ihr!"
"Lass mich aus der Sache raus!", meldete sich der dunkle Wilhelm, "Bei mir dauert es ja nicht mehr lange, im Gegensatz Maximilian!"
"Jetzt hört aber auf!", Maximilian machte ein entrüstetes Gesicht und strich sich schmollend mit der Hand über die Wangen. Die anderen zwei schmunzelten und auch Geza kicherte leise in sich hinein. Hoffentlich hatte es keiner bemerkt. Sonst könnte Maximilian Herren denken, dass sie sich über ihn lustig machte, und wütend werden.
Sie dachte sich, dass hier der richtige Zeitpunkt für einen Richtungswechsel sei.
"Jetzt etwas weiter links halten", sagte sie, als die jungen Männer mit den Gespräch fertig waren, und deutete wieder mit der Hand die Richtung an. Richard nickte und lenkte das Pferd in die angezeigte Richtung.
Nach einem weiteren kurzen Schweigen setzte Maximilian sein Fragen fort: "Geza, du wohnst also auf dem Gut. Bist eine du Magd?"
Geza lachte in sich hinein. Eine Magd wurde besser behandelt als sie.
"Nicht wirklich", antwortet sie.
Richard drehte sich zu seinem Kamerad. "Jetzt hör auf Geza auszufragen. Sie fragt uns ja auch nicht aus", meinte er.
Maximilian schnaubte auf, wie ein beleidigter Hegst. "Dagegen hätten wir doch nichts?"
"Sprich für dich selbst!", sagte Wilhelm heiser und hustete.
Geza entschied ihn besser nicht weiter zu beachten.
Es interessierte sie doch noch, ob der rothaarige Maximilian immer noch Knappe war.
Also formulierte sie vorsichtig: "Darf ich fragen, ob Sie schon Ritter sind?"
Hoffentlich beleidigte Gezas Frage die ihn nicht. Sie könnte ja denken, dass sie die Reiter für unerfahren und unreif hielt. Maximilian zog aber sein Schwert erhaben aus der Scheide und zeigte es Geza. Voller Stolz ließ er die lange Klinge in der Sonne blitzen.
"Ich habe den Ritterschlag dieses Jahr bekommen."
"Herzlichen Glückwunsch", gratulierte Geza.
Zum Ritter geschlagen zu werden war eine große Ehre und ein Indikator harter Arbeit und Disziplin. Wieder wurde geschwiegen.
Maximilian wollte wissen: "Warst du schon einmal in der Eichenfeste?"
Geza schüttelte schweigend den Kopf. Maximilian räusperte sich.
Wilhelm stöhnte und Richard brach in Gelächter aus. "Jetzt wird Maximilian zu einem Vortrag ausholen, der..."
Wilhelm unterbrach ihn: "Der länger ist als eine Predigt in der Kirche."
Richard schüttelte darauf nur den Kopf und seufzte.
Maximilian beachtete die Kommentare nicht weiter, sondern begann: "Die Eichenfeste war ursprünglich einfach nur eine kleine Burg. Sie wurde aber von der Familie der Burgherren immer weiter ausgebaut. Zuerst weitere Stockwerke, dann die zwei Flügel. Zuerst hatten die Flügel auch nur ein Stockwerk, aber mit der Zeit wurde auch da weitere Etagen draufgebaut. Vor guten hundert Jahren hat der damalige Burgherr beschlossen Reparaturen und Renovierarbeiten durchzuführen..."
"Maximilian, bist du dir sicher, dass Geza all diese Kleinigkeiten interessieren?", versuchte Richard seinen Satz einzuschieben.
Maximilian schaute erwartungsvoll zu Geza. Sie war verwirrt. Sollte sie sagen, dass sie die Erbauungsgeschichte langweilig fand und Maximilian enttäuschen?
Auch wenn es stimmte, setzte sie eine gespannte Miene auf und meinte zu Maximilian: "Erzählen Sie nur weiter."
Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck fuhr er fort: "Wo war ich? Ach ja! Danach haben sich um die Burg herum Siedlungen gebildet, die Bewohner haben in schwierigen Situationen Schutz hinter den Burgmauern gefunden. Die Siedlungen verwandelten sich langsam in eine Stadt und eine zweite Mauer wurde gebaut. Später kam eine dritte dazu, aus Verteidigungsgründen..."
Inzwischen waren sie auf der Straße angekommen, links von ihnen das Dorf und rechts das Gut Kupferstrom. Obwohl es eindeutig war, wie es weitergehen sollte, zeigte Geza mit dem Finger auf das große Haus. Die wenigen Schritte bis zum Tor erzählte Maximilian Geza weiter von der Eichenfeste.
Sie betraten den Innenhof des Verwaltungsguts durch das Tor, eine wuchtige Holzkutsche stand mittendrin. Auf dem Hof standen mindestens ein Dutzend Pferde, aus der Küche dröhnte Lachen und Gesang. Der Kutscher schlief auf die Peitsche gestützt auf dem Kutschbock. Einige Hausknechte liefen ihnen entgegen. Sie zogen die Mützen ab und verbeugten sich schnell, bevor sie die Zügel von Wilhelm und Maximilian entgegennahmen.
Richard überließ die Zügel seines Pferdes auch einem Knecht und wandte sich an Geza: "Brauchst du Hilfe beim Absteigen oder kommst du zurecht?"
Geza schaute hinab, der Boden war viel weiter unten, als sie es erwartet hatte.
"Ich denke, ich könnte Hilfe gebrauchen, wenn es keine Umstände macht", gestand sie.
