Kapitel 7
Joris
Ich war gerade eben zurückgekommen und hatte meine Schranktür geschlossen, als Malia an diesem Morgen in mein Zimmer gestürmt kam.
Erschrocken drehte ich mich zu ihr um und lehnte mich schnell gegen das Holz in meinem Rücken, um den Verriegelungsmechanismus unbemerkt aktivieren zu können.
Gehetztheit, aber auch Entschlossenheit zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab und ich war ehrlich überrascht, dass ich ihre Gedanken in diesem Moment nicht hören konnte.
Normalerweise prasselten sie wie heftiger Hagel auf mich ein, schnell und zerstörungsfähig, doch heute war alles geradezu beängstigend still.
»Hey?«, begrüßte ich sie, ließ es aber mehr wie eine Frage klingen, weil sie normalerweise nicht in einfach so in mein Zimmer gestürmt kam, vor allem nicht um drei Uhr nachmittags, wenn sie normalerweise schlief.
Bei diesem Gedanken zuckte mein Blick alarmiert zum Fenster, und ich atmete erleichtert aus, als ich sah, dass sich heute Wolken über den gesamten Himmel erstreckten.
Dann musste ich mir wenigstens keine Sorgen darum machen, dass sie in ein emotionales Tief stürzen würde, wenn sie den Himmel sah.
»Tut mir leid, dass ich einfach so hier reinplatze, aber ich hatte einen ... Traum. Und ... ich hoffe, du kannst mir helfen. Oder besser gesagt, ich will dir helfen«, stammelte sie.
Scheiße. Das klang nicht gut, wenn es das war, woran ich gerade dachte.
Langsam nickte ich und bedeutete ihr, sich auf mein Bett zu setzten, während ich zu meinem Schreibtischstuhl ging und mich darauf fallen ließ.
»Das ... musst du mir genauer erklären«, begann ich vorsichtig, um nicht zu viel zu verraten.
Sie seufzte leise und der Laut fuhr durch meinen ganzen Körper, während ich an andere Situationen dachte, in denen sie solche Laute ausstieß.
Ein leicht roter Schimmer legte sich auf meine Wangen und ich fokussierte mich wieder auf die Frau vor mir, was es allerdings nicht besser machte, da ihre zerzausten Haare sehr gut zu dem Bild in meinem Kopf passten.
Doch ihre nächsten Worte lenkten meine Aufmerksamkeit wieder auf die Situation, in der wir uns befanden.
»Die Moiren haben mich heute Nacht zu sich geholt. Sie wollen, dass ich handle, Joris.«
Also hatte mein Verdacht sich bewahrheitet.
»Das – war zu erwarten, ehrlich gesagt. Auch, wenn ich gehofft habe, dass es nicht passiert.«
Frustriert fuhr ich mir durch die Haare und bemerkte, wie sie meiner Bewegung folgte, dann jedoch rasch den Blick abwandte.
»Wieso bin ich nicht überrascht, dass du die ganze Zeit wusstest, wer ich bin«, murmelte sie leise, und sah mich dann direkt mit ihren großen, himmelblauen Augen an.
Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern: »Es war klar, spätestens, als ich gespürt habe, wie deine Kräfte bei unserer ersten Berührung aktiviert wurden.«
Eine Lüge. Aber was würde sie denken, wenn ich ihr jetzt erzählte, dass ich sie schon ihr ganzes Leben lang beobachtet hatte?
»Dann bist du ein ziemliches Arschloch, weil du nicht damit herausgerückt bist, wer DU wirklich bist«, feuerte Malia mir entgegen. »Danke, dass ich erst Gewissheit hatte, dass du einer der oberen Dämonen des Teufels bist, als mir die drei Schreckschrauben darüber Bescheid gegeben haben.«
Die Bedeutung ihrer Worte traf mich hart.
Einer der obersten Dämonen des Teufels... Sie wusste nicht, wer ich wirklich war.
Wie auch. Normalerweise reagierten Hexen ihrer Blutlinie nicht auf meine.
Aber das hieß, dass ich das Geheimnis noch waren konnte.
Vielleicht, nur noch einen Ticken länger.
Um sie noch besser kennenzulernen.
Zu erfahren, wie sich ihre Lippen auf meinen anfühlten, wie ich es mir gewünscht hatte, seit ich sie das erste Mal in der Küche hatte stehen sehen.
Wenn ich nobler wäre, hätte ich ihr mein Geheimnis sofort verraten.
Doch ich war schon immer egoistisch gewesen.
Und vielleicht, eventuell, würde mir noch ein bisschen Glück gegönnt sein, bevor sie mein Untergang wurde.
Etwas anderes würde ich natürlich nicht zulassen.
Und dafür, dafür durfte ich ihr nur nicht erzählen, dass ich ihr Gegenstück war.
Das meine Blutlinie ihre ergänzte, und die sich doch niemals vermischen durften.
Der Teufel und eine Hexe der Eternal Bloodline?
Das durfte nicht passieren. Nie.
Also warf ich ihr in diesem Moment, der alles zwischen uns hätte verändern können, nur ein Grinsen zu, und erwiderte: »Ich hoffe für dich, dass die drei gerade nicht zuhören.«
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