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22. Kapitel: "Zwischen mir und meinen Wünschen klafft voll der Graben."

Die Stimmung im Studio ist gedrückt wie im Gerichtssaal, nachdem die Anklageschrift verlesen wurde. Ich bin der Angeklagte und sitze einer Jury bestehend aus drei Personen gegenüber. Vincent, Charlotte und Iara schauen mich an, als wäre ich ein Außerirdischer. Mein bester Freund nimmt mich so prüfend in Augenschein, als wäre ich ihm völlig fremd; Charlotte bereut offenbar ihre unstillbare Neugier, die sie vom Bildschirm ihres Laptops wie an unsichtbaren Fäden in Richtung des Lärms gezogen haben muss. Diesen Lärm hat Iara veranstaltet, die nur haarscharf an einem Heulkrampf vorbeigerauscht ist, mir ihre Meinung zu meinem seltsamen Verhältnis mit Alexa aber trotzdem laut genug um die Ohren geknallt hat, sodass ich einen leichten Tinnitus davongetragen habe. Der anhaltende, hohe Pfeifton nervt. Ich kann mich auf nichts konzentrieren, weiß nicht mal, wem der Drei ich in die Augen schauen soll.
Schließlich ist es Vincent, der sich als Erster aus seiner Starre löst.
„Sag mal, hast du sie noch alle? Da ist ein Kind involviert. Alexa und du, ihr spielt ihrem Sohn hemmungslos heile Welt vor. Merkst du nicht, wie abgefuckt das ist, Dag?"
Charlotte sinkt auf die Kante der Tischplatte. Sie ist blass um die Nase.
„Was wenn der Junge anfängt, dich als seinen Vater zu sehen?", fragt sie mich, ohne jegliche Gefühlsregung in der Stimme. Iara nickt stumm zu ihren Worten.
„Bald nennt er dich Papa, viel fehlt da nicht", pflichtet auch Vincent ihr umgehend bei.
„Das ist nicht fair, was du da abziehst", schaltet Iara sich ein und ich vermeide es, ihr in die grünen Augen zu schauen, weil sie recht hat und weil ich nicht sehen will, wie enttäuscht sie ist. Als wir miteinander telefoniert haben, hat sie sich sicher etwas anderes unter dem Geständnis vorgestellt, das ich wie versprochen vor Alexa ablegen wollte. „Du machst allen etwas vor", fährt sie fort. „Sogar einem ahnungslosen Kind. Was ist nur aus dir geworden?" Nachdenklich mustert sie mich. Vincent und Charlotte wissen dem offenbar nichts hinzuzufügen, jedenfalls schweigen sie. Ich ziehe ein letztes Mal an meiner Zigarette, drücke sie im Aschenbecher aus und zünde mir direkt eine neue an.
„Mir ist schon klar, dass das nicht mein hellster Moment war", nuschle ich mit dem Glimmstängel im Mund.

Vincents freudloses Lachen zwingt mich aufzuschauen.
„Warum machst du's dann? Wieso stellst du dich blöd?", fragt er. „Bitte erklär's mir endlich, damit ich es wenigstens irgendwie nachvollziehen kann."
„Es gibt nichts zu erklären", sage ich ernüchtert. Die Trostlosigkeit trieft mir aus jeder Pore.
Iara vergräbt ihr Gesicht in den Händen.
„Hör auf, deine ganze Liebe Alexa zu schenken", bittet sie mich leise.
„Ja", kommt es von Vincent wie aus der Pistole geschossen. „Sie hat sie nicht verdient. Was sie durchmachen musste, war ohne Frage furchtbar und es tut mir sehr leid für sie. Aber das ändert nichts daran, dass sie dir auf eine Art und Weise wehgetan hat, die du ihr nie vergeben können wirst. Noch eher vergibst du Pari, und das weißt du auch."
„Unwahrscheinlich", schnaube ich.
„Blödsinn", mischt Charlotte sich ein. „Ich dachte, du liebst Pari, natürlich vergibst du ihr."
„Wenn das so verdammt einfach wäre, hättest du ihn in eurer Krise damals gar nicht erst verlassen", antworte ich bissig und deute auf Vincent, der bloß den Kopf schüttelt.
„Jetzt lass mal uns da raus, es geht hier um dich", erinnert er mich. „Dass Pari versucht hat, dich in die Friendzone abschieben, war scheiße von ihr und ich traue ihr allein deswegen nicht über den Weg, aber wenn du das im Verhältnis zu Alexa betrachtest, die dich nach Strich und Faden belogen hat, bis sie schwanger von 'nem andern Typen war, dann ist Zwerg Nase definitiv die vernünftigere Option", fasst er die Lage zusammen.
„Ich sehe das genauso", schließt Charlotte sich ihm an, „und lass deine Ex-Freundin ziehen, Dag. Gib Alexa die Chance, aus ihren Fehlern zu lernen. Das ist das einzige, was du noch für sie tun kannst."
„Niemand kann mir versprechen, dass Pari nicht nochmal dasselbe mit mir abzieht wie nach Paris, wenn ich mich für sie entscheide", protestiere ich.