Richard nickte überlegend. Als er sich entschieden hatte, sagte er zu dem Knecht, er möge das Pferd bitte stillhalten. Danach hielt er mit der einen Hand wieder den Steigbügel fest und den anderen Arm reichte er Geza entgegen. Sie steckte ihren Fuß in den Steigbügel und stützte sich mit der Hand auf Richards Arm ab. Langsam senkte Richard den Arm und Geza konnte so sicher und ruhig absteigen.
"Vielen Dank", sagte Geza und rückte ihre Kapuze zurecht, beim Absteigen wäre sie fast verrutscht.
Richard lächelte gemütlich und antwortete nur: "Nichts zu danken. War schön dich kennen zu lernen, Geza."
Sie spürte ein leichtes Kribbeln im Bauch, die Kombination aus Richards samtiger Stimme und ihrem richtigen Namen klang unfassbar wohlig in ihren Ohren. Sie wollte sich verabschieden und unauffällig in ihre Kammer gehen, doch die Tür des Haupteingangs flog auf und die Fürstin erschien auf der Treppe. Onkel Hinrich begleitete sie.
Geza sah die Fürstin von Quercus zum ersten Mal. Es war eine sehr stattliche Frau mit üppigen Formen. Ihre gerade Körper- und Kopfhaltung strahlten Stolz und Herrschaftlichkeit aus. Ihre ergrauenden Haare hatte sie mit einem weißen Schleier mit schwarzem Rand bedeckt. Auf diesem Schleier saß die Fürstenkrone, ein Reif aus Bronze. Über der Stirn war ein kreisrundes Emblem angebracht mit dem Wappen von Quercus, einem Eichenblatt. Über einem Weißen Unterkleid aus feiner Wolle trug sie ein dunkelblaues Überkleid, das säuberlich mit silbernen Fäden bestickt war. Ihre mit teuren Ringen besetzten Hände richteten den genauso dunkelblauen Umhang mit Pelzkragen.
Onkel Hinrich trippelte ihr hinterher und flötete in einem Tonfall, der Geza noch gar nicht kannte: "Es war mir und meiner Familie eine große Ehre, sie bei uns auf dem Gut Kupferstrom empfangen zu dürfen, Herrin. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr wir uns alle über ihren Besuch freuen..."
Die Fürstin schien gar nicht zuzuhören. Sie schritt zielstrebig auf Geza und die drei Ritter zu. Zum Glück erinnerte sich Geza schnell genug, dass sie einen Knicks machen sollte. Auch Maximilian und Wilhelm verbeugten sich, Richard aber nicht.
Die Fürstin sprach ihn an: "Schön, dass du auch den Weg hierher gefunden hast, mein Sohn."
"Mutter, wir haben uns wirklich verlaufen", rechtfertigte sich Richard.
Geza wurde rot und machte einen zweiten Knicks. "Verzeiht mir, Herr, ich wusste nicht, dass Sie es sind", murmelte sie.
Richard beeilte sich mit einer Antwort: "Das doch überhaupt nicht schlimm."
Hier mischte sich Onkel Hinrich ein: "Herr, ich hoffe das Mädchen hat sie nicht allzu sehr belästigt. Gustel, geh auf dein Zimmer."
Geza machte noch einen Knicks und drehte sich schon um, doch Richards nächste Frage hielt sie auf.
Er wollte von Onkel Hinrich wissen: "Verwalter, ist das deine Verwandte? Und wenn ja, wie kommt es, dass ich sie noch nie auf dem Jugendabenden gesehen hab? Ist sie denn schon vergeben? Wie alt ist sie denn?"
Der Angesprochene stammelte nervös: "Gustel ist schon ganze neunzehn Jahre alt und noch nicht vergeben. Und bei den Jugedabenden ist sie nicht dabei, weil... Irgendjemand muss doch nach dem Rechten sehen, wenn wir nicht da sind..." Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
"Aha", machte Richard, sah aber nicht zufrieden aus.
Er schaute zu Geza und sein Gesichtsausdruck änderte sich.
"Ich hoffe, wir sehen uns noch", sagte er wohlwollend.
Geza schwieg betreten, sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Würde sie Richard widersprechen, wäre er bestimmt unzufrieden. Würde sie ihm zustimmen, würde Onkel Hinrich zornig werden.
Die Fürstin rettete die Lage. "Wir fahren weiter", rief sie mit unerwartet lauter und kräftiger Stimme. Der Kutscher schreckte hoch, die weiteren Ritter und Knappen verließen die Küche und machten sich reisebereit. Auch Richard stieg auf seinen Braunen, hob zum Abschied seine Hand und winkte Geza zu. Unsicher wie sie darauf antworten sollte, hob auch sie zaghaft die Hand und winkte zurück. Ein Reiter mit einer Flagge bildete die Spitze, die Kutsche mit der Fürstin rückte nach. Richard ritt daneben und die anderen Reiter folgten der Kutsche.
"Versuch ja nicht wieder abzuhauen!", ertönte es leise aus der Kutsche, anscheinend wollte die Fürstin nicht, dass es jemand hörte, was ihr nicht gelungen war.
Als der Hof endlich wieder leer war, fragte Onkel Hinrich Geza: "Hat er deine Haare gesehen?"
Er schaute sie dabei nicht einmal an.
"Nein, Onkel, ich hatte die Kapuze an", antwortete sie und wollte zurück in Haus gehen.
"Geh ins Haus!", befahl ihr Onkel Hinrich und gab ihr einen Schlag auf den Hinterkopf.
Mit ihrem Rücken konnte sie den Blick ihren Onkels spüren. Unauffällig drehte sie sich in der Tür um, Onkel Hinrich schaute ihr wirklich hinterher. Dieser Blick und dieser Gesichtsausdruck waren ihr neu und sie wusste noch nicht, was sie davon halten sollte.
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