5.
Keuchend stolperte Juna von dem Kreis aus rotem Licht, der sie umschlossen hatte weg und blickte sich hastig um. Die Bäume waren gewichen, stattdessen wuchs um sie herum kniehohes Gras, das sich feucht und kalt an ihre Beine klebte. Der Giftefeu war allerdings noch da, er schlängelte sich nun an einem hölzernen Zaun in die Höhe. In einiger Entfernung ragte ein Gebäude auf.
Die Elfe kniff die Augen zusammen und schüttelte verzweifelt den Kopf. Was war passiert, wo war sie? Das konnte doch nicht sein! Da kletterte sie einmal über den Zaun und schon war sie hoffnungslos verirrt in den Mysterien dieser Welt! Oder war das etwa eine Falle, hatte die Grenzenmagie doch noch gewirkt?
Nicht weit von sich entfernt sah sie in diesem Moment einen Funken aufflammen. Juna kniff die Augen zusammen und starrte angestrengt in die Richtung. In der Dunkelheit konnte sie schemenhaft die Umrisse einer Person erkennen, die am Zaun lehnte. Juna wog ihre Möglichkeiten ab und setzte sich dann kurz entschlossen in Bewegung, darauf bedacht dem roten Licht nicht näher zu kommen. Zwar hatte man ihr beigebracht, Fremde möglichst zu meiden, aber wahrschenlich war sie sowieso schon entdeckt worden. Außerdem, vielleicht konnte diese Person ihr ja weiterhelfen oder zumindest verraten, wo sie sich befanden.
Als sie näher kam, konnte Juna mehr Details der Unbekannten erkennen. Es schien ein Mädchen zu sein, sie hatte ungefähr die Größe und Statur einer Elfe, doch alles an ihrem Aussehen war merkwürdig.
Es fing bei ihrer Kleidung und ihrem Verhalten an: Sie trug etwas, was man mit gutem Willen vielleicht als Hose bezeichnen könnte, jedoch aussah als wäre es aus einer alten, zerrissenen Satteldecke zusammengenäht. Ihr Oberteil dagegen ähnelte stark einem Kartoffelsack. In der Hand hielt das Mädchen einen kleinen Gegenstand, eine Art Stäbchen, das an der Spitze glühte, und nun führte sie es zum Mund und schien einen tiefen Atemzug zu nehmen.
Auch ihre Haare verwirrten Juna: Sie waren so kurz wie sie es bei einer Elfe noch nie gesehen hatte, reichten nur knapp bis zur Schulter, und einige Strähnen waren aus unerfindlichen Gründen noch kürzer. Außerdem war das Haar dünn und matt, wie bei Adelaida, was hieß dass das Mädchen ihre Magie verloren haben musste. Für eine Witwe schien sie noch zu jung, also musste es irgendwie anders passiert sein. Ein tragischer Brandunfall vielleicht? Das würde auch die ausgefransten Haarspitzen erklären. Inmitten von all der Verwirrung im ihrem Inneren spürte Juna eine Welle von Mitleid.
Die Fremde inhalierte noch einmal ihr Glimmendes Stäbchen, während dieses langsam verglühte. Da entdeckte sie aus dem Augenwinkel Juna. "He!", rief sie und fuhr herum. Als sie Juna erblickte riss sie die Augen auf. Die Elfe tat es ihr gleich. Denn das war wohl das Merkwürdigste am Aussehen des Mädchens: Ihr Gesicht war dem Junas vollkommen gleich.
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