„Doch, ich", meldet Iara sich plötzlich zu Wort und drei Augenpaare blicken sie verblüfft an. „Pari ist meine beste Freundin. Sie begreift langsam, was sie dir angetan hat – und sie würde es nie wieder so weit kommen lassen." Irritiert fahre ich mir durch die Haare.
„Dafür garantierst du?"
Iara nickt.
„Ich kenne sie seit dem Kindergarten, ich habe ihre besten und ihre schlimmsten Phasen mit ihr gemeinsam durchgestanden und ob du ihr verzeihst oder nicht, ich bin an ihrer Seite. Sie hat um unsere Freundschaft gekämpft, als wir uns beinah zerstritten hätten. So ist sie. Wenn sie weiß, was sie will, steht sie dafür ein."
Mir wird seltsam schwummrig. Was soll das in Bezug auf mich bedeuten?
„Pff", macht Vincent. „Willst du damit sagen, nachdem sie ihn wie Müll behandelt hat, ist sie endlich bereit, ihn vom Boden aufzukratzen und zu recyclen?"
Mir entgeht das Schmunzeln nicht, das kurz über Charlottes Lippen huscht. Ich nehme es ihr nicht übel, objektiv betrachtet ist es genauso lächerlich, wie Vincent es beschrieben hat. Mir ist trotzdem nicht nach grinsen zumute.

Iara verdreht die Augen.
„Schon allein aufgrund deiner Loyalität zu Dag müsstest du mich eigentlich in dieser Sache unterstützen und ihn dazu bewegen, sich mit Pari an einen Tisch zu setzen. Liebe ist keine Krankheit, Vince, das kann man nicht heilen. Die beiden können sich nur aussprechen."
„Sie hätten sich vor Monaten aussprechen sollen, aber deine beste Freundin ist in den Iran geflohen", hält er dagegen.
„Ihr hat das geholfen", stellt Iara klar.
„Und ihm hat es geschadet", entgegnet Vincent trocken.
„Hört auf zu streiten", flehe ich, schließe die Augen und massiere meine Schläfen.
Iara und Vincent leisten meinem Befehl tatsächlich Folge. Ich spüre ihre besorgten Blicke auf mir. Charlotte spielt mit einem winzigen Loch am Saum ihrer hellblauen Bluse. Sie wäre vermutlich gerade genauso gern woanders wie ich.

Die entstandene Gesprächspause endet, als Iara sich räuspert.
„Ich kann das übrigens unmöglich vor Pari geheim halten." Darauf fällt mir keine Erwiderung ein, also spricht Vincent für mich.
„Ist wahrscheinlich eh gesünder für ihn, wenn du's ihr erzählst."
„Gesünder", ächzt Charlotte aus dem Nichts und ich hebe den Kopf. Sie hat sich Vincent mit empörter Miene zugewandt. „Er hat mit seiner Ex-Freundin geschlafen, außerdem hat er Mutter, Vater, Kind mit ihr und ihrem Sohn gespielt – er verdient diese Ohrfeige von Pari." Ich richte mich auf.
„Das zwischen Pari und mir war vorbei", rechtfertige ich mich.
„Du hattest Sex mit deiner Ex!", fährt Charlotte mich an. „Ich hätte Vincent die Eier für so ein freches Verhalten abgeschnitten." Argwöhnisch blickt mein bester Freund zu ihr hoch, doch Charlotte ignoriert ihn, sie dampft praktisch vor Wut.
„Okay", versucht Iara sie mit seichter Stimme zu besänftigen. „Pari wird dich nicht gleich kastrieren", versichert sie mir. „Mein Punkt ist einfach, dass ich ihr maximal indirekt verheimlichen kann, was du mit Alexa angestellt hast. Ich finde, sie hat ein Recht darauf, es von dir zu erfahren."
Auch die zweite Zigarette habe ich in Rekordzeit aufgeraucht, und schon juckt es mich in den Fingern, eine dritte aus der Schachtel zu holen. Jede Minute, in der ich rauche, ist eine, in der ich keine endgültige Entscheidung treffen muss.
„Steck die Dinger weg, oder ich verpetz dich an deine Mutter", rügt Vincent mich, der meine Gedanken anscheinend gelesen hat. Entweder das, oder er hat gesehen, dass meine Hand auf die Luckys zugeschwebt ist.
„Wollte ich sowieso", schwindle ich und stecke die Packung ein.

Ich bin in einem Hamsterrad gefangen. Es gibt kein Vor und kein Zurück, ich komme nicht vom Fleck. Jeden Tag in den letzten drei Monaten habe ich mich beinah stündlich gefragt, wie Pari mir das antun konnte. Zu realisieren, dass zwischen meinen Intentionen und Handlungen ein riesiger Graben klafft, ist lähmend. Pari hat mich ausgenutzt und ich nutze Alexa aus. Weil Leiden immer noch mehr Leiden erzeugt. Und weil es bequemer ist, diesen Prozess unangetastet weiterlaufen zu lassen, als aus ihm auszubrechen. Ich sehe in die zweifelnden Gesichter meiner Freunde.
„Ich will nicht mehr wie Pari sein. Ich will endlich wieder ich selbst werden", sage ich mutlos.
„Dann fang an zu akzeptieren, dass ihr zwei verschiedene Menschen seid", meint Vincent. Iara geht auf mich zu und setzt sich neben mich auf die Couch.
„Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass du zur Abwechslung mal in ihrer Haut gesteckt hast. Du hast Paris Gefühle für dich immer richtig gedeutet, obwohl sie wahnsinnig kompliziert waren und sie selbst regelmäßig daran gescheitert ist. Jetzt verstehst du vermutlich auch, wieso sie sich so beschränkt verhalten hat." Mit dem Rücken sinke ich in die weichen Kissen.
„Ja", gebe ich zu. „Ja, ich versteh's." Iara lehnt sich an mich und umfasst dabei meinen Unterarm.
„Ich bin überzeugt davon, dass du es schaffen wirst, eine Lösung zu finden, daran hat sich nichts geändert", redet sie mir gut zu und ich spanne die Kiefermuskulatur an. Ich darf nicht aufgeben. Nicht nochmal. Die Wahrheit ist doch, dass ich weggelaufen bin, als Pari am Tempodrom einen Schlussstrich unter unsere Affäre ziehen wollte. Deswegen kann ich sie nicht einfach so vergessen – Wir haben längst noch nicht alles getan, was nötig gewesen wäre; wir beide nicht. So ähnlich sieht es bei Alexa und mir auch aus, das allerdings schon wesentlich länger. Vincent hat absolut recht, sie ist der Goldstandard für mich. Ich habe jede Frau, für die ich mich auf romantischer Ebene interessiert habe, an ihr gemessen. Jede außer Pari.

„Rede mit Pari", fordert Iara mich auf. „Sie wird dir zuhören und sie wird es verstehen."
Ihr Versprechen klingt wie Musik in meinen Ohren, aber die Skepsis, dich ich in Vincents Augen erkenne, verunsichert mich.
„Du traust ihr nicht", konstatiere ich und er seufzt.
„Wichtig ist nicht, ob ich ihr traue, sondern ob du dir das zutraust", brummt er. Charlotte sieht mich ganz und gar undefinierbar an.
„Was denkst du?", frage ich sie.
„Ich finde, du solltest sowohl ihr als auch deiner Ex-Freundin reinen Wein einschenken, alles andere wäre moralisch betrachtet echt unterste Schublade", urteilt sie.

Meine Hände sind schwitzig. Ich balle sie zu Fäusten und öffne sie wieder, so geht das ein paarmal. Die bevorstehenden Gespräche jagen mir beide eine Heidenangst ein. Eine von ihnen werde ich verlieren: Pari oder Alexa. Im schlimmsten Fall sogar beide.
„Du bist nervös, das ist normal", analysiert Iara mich. „Pari weiß, dass sie's verbockt hat. Fang bei ihr an, sie hat extreme Fortschritte im Iran gemacht."
„Iara, das ist kein Thema für ein Videotelefonat", knurre ich. Verwundert zieht sie die Augenbrauen hoch.
„Sie hat es dir nicht gesagt?"
„Was denn?", erwidere ich verständnislos. Ihre Lippen öffnen und schließen sich, ohne dass sie einen Ton rausbringt. „Iara?", hake ich nach.
„Sie ist Neujahr zurückgeflogen. Pari ist wieder in Berlin."

Vincents freudloses Lachen dringt dumpf zu mir durch, als hätte mir jemand die Ohren mit Watte vollgestopft.
„Du verarschst uns doch." Er dreht sich auf seinem Stuhl um, sodass ich sein Gesicht nicht sehen kann, dann kommt es aber wieder zum Vorschein. „Sie ist wieder da und erzählt ihm kein Wort davon?"
„Ich wusste nicht, dass sie das für sich behalten hat", murmelt Iara entschuldigend.
„Das ist meine Schuld", bricht es aus mir heraus.
„Inwiefern?", will Vincent wissen.
„Das letzte Mal, als sie mich angerufen hat, habe ich sie angeschrien, dass sie mich in Ruhe lassen soll", erkläre ich.
„Ich sage ihr, dass sie das zu ernst genommen hat", wird Iara übereifrig. Sie hält bereits ihr Handy in der Hand.
„Nein, lass", wehre ich ab. „Ich melde mich bei ihr."
„Wann?", fragt Vincent augenblicklich. Er verschränkt die Arme vor der Brust.
„Keine Ahnung", grummle ich.
„Jetzt, auf der Stelle", ordnet Iara streng an. Charlotte bestätigt es noch nickend.

Deshalb finde ich mich fünf Minuten später vor der Studiotür an der frischen Luft wieder. Mit dem Freizeichen hat sich meine Herzfrequenz erhöht, das Wummern übertönt beinah ihre Stimme.
„Hallo?"
„Hey", schlucke ich.
„Hi", sagt sie heiser. Eine komische Stille breitet sich aus, die vielleicht zwei oder drei Sekunden währt.
„Du bist wieder in Berlin?", formuliere ich als Frage, wovon ich längst weiß, dass es stimmt.
„Ja, seit dem Ersten."
Ich lege eine Hand über meinen Mund, nehme sie wieder weg.
„Hast du mir nichts gesagt, weil ich dich das letzte Mal so angebrüllt habe?"
Pari gibt einen erstickten Laut von sich.
„Na ja, du bist ziemlich deutlich geworden, als du mir vermittelt hast, dass ich dich nicht mehr kontaktieren soll", umschreibt sie ihre Beweggründe.
„Ja, dafür wollte ich mich entschuldigen", sage ich.
„Entschuldigung angenommen."
Ich schließe die Augen, schmeiße jeden störenden Gedanken aus meinem Kopf.
„Pari?", frage ich, nachdem ich etwas ruhiger geworden bin. „Können wir reden? Persönlich?" Angespannt halte ich den Atem an.
„Wann immer du willst", antwortet sie. Ihre Stimme ist eine Oktave höher als sonst und wacklig.
„Übermorgen?", schlage ich vor.
„Ja, in Ordnung. Ich bin von zehn bis zwölf in der Uni, wegen der Exmatrikulation."
Exmatrikulation. Sie bricht ihr Studium ab.
„Soll ich dich um zwölf abholen und wir machen einen Spaziergang über den Campus?"
„Okay", sagt sie zaghaft zu.
„Okay", wiederhole ich. Alles, was wir einander jetzt noch zu sagen haben, gehört nicht in ein Telefonat. „Bis dann", verabschiede ich mich.
„Bis übermorgen."
Ich lege auf. Meine Knie sind weich und ich fühle mich elend. Wohin soll das alles führen?

Zwischen uns

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